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VERZEICHNIS
DER
KUNSTDENKMÄLER
DER
PROVINZ SCHLESIEN.
III. DER REG.-BEZIRK LIEGNITZ
BRESLAU
VERLAG VON WILH. GOTTL. KORN.
1891.
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DIE
KUNSTDENKMÄLER
DES
REG.-BEZIRKS LIEGNITZ
IN AMTLICHEM AUFTRAGE BEARBEITET
VON
HANS LUTSCH
KÖNIGL: REGIERUNGS-BAUMEISTER.
BRESLAU.
VERLAG VON WILH. GOTTL. KORN.
1891.
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Inhaltsverzeichnis des III. Bandes
Seite
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Seite
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Fürstentum
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Liegnitz
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Abkürzungen bei Litteratu-
angaben
Einleitung
Litteratur
Kreis Lüben
Barschau, Fräuleinstift
Brauchitschdorf, ev. Kirche
Braunau, ev. Kirche
Dittersbach, ev. Kirche
Eisemost, k. Kirche
Ober-Gläsersdorf, k. K.
Gugelwitz, ev. Kirche
Heinzenburg, ev. Kirche
Groß-Heinzendorf, k. K.
Staupsäule
Herbersdorf, k. Kirche
Hummel, Grenzkirche |
170
XVIII. 171-182
182
183-200
183
183
183
184
184
186
186
186
186
187
187
188 |
Kaltwasser, ev. Kirche
Marktflecken Kotzenau,
Ev. Kirche
Klein-Kotzenau, Schloss
Groß-Krichen, ev. Kirche
Kriegheide, Grenzkirche
Lerchenborn, ev. Kirche
Lüben, ev. Kirche 191 -
K. Kirche
Rathaus
Befestigungsbauten
Altstadt-Lüben, ev. Kirche
Mühlrädlitz, ev. Kirche
Oberau, ev. Kirche
Ossig, ev. Kirche
Petschkendorf, ev. Kirche
Pilgramsdorf, ev. Kirche
Friedhofsthür
Herrenhaus
Groß-Reichen, ev. Kirche
Groß-Rinnersdorf, ev. Kirche
Sebnitz, Herrenhaus |
188
188
189
190
190
190
194
194
195
195
196
196
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197
198
198
199
199
199
199
200 |
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KREIS LÜBEN
BARSCHAU, 7,5 km westlich von Raudten (Breslau-Glogau,
Raudten-Liegnitz).
Fräuleinstift, 1799 von der Tänzerin Campanini errichtet.
Das unbedeutende Gebäude enthält einen Kamin aus
Stuckmarmor, eine kleine Reihe von Barockmöbeln mit
Messingbeschlag, mehrere Ülgemälde (Schäferszenen) in ge-
schnitzten Barock-Rahmen, mehrere geschliffene Spiegel und
eine größere Zahl von Porzellanen (Nippes) aus Berlin und
Dresden.
BRAUCHITSCHDORF, 5,5 km südwestlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche, Die 'ecclesia in Bruchaczdorf' wird im
Dezemregister des Nuntius Galhardus von 1335 erwähnt.
M. P. I 372. Aus älterer Zeit sind nur spärliche Überreste er-
halten, insbesondere der unten viereckige, dann bald ins Acht-
eck übergehende Westturm mit Hausteinquader-Ecken. Patron:
Gutsherrschaft.
Grabsteine mit Figuren der Verstorbenen für:
1) Jungfrau Catharina Brauchitsch, † 1541 (1546?).
2) Frau Margareta Brauchitsch, geborene Reibnitz, † 1556.
3) Jumpfer (Kind) Elena Brauchitschin, † 1567. 4) einen
Ritter, † 1597 5) eine Frau, geborene Brauchitsch,
† 1604. Übertüncht, teilweise beschädigt. Hv. 9.10.
Mehrere Barockgrabsteine.
BRAUNAU, 10 km westlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche. Der Pfarrkirche in Brawnaw wird zu-
erst in einem Notariats-Instrument des Dekanats Polkwitz
vom Jahre 1399 gedacht. H. B. I 711 - Patron: Gutsherrschaft.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen für:
1) Nicolaus von Rechenberg, † 1588 2) Katharina ge-
borene von Engelshoff, Hausfrau des unter 4) Genannten,
† 1596 3) Anna, geborene Rotkirchin, Hausfrau Wolfs |
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von Schlichtig, † 1601. 4) Ritter Ernst von Rotkirch
auf Spröttichen, † 1623. 5) dgl. George Melchior von
Rotkirch und Spröttichen auf Braunau, Landesältesten des
Fürstentums Liegnitz, † in der zweiten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts; farbig behandelt. 6) seine Hausfrau
Helena, geborene von Glaubitz aus dem Hause Alten-
Gabel, † 1681.
Mehrere Grabsteine in Barockformen.
Glocke 95 cm, 1561 zu Breslau gegossen, mit ein-
fachem Renaissancefries.
DITTERSBACH, 9 km südöstlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche. Nach angeblich urkundlichen Nach-
richten K. S. 95 (vermutlich aus Aufzeichn. Stenzels) wurde die Pfarr-
kirche um 1470 erwähnt. Der zweijochige Chor ist kreuz-
gewölbt auf in Putz ausgeführten Spätrenaissance-Rippen, die
Kappen sind durch Teilungsstreifen, ebenfalls nach der Weise
der Spätrenaissance einfach, aber gefällig belebt. Patron: Guts-
herrschaft in Dittersbach, Ober- und Nieder-Herzogswaldau.
