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Zwei aufschlussreiche Postkarten des 1905 beim Bau der Heilanstalt Lüben beschäftigten Malers Paul Hiemann aus Görlitz! Diese Karte vom Neubau der Provinzial-Irren-Anstalt Lüben schrieb Paul Hiemann am 15. August 1905 an seine Frau Martha: Am 4.9.1905 schrieb Paul eine Postkarte an Martha in Görlitz, auf der er selbst beim Bau der Aufnahmestation der "Provinzial-Irrenanstalt Lüben" zu sehen ist. Über dem Gebäude links vermerkte er "Das bin ich"! Weiter: "Liebe Martha! Bin wohlbehalten in Lüben angekommen. Habe heute Kopfschmerzen, o könnte ich bei dir sein! Wenn ich es gewußt hätte, konnte ich erst Dienstag früh fahren, ich habe ganz allein mit den Burschen gearbeitet. Die andern 13 Mann sind alle besoffen! Der Alte wird morgen schön lauschen!" Provinzial-Heil- und Pflege-Anstalt Lüben: Für die beiden folgenden Abbildungen ein herzliches Dankeschön an Christoph Alter und Tomasz Mastalski. Hier ein Auszug aus einem Bericht über die Anstalt aus dem Jahr 1954. Entweder verschwieg der Verfasser bewusst, was psychiatrische Einrichtungen damals praktizierten oder es brauchte noch Jahre, ehe das bekannt wurde. Darüber einiges weiter unten. Die Heil- und Pflegeanstalt Lüben bildete in einem herrlichen Parkgelände eine kleine Stadt mit 40 Häusern für sich. Sie war 1905 als Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Lüben erbaut worden. (Mehr über die Entstehung hier.) 1600 Kranke konnten zur Behandlung aufgenommen werden. Die Betreuung der Patienten oblag acht Ärzten und ca. 130 Pflegerinnen und Pflegern, die ihren Dienst schichtweise versahen.
In einem Werkstattgebäude waren fast sämtliche Handwerkszweige untergebracht. Dort wie in allen eigenen Wirtschaftsanlagen waren überall auch Patienten im Sinne der Arbeitstherapie tätig. In einem Saal gegenüber vom Verwaltungsgebäude fanden für die Patienten regelmäßig Feste und Tanzveranstaltungen, die von der Pflegerkapelle begleitet wurden, statt. Sonntags bestand die Möglichkeit, am Gottesdienst in der kleinen Anstaltskirche teilzunehmen. Während des 2. Weltkrieges wurde die Anstalt zum Lazarett erweitert. Dafür wurden vier Krankenblocks für etwa 400 verwundete Soldaten zur Verfügung gestellt. Die Betreuung dieser Patienten oblag dem Ärzte- und Sanitätspersonal der Wehrmacht. Im Januar 1945 wurde die rechtzeitige Evakuierung der Insassen und des durch den Militärdienst stark verminderten Personals der Heilanstalt versäumt. Die Anstalt endete im Chaos der Kriegsereignisse. Unter Verwendung von Informationen von Heinz Lux in Lübener Heimatblatt, 7/1954 Heilanstalt 1916 Heilanstalt 1922 In der NS-Zeit wurden massenhaft Patienten aus "Heil- und Pflegeanstalten" (Psychiatrien) in Sammeltransporten in Tötungsanstalten "verlegt". Sonja Schröter weist z. B. in "Psychiatrie in Waldheim/Sachsen (1716-1946)" anhand von Dokumenten nach, dass am 18.7.1941 aus der Heil-und Pflegeanstalt Lüben 54 Patienten in die Zwischenanstalt Waldheim verbracht wurden und am 30.7.1941 weitere 48 Patienten. Sie starben in der Tötungsanstalt Sonnenstein oder durch Arbeitszwang, Unterernährung und überdosierte Medikamentengaben in "Heil"-Anstalten! Für Interessierte gibt es eine Fülle von Material, das die Verbrechen der NS-Zeit an physisch oder psychisch Behinderten dokumentiert. Ein Teil der Patientenakten aus der Heil- und Pflegeanstalt Lüben befindet sich im Bundesarchiv oder in polnischen Archiven und kann dort für wissenschaftliche Zwecke eingesehen werden. Eine öffentlich zugängliche Information über die Rolle der Lübener Heilanstalt bei der Ermordung psychisch kranker Patienten fand sich eine Zeitlang auf der Webseite des Fördervereins "Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V." Inzwischen ist diese Seite nicht mehr zugänglich. Im Gegensatz zu dieser Veröffentlichung haben die vielen Mitarbeiter der Lübener Heilanstalt nach dem Krieg niemals im "Lübener Heimatblatt" öffentlich Stellung gegen die Ermordung von Patienten genommen, sondern sie bis zuletzt verschwiegen. Der oben verwendete Artikel aus dem Jahr 1954 war einer der wenigen zum Thema Heilanstalt in der Heimatzeitung. In keinem Artikel wurde auf die inhumanen Praktiken der Psychiatrie in der NS-Zeit eingegangen.
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