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Münsterberg, Nimptsch und Striegau gelegen hatte und nun zur
niederschlesischen Brigade übertrat. Kommandeur war Major
von Eicke, Schwadronschef der nochmals durch verwegene Taten
berühmt gewordene Rittmeister von Hellwig, der aber 1810 eine
2 1/2 jährige Festungshaft in Neiße antreten mußte. Er wurde
aber schon im Herbste, als der König Schlesien bereiste, begnadigt.
Seine Schwadron traf er gerade beim Antreten zum Fußexer-
zieren. Als er dem Planwägel entstieg und von seinen Husaren
erkannt wurde, lösten sich in dem Jubel über seine Rückkehr alle
Bande frommer Scheu. Die Lübener Schwadron zählte im Juli
1811: 8 Offiziere, 15 Unteroffiziere, 3 Trompeter, 1 Chirurg,
1 Feldscheer und 76 Mann, sie wurde durch Krümper immer
wieder auf den Sollbestand ergänzt. Als am 6. März 1812 die
Mobilmachung erfolgte, wurden die 1. und 2. Schwadron zur
Teilnahme am Feldzug ausgelost; die 3. und 4. wurden nach
Stehlen und Münsterberg verlegt und dem Befehl des Major
von Blücher unterstellt. So war Lüben abermals ohne Militär.
Es mußte sich mit einer reichen Anzahl inaktiver Offiziere trösten,
die den aufgelösten Regimentern entstammten und meist in kleinen
Städten ihr Dasein fristeten. An 14 solcher Offiziere wurden
1810 in Lüben gezählt, darunter die Generäle von Prittwitz und
von Osten.
Bei der Neueinteilung der preußischen Armee im Herbste 1815
wurde das 1. Schlesische Husaren-Regiment - seit 5.11.1816
4. Husaren-Regiment (1. Schlesisches) - der 7. Brigade (Glogau)
zugeteilt und erhielt Garnison in Lüben, Polkwitz, Haynau und
Sagan781). Indes schon im Mai 1817 erfolgte ein Wechsel. Die
Husaren kamen nach Neustadt O.-S., Gleiwitz und Leobschütz.
An ihre Stelle traten Ulanen782). Am 5. Juni 1817 traf die erste
Schwadron und der Stab des Westpreußischen Ulanen-Regiments
Nr. 1 in Lüben ein; die übrigen Schwadronen erhielten in Polk-
witz, Beuthen und Haynau Garnison. Das Regiment hatte nach
dem Feldzuge 1815 in Bonn und den Nachbarorten Kantonne-
ments bezogen und wurde jetzt nach Schlesien verlegt. Sein Kom-
mandeur, der tapfere Oberst Beyer, wurde, kaum in Lüben ange-
langt, nach Koblenz als Brigadekommandeur versetzt. Sein Nach-
folger wurde Major von Cosel aus dem Generalstab. Die Lübener
Schwadron mußte sich in manchen Stücken sehr kümmerlich be-
helfen. So fehlte der Exerzierplatz, namentlich für die Übungen
im Regimentsverbande. Der Kommandeur mußte dafür sorgen,
Hellwig, ein Lebensbild aus stürmischer Zeit Gotha 1911", und "Friedrich
von Hellwig" von Amtsgerichtsrat Richard Hahn-Liegnitz in dem IV. Heft
der Mitteilungen des Liegnitzer Geschichtsvereins.
781 "Braune Husaren", Geschichte des braunen Husaren-Regiments
von Hans Frhr. von Wechmar.
782 Joh. David v. Dziengel und Wilhelm von Bernhardi. Geschichte
des Kgl. Preuß. Westpreuß. Ulanen-Regiments Nr. 1, Potsdam 1861. |
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daß er unentgeltlich einen Platz erhielt. Daher fand das Regi-
mentsexerzieren bald bei Polkwitz, bald bei Gläsersdorf, bald bei
Ziebendorf und andern Orten statt. Nach den Herbstübungen
wurden die jungen Regimentspferde in größerer oder geringerer
Zahl zu ländlichen Besitzern 4-6 Wochen auf Grasung gegeben.
Die Offiziere mußten vorlieb nehmen lernen. Major Dallmer
bezog ein Quartier von 4 Stuben und zahlte 96 rtl. Miete, Ritt-
meister von Drigalsky hatte 3 Stuben für 72 rtl. inne, die übrigen
11 Offiziere hatten sämtlich je eine Stube zur Verfügung. Der
Sold war knapp und Geld im Lande rar. Im Jahre 1819 errichtete
die Stadt ein Militärlazarett (Schulpromenade 13) und 1824 eine
Rauhfutterscheune. Die Hauptwache befand sich im Rathause in
den Räumen der jetzigen Stadthaupt- und Sparkasse. Zu ihr
gehörte eine Offiziers- und eine Mannschaftsstube und ein Arrest-
lokal. Im Rathause war auch bis 1847 die Montierungskammer;
sie wurde anderweitig untergebracht, als der Raum für den Stadt-
verordnetensitzungssaal benötigt wurde. Die Garnisonställe waren
in der ganzen Stadt verteilt, für 10, 15, 20 Pferde eingerichtet.
Als die 2. Schwadron in Lüben errichtet wurde, mußten Garnison-
ställe erbaut werden. Sie fanden - wie auch die Reitbahn -
ihre Stätte in der Nähe des Schießhauses. Das Garnisonleben
der Ulanen wickelte sich ohne bemerkenswerte Ereignisse ab. Am
6. September 1819 stand das Regiment bei Kapsdorf in Parade
vor dem Könige, 1822 nahm die 9. Division an den Übungen des
Gardekorps teil. Im gleichen Jahre wurde Oberstleutnant von
Wins von den 5. Husaren Regimentskommandeur, nachdem Major
von Cosel 1821 das Kommando des 2. Garde-Landwehr-Kavalle-
rie-Regiments erhalten hatte. Im Jahre 1824 fand Königs-
manöver zwischen dem V. und VI. Korps bei Liegnitz statt, 1828
wiederum in der Nähe von Wahlstatt und 1830 rief der polnische
Aufstand das Regiment unter die Waffen. Es war ein ereignis-
loser und doch sehr aufreibender Feldzug mit viel Patrouillen-
dienst, anstrengenden Märschen, schlechten Quartieren, mangel-
hafter Verpflegung und viel Krankheit. Der Regimentskomman-
deur Oberst von Wins erlag am 3. Oktober 1831 dem Typhus,
ein schwerer Verlust für das Regiment, dem am 4. Februar 1828
auch der etatsmäßige Stabsoffizier Major Dallmann durch den
Tod entrissen worden war.
Die Ulanen kehrten nicht mehr nach Lüben zurück; sie bezogen
Ende 1831 provisorische Quartiere in Krotoschin, Militsch,
Ostrowo, blieben aber schließlich dauernd in diesen Garnisonen.
Erst 1833 hörte die militärlose Zeit für Lüben auf. Ende April
1833 erhielten die 4. Kürassiere Befehl783), nach Schlesien abzu-
rücken und unterwegs an den Übungen des Gardekorps teilzu-
783 "Das Kürassier-Regiment von Driesen (Westfälisches Nr. 4)" von
Hans Graf Praschma 1901. |