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wurde später beim Ausbruch des Liegnitzer Erbfolgestreits 
 bedeutungsvoll. 
Ludwig dürfte zehn Jahre lang (1348-58) in Lüben residiert 
 haben. In dieser Zeit knüpften sich zwischen ihm und der Stadt 
  enge Beziehungen, die allerdings später, als der Herzog seine 
   Residenz nach Brieg verlegt hatte, loser wurden. Er bestimmte 
    das Lübener Gebiet zum Leibgedinge seiner Gemahlin Agnes, 
     die am 21. September 135797) die Huldigung der Mannschaft und 
      der Stadt Lüben entgegennahm. 
Herzog Ludwig war nicht verschwenderisch in Schenkungen 
 auf Kosten der fürstlichen Zivilliste, wie Johann von Steinau, 
  - dazu war er ein zu guter Wirt -, aber er verstand seine Mittel 
   am rechten Orte zweckmäßig zu verwenden. Für kirchliche Zwecke 
    hatte er immer eine offene Hand. In seinen ersten Regierungs- 
    jahren mußte er darauf bedacht sein, sich gegen einen Handstreich 
     seines Bruders zu sichern. Er setzte daher den Ausbau des Lübe- 
     ner Schlosses, den schon sein Vater begonnen hatte, fort und schuf 
      sich dort nicht nur eine fürstliche Residenz, sondern gleichzeitig 
       einen festen Platz, der noch im Dreißigjährigen Kriege militärische 
        Bedeutung besaß98). Die Stadt wurde mit einer Mauer von 
         4-5 Fuß Stärke und 15 Fuß Höhe umgeben, deren fortifikatori- 
         scher Wert durch 14 Türme erhöht wurde99). Um die erheblichen 
          Kosten der Befestigungswerke und die sonstigen Ausgaben für die 
           Kriegführung zu decken, bedurfte Ludwig der Hilfe der Lübener 
            Bürgerschaft, die ihm anscheinend beträchtliche Summen vor- 
            streckte. Der Herzog entschädigte die Stadt durch die Ueberlassung 
             der landesherrlichen Zölle, von denen jedoch ein jährlicher Betrag 
              von 70 Mark für den Thronerben Herzog Heinrich reserviert 
               blieben100). Später fiel auch diese Summe an die Stadt; am Ende
  
97   Lehnsurkunden I, S. 332. 
98  Das älteste Stadtbild vom Jahre 1613 - früher in der Begräbnis- 
kirche auf dem alten Kirchhofe - stellt das Schloß als eine umfangreiche 
 Citadelle dar mit Ausfallstor und Schießscharten nach dem Bleicherdamm. 
  Das ganze wird überragt von einem hohen quadratischen Turm mit 
   Geländerbrüstung und von einem höheren schlanken Turm (Hedwigs- 
   turm?). - Vor der Mauer lag ein Wall, vor diesem der Wallgraben, 
    der wieder von einem hohen Wall begrenzt war. Später scheint der 
     Wallgraben wenigstens an den Toren doppelt gewesen zu sein. 
     99  Die Lage der Türme ist noch festzustellen; die Tortürme sind bei 
      den obengenannten 14 jedenfalls nicht eingerechnet. Mauertürme be- 
      fanden sich: Schloßstraße 7; Schloßstraße zwischen 11 und 12 der sogen. 
       Judenturm; Oberglogauer Straße 7, 12, 14; vermutlich auf dem jetzigen 
        Schulplatz; Kirchplatz 2 (noch vorhanden); Kirchplatz 3, eingebaut in das 
         Glöcknerhaus; Mälzergasse 2; Mälzergasse 3, ehemaliges Armenhaus. 
          Vermutlich sind von da bis zum Liegnitzer Turm noch 2 Türme, von dort 
           bis zum Steinauer Turm noch 1 Turm gewesen. 
           100  Urkunde vom 26.5.1388 Depos. der Stadt Lüben Nr. 9. - 
            Abschrift bei Ziekursch Mscrp. 22 Nr. 13 und Worbs Mscrp. Fol. I Nr. 12. 
             Am 14.5.1388 (Donnerstag vor Pfingsten) - bei Ziekursch a.a.O. 
