Zwischen 1895-1898 wird das "Katzenkopfpflaster" auf dem Ring durch Granitpflaster ersetzt.
Links Weinstube Paul Uhlich. Daneben Hotel zum Grünen Baum und ein Fleisch- und Wurstgeschäft.
Und hier eine Nahaufnahme des gleichen Motivs mit den Anmerkungen von Jost-Günther Hübner.
Baumeister August Hübner leitete die Bauarbeiten auf dem Ring. Neben ihm mit der Schülermütze sein Sohn Günther (1888-1941).
"Das noch vorhandene Urkundenmaterial über den "Grünen Baum" reicht bis zum Jahre 1719 zurück. Damals wurden Haus und Gasthof an Samuel Stahl verkauft. Der neue Besitzer ließ das Haus massiv erbauen, was eine große Neuerung war, da alle übrigen Häuser in Lüben fast ausschließlich aus Holz und Fachwerk bestanden. Im Jahre 1752 kaufte die Familie Jüngling den "Grünen Baum". Während einer kurzen österreichischen Besetzung Lübens vor der Schlacht bei Leuthen wurde 1757 im Hinterhause des "Grünen Baum" ein Brand verursacht, dem fast die ganze Stadt zum Opfer fiel. Bei dem Wiederaufbau sind unverzeihliche städtebildnerische Fehler gemacht worden. Lüben verlor damals sein reizvolles romantisches Aussehen. Es verschwanden auch die alten Ringlauben. Nur der Besitzer des "Grünen Baum", Benjamin Jüngling, setzte mit aller Energie durch, daß die massiven Lauben vor dem "Grünen Baum" erhalten blieben. Sie sind auch heute noch eine Zierde des Lübener Marktes. Unwillkürlich bleibt das Auge des Fremden auf dem schönen Bilde haften, das ihm von alter romantischer Schönheit des Lübener Ringes und von den traulichen Ringlauben erzählt.
Der "Grüne Baum" ist auch stets Zeuge gewesen von dem großen Leben und Treiben, das sich bei den Besuchen des großen Königs Friedrich II. auf dem Lübener Marktplatz entwickelte. Aber der König hat in den gastlichen Räumen des angesehenen Gasthauses nie geweilt. Er nahm stets im Hause des Generals von Krockow Quartier. Nach dem Tode des Vertrauten bezog er das Palais des Herzogs von Württemberg, das auch heute noch als Württembergisches Palais besteht.
Wer jedoch die Fremdenbücher des "Grünen Baum" durchblättert, der findet manchen Anhaltspunkt an bedeutsame geschichtliche Vorgänge. Es verdient hervorgehoben zu werden, daß am 26. Januar 1813 Lüben ebenfalls Zeuge preußischer Historie wurde. An diesem Tage sollten der König, der Kronprinz und die königlichen Kinder auf dem Wege von Berlin nach Breslau über Lüben kommen und im "Grünen Baum" Quartier nehmen. Diese Reise war die Einleitung zu den Befreiungskriegen. Der König und der Kronprinz nahmen schließlich nicht in Lüben Wohnung, sondern wählten den Weg über Liegnitz. Aber Prinz Wilhelm, der spätere Kaiser Wilhelm I., Prinz Friedrich, Staatsrat Hufeland und das Gefolge haben auf dieser entscheidungsvollen Fahrt im "Grünen Baum" gewohnt..."
Quelle: Heimatkalender Lüben, 1942
Hotel "Grüner Baum" auf einer Karte vom 26.5.1901. Links vermutlich der damalige Inhaber des Hotels Gustav Dressler.
Wieder einmal Dank an Tomasz Mastalski für ein besonderes Erinnerungsstück!
Inhaber Gustav Dressler, Ober Reinhold Liebich und Gäste im Hotel Grüner Baum auf einer Karte von 1904!
Mit holprigen Versen beschreibt "Karl" einen Ausflug nach Vorderheide. Seltsamerweise hält er die Gegend für einen "Pommerschen Gau". Um das zu verstehen, müsste man Geschichte studieren. Kann jemand helfen?