Spätgotische Sakramentsnische, farbig behandelt.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen, für:
1) Judith, geborene Axleben aus dem Hause Reysich,
Witwe Christofs von Kanitz auf Samitz, † 1588. 2) Hans
von Axleben, Magnus genannt, aus dem Hause Reisicht,
† 1591; mit reicherer Spätrenaissance-Umrahmung.
4-7) zwei Ritter und drei Frauen aus der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts, zumteil mit reicher
Umrahmung. Vgl. Hv.11.
Kleines Epitaph mit einem Relief, Jacob und die
Himmelsleiter darstellend. Um 1600.
Glocken: 1) 80 cm. ave maria gracia plena dominus
tecvm benedicta a.d mcccclxxxiii (1483? sehr undeut-
lich). 2) 43 cm. Maria, gegussen noch cristi geburth Mccccc vi (1506).
EISEMOST, 9 km nördlich von Lüben.
K. Tochterkirche zu Ober Gläsersdorf, St. Martini. Ng. 22.
Patron: Gutsherrschaft.
Taufstein, ganz schlicht, scharrirt 1666.
Antependium in Barockformen geschnitzt.
Die Holzdecke ist mit Barock-Ornament bemalt.
Ober-GLÄSERSDORF, 9,5 km nordwestlich von Lüben.
K. Pfarrkirche Petri et Pauli. In einer Urkunde des
Kardinals Johann zu St. Marcus von 1376 wird der plebanus |
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ecclesi in Glezerdorf erwähnt. H. B. II 93 Das Langhaus ist
vierjochig und zweischiffig; in dem gegen dasselbe einge-
zogenen Chor sind die Strebepfeiler zum Teil nach innen
gezogen. Das ganze Innere ist kreuzgewölbt ohne Rippen,
mit zugeschärften Graten, die im Chore zu einer Art Rosette
zusammenlaufen. Der Westturm geht oben zum Achteck über.
Das roh ausgeführte Bauwerk stammt vermutlich aus dem
Anfange des XVI. Jahrhunderts; die Einwölbung erfolgte am
Ende desselben, wo auch an die Südseite eine Gruftkapelle
angebaut und die meisten Denkmäler aufgestellt wurden.
Patron: Gutsherrschaft.
Grabstein mit dem Wappen der Glaubitz: A d 1520
doica (dominica) indica obyt validus [renhard' glau(bitz)]
... ga vxor eins. Die eingeklammerten Worte stehen
auf einem jetzt abseits liegenden Stück des Steins.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen für:
1) Herrn Wentzel Schieren auf Schelesen † 1593;
2) seine Hausfrau Ursula, geborene Stislin von Tarnau
† 1597; in reicher Säulenstellung. Hv. 16 mit Abb.
** Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen,
an beiden Seiten des Presbyteriums unter gemein-
samem, von reichen Säulen getragenem Gebälk auf-
gestellt, auf welchem sich kleine Aufbauten zur Um-
rahmung biblischer Reliefs erheben, nämlich zweimal
zwei, wovon je zwei identisch sind; in der Anordnung
den württembergischen Grafen in der Stiftskirche zu
Stuttgart verwandt.
Erste Reihe : 1) Jon von Schindel auf Sasterhausen,
† 1601 (Civiltracht). 2) seine Hausfrau Anna, geborene
Stoslin von Tarna, † 16.. 3) eine Frau, geborene
Schindel, ohne Umschrift. 4) dgl. ebenfalls geborene
Schindel 5) Jungfrau Barbara, Tochter Jons von
Schindel, † 1597. 6) Kinder der Familie Schindel.
7) eine Frau, geborene Schindel.
Zweite Reihe: 1) Niclas von Stissel auf Tarna,
junger Mann, † 1575. 2) Herr Sacharias von Stussel
† 1573. 3) Frau Anna, geborene Stisslin, Hausfrau
Herrn Schindels auf Sasterhausen, † 16.. 4) Ursula,
geborene Stößel, Witwe Wenzels von Schirrs auf
Tzschelesen, † 16.. 5) David von Stößel, † 1579.
6) Hans Stößel, † zu Frankfurt a.O. 1563. 7) Frau
Anna geborene Lossin, † 1597 [8)] Sigmund Stissel von
Wirtschütz und Tarnaw † 1569. Alle übertüncht. Hv. 13.16.
2 Statuen, Petrus und ein anderer Apostel, geschnitzt,
XV. Jahrhundert. |
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Rokoko-Rahmen kleinen Maßstabes um ein unbe-
deutendes Bild.
Glocke 125 cm mit dem Wappen der Glaubitz. O rex
glorie veni cum pace. anno domini m ccccc xvi (1516).
Altardecke mit Plattstickerei. XVIII. Jahrhundert.
GUGELWITZ, 12,5 km südöstlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche, adiuncta zu Merschwitz. Ng. 35. - Patron:
Gutsherrschaft.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen für:
1) den Ritter Heinrich Tzschätschke, † 1567. 2) seine
Tochter Susanne, † 1568. Hv. 29; vgl. zu 1629.
