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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 300/301
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liefen sich die nicht beigetriebenen Reste an Grund- und anderen
Zinsen auf 1946 rtl., infolgedessen war die Kirchkasse nicht im-
stande, die rückständige Türkensteuer und die Reparaturkosten zu
zahlen. Die Kirchenrechnung von 1750715) wies nach, daß von
70 Hypothekenschuldnern der Kirche nur 8 keine Zinsreste hatten;
7 waren seit 10 Jahren, 1 seit 12, 2 seit 13, 1 seit 15, 1 seit 16,
1 seit 29 Jahren mit den Zinsen im Rückstande, die andern seit
3-6 Jahren. Die Reste beliefen sich bereits auf 2053 rtl. 14 sgr.
6 pf.; noch schlimmer stand es um die sog. "Unwiederkäuflichen
Zinsen", wo die Reste ca. 160 rtl. betrugen. Die Kirchenrechnung
von 1750 (Kalenderjahr) wies in Einnahme und Ausgabe
folgende Posten auf:

Einnahme
rtl
sgr
pf
Ausgabe
rtl
sgr
pf
1. Bestand
vacat
1. Kirch- und Deputatwein
93
17
1/2
2. Klingelbeutel und Gotteskästen
279
12
-
Wachs und Lichte
31
16
6
3. Zinsen v. Kapitalien
Vorhandene Kapitalien: 6939, 15 rtl, Zinsen 463 rtl, Kapitalsrückzahlg. 250 rtl
713
23
6
3. Quartalia an die Kirchenbeamten
122
6
-
4. Unwiederkäufliche Zinsen
20
-
-
4. Wohnungsgelder, dem Organisten u. Kunstpfeifer je 7 1/2 rtl
15
-
-
5. Brotbankzins
9
-
-
5. Strietzel, Gratial, Rorate (Gehälter an die Unterkirchväter; u. a. für Absingen des Tedeum an den hohen Festen vom Turm
130
18
-
6. Bürgerrechtsgelder
1
21
-
Dem Seigersteller
23
-
-
7. Gelöste, verkaufte, vermietete Kirchstellen
14
3
-
7. Dem Glöckner (darunter 9 sgr. zur Pfingstlaube)
21
-
-
8. Grabstellen und Geläut
53
-
-
8. Ausgeliehene Kapitalien
250
-
-
9. Verkauf von Leichensteinen
6
-
-
Verlorne Kapitalien
-
-
-
10. Vom schwarzen Tuch bei Begräbnissen
-
22
6
10. Baukosten
307
6
3
11. Miete vom Haus auf dem neuen Kirchhof
6
-
-
11. Außerordentl. Ausgaben (vorjähr. Defizit, Kollekte)
291
9
3/4
 
1104
10
-
 
1286
2
2 1/4
Im Jahre 1677 balanzierte der Etat716) nur noch mit 432 rtl.
22 sgr. 8 pf. in Einnahme, und 427 rtl. 19 sgr. 11 pf. in Ausgabe,
sodaß ein etatmäßiger Überschuß von 5 rtl. 2 sgr. 9 pf. verblieb.
Vermutlich waren durch den Brand von 1757 viele Kapitalien
verloren gegangen. Vollends trostlos wurden die Kassenverhält-

715 Staatsarchiv Rep. 28 Ortsakten Lüben VI.
716 Staatsarchiv Acta von Geistlichen, Kirchen- und Schulsachen Vol. I.
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nisse, als durch die Münzreduktion in der Franzosenzeit das ohne-
hin zusammengeschmolzene Kirchenvermögen noch weiter ver-
ringert ward, und als um 1815 der damalige Patronatsvertreter
Hofrat Voß, der das Kirchenvermögen in Verwahrung hatte,
sämtliche Pfandbriefe im Betrage von 1400 rtl. unterschlug. Da-
durch wurde die Kirchkasse nahezu bankrott; sie konnte z. B. den
Kirchenbeamten die fälligen Gehaltsbezüge nicht mehr zahlen.
Die Regierung mußte wohl oder übel den größten Teil der auf-
gelaufenen Reste von 401 rtl. decken, verlangte aber, daß auch die
Gemeinde einen Anteil übernähme. Die Vertreter der Bürger-
schaft, der Herrschaften und Dorfschaften der Parochie einigten
sich 1817 dahin717), "daß zur Deckung der erforderlichen Prästatio-
nen des Kirchenoffiziums bei jedem vorkommenden Kauf in Stadt
und Land 1/6 Prozent der Kaufsumme an das Kirchenärar fallen
solle". Diese Umsatzsteuer wurde auf 6 Jahre 1817/23 bewilligt,
von der Regierung genehmigt und vom Landratamte eingezogen.
Schon 1819 stockten die Zahlungen, gerichtliche Klagen scheinen
öfter erfolglos geblieben zu sein. Die Weiterbewilligung der
Steuer scheiterte am Widerspruch der Dominien und Gemeinden.
Zum Glück nahm der Prozeß, welchen die Kirchgemeinde gegen
den Fiskus behufs Wiedererstattung des unterschlagenen Kirchen-
vermögens angestrengt hatte, einen günstigen Ausgang; der
Fiskus mußte Kapital und Verzugszinsen, ca. 2200 rtl., zurück-
zahlen. Daraufhin verlangte die Regierung die Aufstellung eines
neuen Etats, in dem die Erhöhung der Kapitalzinsen zum Aus-
druck kommen sollte. Aber der Voranschlag gewährte ein trüb-
seliges Bild von der chronischen Notlage der Kasse; die Einnahmen
waren auf ca. 511 rtl., die Ausgaben auf 754 rtl. veranschlagt,
sodaß ein Fehlbetrag von 243 rtl. zu decken blieb. Häufig wurden
hierzu die Überschüsse der Legatkassen verwandt.
Es war zweifellos ein Verdienst des Pastor prim. Burk-
mann, der 1826 als Nachfolger des Superintendent Hoffmann
nach Lüben kam, daß in den äußern Verhältnissen der Kirche
Ordnung geschafft wurde. Burkmann war ein tüchtiger Ver-
waltungsbeamter; die von ihm aufgestellte Matrikel von 1828/29
ist eine hervorragende Leistung, sie enthält eine noch heute wert-
volle aktenmäßige Darstellung der Rechtsverhältnisse der Kirche
und ihrer Beamten. Als er sein Amt übernahm718), waren die
Kirchenrechnungen seit 10 Jahren nicht mehr geprüft; die Revision
der Kirchstellen ergab, daß einige hundert den Inhabern nicht
verschrieben waren. Trotz heftiger Opposition schuf Burkmann
Ordnung und erzielte dadurch eine Mehreinnahme von 84 rtl.
Das Kirchenvermögen, das bei seinem Amtsantritt 3170 rtl. be-

717 Pfarrarchiv Acta betr. das 1/6 % von verkauften Gütern der
Lübener Parochie.
718 Das Folgende nach einer Artikelserie Burkmanns "Das evang.
Kirchenwesen" im Lübener Stadtblatt 1847.