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Die Heidestadt Kotzenau und ihre waldreiche Umgebung 1. Aus der Geschichte von Kotzenau Kotzenau gehört unstreitig zu den ältesten Siedlungen im westlichen Teile des Kreises Lüben. Bis in das Jahr 1297 reichen die nachweisbaren Anfänge des Ortes zurück. Zu dieser Zeit erbaute Bolko I. von Schweidnitz eine Burg zum Schutze des bereits bestehenden Örtchens, das Chocenaw, Kotzenaw und ähnlich bezeichnet wurde. Bis zum Jahre 1444 war es im Besitz der Herzöge von Liegnitz. Die späteren Besitzer waren der Reihe nach: Die Familie von Dornheim, Georg von Schellendorf, Christoph von Schkopp, Hans von Sorau, Jakob von Schöneich, Herr von Nostitz, die Familie Stosch, die Grafen von Reder. 1766 ging die Herrschaft an die heutigen Besitzer über, an die Familie des Reichs- und Burggrafen zu Dohna. 1713 erhielt Kotzenau die Wochen- und Jahrmarktgerechtigkeit. Unter der Herrschaft der Grafen von Reder wurde mit dem Bau des heutigen Schlosses begonnen. In den Jahren 1633 bis 1648 hat Kotzenau unter den Wirren des 30jährigen Krieges schwer zu leiden gehabt. Fünfzehn Jahre lang war es fast unbewohnt. Auch im Kriegsjahre 1813 wurde es völlig ausgeplündert. Dreimal, am 30. Oktober 1749, am 4. Mai 1847 und am 11. September desselben Jahres vernichteten große Brände fast den ganzen Ort. Anfänglich bestand Kotzenau aus drei Gemeinwesen, dem Städtel Kotzenau, der Gemeinde Klein-Kotzenau und dem Gutsbezirk Kotzenau. Seit 1894 bilden diese drei Gemeinden die Stadt Kotzenau. Der im Jahre 1890 erfolgte Bahnanschluß (die Strecke Reisicht-Freystadt) hat viel zur Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse beigetragen. Seit 1906 besitzt die Stadt Gas-, Wasserversorgung und Vollkanalisation und seit 1924 Anschluß an das Elektrizitätswerk Liegnitz, von wo aus sie mit Strom versorgt wird. Mit der Geschichte der Stadt ist die Geschichte der Marienhütte aufs engste verknüpft. Als Geburtsstätte dieses Eisenhüttenwerkes, dessen Erzeugnisse später in alle Länder hinausgingen, ist ein Hammer- und Schmiedewerk nebst Mühle anzusprechen, das im Jahre 1430 "am Teiche zu Kotzenau" angelegt wurde. Der Name unseres Hammervorwerks deutet noch heut darauf hin. Im Jahre 1854 wurde dann die Marienhütte gegründet. Am 14. Januar fand der erste Abstich statt. Das Werk, mit drei Beamten und vierzig Arbeitern begonnen, nahm einen mächtigen Aufschwung, vereinigtes sich mit dem Hüttenwerk in Mallmitz und wurde der eigentliche Lebensnerv unserer Stadt. In seiner Blütezeit beschäftigte es etwa 1200 Angestellte und Arbeiter und bewältigte einen jährlichen Verbrauch von durchschnittlich 250 000 Zentnern Roheisen. Es war eine der schwärzesten Stunden für Kotzenau, als das Werk im Jahre 1931 ein Opfer der Systemzeit wurde und den Betrieb einstellen mußte. Erst in neuester Zeit und nach mancherlei Fehlschlägen ist es den rastlosen Bemühungen unserer Stadt- und Kreisverwaltung gelungen, die Räder wieder in Gang zu bringen. Zur Zeit ist die Marienhütte wieder im Betriebe und steht im Begriff, sich wieder zur alten Kraft zu entwickeln, und damit wird auch unsere Stadt zu neuem Leben erwachen. Ein weiteres Arbeitsfeld für die Bewohner von Kotzenau bietet die Armaturenfabrik des Herrn Raasch, die