Es folgen die Verse:
Per Dampf bis Vorderheide, zu Fuß dann entlang
Am Birkenumsäumten Geleis,
des Bahndamms, nun weiter längs Wiesenhang.
In der Maiensonne recht heiß,
Vergoß ich auf dem Wege zum Ziel,
bis Kuchelberg des Schweißes gar viel.
Von hier zu Fuß rückwärts nach Neurode zu.
Manchmal auf recht staubigen Pfaden,
Vergingen die Stunden mir wie im Nu,
Indessen würd es nicht schaden,
Wenn über nach Nacht wie angenehm
für die dürstenden Saaten Regen käm.
Wie schmeckten mir darauf in Vorderheide so gut,
3 Eier, ein frisches Glas Bier,
Das mundete prächtig und kühlte das Blut,
Und jetzt rauch `nen Toback ich mir,
So sitz ich und sinn ich nur schön dem Lauf
des Rauchs, der im Kringeln steigt auf,
denn wie er zieht in die Ferne weit – in den Äther so blau und so blau
Zieh ich in Gedanken zur selben Zeit mit ihm in diesen pommerschen Gau
Und jedes einzelne Kringelein soll Bote meiner Grüße sein.
Vorderheide 27.5.1904
Karl
Auf dem Lübener Marktplatz
Dr. Oswald Baer (1847-1937)
Ein Sonntag in Vorkriegstagen -
's ist elf. Die Kirche ist aus.
Dragoner mit hellgelbem Kragen,
Sie spielen Walzer von Strauß.
Es horcht und flutet die Menge.
Der Bürger sitzt ruhig im "Baum".
Und heute? - Verweht sind die Klänge.
Ich höre sie nur noch im Traum!
Eine Aufnahme etwa aus der Zeit, in der die Dragonerkapelle spielte. Neben dem starken Bewuchs der Arkaden ist das Schild mit der alten Bezeichnung Hotel zum grünen Baum in Frakturbuchstaben auffallend. Später wurde die Aufschrift modernisiert, lateinische Buchstaben künden dann vom Hotel Grüner Baum. Solche Kleinigkeiten helfen bei der zeitlichen Einordnung der Ansichten.
Auf diesem Foto von ca. 1900 sieht man erstmals neben Emilie Kirchners Weißwaren-Laden die Zigarrenfabrik A. Hering.
Eine Aufnahme aus dem Jahr 1910 mit den efeubewachsenen Arkaden des Hotels Grüner Baum. Links ein Blick in die Oberglogauer Straße.
Hotel grüner Baum mit den Laubengängen am Ring zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Neben dem Hotel - verdeckt die Fleischerei von Karl Bresse und später von Paul Sperlich - dann die Weißwaren von Emilie Kirchner, Zigarren Ernst Sauer, Feinkost Carl Brauner... Siehe auch die Anzeigen der Geschäftsleute vom Ring!
Unter den oben gezeigten Laubengängen stehend mit Blick in die Liegnitzer Straße. Links die Frühstücksstube. Ob sie vom Fleischer daneben betrieben wurde oder, wie Konrad Feige in seinen Erinnerungen erzählt, von Fleischer Stasinowsky in der Oberglogauer Straße, konnte noch nicht geklärt werden. Das Haus direkt gegenüber an der Ecke der Mochseite des Rings zur Liegnitzer Straße beherbergte Cigarren-Thomas.
Neuer Besitzer ist der ehemalige Oberkellner des Hotels Reinhold Liebich, der die Tochter des Vorbesitzers Gustav Dressler geheiratet hatte. Als Liebich 1938 starb, erwarb Willy Hübner das Hotel.
Hier als Besitzer Willy Hübner, der das Hotel am 1.1.1939 gekauft hat.
