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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 334/335
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sie waren allerdings selten vollzählich zur Stelle; bei 36 Kindern
sind 15 bis 72 Fehltage vermerkt. Der Altstädter Organist Klembt
zählte 126 Mädchen und 6 Altstädter Knaben in seiner Klasse.
Die mannigfachen organisatorischen Änderungen in der Latein-
schule ließen, wie oben berichtet, die Verteilung der Kinder in
der deutschen Schule wiederholt wechseln. Über den inneren Be-
trieb der Schule übte die Regierung eine scharfe Kontrolle. Durch
Verfügung der Kammer vom 8. Oktober 1770 wurden folgende
Lehrbücher eingeführt: das kleine Lesebuch (1 sgr.), das große
Lesebuch (2 1/2 sgr.), Bibl. Geschichte (2 sgr. 8 pf.), Katechismus
(3 sgr.), das schlesische Handbuch für den Schulmeister (7 sgr. 6 pf.).
Die Geistlichen sollten sich die Bücher anschaffen und danach den
Unterricht kontrollieren; die Lehrer mußten das Handbuch be-
sitzen und erhielten dazu Beihilfen aus dem Kirchenärar. Die
Eltern waren gehalten, die erforderlichen Bücher für die Kinder
zu beschaffen, "halsstarrige" Väter sollten evtl. dazu gezwungen
werden, unvermögende aus der General-Landschul-Kollekte Zu-
schüsse erhalten752). Die Fülle der behördlichen Bestimmungen
brachte es mit sich, daß die Durchführung nachließ. War es doch
trotz der scharfen Vorschriften möglich, daß in der deutschen Schule
vor dem Steinauer Tor Schreiben nur mit einigen Kindern,
Rechnen garnicht getrieben wurde. Waren doch noch nicht einmal
1792 die vorgeschriebenen großen und kleinen Lesebücher durchweg
eingeführt, obwohl schon 1771 die Benutzung der alten Bücher
untersagt worden war. Wenn trotzdem die Lübener deutsche
Schule etwas leistete, so lag es an der Persönlichkeit der meist
tüchtigen Lehrer. Die Eltern zogen daher die deutsche Schule der
lateinischen vor, und Senior Carstädt lobte 1794 den guten Fleiß
bei Lehrern und Schülern. Ein Mangel war es, daß die deutschen
Klassen alle Jahrgänge umfaßten. Jeder Lehrer hatte Kinder
vom ersten bis zum letzten Schuljahre zu unterrichten. Es hat
lange gedauert, bis hierin Wandel geschafft wurde.
Ein Hauptübel des Lübener Schulwesens waren von Anfang
an die unzulänglichen Schulräume. Die Lateinschule war in dem
uralten Schulhause am Kirchturme untergebracht, dessen Unter-
richtsraum selbst für die damalige Zeit den Ansprüchen nicht mehr
genügte. Es war 12 Ellen lang und 6 Ellen breit. Brun ent-
wirft von ihm folgendes Bild753): "Ein einziges kleines, einem
schauerlichen Gefängnis ähnliches Gemach, wohin ein fürchterlicher
Gang führt, ist die einzige sogenannte Schulstube, wo sämtliche
Knaben der Stadt und der Vorstädte zusammenkommen und von drei
Lehrern zu gleicher Zeit unterrichtet werden; es gleicht mehr
einem Zucht- und Stockhaus, denn einem Schulhaus." Ein
geringer Trost war es, wenn Superintendent Michaelis er-

752 Aus ihr erhielt Lüben 2 rtl 27 sgr 4 pf.
753 Pfarrarchiv Akta gen. betr. Stadtschule; Bericht vom 17.12.1787.
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klärte754), die Liegnitzer Schule sei noch elender als die Lübener.
Die Schullokale der deutschen Schulen wurden von den Schul-
haltern beschafft; in späteren Jahren gewährte die Stadt kleine
Beihilfen zu den Mietskosten. Sie waren naturgemäß überaus
dürftig, aber wenigstens waren die Lehrer Herren im eigenen
Hause.
Über die Notwendigkeit eines Schulhaus-Neubaus war man
sich schon 1746 klar, aber erst nach 82 Jahren war man am Ziel.
Der Stadtdirektor Zimmermann755) wandte sich Ende 1745 an
das schlesische Ministerium, um eine Generallandeskollekte zur
Erbauung des Schulhauses zu erwirken. Die Glogauer Kammer
erkannte das Bedürfnis unumwunden an, auch die Notlage der
Kämmereikasse, trotzdem lehnte der Minister das Gesuch ab, da
man die Zahl der Kollekten unmöglich erhöhen könnte. Der
spätere Plan des Magistrats, im Diakonatshause Schulräume zu
schaffen, scheiterte, da die Kombinierung der Altstädter Pfarre mit
einer Schulstelle nicht genehmigt wurde.
Mit lebhaftem Eifer aber geringem Erfolge suchte Senior
Brund die Schulhausfrage zu lösen. Mit seinen Eingaben an die
Kammer bereitete er den städtischen Behörden viel Verdruß und
Mühe. Am 13. Februar 1784 entwickelte er den Plan756), auf
dem Grundstücke des ehemaligen Primariats ein Schulhaus zu
errichten, wozu ein allerhöchstes Gnadengeschenk, das General
von Krockow
erwirkt hatte, verwandt werden könnte. Der
Magistrat erklärte, daß über das Geschenk bereits anderweitig
verfügt sei, und andere Mittel nicht bereit wären. Aber Brun
ließ nicht locker; er stellte am 17. Dezember 1787 der Kammer
und dem Oberkonsistorium vor: Die Stadt habe die für den Neu-
bau des Primariats bestimmten Gelder nicht aufgebraucht, son-
dern davon ein Bier- und Branntweinhaus bei Altstadt, ein weit-
läufiges Forsthaus in der Heide und auf dem alten Priamariats-
grundstücke neue Fleischbänke errichtet, die unbenützt daständen,
es sei nun an der Zeit, daß die Stadt etwas für die Schule tue.
Bei etwas energischem Vorgehen werde sich noch manche Hilfs-
quelle erschließen; es seien Schulfreunde vorhanden, die nur
darauf warteten, zum Schulhausneubau "mit Vergnügen" bei-
zusteuern, wenn nur erst der Grundstein gelegt würde. Beide
Behörden veranlaßten nun den Magistrat, der Sache näher zu
treten. Holz sei vorhanden, Kapital könnte zu mäßigem Zinsfuß
aufgenommen und aus den ersparten Wohnungsüberschüssen ver-
zinst werden. Der Syndikus solle die Angelegenheit weiter be-
treiben und Bauinspektor Wirth einen Anschlag liefern. Der

754 Ebenda. Schreiben vom 20.11.1782.
755 Stadtarchiv Akta betr. Streit um das Patronatsrecht in Altstadt
und Staatsarchiv Rep. 199 M. R. XIII 61 I Bericht der Kammer an
Münchow vom 3.2.1746.
756 Pfarrarchiv a. a. O.