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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 250/251
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einzelnen Bezirken die Kandidaten nominiert, welche in die engere
Wahl gezogen wurden, hierauf erfolgte die Wahl selbst. Sie ver-
lief in den ersten drei Bezirken ordnungsmäßig, während im
vierten Bezirk sofort nach der Wahl Protest eingelegt wurde, den
der Magistrat als gerechtfertigt anerkannte. Einmal waren drei
Brüderpaare und dann zwei Bürger gewählt worden, von denen
der eine durch unsittlichen Lebenswandel Anstoß gegeben hatte,
der andre sich früher Unregelmäßigkeiten im Amte hatte zu
Schulden kommen lassen. Die Glogauer Kammer sah davon ab,
die ganze Wahl des Bezirks zu kassieren und ordnete Neuwahl
von 5 Stadtverordneten an, da den beiden moralisch zweifelhaften
Männern das aktive und passive Wahlrecht abgesprochen wurde.
Die Neuwahl hatte das Ergebnis, daß wohl 4 Stadtverordnete
ordnungsmäßig gewählt wurden, daß aber wieder die Wahl auf
den Bruder eines bereits anderweitig gewählten Stadtverordneten
gefallen war. Um einen dritten Wahlgang zu vermeiden, wurde
ein Stellvertreter einberufen. Die Behörde bestätigte die Ge-
wählten. Die ersten erkorenen Stadtväter waren: 1. Glöckner
und Hausbesitzer Karl Kirchhoff; 2. Bäckermeister und Hausbesitzer
Friedrich Schorschke; 3. Tuchmachermeister und Hausbesitzer
Samuel Gottlob Müller; 4. Schuhmachermeister und Hausbesitzer
Friedrich Kattmus; 5. Tuchmachermeister Gottfried Ferdinand;
6. Tuchmachermeister und Hausbesitzer Friedrich Herrmann; 7.
Bäckermeister und Hausbesitzer Samuel Schaudienst; 8. Tuch-
machermeister und Hausbesitzer Benjamin Gottlob Lange;
9. Breither-Müllermeister Johann Joseph Wache; 10. Sattler-
meister und Hausbesitzer Gottlieb Seydel; 11. Tuchmachermeister
und Hausbesitzer Johann Gottlob Richter; 12. Tuchmachermeister
und Hausbesitzer Samuel Benjamin Richter; 13. Tuchmacher-
meister und Hausbesitzer Benjamin Gottlob Richter; 14. Kauf-
mann und Hausbesitzer Benjamin Krätzig; 15. Gastwirt und
Besitzer des "Schwarzen Adlers" Christian Ubert; 16. Seifensieder
und Hausbesitzer Carl Petzold; 17. Tuchmachermeister und Haus-
besitzer Gottlob Vollmar; 18. Hausbesitzer Ernst Benjamin Riedel;
19. Tuchmachermeister und Hausbesitzer Benjamin Gottlob Örtel;
20. Tuchmachermeister und Hausbesitzer Benjamin Rudolph;
21. Fleischermeister und Hausbesitzer Gottlob Schütze; 22. Stadt-
chirurg und Hausbesitzer Carl Umlauff; 23. Dr. med. und Haus-
besitzer Anton Müller; 24. Apothekenbesitzer Ludwig Schultz. -
Die Stellvertreter waren: 1. Lohgerbermeister und Hausbesitzer
Samuel Gottlieb Riedel, 2. Schuhmachermeister und Hausbesitzer
Wilhelm Lange, 3. Handschuhmachermeister und Hausbesitzer
Friedrich Pfeiffer, 4. Tuchmachermeister und Hausbesitzer Carl
Schaudienst, 5. Tuchmachermeister und Hausbesitzer Benjamin
Förster, 6. Bäckermeister und Hausbesitzer Gottfried Eschert,
7. Tuchmachermeister und Hausbesitzer Gottfried Weber, 8. Stadt-
musikus und Hausbesitzer Gottlieb Buchwald. Am 17. März fand
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die konstituierende Versammlung der Stadtverordneten statt;
Seifensieder Petzold671) wurde zum Vorsteher, Stadtchirurg
Umlauff zum Stellvertreter gewählt. Am 20. März erfolgte die
Wahl der Vorsteher der vier Bezirke. Sie wurde von den Stadt-
verordneten vollzogen. Im ersten Bezirk wurde Tuchmacher-
meister Samuel Rudolph, im zweiten Bäckermeister Gottfried
Eschert, im dritten Hausbesitzer Gottlieb Schüller, im vierten
Fleischermeister Christian Schütze und Tuchmachermeister Christian
Förster gewählt.
Die Stadtverordnetenversammlung erfuhr alsbald erhebliche
Veränderungen. Dr. Müller schied Ende April infolge Verzuges
aus, Apotheker Schultz konnte wegen geschäftlicher Hindernisse sein
Mandat nicht ausüben und legte es nieder. An ihre Stelle wurden
die ältesten Stellvertreter Eschert und Buchwald einberufen. Am
15. Mai fand die Wahl des neuen Magistrats durch die Stadtver-
ordneten statt; vier Stadtverordnete traten in den Magistrat über:
Umlauff als Kämmerer, als unbesoldete Ratmänner: Gastwirt
Ubert, Hausbesitzer Riedel, Tuchmachermeister Johann Gottlob
Richter. An ihre Stelle traten: Hausbesitzer und Schuhmacher-
meister Wilhelm Lange, Kärmer Friedrich Jänichen, Hausbesitzer
und Handschuhmachermeister Friedrich Pfeiffer, Hausbesitzer und
Lohgerber Samuel Gottlob Riedel. Für diese mußten Ersatz-
wahlen angeordnet werden, um die Zahl der Stellvertreter kom-
plett zu erhalten. So war des Wählens kein Ende, noch ehe die
neue Verwaltung in Kraft trat.
Auf die Zusammensetzung des Magistrats legte die Regie-
rung672) naturgemäß großen Wert; sie wollte darin keine unge-
eigneten und unzuverlässigen Elemente haben. Infolgedessen
wurden sowohl über die bisherigen wie für die künftig in Aussicht
genommenen Magistratsmitglieder genaue Charakteristiken, sei
es von dem Steuerrat, sei es von dem Bürgermeister eingefordert,
wobei besonders das Verhalten während der Invasionsjahre
1806/08 berücksichtigt werden mußte673). Vom Bürgermeister
Griesberg ist folgende Personalbeschreibung vorhanden: "Ein
bekannter, brauchbarer Offiziant, der jedoch manchmal leider
Neigung zum Trunk zeigt". Der bisherige Sekretär und Registra-
tor Ernst Wilhelm Richter, 1809 zum besoldeten Ratmann und
Stadtsekretär erwählt, wird folgendermaßen charakterisiert: "Ein
sehr brauchbarer, fleißiger Offiziant von sehr gutem Benehmen".
Kämmerer Umlauff "scheint vollkommen brauchbar zu sein, sein

671 Er starb am 14. Oktober 1810.
672 Mit 1.4.1809 war die Glogauer Kammer durch die Königliche
Regierung in Liegnitz ersetzt.
673 cf. Ziekursch "Das Ergebnis der friederizianischen Städtever-
waltung und die Städteordnung Steins".