1928, von links: Buchdruckerei/Papierhandlung/Verlag Gustav Geistefeldt - Georg Sondermanns Glas- und Porzellanwaren, Galanteriewaren - gegenüber an der Ecke Weinstube Paul Uhlich - Hotel Grüner Baum
Eisenwaren August Kullmann Inhaber: Georg Geisler - Buchdruckerei/Papierhandlung/Verlag Gustav Geistefeldt - Georg Sondermanns Glas- und Porzellanwaren, Galanteriewaren - gegenüber an der Ecke Weinstube Paul Uhlich - Hotel Grüner Baum - Karl Bresse Fleischermeister
In Paul Uhlichs Weinstube ist nach dem Umbau des Rathauses der Ratskeller unter Leitung von Julian Demiani umgezogen. Fleischermeister Paul Sperling hat Karl Bresses Laden übernommen
1940 - Parkplatz zwischen Ratskeller, Hotel Grüner Baum und Rathaus
Kullmann/Geisler verkauft jetzt neben Eisenwaren auch MENDE-Radios - Gustav Geistefeldt - Georg Sondermanns Glas- und Porzellanwaren, Galanteriewaren - Die Weinstube von Paul Uhlich hat Julian Demiani als Ratskeller übernommen - Hotel grüner Baum - Fleischerei Paul Sperling - Posamentierwarenhandlung Emilie Kirchner
Blick auf das Hotel, auch wieder mit zwei Schildern "Hotel Grüner Baum". Die Arkaden ganz ohne Bewuchs.
Ein Foto aus der Zeit Ende der 1930er Jahre, das lebhaften Verkehr auf dem Ring zeigt. Vielleicht Lieferanten für das Hotel grüner Baum und umliegende Geschäfte. Herzlichen Dank dafür an Martin Waller, Enkel des Pflegers Alois Waller!
Eine winterliche Aufnahme vom Ring mit dem Hotel Grüner Baum verdanken wir Bernd M.
An der Ecke Hotel grüner Baum (über dem Arkaden-Bogen das Logo der Deutschen Turnerschaft - Fleischerei Paul Sperling - Posamentierwaren Emilie Kirchner - Cigarren Ernst Sauer - Colonialwaren Carl Brauner - Gold-/Silberarbeiter u. Graveur Walther Klingsporn - Uhrmachermeister Paul Hielscher - Schneidermeister Richard Maywald - Werkstatt für Drahtzäune und Geflechte aller Art Karl Griesohn - Weiß- und Wollwaren Paul Glatzel. Links das Rathaus. Dahinter die Kullmannseite des Rings mit Papierhandlung Gustav Geistefeldt und Georg Sondermanns Glas- und Porzellanwaren, Galanteriewaren.
1944 Die Wehrmacht auf der Durchfahrt in Lüben... Ein Jahr später existiert keins der Geschäfte mehr, die wir hier sehen.
Einzige Ansicht vom Ring mit der Ring-Drogerie von Kurt Friedrich ganz rechts, da wo zuvor Richard Maywald sein Geschäft hatte. Er ist offenbar in die darüberliegende Etage gezogen. Im Heimatkalender Lüben 1942 wirbt Fachdrogist Kurt Friedrich für "Das neuzeitliche Fachgeschäft: Heilkräuter, Nähr- und Kräftigungsmittel, Chemikalien, Verbandstoffe, Gummiwaren, Parfümerien, Seifen, Kosmetik, Toilettenartikel, Waschartikel, Farben, Lacke, Pinsel, technische Oele und Fette, Foto-Apparate, -Taschen, Stative, Filme Alben und die Erledigung sämtlicher Fotoarbeiten in seinem modern eingerichteten Laboratorium".
Das kleine Fotoalbum der "Photohandlung und Drogerie Kurt Friedrich" verdanken wir Rudi Kurzke!