HEINZENBURG, 13 km nordwestlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche, unbedeutendes Bauwerk. 1750 aus einem
nach den dürftigen Formen zu schließen, in der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts erbauten Schlosse hergestellt.
Die in der Niederung der zum Bober rinnenden Sprotte in
der Mitte zwischen Lüben und Primkenau belegene, früher
von Sümpfen umgebene Baulichkeit zerfiel in zwei Gruppen,
die Unterburg mit den Wirtschaftsgebäuden und die vielleicht
auf einer natürlichen, jedenf alls nicht unerheblich vergrößerten
Erhebung hergestellte Oberburg. Letztere steht auf einem
rings ummauerten 30:47 m großen, ovalen, fast ganz unter-
kellerten Platze. Das in Putzbau ausgeführte Gemäuer zeigte
früher Schießscharten. Die erste Erwähnung der Burg rührt
aus dem Jahre 1419 her, wo die beiden Herzöge Heinrich
von Glogau sie an Heinz von Probin als Lehen vergeben.
Sie wurde im dreißigjährigen Kriege zerstört. Im Anfang des
XIX. Jahrhunderts wurde das Gebäude durch Gruftanbauten
erweitert. Abb. Ansicht und Grundriss) und Text: Silesia 28 - Patron: Guts-
herrschaft.
Taufbecken aus Messing mit rätselhafter (!) Inschrift.
Amtliche Mitteilung.
Antependium aus blauem Al-tarstoff mit Streublumen-
musterung in Plattstickerei.
Pastellportrait des Ministers von Massow, späteren
Besitzers der Herrschaft Heinzenburg.
Groß-HEINZENDORF, neben Heinzenburg.
K. Tochterkirche zu Herbersdorf, St. Bartholomaei. Ng.39.
Patron: Gutsherrschaft Neuguth.
Epitaph in Frührenaissance-Formen für Herrn Sig-
mundt von Skopp auf Heinzendorf, † 1569, und seine
Frau Anna, geborene Bocken. Das Mittelfeld zeigt in
Relief Gott Vater mit dem Gekreuzigten, zur Seite zwei |
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Engel, unten kniet die aus acht Köpfen bestehende
Familie der Verstorbenen.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen für:
1) Anna, geborene Kittlitz, Hausfrau des Herrn Christophs
Skopp auf Kotzenau, † 1547. 2) Frau Anna Skoppin, † 1555
3) Sigmund von Skopp auf Heinzendorf, † 1569. 4) Wolf
von Skopp auf Kotzenau, † 1577. 5) und 6) zwei Ritter
von Skopp (Sigmund der Jüngere), † 1581 7) und 8) zwei
identische Grabsteine für Anna, geborene Bock, Hausfrau
des älteren Sigmund Skopp, † 1587. 9) Frau
Barbara, geborene Skoppin, † 1592. 10) und 11) zwei
Grabsteine für Magdalena, geborene Zedlitz, Hausfrau
Christophs von Skopp auf Kotzenau, † 1595. 12) Helena
geborene Stoschin aus dem Hause Groß-Tschirna, Haus-
frau eines Skopp auf Heinzendorf † 1597. 13) Ritter
Karl von Skopp auf Heinzendorf, † 1603. 14) bis 16)
Grabsteine für einen Ritter und zwei Frauen, † um 1600.
Übertüncht. Hv. 13.16.18, meist mit Abb.
Mehrere Wappentafeln der Familie Skopp, so von
1545 (mit lappigem Frührenaissance-Akanthusblattwerk),
für Christoph Skopp 1580 für George von Skopp und
1623 für Christoph von Skopp.
Paramente aus Seidenstoff des XVIII. Jahrhunderts.
Staupsäule von 1600, 3,46 m hoch, aus drei im Grundriss
achtseitigen, gegen einander über Eck gestellten Prismen (ab-
gestumpften Pyramiden) bestehend, auf vierseitigem Sockel mit
kreisrundem Fuße. Nach Skizze des Herrn stud. art. Burkert. Heinzen-
dorf hatte früher Marktrecht vgl. Silesia 30.
HERBERSDORF, 16 km nordwestlich von Lüben.
K. Pfarrkirche St. Michaelis. die ecclesia de villa
Emerici wird zuerst im Dezemregister des Nuntius Galhardus
de Carceribus von 1335 erwähnt. M.P.I 372. Das unförmige,
aus Ziegeln und Feldsteinen bestehende Bauwerk mag im
XVI. Jahrhundert errichtet sein; die Ecken sind mit Strebe-
pfeilern besetzt. Patron: Gutsherrschaft Neuguth.
* Kleiner dreiflügliger Altarschrein. Das Mittelfeld
zeigt die Verlobung Mariens nebst den 11 Aposteln, die
ebenfalls geschnitzten Flügel den h. Christopherus und
den Patron der Kirche sowie zwei Heilige ohne Ab-
zeichen. Die Rückseite der Flügel stellen den Auf-
erstandenen dar, wie er den Frauen erscheint; im Hinter-
grunde drei Apostel. Über dem Schrein ist das im
XVIII. Jahrhundert neu eingerahmte Predellabild an- |
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gebracht; es stellt die h. Sippe dar, 4 Frauen mit
7 Kindern und hinter der Brüstung 6 Männer.
Chorgestühl und ein Schrank der Sakristei in einfacher
Täfelung aus Eichenholz. Um 1700.
