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Hand. Schon am 30. April hatte die schwache kaiserliche Besatzung
"aus Furcht des Feindes" Lüben verlassen485) und sich nach Lieg-
nitz zurückgezogen; die Goldberger und Haynauer machten es
ebenso. Am 27. Mai nahmen Stalhantsch, Lilienhock und Königs-
mark Parchwitz; der gefangene Schloßkommandant Gemöhl wurde
nach Glogau geschickt486). Darauf sammelte sich die gesamte schwe-
dische Armee bei Kunitz und rückte von hier nach Schweidnitz ab.
Am 31. Mai schlug Torstenson den Herzog Franz Albrecht bei
Pilgramshain. Letzerer geriet schwer verwundet in schwedische
Gefangenschaft und erlag bald darauf seinen Verletzungen. Ein
neues kaiserliches Heer unter Erzherzog Leopold Wilhelm nötigte
Torstenson zum Rückzug, während der Erzherzog gegen Glogau
vordrang, um es den Schweden wieder zu entreißen. Damit ge-
staltete sich die Lage für Lüben wieder sehr bedrohlich, während
die Stadt anfänglich wenig zu leiden gehabt hatte487). Glogau
hielt sich, bis Torstenson mit verstärkter Macht herbeieilte, um die
Kaiserlichen zur Schlacht zu zwingen. Der Erzherzog brach jedoch
am 10. September die Belagerung ab und zog sich auf Lüben
zurück, wo er am 12. mit seinem Heere eintraf und sechs Tage
rastete488). Die Schweden wandten sich inzwischen gegen die
Heinzenburg489) und eroberten sie nach mehrtägiger Beschießung.
Die 200 Mann starke Besatzung wurde untergesteckt, die Festungs-
werke wurden geschleift. Lüben litt furchtbar unter der unwill-
kommenen Einquartierung der kaiserlichen Armee, zumal sich die
Soldaten aus Religionshaß aufs feindseligste betrugen. Die
unerhörte Quartierlast stürzte die Bürgerschaft in die bitterste
Armut490). Kein Wunder, daß Pastor Andreas Klölichen im Tauf-
register am 12. September bemerkte: "in summis urbis et urbi-
colarum angustiis exercitu Caesareo relicta obsidione Glogoviensi
hic subsistente - O Deus, in quae nos reservasti tempora! ("in
höchster Bedrängnis der Stadt und ihrer Bewohner durch das
kaiserliche Heer, das sich nach dem Abbruch der Belagerung von
Glogau hier aufhielt. - O Gott, was für Zeiten läßt du uns
485 Liegnitzer Kriegsprotokolle. - Notiz im Lübener Taufregister:
Am 27. Mai läßt Georg Rudinger aus Tarxdorf sein Kind in Lüben
taufen; "da kind ist vor 10 Tagen jung geworden, hat aber in abwesen-
heit des Pastorius zu Dieban vnd marschierenden Schwedischen Armee
wegen nicht können getaufft werden".
486 Liegnitzer Kriegsprotokolle.
487 Am 24. Juni starb "die Georg Schmidin, eine Paurin von
Zybendorff, nachdem sie 14 Tage vorheer bey nächtlicher Weile zu Zyben-
dorff von Soldaten einen geferlichen Schuß empfangen". Es war also
in der Umgegend nicht geheuer.
488 Liegnitzer Kriegstagebuch.
489 Lucae Denkwürdigkeiten. cf. Burkert, Chronik von Heinzen-
burg, Seite 17.
490 Fischer u. Stuckart, Die Zeitgeschichte der Städte Schlesiens,
1820, S. 78, cf. auch Knie, S. 229. |
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