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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 150/151
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berechtigt sei, an den Kirchen fiskalischen Patronats nach Belieben
Geistliche seiner Konfession anzustellen. Auf eine solche Maßnahme
war man auch in Lüben nicht gefaßt.
Am 18. Juni 1676 starb der Diakonus M. Abraham Kittel.
Die Berufung eines Nachfolgers schien unter den obwaltenden
Umständen sehr fraglich. Rasch entschlossen berief der Magistrat
als Patron der Kirche in Altstadt den Auditor an der Stadtschule,
Christian Profe, bereits am 23. Juni 1676 zum Pfarrer von
Altstadt und bewilligte ihm 1 Scheffel Korn und ein "adjutorium"
von 20 rtl. aus der Kämmereikasse als Entschädigung für die von
ihm zu leistenden kirchlichen Dienste. Am 4. Juli wurde Profe
durch den Senior Cupius in Lüben eingeführt. Erst am 15. Ja-
nuar 1677 wurde das Diakonat durch Berufung des M. Gottfried
Koch aus Koitz besetzt. Noch war der Landeshauptmann von
Schweinichen im Amte, der anscheinend gern den Wünschen der
Gemeinde Rechnung trug. Er genehmigte auch das Gesuch des
Seniors Cupius, dem Diakonus, der infolge der Abzweigung des
Altstädter Kirchspiels nur wenige Gottesdienste zu halten hatte,
eine Wochenpredigt zu übertragen, und zwar die sonst dem Pastor
prim. zustehende Freitagspredigt. Schweinichen starb noch in
demselben Jahre.
Wenn die Bürgerschaft erwartet hatte, daß die kaiserliche
Regierung auch in Lüben ihr beliebtes System anwenden würde,
durch Entziehung der geistlichen Kräfte den kirchlichen Betrieb
lahmzulegen, so hatte sie sich darin nicht getäuscht. Als am
8. Dezember 1679 der Archidiakonus Ruthard, und am 19. April
1680 der Senior Cupius starb, blieben beide Stellen unbesetzt.
M. Gottfried Koch vereinigte die drei Ämter in seiner Person:
offiziell war er Diakonus, der Magistrat wandte ihm jedoch still-
schweigend gewisse Bezüge des Primariats, z. B. die Festoffer-
torien, zu, und von dem evangelischen Rentschreiber Hoppestock
wurden ihm auch die dem Archidiakonus zustehenden Amtsrenten
ausgezahlt.
Immerhin blieb, da sich Koch mit dem Pastor von Altstadt535)
in die Wahrnehmung der kirchlichen Funktionen teilte, und für
die Abhaltung der Gottesdienste die Hilfe der jeweiligen Audi-
toren der Stadtschule in Anspruch genommen wurde, der Zustand
erträglich. Der Magistrat machte sich ans Werk, um vermöge des
ihm zustehenden Patronats in Altstadt ein selbständiges Kirchen-
system auszubauen. Die Kirche, die zwar notdürftig repariert
worden war, aber jedenfalls weitergehenden Ansprüchen nicht
genügte, wurde abgebrochen; ein Neubau trat 1683 an ihre Stelle.

535 Profe verließ im März 1681 Lüben; an seine Stelle trat am
1.5.1681 der Konrektor M. Caspar Funke, der bereits am 27.8.1680
als Pastor adjunctus von Altstadt berufen und in Sorau ordiniert
worden war.
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Das Verdienst hierfür gebührt dem damaligen Stadtschreiber,
späteren Bürgermeister Christoph Krusche. Gleichzeitig wurde
für Altstadt eine gesonderte kirchliche Verwaltung mit eigener
Registratur eingerichtet. So hatte der Magistrat seine Maß-
nahmen mit großer Umsicht getroffen, um einem etwaigen Ge-
waltakte zu begegnen.
Aber auch die kaiserliche Regierung verfolgte zielbewußt ihre
Pläne. Vor allen Dingen lag ihr daran, die Stadtverwaltung
in die Hände zu bekommen. Die freie Ratskur der Bürgerschaft
wurde nicht respektiert; man besetzte erledigte Stellen im Rats-
kollegium tunlichst mit Katholiken, selbst wenn diese nach keiner
Richtung hin geeignet waren.
In Lüben waren 1677 drei Ratsstellen zu besetzen. Der
Landeshauptmann von Schweinichen schlug dem Oberamte drei
evangelische Männer vor, den Advokaten Johann Jung und die
Tuchmacher Heinrich Ketzler und Gottfried Liebig, und entschul-
digte sich damit, daß "zur Zeit noch gar keine katholischne Sub-
jekte vorhanden seien, welche Ew. Kaiserl. und Königl. Maj.
Befehlen nach wir allemal vor andern, wenn sie kapabel, gehor-
samst beobachten und befördern werden". Als jedoch 1688 der
Ratmann Joachim Kölichen gestorben war, konnte man mit einem
katholischen Kandidaten aufwarten. Der Schneider Johann
Zachariades brachte die schriftliche Bescheinigung des Breslauer
Jesuitenkollegs bei, "daß er in den Schoß der heiligen katholischen
Mutterkirche zurückgekehrt sei". Das genügte, um ihn in die
vakante Stelle einrücken zu lassen. Im Jahre 1696 wurde er von
dem Amtssekretär des Fürstentums Liegnitz, Benedikt Ambrosius
Lanckisch, als Oberkirchvater installiert. Da es in Lüben dauernd
an katholischen Bewerbern für öffentliche Ämter fehlte, wurden
auswärtige herangezogen. Im Jahre 1698 wurde der Bunzlauer
Organist Daniel Anton Capsäus vom Landeshauptmann und
Regierungsrat Schubert als Ratsmitglied eingeführt, Johann
Ignatius Reichel und Georg Franz Thomas Grein traten etwa
gleichzeitig in das Magistratskollegium ein. Letzterer sollte noch
eine eigenartige Rolle in der Stadt spielen. Die Stadtschreiberei
wurde mit Constantin Franz Schubert, die Rentschreiberei nach
Hoppestocks Tode mit Johann Gregor Anton Haucke besetzt; ihm
folgte 1701 Ignatius Hoffmann, dem der nachmalige katholische
Parochus das Zeugnis ausstellte: "ein sonderbahrer beförderer
der Römisch catholischen Religion".
Wie da Beispiel des Schneiders Zachariades beweist, fehlte
es nicht an solchen Leuten, welche in dem neuen Kurse ihr Schäf-
lein zu scheren gedachten, und denen dafür der Preis des Glau-
benswechsels nicht zu hoch war. Die besten Früchte waren es
zumeist nicht, die damit der katholischen Kirche in den Schoß
fielen. Von den Lübener Konvertiten sind bekannt ein Schneider
Christian Urban, der später den Glöcknerposten erhielt, und der