Geschnitztes Antependium und Schranken. XVIII. Jahrh.
Glocken: 1) 84 cm. o rex glorie veni cum pace anno
domini ccccc iiii (1504) iesus maria anna barbara
katterina 2) 70 cm, mit schönem Granatapfelfriese und
dem Wappen der Skopp: WER AUF GOTT VORTHRAUET
DER HAD WOHLGEBAUET IR 1603. 3) 46 cm, ohne Inschrift.
2 Kaseln von 1730, 1732 mit bunter Plattstickerei
und zumteil figürlichen Darstellungen (Nadelmalerei),
dgl. 2 Antependien.
HUMMEL, 16 km westlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche, sogenannte Grenzkirche1). Patron: Guts-
herrschaft.
4 Steinsärge für den General Nostiz, seine Frau und
zwei Töchter.
Taufschüssel, 67 cm Durchmesser, mit dem vortrefflich
gravierten Wappen der Nostiz. Dgl. Taufkanne aus Bronze-
guss. Stark vergoldet. XVIII. Jahrhundert.
Bildnis des Stifters der Kirche (v. Hock) und des
ersten Pastors, der Tracht wegen bemerkenswert.
KALTWASSER, 13 km südwestlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche St. Mariae Ng. 47, zuerst erwähnt in einem
Notariats-Instrument des Dekanats Liegnitz von 1399 H.B.I 715.
Der Chor ist mit Strebepfeilern besetzt. Die Stichkappentonne
ist durch in Putz gezogene Rippen vortrefflich und gefällig
im Sinne der späteren Renaissance eingeteilt. Patron: Fiskus.
Einige Grabsteine in Barockformen.
Schnitzfiguren Johannes des Täufers und des Bischofs
Nicolaus, wahrscheinlich von einem Altarwerk. Um 1500.
Marktflecken KOTZENAU, 9 km nördlich von Bahnhof Rei-
sicht (Liegnitz-Sagan-Sommerfeld).
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1) 'Grenzkirchen' wurden nach dem westfälischen Frieden an den
Grenzen der unter einheimischen (evangelischen) Fürsten stehenden
Gebiete errichtet als Zufluchtsstätten für die evangelischen Bewohner der
unter dem Kaiser stehenden, sogenannten 'unmittelbaren' Fürstentümer,
deren Kirchen durch den Friedensschluss der protestantischen Bevölkerung
zu Gunsten des Katholicismus entwendet wurden. Den 'Friedenskirchen'
verwandt, wurden sie meist weiträumig angelegt, aus Fachwerk mit vielen
Emporen errichtet; in Kriegheide wurde sogar der durchbrochene Boden-
raum nutzbar gemacht. |
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Ev. Pfarrkirche von 1680. Patron : Gutsherrschaft Klein-Kotzenau.
Taufstein von 1585, unbedeutend.
Grabstein für ein Mägdlein, Marie Gelgornin, † 1584
mit der Figur des Kindes.
Decke mit guten Rococo-Verzierungen aus Stuck.
Malereien in Gold auf weißem Grunde. Rococo.
Um 1772. Nicht übel.
Kelch, silbern, getrieben. Frühe Barockformen.
Klein-KOTZENAU, an den Marktflecken grenzend.
Schloss des Burggrafen zu Dohna. Es ist um ein früher
offenes, jetzt als Lichthof benutztes Höfchen von rund 6:12 m
mit umlaufender Säulenhalle gruppirt, im Äußeren von je
acht Achsen Front, von zwei, durch Pilaster gegliederten
Geschossen. Die Zugangseite zählt eine stark betonte, durch
einen Portikus hervorgehobene Achse mehr; im Zuge derselben
erhebt sich hinter der Eingangshalle ein stattlicher, von einer
Zopfhaube überragter Turm. Einzelne Decken sind in Barock-
formen gegliedert. An einer Schmalseite (also unter Brechung
der Hauptachse) führt eine Freitreppe zu dem im Sinne Le
Nôtre's angelegten, durch Teiche, Alleen, Rococo-Vasen und
häßliche kleine und große allegorische und mythologische
Figuren gezierten Park.
Bei dem flüchtigen Besuche des Schlosses unter Füh-
rung von Frau Gräfin zu Dohna haben sich dem Verfasser
als bemerkenswert eingeprägt:
Barockmöbel, meist aus Nussbaum, mit Bronze-
beschlägen.
16 Polstersessel mit Schäferscenen in feiner Kanavas-
stickerei (Petitpoint).
* Kreisrunde Tischdecke, in Seide auf Kanavas gestickt,
von etwa drei Meter Durchmesser, grossblumiges Rosen-
muster, rings herum ein Jagdfries. Bezeichnet 1594.
Einiges erneuert.
** Rechteckige Tischdecke aus Leinwand, bestickt
mit ornamentalen und figürlichen Mustern kleinsten Maß-
stabes in Plattstickerei (Nadelmalerei). Vom Mittelpunkte,
wo Maria mit dem Kinde mit zwei Engeln dargestellt ist,
streben nach den vier Ecken Korbträgerinnen freier Be-
handlung, während die so gebildeten Felder durch Vögel,
Engelköpfchen und Pflanzen ausgefüllt sind; die Köpfe
sind für sich eingesetzt. Seltenes Prachtstück aus der
zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts; die längere Seite
mißt 3,15 m. Im ganzen wohl erhalten. |
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* Gobelins, Schäferscenen des XVIII. Jahrhunderts
darstellend.
