Zum Gesamtüberblick Zur vorigen Seite Zur nächsten Seite Zur letzten Seite (Inhalts- und Abbildungsverzeichnis)
Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 66/67
- 66 -

durch Dotation von 30 Mark, wozu Lic. Kittel in Breslau
12 Mark beigetragen hatte281). Zugleich wurde ein Wohnhaus
für den Altaristen angewiesen. Die bischöfliche Konfirmation
erfolgte 7.7.1519. Das Patronat erhielten die Aeltesten der
Bruderschaft. Wöchentlich waren vier Messen zu lesen, davon drei
zu Tagesanbruch. Infolgedessen hieß die Stiftung auch Gestift
Aurora. Die Dienstagmesse war bestimmt zum requiem pro
sacerdote cum collecta pro sacerdotibus; die Donnerstagmesse
war requiem pro familia cum collecta pro fratribus et sororibus;
die Sonnabendmesse war de beata virgine cum collecta pro
sacerdote; die vierte Messe war requiem für die Bruderschaft und
ihre Wohltäter. An den Quatembern waren von den Altaristen
die Vigilien, Umgänge, Requiems, Predigten für die Toten der
Bruderschaft zu halten. Altarherr war seit 1519 Petrus Fideler,
der noch 1535 nachweisbar ist282).
17. Altar von 1523 noch vorhanden. Das Mittelfeld stellt
den Tod Mariens, umgeben von den 12 Aposteln, dar. Die Innen-
seiten der Flügel enthalten Szenen aus der Leidensgeschichte und
der Kindheitsgeschichte Jesu; die Außenseiten zeigen alttestament-
liche Vorbilder, die Predella das hl. Abendmahl. Über dem Altar-
schrein stehen unter Baldachinen die Figuren Johannis Bapt.,
Helena, Maria mit dem Kinde, Hedwig, Stephanus, Christo-
phorus283).
Der Hochaltar stammt jedenfalls aus dem XVII. Jahrhundert;
der frühere aus dem Mittelalter soll durch Blitzschlag zerstört
worden sein.
Am nördlichen Seitenschiff der Kirche wurden drei Kapellen
angebaut, von denen die westliche heute noch als Nonnenkirche
bekannt ist. Es scheint aber zweifelhaft, ob sie je den Nonnen
oder Seelenweibern gedient hat. Ihre Bestimmung im XV. Jahr-
hundert ist unbekannt; das Gleiche gilt von der daneben liegenden
Kapelle. Vielleicht hatten dort die Mälzer den Fronleichnams-
altar. Die dritte Kapelle wurde vom Bäckermittel errichtet; dort
befand sich der Annenaltar mit einem Leidensgarten284).
Am 10. Oktober 1511285) - vermutlich nach Abschluß aller
Um- und Anbauten - erteilte die Kardinalskongregation der
Ablässe einen jährlichen Ablaß von 1240 Tagen für die Pfarr-
kirche in Lüben unter Beschränkung seiner Wirkung auf die Fest-

281 Ebenda 852. 7.7.1519. Das fehlende Datum ist nach dem
Inkorporationsbuche des Bischofs Thurzo, Diözesan-Archiv II b 4 zu
ergänzen.
282 Rep. 3 L.B.W. 866.
283 Nach Lutsch a.a.O. - Ob der 22.12.1519 (Rep. 3 850) ge-
nannte Altar ohne nähere Bestimmung mit einem der bereits genannten
identisch ist, ist nicht zu entscheiden.
284 cf. die Liste der Altäre Nr. 14.
285 Rep. 3 L.B.W. Nr. 841