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der Stadt am 8. September mitteilen, daß zwar in der nächsten
Nacht alle diesseits der Oder befindlichen Kosacken nach dem rech-
ten Oderufer abrücken würden, und eine Salva Guardia nicht
mehr vonnöten sei, daß er sie aber der Stadt noch kurze Zeit
lassen wolle, vorausgesetzt, daß die kaiserlichen Truppen nicht durch
preußische beunruhigt würden. Er würde sich eine besondere
Freude daraus machen, die Stadt bis auf den letzten Augenblick
vor Unruhen zu schützen. Tatsächlich wurden die Sauve Garden
erst Ende Oktober eingezogen.
Nach Beendigung des Krieges konzentrierte der König seine
Fürsorge auf die wirtschaftliche Hebung seiner Lande, besonders
der neu erworbenen Provinz. Wie er auch in Lüben alle Erwerbs-
zweige, besonders Handel und Gewerbe, zu fördern suchte, ist an
anderer Stelle dargestellt601). Daneben war er darauf bedacht,
durch innere Kolonisation und Ansiedlung von Ausländern die
Bevölkerungsziffer zu steigern. Der Reichtum des Landes bestand
nach seiner Auffassung in der Zahl seiner Bewohner. Infolge
des Brandes war die Einwohnerzahl in Lüben stark zurückgegan-
gen; sie betrug 1748: 1985; 1764: 1558, war aber auch im Todes-
jahre des Königs erst auf 1854 gestiegen. Von da ab wurde das
zweite Tausend erreicht und ständig behauptet.
Am 28. August 1773 wurde das Edikt betr. Anlegung neuer
Dörfer erlassen. Die adligen Grundherren und die Städte wurden
durch mehr oder minder sanften Druck von oben veranlaßt, auf
ihrem Grundbesitz Kolonien anzulegen, sei es als selbständige
Dörfer, sei es in Verbindung mit den vorhandenen Dörfern.
Die Grundherren in der Umgegend von Lüben zeigten sich im
allgemeinen geneigt, dem Verlangen der Regierung zu entsprechen.
Der ehemalige Kapitän von Grumbkow, Besitzer von Koslitz und
Guhlau, erbaute 1774 Friedrichshuld und die Weinberghäuser.
Er beabsichtigte auch, an der Lüben-Glogauer Poststraße, in der
sog. Postmeisterheide, ein Dorf von 10 Stellen zu erbauen, von
denen 5 Stellen mit je 8 Morgen Land ausgestattet werden sollten,
während die übrigen als Häuslerstellen ohne Landbesitz bleiben
würden. Der Plan scheiterte an dem Einspruch der Stadt, welche
den Ausschank im Kretscham des neuen Dorfs, da er innerhalb
der Meile zu liegen kam, für den städtischen Brauurbar rekla-
mierte und damit auch durchdrang. - Auch das Projekt des
Freiherrn von Wechmar auf Zedlitz, zwischen seinem Dorf und der
Stadt Lüben eine Kolonie von 12 Besitzungen anzulegen, voraus-
gesetzt, daß die Schankgerechtigkeit darin dem Zedlitzer Dominium
verblieb, konnte infolge des Protestes der Stadt nicht verwirklicht
werden. Erfolgreicher war der Oberst von Bohlen in Lerchenborn
bei der Gründung von Bohlendorf, welches außerhalb der Bann-
meile im Jahre 1775 mit 6 Possessionen angelegt wurde. Der
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Einspruch der Stadt, welche sich gern der lästigen Konkurrenz
gegen ihre Ausschrotungsgerechtigkeit in Großkrichen erwehrt
hätte, wurde abgewiesen.
Hatte so der Lübener Magistrat den Kolonisationsbestrebungen
der Regierung mehrfach Hindernisse in den Weg legen müssen,
so konnte er sich umso weniger der Verpflichtung entziehen, seiner-
seits ein Dorf auf städtischem Grund und Boden anzulegen. Ver-
mutlich wurde er von der Glogauer Kammer direkt dazu gedrängt.
Am Anfang des Jahres 1776 beschlossen die städtischen Behörden
ein Dorf von 12 bis 15 Stellen anzulegen und mit Ausländern
zu besetzen. Entsprechend der Deklaration vom 28.8.1773 waren
für jeden Kolonisten 8 Morgen Acker, Wiesenland und Hutung
vorzusehen. Der Fiskus gewährte für jede Besitzung einen festen
Zuschuß von 150 rtl. Das neue Dorf sollte seine Stätte an der
Polkwitzer Straße in der Nähe der Meil-Eiche finden, wo der
König auf der Rückreise nach Berlin zumeist umzuspannen pflegte.
Dort war eine durch Waldbrand entstandene Lichtung, die für die
Anlage des Dorfes geeignet schien. Der Glogauer Kammer war
der Platz darum willkommen, weil dort die neue Ortschaft dem
Könige in die Augen fallen mußte und ein sprechender Beweis
für die kolonisatorische Tätigkeit werden konnte. Dieselbe wünschte
darum auch den Aufbau derart zu beschleunigen, daß sich das neue
Dorf im September 1776 dem Könige präsentieren konnte. So
schnell wollte die Sache freilich nicht in Gang kommen. Der hohe
Schnee verhinderte im Januar die Vermessungsarbeiten; der
Platz erwies sich als zu klein und mußte durch angrenzende Wald-
parzellen erweitert, auch von Holz und Wurzeln gesäubert werden.
Inzwischen wurden Brunnen gebohrt, Ziegeln und Lehm ange-
fahren, Schindeln geschnitten u. dergl. mehr. Mitte März konnte
der spezielle Situations- und Bauplan von dem Bauinspektor
Wirth in Lüben, dem die Oberleitung übertragen worden war,
eingereicht werden. Die Kammer hatte mancherlei Einwendungen
zu machen, namentlich bezüglich des Kretschams. Die Stadt wollte
ihm 16 Morgen zuweisen und Stallung für ein Gespann Pferde
herstellen. Er sollte aber 2 Possessionen gleichgerechnet werden,
während die Kammer darauf bestand, daß das Dorf 12 Besitzer-
stellen zählen mußte. Schließlich einigte man sich dahin, auch dem
Kretscham nur 8 Morgen zuzuteilen. Den Zuschlag für die Bau-
arbeiten erhielt die Firma Hauptvogel u. Seewald in Glogau
für 2181 rtl. Die Spanndienste übernahmen nach einigem Wider-
streben die Altstädter Vorwerksbesitzer. Nun begann der Bau des
neuen Dorfs; "Hirschfelde" gedachte es der Bauinspektor Wirth zu
nennen. Jede Besitzung bestand aus einer Wohnung, enthaltend
eine Stube, massive Küche und Beigelaß, einer Stallung für 2-3
Kühe und einer kleinen Scheune. Sämtliche Gebäude einer Be-
sitzung befanden sich unter einem Dach und wurden aus Lehmfach-
werk mit Schindelbedachung hergestellt. Mitte Juni waren erst |