* Glashumpen von 1586 mit einem Friese von Krebsen
und anderem Kleingetier in Schmelzmalerei.
Trinkglas von 1650 mit dem Wappen der Dohna.
Neuerdings geschenkweise erworben.
Eine Reihe geschliffener Gläser, meist vom Ende des
XVIII. Jahrhunderts.
Porzellane, so rotbraun bemaltes Kaffee-, Thee- und
Tafelgeschirr aus Dresden, einige Nippes, 2 größere Vasen
mit aufgelegtem Blatt- und Blumenschmuck, davon eine
mit Schäferszenen, vortrefflich bemalt.
Kleine Reihe von Waffen aus dem XVII. und
XVIII. Jahrhundert, so eingelegte Gewehre, Armbrust
mit Spannwinde, ein Plattenrüstung, Zweihauer u. a.
5chmiedeisernes Gitter der Vorhalle, Barockformen.
Groß-KRICHEN, 2 km südwestlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche, urkundlich zuerst erwähnt in einem
Notariats Instrument des Dekanats Liegnitz von 1399 H.B.I 715.
Aus dem Mittelalter stammt vielleicht noch, wie die spärlichen
Kunstformen erweisen, der an den Ecken mit Sandsteinquadern
eingefaßte Turm. Patron: Gutsherrschaft.
Grabsteine mit Figuren der Verstorbenen für:
1) den Ritter Christoph von Brauchitsch, † 1600. 2) seine
Frau Eva, geborene Bockin, † 1600. 3) den Ritter Caspar
von Hohberg auf Oberau, † 1638; bemalt. Vgl. Hv.9.10.
Mehrere Grabsteine in Barockformen.
4 Steinsärge, 1 Kupfersarg, nebst einer Menge ver-
kommener Totenschilde, Fahnen, Degen, wie sie
bei Leichenfeierlichkeiten des XVIII. Jahrhunderts auf-
gehängt wurden.
Kanzel in etwas schwülstigen Spätrenaissance-Formen,
am besten die durchbrochene Thür.
Kelch, silbervergoldet; einfacher Renaissancetypus;
reicherer Knoten und eingravirtes Ornament. Um 1650.
Große Glocke von 1609. Mitteilung des Kantors Weidner.
KRIEGHEIDE, 6 km nördlich von Kotzenau (S. 188).
Ev. Grenzkirche. Patron: Gutsherrschaft Kotzenau.
Kronleuchter für 12 Kerzen. Bronzeguss. Um 1700.
Kelch wie in Kotzenau.
LERCHENBORN, 7 km südwestlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche, urkundlich zuerst erwähnt in einem
Notariats-Instrument des Dekanats Liegnitz von 1399 H. B. I 715. |
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unbedeutendes, Strebepfeiler-besetztes Bauwerk mit halb acht-
seitigem Chorschluss, ohne Bedeutung. Patron: Gutsherrschaft.
Grabstein für einen Ritter, † 1625, mit dem Bildnisse
des Verstorbenen. Beschädigt.
Kreishauptstadt LÜBEN, an der Eisenbahn Liegnitz - Raudten,
mit 5026 Einwohnern. Gesamtansicht von 1738 bei Mannfeld (Mus.
schles. A. no 6483) VII 37, vgl. IV 33. - Dgl. von 1752 in der Topographia
urbium Siles. 44. - Dgl. von 1766 in der Topogr. Siles. (Hds. der Bresl. Stadt-
bibliothek no 551-555) IV 159. - Dgl. von 1761 im Compend. Siles. (Hds.
ebd. no 550) Taf. 6. - Dgl. von 1820 bei Fischer und Stuckart, Zeitgesch. der
Städte Schlesiens 77.
Ev. Pfarrkirche St. Mariae, deren Bild die Stadt schon
im XIV. Jahrhundert im Wappen führte. Saurma, schles. Städte-
Wappen 189; vgl. Ng. 73. Als Pfarrer wird in einer Urkunde des
Canonicus Andreas de Rasslawicz von 1352 Henricus genannt
L.U. no 188; die Pfarrkirche selbst bestand spätestens schon,
als 1295 in einer Urkunde des Herzogs Konrad von Glogau
aus dem Jahre 1295 die civitas nostra Lubyn genannt wurde
Worbs, Archiv für Schlesien 343. Das unansehnliche, mehrfach durch
Anbauten verunstaltete Bauwerk entstand wohl im XV. und
im Anfange des XVI. Jahrhunderts, chronikalischen Nachrichten
zufolge 1349 M.Z. III 160. Es besteht aus einem dreischiffigen,
als Hallenkirche gestalteten Langhause von drei Jochen Länge
mit höhergezogenem Mittelschiffe (früher Basilika? Vgl. die
Abb. der Silesia zu S. 189 von Süden) und einem ebenfalls dreijochigen
Chore, dessen Ostwand etwa parallel den gegenüber liegenden
Häusern, nicht rechtwinklig zur Hauptrichtung läuft. Auf der
Nordseite des Chors ist ein Seitenschiff, auf der Südseite die
Sakristei angebaut; an ersteres ist überdies eine gegen das
Seitenschiff selbst hin geöffnete Kapelle angefügt.
