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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 82/83
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hat sich nicht erfüllt. Die Herzogin starb am 25. April 1550340).
Ihre Beisetzung fand am folgenden Sonntage statt. Die Leiche
wurde vom Liegnitzer Rat und den Geschworenen bei den sieben
Kreuzen an der Waldauer Straße in Empfang genommen. Die
Herzogin Katharina von Liegnitz erwartete den Leichenzug mit
ihrem Hofstaate an der Ziegelscheune. In der Fürstengruft zu
St. Johannis wurde die Fürstin beigesetzt "in eyner mardern
thamaschken schauben mit eynem Korallen paternoster halb gulde-
ner steyne, eynem Bunde halb goldt halb korellen. - Gott wolde
die selben zu gnaden haben, den leyb an ihenem tagk widder
aufferwecken."
Infolge des Todes der Herzogin Anna trat Lüben unter die
Oberhoheit des Liegnitzer Herzogs. War bisher das Schwenck-
feldertum in der Stadt Jahrzehnte hindurch gefördert worden,
so hatte es bei der kirchlichen Stellung Friedrichs III. hinfort auf
keinerlei Schonung zu rechnen. Eine unbesonnene Tat scheint
Anlaß zu dem ersten Zusammenstoß gegeben haben341). Ein
Schwärmer - jedenfalls ein schwenckfeldischer Sendbote - hatte
öffentlich auf dem Markte gepredigt und angeblich die Posaune
des Aufruhrs gegen den Fürsten und das evangelische Ministeri-
um, d. h. die Geistlichkeit geblasen. Pastor Tilgner erstattete dem
Herzog Anzeige und berichtete, daß der Rat der Stadt nichts
getan habe, den ärgerlichen Auftritt zu hindern. Der Herzog
sammelte in der Nacht vom 4. zum 5. Oktober die geharnischte
Bürgerschaft von Liegnitz und zog gegen Lüben. Dort traf er vor
Tages Anbruch ein, nahm die Stadtschlüssel entgegen und besetzte
die Stadt. Er hielt ein strenges Gericht. Den Schwärmer ließ
er auf dem Ringe zur Staupe schlagen, ihm die Ohren abschneiden
und ihn danach des Landes verweisen. Ein Schneider und ein
anderer Bürger namens Andreas Arleth wurden gefesselt und
nebst dem Rat und dem Stadtschreiber nach Liegnitz überführt.
Dort wurde der Schneider im Haynauer, Andreas Arleth im
Goldberger, Rat und Stadtschreiber im Glogauer Turm verwahrt.
Später wurden der Bürgermeister, die Ratsmitglieder und Arleth
in einer Herberge untergebracht, während der Schneider und der
Stadtschreiber im Gefängnis verblieben. Nach vierzehntägiger
Haft wurden die Ratsmitglieder und die übrigen Schuldigen ent-
lassen, während der Stadtschreiber erst nach 15 Wochen die Freiheit
wiedererlangte. Außerdem hatten alle gemeinsam 600 rtl. Strafe
zu zahlen, und die städtischen Beamten wurden ihrer Ämter ent-
hoben. Am 29. Juni 1552 wandten sich Hans Resch, Merten
Habermann, Andreas Arnold, Nickel Kretschmer, Hans Seiffert.

340 Stadtarchiv Liegnitz B. 7. Aufzeichnungen eines Liegnitzer Stadt-
schreibers Valentin Nitius. Grotefend nennt den 10.5.1550; der Tod
erfolgte: Freitag zur Nacht nach Misericord. Domini vmb 8 hora.
341 Ebenfalls nach Aufzeichnungen des Valentin Nitius.
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Veronika Hans Finsterin, augenscheinlich die Delinquenten von
1550, an den Herzog und baten um Verzeihung "ihres fürneh-
mens, so sie gegen Herzog Friedrich fürgenommen". Gleichzeitig
erbaten sie eine Beihilfe zur Rückerstattung der 600 rtl., die sie
von Breslau geborgt hätten und zum größten Teile noch schulde-
ten342). Für den Stadtschreiber verwandte sich der Hauptmann
von Brauchitsch am 26. Februar 1556 bei dem Herzog mit der
Bitte, ihm in Gnaden die Strafe zu erlassen343).
Das Schwenckfeldertum in Lüben war durch das Exempel,
welches Friedrich statuiert hatte, nicht gebrochen. Die beiden
eifrigsten Bekämpfer der Sektiererei verließen schon im Jahre
1551 den Kampfplatz. Friedrich wurde unter Kuratel gestellt und
der Regierung enthoben, Pastor Tilgner starb plötzlich. Auch
seinem Nachfolger Thomas Lindner war nur eine kurze Wirk-
samkeit beschieden. Er erlag am 5. Februar 1552 einem Schlag-
anfall. Er war übrigens der letzte Lübener Pfarrer, welcher die
reichen Einkünfte der Pfarre unverkürzt bezog. Bald nach seinem
Tode wurden sie vermutlich auf Veranlassung des Landes-Statt-
halters Otto von Zedlitz zum fürstlichen Kameralamte einge-
zogen344). Man bedurfte ihrer zur Sanierung der trostlosen
Schuldverhältnisse, in welche die Mißwirtschaft Friedrichs III. das
Land gestürzt hatte. Es handelte sich um 72 Malter Dezem und
ansehnliche Silberzinsen von Ritter- und Bauerngütern aus der
Nachbarschaft und die Erträge der Pfarrwidemut in Altstadt345),
jedenfalls auch des Dorfes Samitz, das der Pfarre gehörte. Der
Pfarrer und der Kaplan erhielten vorerst eine angemessene Be-
soldung an Geld, Holz und Getreide, aber bald zeigten sich die
schädlichen Folgen der Maßregel.
Nach Lindners Tode wurde Nikolaus Grenewitz nach Lüben
berufen, ein siebzigjähriger Greis, dessen Kräfte in einem arbeits-
reichen Leben aufgerieben worden waren und je länger je mehr
verfielen. Kein Wunder, daß die Schwenckfelder in Lüben sich
von dem erlittenen Schlage erholten. Bereits am 27. Juli 1554
beschwerten sich die Pfarrer der Weichbildstädte346) des Liegnitzer
Fürstentums, darunter auch der Lübener, über "das verterblich

342 Rep. 28 O.A. Lüben V.
343 Ebenda.
344 "Memorial aus einem alten Verzeichnis von unterschiedlichen
Veränderungen beym Lübnischen Pfarrdienst" im Pfarrarchiv. Es
stammt aus dem Anfange des XVII. Jahrhunderts.
345 Rep. 28 O.A. Altstadt. Der Pächter des Widmutgutes in
Altstadt Caspar Lippert wurde 1556 von dem Hauptmann v. Brauchitsch
ausgewiesen, weil er die Widemut vollständig heruntergewirtschaftet hatte
und seinen Verpflichtungen nicht nachkam. Daraufhin wollte die Fleischer-
zeche die Widmut pachten, fand aber bei dem Hauptmann kein Gehör.
O.A. Lüben V.
346 Rep. 28 X. 5. g. Freitag vor Martha 1554.