Diese und die folgenden Ansichten führen uns noch einmal um Jahrzehnte zurück. Vor dem Laden des Juweliers Walter Klingsporn Ring 13 lassen sich drei Offiziere ablichten. Rechts daneben befand sich in Nr. 12 das kleine Atelier des Fotografen Fritz Härttwig. Einen kleinen Einblick in das Leben der Familie Klingsporn erlauben zwei Postkarten, deren Veröffentlichung wir Tomasz Mastalski verdanken. Links daneben in Nr. 14 befindet sich das Breslauer Engros-Lager für Kurzwaren von Moritz Joseph. Nach ihm übernimmt Kolonialwarenhändler Carl Brauner den Laden.
Die Nachricht rechts über nächtliche Einbrüche in Uhren-, Gold- und Silberwaren-Geschäfte in Lüben veröffentlichte der "Lähner Anzeiger" am 23.3.1918. Betroffen waren die Firmen Walter Klingsporn, Paul Hielscher und Franz Weltike. Es wurden Uhren und Schmuck im Wert von mehreren Tausend Mark geraubt. |
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Auf dieser Karte von 1900, die wir Tomasz Mastalski verdanken, sind noch einmal alle Geschäfte gut zu erkennen. Hotel Grüner Baum mit den Laubengängen am Ring um 1900. Rechts neben dem Hotel die Fleischerei Karl Bresse, dann die Weißwaren von Emilie Kirchner, Zigarren Ernst Sauer, Feinkost Carl Brauner, Gold-/Silberarbeiter u. Graveur Walther Klingsporn. Erstmalig ist sogar zwischen Klingsporn und Hielscher in höherer Auflösung deutlich zu lesen: Fritz Härttwig Photograph! Uhrmachermeister Paul Hielscher - Adolf Ernst Herren & Knaben Confection - Julius Hinderlich Handelsgärtner. Links das Rathaus. Zwischen dem Gebäude gegenüber vom Hotel Grüner Baum die Einmündung in die Oberglogauer Straße.
Dieses Foto setzt das obere nach rechts fort. Blumenhalle Handelsgärtner Julius Hinderlich, Lederhandlung H. Renner und Max Schiesser. Rechts Blick in die Steinauer Straße und an der Ecke zur Liegnitzer Straße Zigarren- und Papierwaren Ludwig Scholz auf der Ringseite meines Großvaters.
Am linken Bildrand Nr. 15 eine Zigarrenhandlung (je nach Zeit unter verschiedenen Inhabern K. Georgi, A. Hering, Paul Sauer, Ernst Sauer), Nr. 14 Breslauer Engros-Lager für Kurzwaren, Nr. 13 links: Gold-/Silberarbeiter u. Graveur Walter Klingsporn, Nr. 13 rechts: Uhrmacher und Optiker Paul Hielscher, Nr. 12 Adolf Ernst Herren & Knaben Confection, Nr. 11 Georg Gürich Blumenhalle, Nr. 10 W. & H. Schmidt Inhaber Paul Glatzel Weiß- und Wollwaren, Nr. 9 Sächsisches Leinwandgeschäft. Dank an Bernd M.!
Die folgende Ansicht aus dem Jahr 1913 zeigt die gleichen Geschäfte und ermöglicht somit auch eine Datierung der Karte darüber.
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Nach Max Schiesser wird das Sächsische Leinwand-geschäft im Niederschlesischen Adressbuch 1927 unter dem Namen des Begründers Max Frenzel und des Inhabers Paul Klust geführt.
Leider ist die Aufschrift auf dem Mauerwerk in der Steinauer Straße nicht zu entziffern. Wer besitzt eine Aufnahme davon? Die Straßenlaterne an der Hausecke findet sich auch auf dem rechten Bild, das einen Blick in die Steinauer Straße vom Ring aus ermöglicht.
Paul Klust lässt später das Haus renovieren, viel Stuck entfernen und seinen Namen über den Laden setzen.
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Die gleiche Ansicht ein paar Jahre später, als Karl Griesohn, Paul Glatzel und Paul Klust die Geschäfte weiterführen.
Verschiedene bauliche Veränderungen zeigen sich an allen Gebäuden.