Die ganze Kirche ist gewölbt; doch sind die Gewölbe
nicht organisch an die Grundform angeschlossen: so sind die
flachen, breiten Wandvorlagen des Chors unbenutzt, stumpf
abgeschnitten. Der Chor ist mit vierkappigen, seine Neben-
bauten mit dreikappigen Kreuzgewölben, das Langhaus-Mittel-
schiff mit einfachen Sterngewölben überdeckt, sämtlich auf
Rippen, die meist doppelt gekehlt sind. Die Schlusssteine
des Chors sind mit dem schlesischen Adler, Hausmarken und
Rosetten geziert, die Kragsteine zur Aufnahme der Rippen
zumteil mit flach gehaltenem, flau gezeichnetem Blattwerk.
Einige Thürgewände zeigen spätgotische Profilirung. Reicher
ist das Hauptportal auf der Nordseite ausgestaltet; es ist
zweiachsig, mit geradem Sturz, der an den Auflagerstellen
kragsteinartig verstärkt ist. Auf der mit Blattwerk ge-
schmückten Ansichtsfläche steht: Anno dni . m° cccc° lx° v
(1465). ostiu(m) . hoc . fecit . m . op(er)e . isto. N. Hofericter. |
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Die Hauptabmessungen des aus Ziegeln und Sandstein (zu den
Architekturteilen) hergestellten Bauwerks betragen im Lichten:
Höhe 52', Länge 114', Breite 90-100'. Silesia 189. Abb. einer
Krabbe von Lüdecke M.Z.II, Bericht 19, Tafel VI no 4a. Dgl. Ansicht von 1761
im Compend. Siles. (Hds. der Bresl. Stadtbibl. no 550) Taf. 6. Dgl. von 1766 in
der Topogr. Sil. (Hds. ebd. no 550) IV 160. - Patron: Fiscus.
* Sakramenthäuschen, spätmittelalterlich, knapp 10 m
hoch, übertüncht und sehr schadhaft, auf geviertförmiger
Grundfläche aufgebaut; besonders bemerkenswert wegen
der wie in St. Sebald zu Nürnberg zum Gehäuse führenden
Treppe aus Stein (während die Treppen gewöhnlich wohl
aus Holz gefertigt waren und deshalb verschwunden sind).
Mehrere Grabsteine mit Minuskel-Inschriften, meist
verdeckt. Lesbar waren folgende Bruchstücke: 1) an noch
marslieis (?) obiit valid' ioannes thetaw .. auf mill ..
mit dem Wappen des Verstorbenen. 2) anno 1516
feria qnta.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen für:
1) Herrn Christoph von Zedlitz, † 1589 2) Hedwig, ge-
borene Wotissen, aus dem Hause Viska. Witwe Christophs
von Magnus, genannt Axleben, † 1593. 3) Magdalena,
geborene Kreischelwitz und Schonaw. Witwe des Haupt-
manns von Zedlitz auf Samitz, † 1594 4) Herrn Nickel
von Niebelschütz, † 1595 5) Herrn Georg von Brauchitsch
auf Oberau, fürstlich Pommerischen Rat, † 1605, mit
Kartuschenwerk umrahmt.
Brustbilder, in Stein ausgehauen, für: 1) einen Pastor,
† um 1600, farbig behandelt. 2) den Bürgermeister
Joachim Kretzsmer, † 1613 (bei Lebzeiten gefertigt; Tag
sowie Zehner und Einer der Jahreszahl neu aufgemalt).
3) den Schöppenvogt, Hofrichter und Bürgermeister
Michael Seiffert, † 1621, Gegenstück zu 2), mit einer
von Rollwerk umzogenen Inschrifttafel.
Epitaph für Wenzeslaus Schultzius, Dr. med., † 1672.
Schwülstige Spätrenaissanceformen; der alte Typus aus
der Zeit vor dem großen Kriege ist beibehalten. Im
oberen Aufbau das Brustbild des Verstorbenen in Lebens-
größe auf Kupfer in Öl gemalt, unten seine Familie
kleineren Maßstabes.
Mehrere Barock-Epitaphien mit den Portraits der
Verstorbenen, in Öl auf Kupfer gemalt.
3 Flügel eines spätgotischen Altarschreins kleinen
Maßstabes; die Darstellung der Reliefs ist noch ganz
befangen: 1) Visitatio 1492. 2) Geburt Christi 1495.
3) Anbetung der Weisen.
Mittelgroßer Altarschrein, fünfflügelig. Das Mittel- |
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feld zeigt die Schnitzfiguren Dorotheens, Mariens mit dem
Kinde und des hl. Severus in 3/4-Lebensgröße; auf der
ergänzten Scheere des letzteren steht die Jahreszahl 1625.
