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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 282/283
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a) Haushaltsplan der Stadt Lüben 1914/15.
b) Haushalt der Stadt Lüben 1914/15.

 
Einnahme
Ausgabe
a
b
a
b
 1. Kämmereikasse
245 000
-
361 921
45
270 000
-
334 438
45
 2. Armenkasse
5 800
-
5 904
23
7 300
-
7 412
25
 3. Forstkasse
101 300
-
112 293
28
54 800
-
66 643
36
 4. Alumnatkasse
48 200
-
30 129
41*
48 200
-
34 091
90*
 5. Ziegeleikasse
71 100
-
52 727
47*
71 100
-
71 417
30*
 6. Schulkasse
31 500
-
30 963
59
68 500
-
71 172
62
 7. Gymnasialkasse
46 000
-
59 285
52
46 000
-
59 285
52
 8. Schlachthofkasse
13 400
-
14 442
06*
13 400
-
14 398
56*
 9. Gasanstaltkasse
107 000
-
104 613
71*
87 000
-
89 268
10*
10. Wasserwerkkasse
29 570
-
28 443
56
29 570
-
28 881
20
11. Friedhofkasse
3 100
-
4 216
97
3 100
-
4 180
97
12. Mädchenschulkasse
9 450
-
10 931
51
12 450
-
10 931
51
 
711 420
-
 
 
711 420
-
 
 
Sa. der Einnahmen
 
 
815 872
76
 
 
 
 
Sa. der Ausgaben
 
 
 
 
 
 
792 121
74
Abschluß
Mehr-Einnahme
 
 
23 751
02
 
 
 
 
*) Schon unter dem Einfluß des Krieges.

er nicht die erforderliche Kaution bei der Regierung hinterlegen
konnte, mangelte dem Blatt der politische Teil. Infolgedessen
mußten die Spalten mit Anekdoten und Kleinkram gefüllt werden.
Zuerst erschien das Blatt als Stadtblatt für Lüben und Steinau
einmal wöchentlich am Sonnabend, von 1848 ab als Stadtblatt
für Lüben, Steinau und Polkwitz und brachte auch politische
Nachrichten. Sie hörten jedoch später wieder auf. Als Ende
am 8. Juli 1869 starb, kaufte der Buchhändler Linke die Druckerei.
Er veröffentlichte nach Wegfall der Kautionspflicht von 1873
politische Nachrichten. Am 19. April 1876 ging das Blatt in den
Besitz des Druckereibesitzers Paul Kühn über, der es vom 1. Ok-
tober 1878 dreimal wöchentlich, vom 1. April 1893 täglich erschei-
nen ließ. Die alten Jahrgänge des "Lübener Stadtblattes" lassen
zwar das Urteil eines Mitarbeiters der Liegnitzer "Silesia" von
1846 gerechtfertigt erscheinen, der behauptete, bei der Lektüre des
Stadtblattes in einen achtzehnstündigen Schlaf versunken zu sein,
trotzdem bieten sie wertvolles Material für die Kenntnis der
Zustände der Stadt um die Mitte des vorigen Jahrhunderts.
Am Beginn des 19. Jahrhunderts zählte Lüben 355 Bürger-
häuser, aber darunter noch immer 13 wüste Stellen, sodaß in
Wirklichkeit nur 342 Wohnhäuser existierten. Diese Zahl blieb
bis in die Mitte der dreißiger Jahre fast unverändert. Die
Armut der Bürger ließ keine Bautätigkeit zu. Von den 342
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Häusern700) waren 112 massiv, 116 teilweise massiv, 114 aus Lehm-
fachwerk gebaut. Ziegeldächer besaßen einschließlich der öffent-
lichen Gebäude 250, außerdem noch 64 Scheunen, Ställe und
Schuppen, Schindel- und Strohdächer 104 Wohn- und öffentliche
Gebäude sowie 138 Nebengebäude. Allmählich vermehrte sich die
Zahl der Wohnstätten; die letzte Volkszählung von 1910 wies
517 Wohnhäuser und 1674 Haushaltungen nach. Die Einwohner-
zahl stieg langsam, 1831 wurde das dritte, 1849 das vierte, 1871
das fünfte, 1890 das sechste, 1910 das siebente Tausend über-
schritten, wobei freilich die Garnison und später die Heil- und
Pflegeanstalt einen erheblichen Anteil an der Bevölkerungszu-
nahme trugen. Für die Verbesserung des Bauzustandes der
Häuser sorgten die zahlreichen Brände, welche alljährlich, besonders
in den Vorstädten, stattfanden, und die den Oberpfarrer Burk-
mann zu einer Predigt über Jesaj. 50, 11 veranlaßten: "Der
Brandstifter im Lichte des Evangeliums". Es brannte aber trotz-
dem weiter. Als im Jahre 1821 die Accise fiel, wurden die Tore
überflüssig; die Torbogen wurden beseitigt, die Torpfeiler blieben
stehen, bis sie im Laufe der Jahre beseitigt wurden, 1847 wurden
die am Liegnitzer Tore abgebrochen, um die Straßen zu verbreitern.
Nur der Glogauer Torturm trotzte der alles nivellierenden Spitz-
hacke, ja er erlebte noch eine neue Blütezeit. Auf der in seinem
Turmknopf aufbewahrten Urkunde war zu lesen:
Es zeiget Euch mein Wetterhahn
Den Anfang meines Daseins an;
Denn 1333 ward
Ich aufgeführt nach alter Art
Und 1820 hat
Mich repariert der Magistrat.
Im Jahre 1900 traf ihn ein Blitzschlag und zerstörte den
Dachstuhl. Lange dauerte es, bis man sich über die Mönche und
Nonnen
, die den Turm schirmen sollten, geeinigt hatte; 1907
bewilligte die Stadt die erforderlichen Mittel und 1908 ward der
Turm zum Altertumsmuseum, ohne freilich die dort geborgenen
Schätze vor dem Staub der Jahrhunderte schützen zu können. Die
alte Stadtmauer, welche noch in der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts die Stadt umgab, ist bis auf wenige Reste verschwunden.
Um die Mauer zog sich ein Stadtwall und ein etwa 10 Fuß breiter
Wassergraben; beides wurde allgemach eingeebnet und in Prome-
naden verwandelt. Das Verständnis für die Verschönerung der
Stadt erwachte erst ziemlich spät. Ein Artikel im Stadtblatt
Ende Dezember 1844 entwarf ein anschauliches Bild von dem
Zustand der Stadt: "Die Kirchhöfe sehen wild aus wie Tal und
Hügel, der Ring zeigt mehr Leichensteine als die Kirchhöfe, die
Promenaden sind ein Gerümpel von Mauerschutt und Abfällen.

700 Knie u. Melcher, Geograph. Beschreibung von Schlesien 1832.