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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 200/201
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Häuser von Feuer verschont. Aber auch die nicht abgebrannten
Häuser waren meist beschädigt. Im ganzen wurden 183 Wohn-
häuser und 74 Stallungen eingeäschert594). Ein geringer Trost
war es für die Bürger, daß Gersdorff wenige Tage später von
der rächenden Nemesis ereilt wurde. Friedrich der Große kam
von Sachsen herbei, um das schon halb verlorene Schlesien den
Österreichern zu entreißen. Am 28. November, gegen 6 Uhr
abends, trafen die preußischen Vortruppen in Parchwitz ein, wo
gerade Jahrmarkt gehalten wurde. Wenige Stunden vorher war
Gersdorff mit seinem aus Kürassieren, Dragonern, Husaren und
Panduren bestehenden Streifkorps dort angelangt, das er schleu-
nigst aus Lüben, Steinau und anderen Orten zusammengezogen
hatte, um nicht vom Hauptheere abgeschnitten zu werden. Er
wurde von den Preußen völlig überrumpelt; 50 Mann wurden
niedergehauen, 150 gefangen, die übrigen zersprengt. Gersdorff
selbst entging mit genauer Not der Gefangenschaft. Ein preußi-
scher Husar hatte ihn bereits am Mantel ergriffen; Gersdorff
ließ jedoch denselben fahren und entkam. Die Beute, welche die
Panduren in Lüben gemacht hatten, wurde ihnen wieder abge-
nommen.
Am 6. Dezember traf in Lüben die Kunde vom Siege bei
Leuthen ein und belebte die Herzen der niedergeschlagenen Be-
wohner mit neuer Hoffnung und Zuversicht. In der Stadt sah
es trostlos aus. "Die ganze Stadt", so klagt ein Bericht aus
späterer Zeit, "ist in einen Steinhaufen verwandelt. Die Bewoh-
ner sind genötigt, sich in den Vorstädten gleichsam einzuschichten.
Das Elend derselben ist unbeschreiblich; denn ob sie gleich solcher-
gestalt bis auf einige wenige, die sich aus Noth anderswohin be-
geben, ihr Unterkommen gefunden, auch etliche bis daher in Kel-
lern sich beholfen, so werden sie doch durch den wenigen Gelaß in
jeder Profession ungemein gehindert und dahin gebracht, daß sie
das Wenige, so der wüthenden Flamme entrissen worden, seither
vollends zusetzen mußten". Die städtischen und staatlichen Be-
hörden gingen sofort an die Arbeit, um den Umfang des Scha-
dens festzustellen und die Hilfsaktion einzuleiten. Am 7. Februar
1758 erging die Kabinettsorder, "daß den Abgebrannten in Lüben
soviel als möglich assistirt werde". Der König verfügte eine all-
gemeine Landeskollekte, eine mehrjährige Accisebonifikation und
andere Vergünstigungen, welche von der Kammer im einzelnen
festgestellt werden sollten. Dementsprechend wurde die Bürger-
schaft 6 Jahre von den Servis- und Einquartierungslasten und
den Kämmereiabgaben an das Amt befreit, sie erhielt außer der
dreijährigen Accisebonifikation die gesetzlichen Feuersozietäts-

594 Die Angabe in dem Aufsatze Grünhagens "Schlesien unmittelbar
nach dem Hubertusburger Frieden", Z. G. XXV, daß in Lüben 546
Häuser und 72 Stallungen verbrannt seien, ist irrig. So viele Häuser
hatte die Stadt garnicht.
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gelder; den Handwerkern wurde Schadenersatz für die Verluste an
Werkzeug, Webstühlen u. dergl. gewährt.
So erfreulich diese Aussichten für die Bürger waren, so war
ihnen doch zunächst damit nicht geholfen. Vor allen Dingen
mußten sie wieder unter Dach und Fach kommen. Aber die
Schwierigkeiten, die sich dem Wiederaufbau der Stadt entgegen-
stellten, mehrten sich von Tag zu Tag. Vor allen Dingen fehlte
es an Ziegeln; weder die Ziegelei in Mallmitz noch der städtische
Ziegelofen hinter dem Schießhause waren imstande, die etwa er-
forderlichen 10 Millionen Ziegeln zu liefern. Man mußte die
städtische Ziegelei vergrößern, und legte später im Erdgeschoß des
Schießhauses eine Winterziegelei an. Da es aber an tüchtigen
Ziegelstreichern fehlte, geriet die Bautätigkeit ins Stocken.
Das gesamte Bauholz der Stadtheide zu entnehmen, war untun-
lich, wenn man nicht den ganzen Waldbestand ruinieren wollte.
War man doch auch für die Heizung der Ziegelöfen auf den Holz-
vorrat der städtischen Waldungen angewiesen. Da indes die
Privatforsten in Gläsersdorf und Kaltwasser Bauholz in größerer
Menge abgeben konnten, war dieser Mangel bald beseitigt. Sehr
schwierig gestaltete sich die Abfuhr der Schuttmassen, zu der außer
den spanndienstpflichtigen Bauern von Altstadt, Mallmitz und
Samitz später auch die Kreisinsassen herangezogen wurden. Im
ganzen waren zirka 30 000 Fuhren zu leisten, einschließlich der
Lehm- und Holzfuhren für die Ziegeleien. Kein Wunder, daß die
Abfuhr sehr langsam vonstatten ging, zumal die Bauern nur mit
großem Widerstreben ihrer Pflicht genügten. Der Bauschutt fand auf dem Gelände hinter dem Schießhause seine Stätte; später
wurde dort eine Maulbeerplantage angelegt.
Die Bauleitung wurde dem Oberbaudirektor Hedemann
übertragen. Ihm verdankt Lüben, daß das Stadtbild seiner
charakteristischen Züge entkleidet und des Zaubers des Alter-
tümlichen beraubt worden ist, so daß es durch seine Reizlosigkeit
und Nüchternheit dem anderer schlesischer Städte außerordentlich
nachsteht. Hedemann wollte die Gelegenheit benutzen, das
Straßennetz zu regulieren. Er gedachte, das Liegnitzer Tor zu
verlegen und in der Fluchtlinie der Liegnitzer Straße einen grad-
linigen Straßenzug herzustellen. Die Pforte an der evangelischen
Kirche sollte kassiert und an ihrer Stelle ein Ausgang für Fuß-
gänger, etwa in der Gegend der jetzigen Bahnhofstraße, geschaffen
werden. Die alten Lauben, welchen den Ring umgeben hatten,
verschwanden für immer. Mit Mühe und Not erreichte der Gast-
wirt Jüngling, daß die massive, über 4 Pfeilern gewölbte Laube
am Grünen Baum, welche der Vorbesitzer Stahn errichtet hatte,
erhalten blieb. Die Verlegung des Liegnitzer Tores und der
Pforte wurde wegen des hartnäckigen Protestes der Bürgerschaft
aufgegeben. Besonders verhängnisvoll wurde die Anordnung
des Oberbaudirektors, die Bastionen, Brustwehren und Türme