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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 180/181
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tember 1531 erwarb die Stadt560) von der Witwe des Kaspar
Bogener in Mallmitz ein 4 Huben großes Vorwerk zu einer Vieh-
weide, das allerdings unter der Amtsoberhoheit blieb, weil die
Mallmitzer Gutsobrigkeit dem Amte gebührte. Dem Amte blieb
daher auch das Recht vorbehalten, Fuhren für das Schloß und die
zugehörigen Teiche wie bisher von dem Vorwerk zu beanspruchen.
Die frühere Viehweide lag vor dem Steinauer Tor, sie war oder
wurde in Lösern an die Bürger verkauft und von diesen in Acker-
land verwandelt. Die spätere Viehweide561) wurde von den Wiesen,
die sich bis zur Sperlingsmühle hinzogen, gebildet. Jeder "be-
urbarte" Bürger hatte dort Weide für 4 Kühe, die "unbeurbarten"
und die Bewohner der Vorstädte für 2 Kühe. Den Hirten hatten

560 Staatsarchiv Depot der Stadt Lüben Nr. 38. Unter dem ge-
nannten Datum wurde der Verkauf von Friedrich II. bestätigt, nachdem
er vor der Herzogin Anna in Lüben vollzogen worden war. Das betr.
Vorwerk, welches "zunächst dem Walther-Erbe" gelegen war, hatte seine
Besitzer mehrfach gewechselt. Die betr. Kaufbriefe sind zu Teil im
Lübener Depositum vorhanden. Am 18.6.1441 (Nr. 19) verkaufte Jost
Meissener, Bürger zu lobin, sein Vorwerk in Mallmitz im Umfange von
4 Huben nebst Schäferei an Hannos Brone, der eine jährliche Abgabe
von 3 Malter Gerste an das Schloß in Lüben als Entgelt für die dem
Landesherrn schuldigen Dienste übernehmen mußte. - Am 22. Juni 1444
(Nr. 21) verkaufte Hans Brone sein Vorwerk in demselben Umfange an
Jost Gabel und dessen Ehefrau Katharina unter denselben Bedingungen,
wie er es übernommen hatte. Der Landesherr behielt sich vor, den
etwaigen Weiterverkauf nur noch auf Lehnrecht zuzulassen. - Am
20. Januar 1492 (Nr. 29) verkauft Nickel Gabil sein Mallmitzer Vorwerk
in dem Umfange, wie es sein Vater besessen hatte, an Konrad Luptitz
und dessen Ehefrau Katharina unter den bereits angegebenen landes-
herrlichen Vorbehalten. - Am 13. Mai 1495 (Nr. 30) verkauft Konrad
Luptitz das Vorwerk unter den gleichen Bedingungen an Hans Luptitz,
nachdem vorher (3. Mai 1495 Nr. 30) durch Entscheidung der Regentin
Katharina einige zum Vorwerk gehörige Gärten, i. e. Auenstücke, welche
widerrechtlich von anderen Personen in Besitz genommen worden waren,
dem H. Luptitz wieder zugesprochen worden waren. - Am 4. Juli 1499
(Nr. 33) wird Caspar Bogener in Lüben, der unter der Regierung der
Regentin Ludmilla das Vorwerk gekauft hatte, von den Herzögen Frie-
drich und Georg mit diesem Besitz belehnt, wobei die Ehefrau Anna des
Bogener ein Drittel des Vorwerks als Leibgedinge erhält. Bogener
verkaufte, wie oben angegeben, an die Stadt. Ob die Äcker des Vor-
werks später mit denen der Mallmitzer Jenkerei vereinigt worden sind,
ist nicht bezeugt, aber wahrscheinlich.
561 Die Wiesen an der Sperlingsmühle, welche zur Viehweide
dienten, gehörten zu dem Vorwerk, welches am 20. Januar 1549 der
Stadt von der Herzogin Anna geschenkt wurde. Der gesamte städtische
Landbesitz von der Mallmitzer Grenze an zu beiden Seiten der Polk-
witzer Straße dürfte aus den Ländereien des Kreuzvorwerks, der
Lübener Jenkerei (Geschenk vom 20.1.1549) und vielleicht des Vieh-
weide-Vorwerks (Erwerb vom 25.9.1531) entstanden sein.