auch in der schwersten Zeit ihren Betrieb weiter geführt hat. Außerdem sind zwei Sägewerke und eine mit den neuesten Einrichtungen versehene Ziegelei vorhanden. Auch die neu errichtete Molkerei trägt wesentlich zur Belebung der Wirtschaftslage bei. Sie verarbeitet täglich zirka 24 000 Liter Milch. Die reichlich vorhandene Arbeit in den Forsten wird seit einigen Jahren von zwei Arbeitsdienst-Abteilungen bewältigt, und das umfangreiche Meliorationsprogramm reicht noch für lange Zeit. Schwere Zeiten, trübe Jahre waren unserem Städtchen beschieden, aber gesunder Bürgergeist, starker Arbeitswille und tatkräftige Leitung werden alle Wunden heilen und uns einer besseren Zukunft entgegenführen. 2. Wir besichtigen die Stadt Kotzenau Der Marktplatz ist, wie auch alle Straßen, gut gepflastert und von einem Viereck wohlgepflegter Linden umgeben. In der Mitte steht an Stelle des sonst üblichen Rathauses die im Jahre 1596 erbaute evangelische Kirche mit dem eigenartig wirkenden runden Turme. Ein Krieger-Denkmal von 1870, ein von Pyramideneichen umgebener Obelisk, schmückt den östlichen Teil des Marktes. Von der Nordostecke des Marktplatzes aus führt die Gartenstraße zu dem im Jahre 1899 erbauten Rathause, das von Rotdornbäumen und gepflegten Anlagen umgeben ist. Ihm gegenüber sehen wir den Neubau der erst kürzlich in Betrieb genommenen Molkerei. Am Ende der Gartenstraße biegen wir links um in die Hillenbergstraße. Da sehen wir zunächst die Baracken eines Arbeitsdienstlagers. Die Insassen haben es verstanden, sich dort ein freundliches, blumengeschmücktes Heim zu schaffen. Ein zweites Arbeitsdienstlager befindet sich in den Räumen der früheren Privatschule. Die Hillenbergstraße, auch Kolonie genannt, besteht aus gleichartig in Rohbau ausgeführten Arbeiterhäusern der Marienhütte, die sich aber jetzt in Privatbesitz befinden. An die Hillenbergstraße schließt sich eine von vier Lindenreihen gebildete Allee, die zur Primkenauer Straße führt. Dort sehen wir zur rechten hand das stattliche evangelische Pfarrhaus mit dem dahinterliegenden Jugendheim. Wir überschreiten die Straße und gelangen, den Charlottenhain vorläufig links liegenlassend, auf die Haynauer Kunststraße. Hier steht die Oberförsterei. Wir könnten auch dem gräflichen Sägewerk einen Besuch abstatten, wenden uns aber nach links und gelangen an der herrschaftlichen Gärtnerei vorüber zum Schloß des Reichs- und Burggrafen zu Dohna. Das Schloß ist ein stattliches, das Landschaftsbild beherrschendes Gebäude, dessen 60 Meter hoher Turm weit über die mächtigen Kronen alter Baumriesen hervorragt. Es steht an der Stelle der von Bolko I. von Schweidnitz am Ende des 13. Jahrhunderts erbauten Burg und wurde etwa um 1730 von den Grafen Reder in seiner jetzigen Gestalt errichtet. Um den ältesten Teil mit dem Turme gruppieren sich 4 Flügel. Herrliche Anbauten im Barockstil bieten sich unseren Blicken. Besonders zu erwähnen ist das Portal und die an der Parkseite gelegene Barocktreppe, die eine reizvolle Verbindung zwischen Treppe und Erker darstellt. Auch im Innern des Schlosses finden wir reine Barockformen, besonders in der Halle mit ihrer feinen Stuckdecke und an dem Barockgeländer mit seinen Laternen. Schöne Säle und viele Räume birgt der mächtige Bau, der