Die Abbildungen zweier Ansichtskarten stellte Max Michael Viol zur Veröffentlichung bereit. Sie zeigen das Wohnhaus in der Gartenstr. 5 und das Ladengeschäft in der Gartenstr. 1 des Kotzenauer Sattlermeisters Gustav Bernard. Die Texte auf der Rückseite trugen allerdings eher zur Verwirrung als zur Klärung der Verwandtschaftsbeziehungen der abgebildeten Personen bei. Auch eine Nachfahrin der abgebildeten Familie konnte das "Hermann-Rätsel" nicht lösen. Weiter unten trage ich meine Ideen dazu vor.

17.10.1910

Obige Ansichtskarte sandte Martha Bernard am 17.10.1910 an ihren Bruder, den Dragoner Hermann Bernard von der III. Eskadron des Dragoner-Regiments Nr. 12 in Gnesen bei Posen. Sie schrieb:

Aus dem Text und der Aufschrift am Hausgiebel ist zu schließen, dass es sich um das Haus des Sattlermeisters Bernard handelt. Das Grundstück daneben gehörte Maler Gustav Haucke. Martha, Gustav und Hermann B. waren die erwachsenen Kinder von Pauline und Julius Bernard, der auch schon Sattlermeister gewesen war.

Die meisten Personen auf dem Foto sind bekannt: Ganz links steht Bertha Schäfer geb. Rädisch, Schwiegermutter von Gustav B., vor ihr zwei Mädchen, die nicht mehr zuge-ordnet werden können, daneben Berthas Tochter Marie. Die mittlere der Frauen ist Pauline Bernard. Ihr Ehemann Julius ist, wie Martha schreibt, nicht auf dem Foto, da er zum Zeitpunkt der Aufnahme mit der Tochter auf dem Kartoffelfeld gearbeitet hat. Ganz rechts steht Marthas Bruder Gustav, neben ihm Maler Gustav Haucke. Sein Haus und Grundstück befanden sich in direkter Nachbarschaft.

1919 Hochzeit von Gustav Bernard und Anna geb. Schäfer

7 Martha Bernard, die Schwester des Bräutigams, die die beiden Ansichtskarten versandte, 8 die Brautmutter Bertha Schäfer, 9 der Brautvater Heinrich Schäfer, 10 Pauline Bernard geb. Jäschke, die Mutter des Bräutigams 11 Julius Bernard, der Vater des Bräutigams. Leider sind die übrigen Personen nicht mehr bekannt. Es ist anzunehmen, dass es Kinder und Enkel der beiden Elternpaare sind. Vielleicht ist sogar der eine oder andere Hermann darunter... Wer erkennt jemanden?

2.10.1925

Das Geschäft gehört Gustav Bernard, Sattler und Tapezierer, der in der Gartenstraße 1 (siehe auch Kotzenauer Adressbuch 1929) ein Spezialgeschäft feiner Lederwaren, Luxus- und Arbeitsgeschirre betrieb und daneben Polstermöbel und Tabakwaren verkaufte.

Die Rückseite der Karte weist drei verschiedene Handschriften und entsprechende Unterschriften auf. Dass der Name Hermann Bernard sowohl als Verfasser als auch als Adressat genannt wird, gab lange Zeit Rätsel auf. Urenkelin Jennifer weiß nichts von diesem Zweig der Bernard-Familie. Deshalb ist die folgende Interpretation meine Idee und bedarf der Bestätigung. Hier erst einmal der Text:

Liebe Eltern und Geschwister! Ich teile euch mit, dass ich gut angekommen bin. Einen schönen Gruß vom Meister, dein Sohn Hermann und Lothar Bernard. Viele Grüße sendet Eure Martha. Muttel läßt herzlich danken für alles, ich fahre Sonntag wieder zu Vater, Vater hat Hustenleiden.
(Letzter Satz nicht sicher entziffert.)

Und nun der Versuch einer Erklärung: Gustavs Bruder Hermann wohnt inzwischen in Gelsenkirchen und hat einen Sohn gleichen Namens, der zu Besuch oder in der Lehre bei seinem Onkel in Kotzenau ist. Da er "vom Meister" grüßt, vermute ich letzteres. Andernfalls hätte er wahrscheinlich von "Onkel Gustav" gegrüßt. Hermanns Schwester Martha hat inzwischen ebenfalls einen Sohn. Sie ist nicht verheiratet und lebt immer noch in Kotzenau. Ihr Sohn Lothar Bernard unterschreibt neben seinem Cousin ebenfalls die Post an den Onkel.