1705 existierten 142 Altstädter Widemutlöser, 144 Viehweidelöser,
125 Bürgerwiesenlöser, 138 Kreuzlöser.
Auf der ältesten Lübener Viehweide haftete ein jährlicher Zins in
Höhe von 2 ungar. Gulden, der am 2. Februar 1524 (Depos. nr. 37)
von den Brüdern Hans und Georg Loß in Kniegnitz als Inhabern an
Hans Kretschmer und seine Ehefrau Anna um 30 Gulden verkauft wurde.
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die betreffenden Bürger selbst zu stellen. Die ehemaligen Bürger-
wiesen waren ebenso wie die Altstädter Wiedemutländereien par-
zelliert. Von den Losinhabern wurden Erbzinsen in verschiedener
Höhe an die Kämmerei entrichtet.
Am 7. April 1694 kaufte die Stadt562) von Vinzenz Jenke und
der Ursula Jenke, Witwe des Georg Jenke, deren Mallmitzer
Vorwerk im Umfange von 3 1/2 Huben und mit einer freien
Schaftrift für 400 Schafe. Das Vorwerk lag zwischen dem fis-
kalischen Vorwerk (jetzt Dominium) und dem Bauergute des
Christoph Schmidt. Es wurde mit dem alten Vorwerk, der sogen.
Lübener Jenkerei, vereinigt und gemeinsam bewirtschaftet. Die
Lohn- und Dreschgärtner wohnten um 1700 in dem alten Vor-
werk. Die Aussaat für Winterung und Sommerung betrug je
8 Malter. Der Viehbestand war gering, nur 10 Kühe, da die
städtischen Ochsen über Winter dort eingestellt wurden und die
Hutung dem Vieh der Bürgerschaft reserviert blieb. An das Amt
waren für beide Vorwerke jährlich 25 1/2 Scheffel Korn und Hafer,
6 Scheffel Gerste und 5 rtl. 28 gr. in bar zu leisten; außerdem
wurden von den Gespannen des Vorwerks die Amts-, Bau-,
Stein-, Ziegel-, Sand-, Holz-Vorspannefuhren usw. geleistet.
Übrigens wurde später auch die Kuttel- und Galgenwiese563) zum
Mallmitzer Vorwerk geschlagen. Zeitweilig war das Vorwerk für
200 rtl. verpachtet; um 1700 befand es sich wieder unter städtischer
Verwaltung.
Nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges kaufte die
Stadt in Altstadt drei Bauergüter auf564), deren Besitzer die
Kriegskontribution nicht bezahlen konnten, und bildete aus ihnen
ein städtisches Vorwerk. Es hatte nach Bedarf Fuhren für das
Herbeiholen des Brücken- und Brennholzes und des Heizmaterials
für den städtischen Ziegelofen zu stellen. Der Gutsverwalter war
562 Staatsarchiv Depos. der Stadt Lüben Nr. 45. - Am 26.5.1457
(Nr. 26) verkaufte Hans Strauenwald zu Mallmitz von seinem Vorwerk
1/2 Hube mit Garten und Aue an den Bürger Hans Hoffmann in Lüben
für 30 Mark böhmische Groschen. Diese halbe Hube ging später in den
Besitz der Stadt über. Dieselbe wurde beim Ankauf des ganzen Vor-
werks 1604 angewiesen, die genannte halbe Hube mit einem Bauer zu
besetzen. Später gehörte das Vorwerk der Familie Jenke. - Am 27.4.1503
erhielt Vinzenz Jenke und seine Ehefrau Anna nebst ihren Nachkommen
das Vorwerk mit einer ungehinderten Schaftrift für 400 Schafe zu Erbe
und eigenem Rechte, wofür eine jährliche Getreidelieferung von 2 1/2 Malter
Gerste an das Schloß in einen Zins von 5 Mark bar umgewandelt
wurde (Nr. 35). - Vinzenz Jenke verschrieb am Freitag vor Pauli Be-
kehrung (23. Januar) 1517 dem Lübener Pfarrer 2 Mark Zins auf sein
Mallmitzer Gut, und am Sonnabend vor Burthardi (10. Oktober) 1517
dem Altaristen Peter Schmidt an der Pfarrkirche 1 Mark. Rep. 21 III 19 H.
563 Die Galgenwiese liegt gegenüber dem Grundstück Polkwitzer
Straße 11 (Triebel).
564 Nach den Angaben des Grund- und Fundbuchs von 1705, dem
auch das Weitere entnommen ist. cf. auch Acta von dem Inventarium
bei dem Rathause 1750 im städtischen Archiv.