              Nr. 12 und Worbs Nr. 11 - bevollmächtigt die Herzogin Margarete | 
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des XV. Jahrhunderts war sie im ungeschmälerten Besitz der fürst- 
lichen Zollgefälle. Auch die Walkmühle ging damals aus dem 
 landesherrlichen in den städtischen Besitz über101); sie wurde aber 
  später vom Fiskus zurückgekauft. Ludwig schuldete endlich der 
   Stadt noch eine Summe von 1100 Mark, die er seinerzeit zu des 
    Landes Notdurft hatte aufnehmen müssen, und deren Tilgung er 
     in seinem Testament seinen Erben zur Pflicht machte102). Die 
      Stadt hatte die Bürgschaft für die Schuld übernommen und hatte 
       sie mit 100 Mark pro Jahr zu verzinsen103). Dafür entschädigte 
        sie Ludwig noch bei Lebzeiten durch eine Anweisung in gleicher 
         Höhe auf das fürstliche Geschoß von einigen Dörfern im Ohlau- 
         ischen. Wann die Schuld getilgt worden ist, ist nicht bekannt. 
In zwei strittigen Angelegenheiten erzielte Lüben unter 
 Ludwigs Regierung eine günstige Entscheidung, einmal - wie 
  bereits erwähnt - in der Abgrenzung der Stadtheide gegen 
   Eisemost am 26.4.1391104), und dann in einem Streit mit 
    Heinrich und Pecze Falkenhayn in Mallmitz über den städtischen 
     Viehweg an der Glogauer Straße, der in der Breite von einer 
      halben Hufe von den beiden alten Gräben jenseits der Seen be- 
      ginnend bis zur städtischen Heide der Stadt zugesprochen 
       wurde105). 
Ludwig hatte im Jahre 1362 seine Gemahlin Agnes, deren 
 Leibgedinge Lüben werden sollte, verloren. Infolge dessen konnte 
  er über das Lübener Territorium anderweitig verfügen. Er 
   stellte es 1381 unter die Regentschaft seines Sohnes Heinrich, der 
    von einer schweren Verwundung im Jahre 1373 eine Narbe be-
  
ihren Gemahl Heinrich, die 70 Mark von dem Zoll in Lüben, ihrem 
 Leibgedinge, an jede beliebige Person weiterzuverkaufen. Am 20.10.1406 
  verkaufte Heinrich IX., der Sohn des Vorgenannten, 12 Mark weniger 
   10 Gr. jährl. Zins auf den Erbzoll in Lüben an die Stadt für 40 Mark 
    und 100 Prager Groschen. Depos. der Stadt Lüben Nr. 12. Bei Ziekursch 
     a.a.O. Nr. 15; bei Worbs Nr. 14. 
      101 In der Privilegien-Konfirmation vom 3.9.1498 (Ziekursch a.a. 
      O. Nr. 4) wird bemerkt, daß die Walkmühle vor 100 Jahren um "100 
       Mark groschin desir lande Zahl und Werung" der Stadt abgetretem 
        worden sei. 
        102  Testament Ludwigs vom 4.4.1396 im Cod. dipl. Sil IX 253, 
         ‚do wir sc (sc dy burger von Lobin) in vnsern grosen noten ver- 
         saczt habin, domete wir ouch vnser lande behalten vnd dirkregin 
          habin'. 
          103  Z. G. XI Reg. Herzog Ludwigs Nr. 1031 Urkunden vom 1.6.1390 
           und 1164 vom 24.8.1396. Laut der letzten Urkunde hat die Stadt die 
            100 M. jährl. Zins auf Lüben für 1200 M. verkauft; der Ueberschuß 
             von 200 M. wird zwischen Stadt und Herzog geteilt. Letzterer verspricht 
              erneut die Ablösung. 
              104  Urkunden der Stadt Lüben Nr. 11. 
              105  Ebenda Nr. 9. Bei Worbs Mscr. Fol I 416 datiert vom Montag 
               vor Martini 1349 i. e. 9.11.1349; in den Regesten Herzogs Ludwigs 
                Z. G. VI Nr. 57 datiert vom Montag vor Stephanie 21.12.1349. |