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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 50/51


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Die Kirche erhielt landesherrliches Patronat, vermutlich des-
halb, weil in der alten Stadt dem Landesherrn das Patronats-
recht zustand und das dort bestehende Pfarrsystem nach Lüben
verlegt wurde187). Das Altstädter Pfarrland wurde zur Wiedemut
der Lübener Kirche, und die Altstädter Kirche wurde von Lüben
aus bedient. Bereits um die Mitte des XIV. Jahrhunderts war Alt-
stadt in kirchlicher Beziehung völlig an Lüben angegliedert188). Das
Patronat über Altstadt, welches die Stadt 1319 erhielt, gewährte
ihr höchstens das Recht, einen Kaplan oder Altaristen zu berufen.
Die ursprünglich nach Altstadt eingepfarrten Ortschaften wurden
dem Lübener Kirchspiel zugeteilt. Außer den heute noch zur
Lübener Parochie gehörenden Dörfern Guhlau, Klaptau, Knieg-
nitz, Mallmitz, Muckendorf, Samitz, Ziebendorf, mögen noch
andere in Lüben ihren Pfarrort gehabt haben: Ketzerfeld189) wurde
erst in späterer Zeit abgezweigt; Ossig scheint zeitweilig in parochi-
aler Verbindung mit Lüben gestanden zu haben190).
Die Pfarre in Lüben war reich dotiert. Außer der in der
Altstädter Gemarkung gelegenen Wiedemut gehörte ihr später das
Schloßgut in Samitz mit dem ganzen Dorf ). An der Pfarre
flossen die sehr bedeutenden Dezemabgaben aus der Stadt und
den eingepfarrten Dörfern; die Höhe des Dezems war ent-
sprechend der Güte des Bodens verschieden bemessen. Altstadt,

S. 189 sind für die Beantwortung der vorliegenden Frage belanglos.
Der Artikelschreiber hält die Sakristei für den ältesten Teil, wofür
namentlich die Fensterformen und das Deckengewölbe sprechen sollen.
Der Turm soll nach der Versicherung der "Bausachverständigen" das
Baugepräge des XII. (!) Jahrhunderts tragen.
187 Die Stadt Lüben erhielt das Altstädter Patronatsrecht erst durch
landesherrliche Verleihung am 23.4.1319 (S.R. 3910).
188 In der Urkunde des Kardinals Johann von St. Marcus vom
14.1.1376 (Heyne, Bistum Breslau II, 97) wird unter den zum Archi-
presbyteriat Steinau gehörigen Parochien in Lüben die Pfarr-Schloß-
kirche und das Hospital genannt; Altstadt fehlt. - In einem Notariats-
instrument vom 27.11.1399 (Z.G. XXXIII 393) wird unter den zur
sedes Stinaviensis gehörenden Dörfern Altstadt ebenfalls nicht genannt.
Es war nicht mehr Pfarrkirche.
189 Ueber "Ketzerfeld" vergl. meinen Aufsatz in Heft IV der Mit-
teilungen des Geschichts- und Altertumsverein zu Liegnitz über die Be-
siedelung des Kreises Lüben. Ketzerfeld ist das jetzige Ober-Oberau, das
noch im XVII. Jahrhundert nach Lüben eingepfarrt war.
190 Noch 1516 (cf. das untengenannte Registrum annonarum) hatte
Ossig Geld, Hühner usw. nach Lüben zu liefern. Bemerkt wird: ‚de
illa pecunia que cadit de villa Ossigk dominus plebanus tenetur
contentari dominum Johannem Schulcz aut suum successorem cum 6 fl.).
191 In den Besitz von Samitz gelangte die Pfarre erst im Anfange
des XVI. Jahrhunderts. Der Pfarrer Caspar Glaubitz wird zuerst als
Erbherr von Samitz bezeichnet; 16.1.1514 (Consignation der die
Pfarrthey Lüben betr. Briefschafften Rep. 28 O:A. Lüben I); über
Samitz urkundet als Erbherr der Pfarrer Georg Hirsenberger am
29.4.1532 L.B.W. 862a.