Der Flüchtlingspass meines Großvaters














Flüchtlingspass, Leipzig, 9. Oktober 1945

Flüchtlingspass, Leipzig, 9. Oktober 1945


Am 9. Oktober 1945 wurde meinem Großvater im Flüchtlings-Durchgangslager Kaserne 106* in Leipzig N 22 Hallische Str. 146 dieser Flüchtlingspass ausgestellt. Er erlaubt mir die Feststellung, dass seine Kriegsgefangenschaft glücklicherweise nicht allzu lange dauerte und dass er schnell zu seiner Familie fand. Über seinen seelischen und körperlichen Gesundheitszustand erlaubt er keine Vermutungen. Leider gibt es auch keine konkreten Anhaltspunkte, wo er als Kriegsgefangener war. Immer wieder geistert in meinen diesbezüglichen Erinnerungen der Ort Tabor herum. Aber um welches Tabor (Tschechien, Slowenien, Russland) es sich handelt, kann ich nicht herausfinden. Entweder wurde Großvater aufgrund seines geschwächten Gesundheitszustandes entlassen oder - was ich auch mehrmals hörte - die sowjetische Armee entließ Kriegsgefangene, die in die sowjetische Besatzungszone wollten, bevorzugt, damit sie "am Aufbau eines friedliebenden demokratischen Deutschland nach sowjetischem Beispiel" mithalfen.

* Informationen über die Kaserne und die alte und neue Straßenbezeichnung im Leipzig-Lexikon