in vergangenen Zeiten oft genug der Schauplatz rauschender Feste gewesen sein mag. Das Schloß ist umgeben von einem herrlichen, weit ausgedehnten und gut gepflegten Pari, dessen Besuch jedermann gestattet ist. Mächtige Bäume, schattige Buchengänge, ein Teich, an dessen Ufer steinerne Gestalten der griechischen Göttersage stehen, herrliche Baumgruppen, blühende und duftende Ziersträucher, eine Knieholzanlage, machen den Park zu einer Sehenswürdigkeit. Der Blick über den Schloßteich hinweg auf die prächtige Südfassade dürfte auch dem verwöhntesten Auge ein Genuß sein. Wir verlassen den Park durch den östlichen Ausgang und gelangen, am Parkzaun entlangschreitend, zu der im Jahre 1883 erbauten evangelischen Schule. Rechts abbiegend kommen wir auf die Glogauer Straße und sehen hier die katholische Kirche nebst Schule, die in den Jahren 1864 bis 1866 erbaut wurde. Wenn wir die Bahnhofstraße überqueren, gelangen wir am Jugendheim vorüber zur Marienhütte, über die bereits im vorigen Abschnitt berichtet wurde. Eine Besichtigung des Werkes würden den Besuchern ein Bild geben von der einstigen Größe, dem späteren Verfall und dem neu erwachenden Leben in diesem Betriebe. Am Ende der Glogauerstraße finden wir noch das seit dem Jahre 1906 bestehende Gas- und Wasserwerk unserer Stadt. Damit mag der Rundgang durch unsere Stadt beendet sein. Er dürfte (mit einer ausgiebigen Mittagspause in einer der gastlichen Herbergen) ein Tagesvorhaben ausfüllen. Der Besucher wird sich auf diesem Rundgange davon überzeugt haben, daß Kotzenau eine freundliche, saubere Stadt ist, in der echte schlesische Gemütlichkeit herrscht, und er wird den Besuch gern wiederholen, wenn er erst die in den folgenden Abschnitten geschilderte herrliche Umgebung, die gerade für den Fremden mit ihren herrlichen Ausflugsorten einen besonderen Reiz hat, kennen lernt. Die Gräflich zu Dohna'sche Oberförsterei 1915
3. Spaziergänge und Ausflüge Auf dieser Wanderung begleitete uns zur linken Hand ständig die nach Bunzlau führende Kunststraße. Auf ihr treten wir den Rückweg zur Stadt an. Dort, wo die beiden Kunststraßen nach Bunzlau und Haynau sich abzweigen, also in unmittelbarer Nähe der Stadt, liegt das Schützenhaus. Auf von ihm kann man sagen, daß wenige Städte ein solches besitzen, das herrlicher gelegen wäre. Darum ist es auch ein beliebter Aufenthaltsort für alle Einheimischen und Fremden. Es besitzt geräumige Gastzimmer und einen für eine Kleinstadt recht ansehnlichen Saal. Der große, schattige Garten, mitten im Walde gelegen und der sich anschließende freie Platz bieten Raum genug, um selbst Volksfeste dort begehen zu können. Zur Unterhaltung für Erwachsene dient eine gemauerte Kegelbahn, für Kinder ist ein mit Schaukel, Rutschbahn, Drahtseilbahn und Karussell ausgerüsteter Vergnügungsplatz vorhanden. Dicht neben dem Schützenhause an der Kunststraße nach Haynau, liegt die unter vielen Mühen und Opfern von der DDAC-Ortsgruppe Kotzenau errichtete Rennbahn für Motorräder. Auf drei Seiten von Wald, auf der vierten von der Kunststraße begrenzt, ist sie eine der am schönsten gelegenen Rennbahnen Deutschlands. Eine Tribüne und zahlreiche Sitzplätze bieten Raum für viele Zuschauer. Die Bahn selbst, die eine Länge von 1200 Metern hat, stellt