Die Innenseiten der Flügel bergen die ebenfalls ge-
schnitzten Figuren Margaretens und Barbaras; wie das
Mittelfeld mit goldigem Hintergrunde. Die Außenseiten
des inneren und die Innenseite des äußeren Flügelpaares
zeigen, in halber Höhe geteilt, Darstellungen anscheinend
aus dem Leben der Heiligen Fabian und Erasmus (in
Malerei), deren Figuren sich auf den Außenseiten des
äußeren Flügelpaares wiederholen, wie denn auch die
Predella eine volkstümlich gehaltene Episode aus der
Legende Sebastians darstellt. Das Werk, auf der Außen-
seite des inneren rechten Flügels unten mit der Jahres-
zahl 1523 bezeichnet, ist die Arbeit eines Frührenaissance-
meisters Vgl. M. Z. III 342 no 25, 29 (1517). Verfällt ohne Pflege.
Altarschrein, dem vorigen verwandt und eben-
falls mit 1523 bezeichnet. Mittelfeld: Tod Mariens, um-
geben von den 12 Aposteln, Innenseiten des inneren
Flügelpaares: Geißelung, Verspottung, Christus vor Pilatus,
Kreuztragung; Außenseiten des inneren und Innenseiten
des äußeren Flügelpaares: Darstellung aus I. Reg. XIX,
Passahlamm, Beschneidung; Darstellung Christi im
Tempel, 12jähriger Jesus, Darstellung aus Samuel VI;
2 Bildflächen sind nicht erkennbar. Außenseiten des
äußeren Flügelpaars: Melchisedek, Mannaregen, goldenes
Kalb, Schlangenerhöhung Mosis. Die Predella zeigt das
Abendmahl; über dem Schrein sind unter Baldachinen
folgende Schnitzfiguren aufgestellt: Johannes der Täufer,
Helena, Maria mit dem Kinde und darüber Stephanus,
Hedwig, Christophorus. Ohne Pflege, verfällt.
Kleiner Altarschrein. Nur Maria mit dem Kinde,
Schnitzfigur in 1/2 Lebensgröße ist an dem Mittelfeld er-
halten. Die Flügel zeigen in Malerei links Dorothea,
rechts Barbara, die Predella 4 geschnitzte Halbfiguren.
Maria mit dem Kinde, Schnitzfigur in Überlebens-
größe; dazu Petrus und Paulus. Von einem spätmittel-
alterlichen Altarschrein.
Crucifixus in Lebensgröße (mit natürlichem Haar!),
spätmittelalterliche Schnitzfigur.
Crucifixus, überlebensgroß, von einem spätmittel-
alterlichen Triumphkreuz, zu Häupten ein Pelikannest,
oben und unten am Kreuze Evangelistenzeichen, während
die Zeichen des waagerechten Kreuzbalkens fehlen.
Gestühl, dreisitzig, schlicht, von 1496 mit durch- |
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brochenen Seitenwangen (mager gezeichnetes Maßwerk;
vgl. I 234). Später hinzugefügtes Renaissance-Krönungs-
gesims. Neuerdings überstrichen.
** Gestühl, zweisitzig; die Vorderseite mit schön
gezeichnetem Spruchbande von 1517, flach ausgegründet.
Die Hinterwand mit Furnieren schöner rein geometrischer
Zeichnung. Verfallen und verschmutzt.
* Gestühl, schlicht, mit braun auf weiß aufgesetzten
trefflichen und mannigfaltigen Mustern der Deutsch-
renaissance, leider vielfach überstrichen.
Decke der Orgelbühne, getragen von Ständern in
Formen der Deutschrenaissance, in einfacher, guter Teilung
kassetirt, ähnlich wie die Decke des Langhauses der
Kirche in Zedlitz (II 654); sie zeigte früher die Be-
schriftung NICOLAUS WILLIG 1593; erhalten ist die Haus-
marke (des Malers?) mit den Chiffren C L, jetzt leider
überstrichen.
* Tauftischchen, achtseitig; guter Aufbau im Sinne
der Spätrenaissance, auch bezüglich des Deckels be-
merkenswert. Reich verziert und vergoldet. Um 1623.
Kanzel in Spätrenaissanceformen, von noch be-
friedigendem Aufbau, aber mit schwerfälligem Schall-
deckel. Sie wird getragen von Moses und Johannes
baptista und zeigt auch sonst figürlichen Schmuck, wie
Evangelisten und Propheten. Am besten geraten sind
die ornamentalen Gebilde, Schnörkelschilder und Flach-
muster.
Epitaphien aus Holz, farbig behandelt und im Orna-
mentalen glücklich, während das Figürliche meist verfehlt
und nur etwa der Tracht wegen bemerkenswert ist. Von
1584, 1594, 1599, 1601, 1612, 1614, 1633.
Größere Zahl von Polster-Stühlen mit Lederpressung,
zumteil in sehr schöner Musterung. XVIII. Jahrhundert.
Thür zur Sakristei mit Beschlag aus Schmiedeisen:
Rautengeflecht, besetzt mit Rosetten von zierlicher
Wirkung.
Beschlag eines Opferkastens von 1567, einfach,
tüchtig.
3 Kronleuchter aus Bronzeguss für 12, 12 und 16 Kerzen,
von etwa 1600 (1595, 1613).
K. Pfarrkirche, früher Burgkapelle St. Hedwigis: Im
Jahre 1358 wurde von Herzog Ludwig mit Bewilligung des
Rectors seiner Kapelle ein Altar gestiftet Z VI 16. Die Kapelle
selbst trägt die Gründungsurkunde in Stein gehauen an ihrem
Portale in Majuskelschrift: Ano. Do. M°cccxl° ix (1349). |
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Fudata . E(st) . H(aec) . Capella . A . Duve . Ludwi(c)° .
