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- 240 - und es war bei Strafe verboten, mit ihnen zu reden. Beim Exerzieren mußten sie ihre Röcke verkehrt anziehen und außerdem am Abtritte, mit dem Besen statt mit des Gewehrs in der Hand, Wache stehen. Ging ein gemeiner Soldat vorüber, so mußten sie präsentieren wie vor einem Offizier. Diese Strafe dauerte bis zum Aufbruche aus dem Lager. Vor Ablauf des Waffenstillstandes war den Truppen noch ein großer Festtag beschert, der Napoleonstag, der mit Rücksicht auf den Wiederbeginn der Feindseligkeiten vom 15. auf den 10. August verlegt worden war. Man wünschte im Lager diesen Tag zu einer Wiederaussöhnung der Hessen und Badenser zu benutzen, zwischen denen in der letzten Zeit Mißhelligkeiten bestanden, welche am 8. August in Tätlichkeiten ausarteten. Dabei wurde ein badischer Voltigeur derartig über das Ellenbogengelenk geschlagen, daß die Amputation des Armes in Frage stand. Die beiden Brigadekom- mandeure setzten alles daran, um das frühere gute Einvernehmen zwischen den feindlichen Brüdern wieder herzustellen und legten Wert darauf, daß die Soldaten einander wechselseitig am Napo- leonstage zu Gast luden. Aber auch sonst geschah alles, um diesen Tag so glanzvoll wie möglich zu gestalten. Davon zeugt die Brigade-Order des Freiherrn von Stockhorn d. d. Lüben, den 9. August 1813. Sie lautet654): "Zur Feier des Geburtstages Sr. Maj. des Kaisers Napoleon wird für morgen, den 10ten folgendes verordnet: 1. Des Morgens 5 Uhr sollen alle wegen Disciplin in Arrest befindlichen Individuen ihres Arrests entlassen sein. 2. Um 6 Uhr wird eine doppelte Ration Branntwein und Bier, 1 Pfd. Fleisch, Reis und Brot für den Mann gefaßt; dies soll derartig angewendet werden, daß des Morgens 1/2 10 Uhr und des Nachmittags um 5 Uhr davon gegessen werden kann. Die Ge- tränke müssen bis abends 5 Uhr aufgehoben werden, wo in jeder Kompagnie im ganzen Lager auf das Signal des ersten Kanonen- schusses die Gesundheit Sr. Maj. des Kaisers ausgebracht werden kann. Damit die Soldaten ihre Kost auf morgen noch verbessern können, ist von Sr. Maj. vom Feldwebel abwärts für den Mann 27 sgr. bewilligt. 3. Um 1/2 11 Uhr stellt sich die Brigade in größter Propretät auf. Es wird von der ganzen Division ein Quarré gebildet, worin ein feierliches Hochamt und Tedeum abgehalten werden wird. Wenn das Quarré formiert ist, reiten die Herren Generals und Obersten mit Ausnahme des Herrn Oberst vom Tage zu dem Herrn Divisionsgeneral, um diesen zum Gottesdienst abzu- 654 Beiträge zur Geschichte des Großherzogl. Bad. 1. Linien-Inf.- Rgts. a. a. O. |
- 241 - holen655). Bei dessen Ankunft in dem Quarré wird präsentiert und Marsch geschlagen, und die Feierlichkeiten der Messe nehmen ihren Anfang. Nach beendetem Gottesdienst ist große Parade, und die ganze Division defiliert. Hierauf wird eingerückt. Der Lagerdienst und die Wache nach Lüben ziehen für sich im Stillen auf. 4. Des Nachmittags 1 Uhr werden in jeder Kompagnie unter Aufsicht der Herren Offiziere Vorübungen für die Preise gehalten, welche am Abende ausgeteilt werden sollen. Jede Kompagnie präsentiert den besten Läufer an den Bataillonskommandeur, wel- cher nochmals den Schnellsten unter den 6 auswählt, der des Abends um den Preis der Division zu laufen hat. Es werden 3 derartige Preise gegeben und können daher per Bataillon noch 2 Mann zum Laufen bestimmt werden, welche den geringeren Das Amtsgerichtsgebäude am Glogauer Torturm Preis erhalten. Auf die nämliche Art werden Leute zum Springen über eine Stange, dann wer am weitesten in die Breite springen kann, ausgewählt. Der Preis von jeder Art dieser Übungen ist: Für die I. Klasse 10 fr, für die II. 5 fr und für die III. 3 fr. Für die beiden Arten zu springen wird nur ein Mann per Bataillon 655 Das Generalszelt ist der Ueberlieferung nach erhalten; es be- findet sich als Gartenhaus auf dem Grundstück Schulpromenade 8. Der damalige Gasthofbesitzer Jüngling hat es angekauft. |