hohe Anforderungen an das Können der Kraftfahrer. Die bisher veranstalteten Rennen waren für viele Tausende von Zuschauern ein besonderes Ereignis. Die Haynauer Straße führt uns wieder zurück zum Ausgangspunkte unserer Wanderung. Zu unserer nächsten Wanderung begeben wir uns wieder in die Nähe des Schützenhauses. Von der Haynauer Kunststraße, gegenüber dem Sägewerk, zwischen dem Schützenhause und dem Eingang zur Rennbahn, zweigt ein schattiger Waldweg ab, die sogenannte Neuhammer Linie. Diese schreiten wir etwa 15 bis 20 Minuten entlang, bis zu einer Stelle, wo rechter Hand der Wald aufhört und weite, grüne Wiesenflächen sich breiten. Wer Glück hat, kann schon hier äsendes Rotwild zu Gesicht bekommen. Bald darauf führt, links abbiegend, ein Weg zum Torfstich. Der Name verrät, daß hier einst Torf gestochen wurde. Wir befinden uns hier an einem der schönsten Plätze unserer Umgebung. Man möchte sagen: Hier ist heiliges Land. Das ist kein Wandergebiet für laute Leute, aber für solche, die sich so recht besinnlich an der friedlichen Stille, den Schönheiten der Natur, an der Beobachtung von allerhand kriechendem, springendem, fliegendem Getier erfreuen wollen, von der flinken Eidechse bis zum stolzen Hirsch, von der zierlichen Meise bis zum majestätisch dahinschwebenden Fischadler, und für solche, die ihren Nerven ein wirksames Beruhigungsbad gönnen wollen. Wir sind bereits mitten in der Heide, die von oberflächlichen Leuten meist über die Achsel angesehen wird, die aber dem besinnlichen Naturfreunde die schönsten Stunden bereiten kann. Über die Heide schreit' ich dahin, Das ist Heidestimmung. Wir wandern auf federndem Moor durch hohe Grasbüschel, an vereinzelt stehenden Birken-, Fichten- und Kieferngruppen vorüber. Ginster und Rosmarin begleiten unseren Pfad und dazwischen leuchten, so weit das Auge reicht, die roten Glöckchen der Erika, des Heidekrautes, aus deren Kelchen die fleißigen Bienen den köstlichen Heidehonig sammeln. Einen besonders schönen Anblick bieten auch die über die ganze Fläche verstreuten weißen Flocken des Wollgrases. Die an den Rispen stehenden wolligen Fäden gleichen seidenglänzenden Watteflöckchen. Man vernimmt nichts als das Gesumm der Immen, den Gesang der gefiederten Heidebewohner, den Ruf des Kuckucks oder den Schrei eines Wasservogels, denn nach wenigen Schritten gelangen wir plötzlich an das Ufer eines Sees. Die weite Wasserfläche wird umrahmt von hellgrünem Schilf, und in seinem dunklen Wasser spiegeln sich die weiter zurückstehenden Birken, Kiefern und Fichten. Es ist ein abgebautes Hochmoor, in dem früher Torf gestochen wurde. Dunkelbraune Dämme durchziehen den See. Auf dem blanken Spiegel tummeln sich Wildenten und Wasserhühner und in der Luft segeln weißleuchtende kreischende Möwen. Am Uferschilf, halb unter Gebüsch verborgen, steht ein Kahn. Wir verlassen den friedlichen Platz und gehen zur Neuhammer Linie zurück. In der vorigen Richtung schreiten wir etwa 10 Minuten weiter bis zu einem zweiten, links abbiegenden Waldwege. Würden wir diesen Weg entlang schreiten, so kämen wir bald an eine Stelle, an der der liebliche Kienporst, auch Rosmarin genannt, sich Ende Mai zur vollen Blüte entfaltet. Er steht hier zu riesigen, weißleuchtenden Büschen vereint und