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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 358/359
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Funktionen als Schwadronsführer durch die Stabskapitäne
entlastet.
Soviel über die Truppe im allgemeinen, mit der Lüben in
enge Verbindung getreten war. Prinz Louis von Württemberg,
der Regimentschef, schied 1746 aus den preußischen Diensten, um in
das französische Heer einzutreten; sein Nachfolger wurde General-
major Reimar Julius von Schwerin, der 1754 starb. Ihm folgte
Christoph Friedrich von Blankensee, unter dessen Kommando das
Regiment im August 1756 zum Feldzug ausrückte. Es trat unter
den Oberbefehl des Feldmarschall Graf Schwerin. Erst im folgen-
den Jahre fand es Gelegenheit, neue kriegerische Lorbeeren zu
erringen770). Es nahm am 6. Mai an der Schlacht bei Prag teil;
Generalleutnant von Blankensee wurde tödlich verwundet und
starb am 27. Mai 1757. Auch der Regimentskommandeur von
Manstein ward blessiert, sonst waren 4 Offiziere, 6 Unteroffiziere
und 53 Mann tot oder verwundet. Das Regiment machte viele
Gefangene. In der Schlacht bei Collin trat das Regiment wenig
in Tätigkeit; es verlor 20 Mann. Am 26. Juni wurde der
Flügeladjutant Oberst von Krockow mit der Führung des Regi-
ments beauftragt. Es nahm an den Operationen Winterfelds in
der Lausitz, auch an dem unglücklichen Gefechte bei Moys teil, in
dem Winterfeld fiel, und wurde von Fouquet mit den übrigen
Truppen nach Schlesien zurückgeführt, wo sich Fouquet mit dem
Herzog von Bevern vereinigte. Infolge der unglücklichen Schlacht
bei Breslau mußte Ziethen, der nach der Gefangennahme Beverns
den Oberbefehl führte, bis Glogau zurückweichen. Inzwischen
nahte der König in Eilmärschen und vereinigte sich bei Parchwitz
mit Ziethen. Die Krockow-Dragoner bildeten mit andern Regi-
mentern die Avantgarde. In dem Kavalleriegefecht bei Leuthen
ritt das Regiment auf dem rechten Flügel glänzende Attacken,
geriet aber durch Rückenangriff feindlicher Kavallierie in eine be-
drängte Lage, aus der es durch die Regimenter von Stechow und
von Normann befreit wurde. Krockow und 3 Offiziere gerieten
verwundet in Gefangenschaft, 4 andere Offiziere wurden verwun-
det, von ihnen starben 2; 3 Unteroffiziere und 23 Dragoner
fielen, 85 wurden verwundet. Krockow kehrte am 19. März 1758,
nachdem seine Auswechslung erfolgt war, zum Regiment zurück.
Seine Dragoner operierten unter dem Prinzen von Württemberg
in Oberschlesien und Mähren, nahmen am 20. August bei Dom-
stadl einen Teil des für Olmütz bestimmten Transports, wurden
dann nach Lausitz gezogen und traten mit andern Truppen-
teilen unter den Befehl des Königs. Beim Überfall von Hochkirch
rettete Krockow durch seine Umsicht die Bagage des Heeres und
schlug ein Kavallerie-Regiment und ein Grenadier-Bataillon.

770 Das Folgende nach der "Geschichte des Dragonerregiments von
Mahlen" in der "Sammlung ungedruckter Nachrichten, so die Geschichte
der Feldzüge der Preußen von 1740-79 erläutern". Band V.
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Im Laufe des Jahres 1759 war das Regiment zunächst an
kleineren Operationen beteiligt. Eine kühne Tat gelang ihm im
Sommer in der Nähe von Christianstadt, wo die Arrièregarde
des Haddikschen Korps, das Berlin gebrandschatzt hatte, aufge-
rieben wurde. Dabei nahm Major von Mitzlaff mit den Krockow-
Dragonern das Bataillon Blau-Würzburg gefangen, 23 Offiziere,
800 Mann, 2 Fahnen und 3 Kanonen. Der König belohnte jede
genommene Kanone mit 50 Dukaten, jede erbeutete Fahne mit
50 rtl. Wenige Wochen später wurde die Schlacht bei Kunersdorf
geschlagen. Die Reiterei kam infolge der Ungunst des Geländes
wenig zum Eingreifen und wurde schließlich in den allgemeinen
Rückzug hineingerissen. Die Krockow-Dragoner erlitten dabei
schwere Verluste; 6 Offiziere, 9 Unteroffiziere, 163 Dragoner
fielen, 5 Offiziere, 31 Unteroffiziere und 274 Dragoner wurden
verwundet; Oberst und Kommandeur von Manstein erlag am
4. Oktober in Stettin den empfangenen Wunden. Bei dem eben-
falls unglücklichen Gefecht bei Korbitz, das General von Fink am
21. September 1759 verlor, erlitt das Regiment neue Verluste
und büßte eine Standarte ein. Glücklicher kämpfte es im Jahre
1760. Es erhielt in Major von Chambaud einen neuen Komman-
deur und trat unter das Kommando des Königs, der Ende Juli
seine Truppen nach Liegnitz führte, um die Vereinigung der
Österreicher und Russen zu hindern. Krockow erhielt den Ober-
befehl über die Kavallerie der Avantgarde; er detachierte eine
Abteilung bei Krummlinde und stand mit der Hauptmasse in der
Front gegen Panten. Als die feindliche Reiterei attackierte, warf
sich Krockow mit drei Kavallerie-Regimentern ihr entgegen,
während die detachierte Abteilung dem Feinde in die Flanke fiel.
Er warf den Feind bis ins zweite und dritte Treffen zurück und
brachte auch diese in Unordnung. Das Regiment machte 1000
Gefangene, erbeutete 12 Kanonen, 2 Standarten und 3 Fahnen.
Es büßte selbst 3 Offiziere, 10 Unteroffiziere, 63 Dragoner an
Toten oder Verwundeten ein, die Schwadron von Radecke verlor
ihre Standarte, ihr Träger wurde vom Pferd gehauen. Der
König schenkte dem Regiment in Anerkennung seiner Bravour
1000 rtl. Leider kostete ein Hinterhalt, in den Major von Oppen
am 30. September bei Lindewiese geriet, dem Regiment ca. 100
Gefangene und 50 Verwundete. Später nahmen die Dragoner
an dem Feldzuge in Sachsen teil, ohne zu nennenswerten kriege-
rischen Taten Gelegenheit zu erhalten. Ihre letzten Lorbeeren
erwarben sie sich bei Freiberg am 29. Oktober 1762, dann ward
der Friede geschlossen. Auf dem Rückmarsch feierte das Regiment
am 13. März 1763 sein Friedensdankfest; am 20. März hörte der
Feldetat auf. Da Lüben noch in Trümmern lag, kam die Leib-
schwadron vorübergehend nach Freistadt. In Lüben nahm Major
von Radecke mit seiner Schwadron Quartier; die andern wurden
nach Bunzlau, Haynau und Raudten verlegt.