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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 308/309
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Ende; er folgte 1868 einem Rufe als Pastor prim. und Super-
intendent nach Herrnstadt. Strehle war schon 1864 nach Frieders-
dorf a. Qu. übergesiedelt. Zürns Nachfolger wurde Pastor prim.
- seit 1873 Superintendent - Patrunky. Er vereinfachte durch
Beseitigung überlebter Einrichtungen den kirchlichen Betrieb. Der
sogenannte Wochenschluß, eine Sonnabend-Kinderlehre für die
älteren Schulkinder, wurde auf Sonntag verlegt und abwechselnd
mit den Unterredungen für Konfirmierte gehalten. Letzere fan-
den früher, nach Geschlechtern getrennt, Sonntags statt. Die
Mittwoch-Morgenandacht fiel weg, seitdem die Bibel- und
Missionsstunden am Mittwoch-Abend in der Kirche gehalten wur-
den, auch die Abendgottesdienste am 31. Oktober und am Schlusse
des Kirchenjahres gingen ein. Von den Passionsgottesdiensten
wurden nur die am Dienstage beibehalten. Es war jedenfalls
zeitgemäß, überflüssige, von 3-4 Personen besuchte Feiern fallen
zu lassen, zumal von 1873 ab das Diakonat unbesetzt blieb. Im
Jahre 1892 kamen auch die Montag- und Freitag-Frühgebete in
Wegfall, 1894 die Michaeliskonfirmationen, 1902 der vorberei-
tende Passionsgottesdienst und die Gottesdienste an den dritten
Feiertagen, während die Passionsgottesdienste am Freitage zeit-
weilig wieder auflebten, ohne sich einzubürgern. So war Raum
für freie Tätigkeit.
Inzwischen traten mit der Kirchengemeinde- und Synodal-
ordnung die neuen kirchlichen Gemeindeorgane in Wirksamkeit.
Der am 4. Januar 1874 eingeführte Gemeindekirchenrat setzte sich
aus folgenden Ältesten zusammen: Seilermeister Heimann,
Bäckermeister Hollender, Kaufmann Kullmann, Kreisrichter Mila,
Gärtner Sämann, Schornsteinfegermeister Wucherpfennig, Guts-
besitzer Hilgner (Samitz), Gutsbesitzer Kleiner (Mallmitz), Gutsbesitzer
Liebich (Ziebendorf), Rittergutsbesitzer von Wiedner (Kniegnitz),
Klempnermeister Finkelt, Steuerrat Hecker (Patronatsältester).
Merkwürdigerweise fungierten die alten Kirchenvorsteher als eine
Art Kontroll-Kommission für das Rechnungswesen weiter.
Dem Gemeindekirchenrate traten ergänzend einige Vereine
zur Seite, die in teils loser, teils enger Verbindung mit dem
Pfarramte standen. Der von Frau Pastor Petran 1857 begründete
Tabeenverein beschenkte arme Kinder zu Weihnachten mit Klei-
dung und Schuhwerk; er stellte 1914 seine Tätigkeit ein. Ein
von Frau Kreisrichter Mila 1871 gestifteter Frauenverein unter-
hält eine Suppenküche im Winter und sorgt für bedürftige
Wöchnerinnen. Bedeutungsvoller wurde der 1887 gebildete
Diakonissenverein, der die Mittel für die in diesem Jahre be-
gründete Diakonissenstation aufbrachte, durch welche der Gemeinde
der Segen geordneter Armen- und Krankenpflege zuteil wurde.
Die Kraschnitzer Schwestern wurden 1901 durch die Grünberger er-
setzt. Die seit 1843 bestehende Klein-Kinderschule nimmt Kinder
beider Konfessionen auf. Aus der 1872 begründeten Flickschule
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für arme Kinder entwickelte sich später ein Missionsnähverein für
das Findelhaus in Hongkong. Die Ende 1914 für die drei Seel-
sorgerbezirke eingerichteten "Evangelischen Frauenhilfen" ver-
sprachen gute Helferdienste in der Armenpflege.
Die häufigen schweren Erkrankungen des Superintendenten
Patrunky und die andauernde Vakanz des Diakonats ließen
naturgemäß manchen Wunsch auf kirchlichem Gebiet unerfüllt.
Das Jahrzehnt von 1870-80 hat wohl nirgends Höhepunkte


Die Kirche der Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt
(auf dem ehemaligen Kavalierberge)



des kirchlichen Lebens gezeitigt. Nicht einmal die Irvingianer,
die seit 1876 eine rührige Tätigkeit in Lüben entfalteten, ver-
mochten mehr als 6-8 Familien zu gewinnen. Trotzdem wurde
von dem Rittergutsbesitzer Weber in Hummel-Radeck 1877 eine