bietet einen entzückenden Anblick. Man sollte nicht versäumen, sich diesen Genuß zu bereiten. Das Lied von der Rosmarinheide, das von Hermann Löns stammt, kennen viele, nicht aber das bescheidene Blühen abseits vom Wege, wo die Moore sich breiten. Zuallererst regen sich dort die Krähenbeeren, mit die ältesten Pflanzen der Heide, rot leuchtet ihre winzige Blüte. Dann kommen die Ohrweiden am Moorrand, später die Torfmoose und dann kommt im Mai die Rosmarinheide, der rundblättrige Sonnentau schließt sich an und das Wollgras blüht lange Zeit. Auch unser herrlicher Wald beherbergt sie und man findet sie, wenn man die Wegeverlängerung des Rennbahn-Einganges wenige Minuten weitergeht, bei den Torfteichen. Hier kann der Wanderer riesige Flächen Rosmarinheide und Wollgras bewundern. Die Königin der Moorpflanzen ist die Rosmarinheide, die zur Maienzeit blüht. Wer sie findet, der freut sich, als hätte er weiße Heide gefunden. Mit den richtigen Heidekräutern, der Sandheide Calluna und der Glocken- und Topfheide Erika hat Rosmarinheide in Form und Farbe nichts gemein. Ihr immergrünes Blatt könnte man im entferntesten mit dem Gagelstrauchblatt vergleichen. Die Rosmarinheide ähnelt in der Blüte der Kronsbeere, nur daß diese büschelweise sitzt und jene einzeln. Eigenartig ist es, wenn die Rosmarinheide oft nur wenige Quadratmeter bestockt, aber dann dicht an dicht gedrängt steht. Schon von weitem fällt dann diese weiß-rosafarbene Blütenpracht dem Wanderer auf. Ab und zu kriecht sie auch sehr verstreut in wenigen Sträuchern über das Moor, meistens aber pflegt sie im größeren geselligen Verbande aufzutreten. Ein seltener Reiz liegt in diesen Tagen über der Stille einer Moorlandschaft, wenn die Rosmarinheide blüht und das Wollgras leuchtet, wenn über dem Moor der Große Brachvogel flötet und schwebt, indes die brütende Wärme der Moorwelt unerträglich fast und träge über der Fläche steht. Wo eine saure Wiese sich erstreckt, kann man auch noch einen nicht alltäglichen Blüher entdecken, den Enzian mit seinem blauen Kelch. All diese Moorpflanzen, die im Sommerhalbjahr draußen ihre Blüten entfalten, sollen wir schützen, gleich ob das Gesetz sich um diese bemüht oder nicht. Wenn es schon nicht schön ist, ganze Bündel häufiger Blumen auszureißen, wieviel weniger schön ist es, die spärlichen und darum doppelt schönen Blüher des Moores auszurupfen, die Rosmarinheide und ihre Nachbarn, die auf dem Moore eine Pflanzengesellschaft für sich bilden! Um zur Friederikenhöhe zu gelangen, brauchen wir von der Neuhammer Linie aus diesen Weg nur wenige Schritte zu verfolgen, um dann rechts abbiegend einen schmalen Fußweg zu benutzen. Er führt wieder etwa 10 Minuten lang durch schöne Waldpartien zur Friederikenhöhe, dem beliebtesten Ausflugsort der Kotzenauer. Auf einem ziemlich steilen Hügel erhebt sich 25 Meter hoch ein runder, steinerner Aussichtsturm, auf dessen Zinne noch ein 7 Meter hohes Holzgerüst aufgebaut ist. Es ist ein Feuerwachtturm. Von dieser Höhe aus genießt man einen prächtigen Rundblick auf die sich schier ins Unendliche dehnenden Wälder und in der Ferne auf das Boberkatzbachtgebirge bis hin zum Riesengebirge. Unter schattigen Eichen stehen Tische und Bänke zur Rast für den Wanderer, und im Forsthause dicht