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oben. |
234. |
Gottfried Scholtz, geb. 19.3.1683, Wittenberg; Vater: Fleischer Kaspar Scholtz in Lüben; wurde Pastor in Lüben. |
235. |
Johann Samuel Neander, geb. 15.11.1714 in Lüben, Frankfurt 1734; Vater: Joh. Sam. Neander, Pastor in Harpersdorf. |
2. Lübener Bürgersöhne, die sich zu ihrer Zeit
einen Namen gemacht haben862)
1. Marcus Sculteti863) war in Lüben als Sohn des
Bernhard Sculteti und seiner Gattin Anna geboren. Vermutlich
hat er von dort aus die Universität Leipzig bezogen, wo er bei seiner
Immatrikulation 1447 als Glogoviensis bezeichnet wird. Über
seine akademische Laufbahn besitzen wir folgende Daten: Am
St. Georgstage (23. April) 1447 wurde er immatrikuliert, im
Winter 1448 baccalaureus, im Wintersemester 1452 Magister, am
10. Juni 1456 cursor864) in der theologischen Fakultät, am 22.
August 1460 sententiarius, am 4. Oktober 1466 Lizentiat. Im
Wintersemester 1459 war er Dekan der Artistenfakultät und Vize-
kanzler; als solcher urkundete er am 24. Oktober 1459 über die
Überlassung des "Fuchzagels", eines Hofes in Leipzig, durch die
Kollegiaten des großen Kollegs an die Artistenfakultät gegen
einen jährlichen Zins. Im Wintersemester 1460 bekleidete er das
Rektorat der Hochschule. Seit 1456 fungierte er als Examinator
der Magistranden und Baccalarianden und als Consiliarius der
Artistenfakultät; bis 1473 gehörte er dem kleinen Fürstenkolleg
an und seit 1794 dem Frauenkolleg. Seine akademische Tätigkeit
endete 1473. In diesem Jahre trat er an das Meißener Hochstift
862 Für die ältere Zeit wurde benutzt Henel, Silesia Togata und
Martin Hankii Vitae Silesorum eruditorum; für die neuere Zeit:
Berner, Schlesische Landsleute 1901 und Dr. J. Graetzer, Lebensbilder
schlesischer Aerzte 1889.
863 Über Sculteti vergl. Zeitschrift des Schles. Geschichtsvereins XVII
"Schlesier als Rektoren an der Universität Leipzig" von Dr. Pfotenhauer;
Brieger, Die theologischen Promotionen an der Universität Leipzig 1890.
Dr. Zarncke, "Die urkundlichen Quellen zur Geschichte der Universität
Leipzig" 1857. Stübel, Urkundenbuch der Universität Leipzig im cod.
dipl. Sax. XI 1879. E. G. Gersdorf, Urkundenbuch des Hochstifts
Meißen im cod. dipl. Sax. III 1867. - Sculteti ist in Lüben geboren;
in der Urkunde über die Bibliotheksstiftung bezeichnet er Lüben als
locum suae nativitatis.
864 Der Kursor hatte 2 Jahre lang Vorlesungen über die hl. Schrift
zu halten, d. h. in 80 Vorlesungen 80 Kapitel kursorisch zu erklären,
ferner lag ihm die Abhaltung von Disputationen und Predigten und
der Besuch der Vorlesungen der Magister ob. Der Kursor bereitete sich
hierauf ein Jahr lang auf die Vorlesungen über die Sentenzen des
Petrus Lombardus vor. Als sententiarius las er 2 Jahre über die
4 Bücher der Sentenzen und durfte sich, wenn er beim dritten Buche
angelangt war, baccalaureus formatus nennen. Es folgte eine zwei-
jährige Vorbereitung für den Lizentiatengrad. Hierzu wurden die
doctores ecclesiae studiert, Vorlesungen der Magister besucht usw.
Der höchste Grad war der doctor theol. |
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über. Dort wurde er Kustos und Propst von Schylow (Zscheila)
und Großenhain. Als Kustos war er 1476 bei der Neuwahl des
Bischofs (v. Weißenbach) tätig und befand sich 1490 unter den
Schiedsrichtern zur Schlichtung des Streits zwischen Bischof und
Kapitel. Die Propstei von Großenhain gab er 1489 oder 1490
ab; die Kustodie ging 1498 an Otto von Weißenbach über, während
Sculteti das Seniorat, die zweite Stelle, im Kapitel erhielt. Zum
letzten Male erscheint er in den Urkunden des Hochstifts am
2. Oktober 1499; Alter und Kränklichkeit hielt ihn wohl von
öffentlicher Tätigkeit fern. Inzwischen waren ihm noch ander-
weitige kirchliche Würden zuteil geworden. Am 2. Juli 1495
bezeichnet ihn Bischof Johann V. als:
sacrae theologiae doctorem, ecclesiae Misnensis, Wratislaviensis
et Glogoviensis maioris cantorem et canonicum.
Marcus Sculteti starb am 31. Juli 1502.
In seine schlesische Heimat ist er anscheinend nie längere
Zeit zurückgekehrt, er hat ihr aber ein treues Andenken bewahrt.
Seine Stiftungen kommen fast durchweg seinen Landsleuten
zugute.
Anscheinend verfügte er über nicht unbedeutende Mittel.
Im Jahre 1483 schenkte er der Lübener Pfarrkirche seine
Bibliothek865) unter der Bedingung, daß die Stadt die Kosten
des Transports übernehme, in der Kirche einen geeigneten Raum
für die Bücherei herrichte und deren Benützung jedem Geistlichen
oder Laien an Ort und Stelle gestatte. Ein gewisses Vorzugsrecht
für die Benützung wurde vorerst einem Neffen des Legators,
Hieronymus Sculteti für seine Studien eingeräumt. Als Entgelt
für die Stiftung sollte die Stadt ein Seelgerät für den Stifter
seine Vorfahren und Geschlechtsverwandten an jedem 3. Januar
abhalten lassen. Kurator wurde der Prokonsul Caspar Hoffmann,
nach dessen Ableben der Rat. - Von Sculteti rührt auch eine
Meßstiftung an St. Nicolai in Leipzig aus dem Jahre 1496 her,
die am 8. März 1497 von Magister Thomas Hertel aus Jauer
bedeutend vermehrt wurde. Im gleichen Jahre setzte er 1600
rhein. Floren aus zu einem Stipendium für je einen Breslauer,
Glogauer, Lübener und Leipziger Studenten an der Leipziger
Universität866). Die Stiftung wurde am 20. Mai 1496 von
Bischof Thilo bestätigt. Die sehr ausführliche und weitschweifige
Stiftungsurkunde trifft Bestimmungen über das Horensingen in
der Nicolai-Kirche, an dem die Stipendiaten mitzuwirken haben,
Strafbestimmungen über Versäumnis des Kirchendienstes, Allo-
triatreiben während desselben u. dergl. Die Stipendiaten sind
865 cf. Kap. XIII. Die Stiftungsurkunde im Staatsarchiv Collegiat-
stift Glogau 379. Am 28.7.1485 wurde die Stiftung vom Lübener Rat
übernommen. Ueber die Bibliothek schrieb E. Stern in den Beiträgen
zur Bücherkunde und Philologie A. Willmanns 1903 gewidmet.
866 Eine Abschrift im Lübener Stadtarchiv, Acta betr. Legate, Stif-
tungen Vol. I. |