daneben erhält man zu wirklich mäßigen Preisen Speise und Trank. Der Berliner, der eine besondere Vorliebe dafür hat, den Kaffee selbst zu kochen, kommt auch auf seine Rechnung. Am Rande des Hügels steht ein Wildfutterhäuschen. Bis hierher kommt im Winter das Damwild, um sich die dargereichte Äsung zu holen. Im Sommer braucht man nur wenige Schritte zu gehen, um auf die "Turmwiese" zu gelangen. Dort hat der Besucher, wenn er sich still verhält, fast immer Gelegenheit, ein oder mehrere Rudel Damwild und den stolzen Edelhirsch mit weitausladendem Geweih zu betrachten. Im Winter ist die Friederikenhöhe ein beliebter Tummelplatz für Rodler und selbst (allerdings nur sehr bescheidene) Skiläufer versuchen dort ihre Künste. Von einem Besuch der Friederikenhöhe wird jeder Wanderer erquickt und befriedigt heimkehren. Noch einmal gehen wir von dem Schützenhause aus, lassen es aber diesmal links liegen und wandern die nach Bunzlauf führende Kunststraße entlang. Zur rechten Hand haben wir den schon früher erwähnten Charlottenhain, links die unter hohen Kiefern gelegenen Schießstände. Nach etwa 15 Minuten verlassen wir die flach nach links abbiegende Kunststraße und gehen die geradeaus führende Hinterheider Linie Das Torfmoor mit der blühenden Heide entlang, biegen nach weiteren 10 Minuten rechts ab und gelangen an das idyllisch gelegene Forsthaus Pechofen. Erst in den 1870er Jahren ist die dort befindliche Pechküche abgerissen worden. Die Garnberge, Ausläufer des Katzengebirges, geben der Umgebung hügligen Charakter. Die Umgebung des Forsthauses Pechofen zeichnet sich durch erfrischenden, prächtigen Mischwald aus und wird besonders an heißen Tagen gern besucht. Im Herbst bietet das bunt gefärbte Buchenlaub einen besonders schönen Anblick. In der Nähe steht ein Waldblockhaus, ein der gräflichen Herrschaft gehörendes Wochenendhaus. Zum Rückwege wählen wir die "Plachtsche Linie" und gelangen durch den Charlottenhain wieder nach Kotzenau. Die nächste Wanderung beginnt am Rathause. Wir gehen ein Stück die Bismarckstraße entlang, biegen links ab und wandern an der hinteren Hüttenmauer und dem Elektrizitätswerk vorüber nach dem Hammervorwerk. Dort liegt wieder eine Försterei. Wir wenden uns aber zunächst nach links, um der Hammermühle und dem Hammerteiche einen Besuch abzustatten. Die Hammermühle ist ein kleines, von Wasserkraft getriebenes Sägewerk. Der Hammerteich versorgt die Kotzenauer mit den beliebten Weihnachtskarpfen und -schleien. Mühle und Teich bieten einen überraschend schönen Anblick. Wir gehen zum Vorwerk zurück und kommen, links abbiegend, durch eine alte Kiesgrube auf einen Weg, der durch die Wiesen am Krugwald und dem Toten Mann zu den Kotzenauer und späterhin zu den Parchauer Fischteichen führt. Diese Teiche bieten dem Naturfreunde einen besonderen Genuß. Er darf Einblick nehmen in das reichhaltige Tierleben, das sich hier abspielt. Von den Insekten sind es besonders die zahlreichen Libellenarten, diese Raubtiere aus der Insektenwelt, die hier pfeilgeschwind, wie zuckende Gold- und Silberblitze, die Luft durchschneiden. An den Teichrändern treiben Frösche ihr Wesen und aus dem blinkenden Wasserspiegel hervor springt hier und da ein silberschuppiger Fisch, der sich ein unvorsichtiges Sechsbeinchen als willkommene Beute holt. Auf dem Wasser schwimmen Wildenten, Wasserhühner und Taucher und in der Luft tummeln sich Möwen, Kibitze und Reiher, und selbst der mächtige Fischadler ist kein seltener Gast. Auf der Wiese aber sucht, gravitätisch schreitend, der Storch nach Fröschen, Eidechsen und Schlangen. Der Naturfreund und -kenner wird außer den genannten noch manchen nicht alltäglichen Gst aus der Insekten- und Vogelwelt hier finden. Für den Rückweg können wir den prächtigen Hammerwald wählen, der außer zahlreichem Hochwild und Schwarzwild sogar das königliche Auerwild birgt, oder die Parchauer Kunststraße, die bis kurz vor der Stadt den Hammerwald durchschneidet. Von dieser kann man auch zur Erweiterung des Spazierganges in die Neudorfer Linie abbiegen. Man gelangt dort an den Rotbeerbusch und über grüne Wiesen zur Ziegelei. Wenn man dann noch die über Gläsersdorf nach Lüben führende Kunststraße entlang geht, breiten sich linkerhand grüne Wiesen aus, die als besonders beliebte Brunftplätze gelten. Hier kann man den stolzen Edelhirsch in seiner ganzen Majestät bewundern und zur Brunftzeit sein tiefes Röhren und Orgeln vernehmen. Zur Ziegelei gelangt man auch, wenn man die Glogauerstraße entlang an der Marienhütte und dem Gaswerk vorüber und ein Stück die Parchauer (Glogauer) Kunststraße entlang geht bis zum katholischen Friedhofe und dann rechts abbiegt. Läßt man die Ziegelei links liegen, so kommt man in schönen Mischwald. An diesem schönen Fleckchen beabsichtigt die Stadtverwaltung einen allen Anforderungen entsprechenden Sportplatz und eine neue Badeanstalt anzulegen. Wendet man sich nun in südlicher Richtung, so gelangt man über grüne Wiesen zur bisherigen Badeanstalt. Der Rückweg zur Stadt führt diesmal durch die Äcker der Kotzenauer Ackerbürger, die hier dem nicht sehr freigebigen Boden unter mühevoller Arbeit seine Erträge abringen. Zu der bisherigen Badeanstalt gelangt man, wenn man vor dem Bahnhofe rechts abbiegt und dann die Gleise überschreitet. Nach etwa 10 Minuten hat man den Badeteich erreicht. Er bietet dem Schwimmer beste Gelegenheit zur Ausübung seiner Kunst und entspricht allen Anforderungen. Läßt man den Badeteich links liegen und wandert in der zuerst eingeschlagenen Richtung nach Südosten weiter, dann gelangt man nach kurzer Zeit durch schönen Wald in das kleine, stille Plätscherdorf und schließlich bei Groß-Kotzenau auf die Lübener Kunststraße, die man wieder für den Heimweg benutzen kann. 4. Größere Ausflüge Wer im Frühling nach Kotzenau kommt, erlebt besonders eindringlich das Erwachen der Natur und wird seine Freude haben an dem frischgrünen Laube der Bäume. Im Sommer findet er im Walde Kühlung und Erholung und darf sich nebenbei an köstlichen Waldbeeren erlaben. Auch der Pilzfreund sucht nicht vergebens, besonders im Herbst, wenn der Wald in seinem schönsten Farbenschmucke ist und das Heidekraut, die liebliche Erika, weite Flächen mit rosenrotem Schimmer überzieht. Wenn aber der Winter ins Land kommt, dann hängt der Rauhreif in den Zweigen, dann scheint die Sonne auf glitzernde Schneekristalle und der Wald verwandelt sich in ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Zu jeder Jahreszeit hat er seine Reize; darum; Willst du in den Urlaubstagen |