D(omi)no . Legnic(ensi) . I(n) . Ho(no)re(m) . Corporis . Et .
Sa(n)gwi(ni)s . Do(min)i . N(ost)ri . Ih(es)n . X(rist)i . Et .
Hedwigis . (et) Ma(r)ie . M(agdalenae). In einer Urkunde
Bischof Wenzels von 1411 werden als Schutzheilige der Kapelle
genannt B. V. Maria, St. Hedwig und Barbara H.B.II 537. Sie
liegt mit der kleinen Herzogsburg (einem unansehnlichen, in
neuerer Zeit errichteten Gebäude Abb. Silesia [1841] 206) auf einer
Hochplatte im Südosten der Stadt und von dieser und ihrer
Umwallung durch einen von dem Mühlbach zu bewässernden,
früher mittelst einer Zugbrücke überschreitbaren Graben ge-
trennt, eine Zitadelle der Stadt bildend, die, wie eine von dem
an der Nordwestecke liegenden, eingebauten und jetzt nach
Erhöhung zum Glockentürmchen eingerichteten Treppenturm
zugängliche Schießscharte und ein Standort für Schützen vor
der Westgiebelwand beweisen, in gleicher Weise wie die
Antoniuskapelle zu Striegau (II 282) zur Verteidigung dienen
sollte und, wie dort gefundene Pfeile beweisen, gedient hat.
Links seitlich von der Einfahrt, zu deren rechter Seite sich
die an ihrem Nordwestende, überdies aber vormals durch einen
verdeckten Gang vom Schlosse her zugängliche Kapelle erstreckte,
standen früher andere Massivbauten. - Das eben erwähnte
Portal ist übrigens der einzige erwähnenswerte Architektur-
teil der im XVIII. Jahrhundert geputzten und nach Osten
verlängerten Kapelle. Es besteht aus Sandstein, während
die Mauern der Kapelle in üblicher Weise aus Ziegeln in Roh-
bau hergestellt waren. Die Formengebung ist bereits spät-
gotisch. Die Archivolte ist mit Krabben verziert;
im Bogenschlusse ist die Taube des h. Geistes angebracht,
an der oberen Kreuzblume das Haupt Christi ('in honorem
corporis Christi'). Die von zwei mit Maken und Laubum-
rahmung verzierten, leider wie das ganze Portal verklecksten
Kragsteinen mit dem schlesischen Adler und einem Topfhelm
getragene Tympanonplatte zeigt die Figur des Heilands mit
dem Kelch ('in honorem sanguinis Christi'), ferner der Heiligen
Hedwig und Magdalena, jede für sich durch einen senkrechten
Stab und Spitzbogen umrahmt, in den Ecken die Figuren des
Stifters, Herzog Ludwigs und seiner Gemahlin Agnes, Tochter
Heinrichs IV. von Glogau. Abb. bei Mannfeld (Mus. schles. A. no 6483)
V 37 und (no. 6485) 41 e, f, g, h. - Photographie von 1873 im Mus. schles. A.
'Sakramentshäuschen' Abb. von Mannfeld (Mus. schles. A. no 6485)
41 b, c, d.
Rathaus. 'Steinbild am Rathause' Handzeichnung von Mannfeld
(Mus. schles. A. no 6485) 41a.
Befestigungsbauten. Außer der Burgkapelle sind von
Befestigungsbauten Teile der Stadtmauer sowie ein nahe der |
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Pfarrkirche stehender, als Glockenturm dienender Mauer-
turm erhalten, der mit der Kirche selbst durch einen vom
Obergeschoß der Sakristei ausgehenden Bogengang verbunden
ist. Er besteht wie die Stadtmauer selbst und einige andere
unbedeutende Mauertürme aus Ziegeln in Rohbau mittelalter-
lichen Verbandes und ist mit einem Schneidendache ab-
geschlossen.
Dorf Altstadt-LÜBEN, 0,5 km westlich von Lüben.
* Ev. Pfarrkirche, aus Bindwerk in der zweiten Hälfte
des XVII. Jahrhunderts errichtet. Turm mit geböschten
Wandungen. Patron: Gutsherrschaft.
Die Kirche bietet keine bedeutenden Kunstwerke,
zeichnet sich aber durch die Einheitlichkeit und Frische
der volkstümlich-ornamentalen Bemalung aus, welche teils
mehrfarbig, teils schwarz auf weißem Grund, daher
gitterartig wirkend, die Täfelungen und (in etwas mehr
ungefüger Ausführung) die Decke überzieht. Die im Sinne
der Spätrenaissance gezeichneten Ornamente bieten eine
Fülle gesunder Motive; sie sind teils mit Schablonen, teils
freihändig aufgesetzt. - 'Pictum et ornatum 1683'.
Taufbecken, die Verkündigung darstellend, aus Messing
gestanzt, 51 cm Durchmesser, spätgotisches Gepräge,
1685 geschenkt.
MÜHLRÄDLITZ, 6,5 km östlich von Vorderheide (Liegnitz--Lüben).
Ev. Pfarrkirche, adiuncta zu Groß-Reichen. Der Pfarrer
Rudolf in Mylorazicz wird in einer Urkunde von 1298 als
Zeuge erwähnt S. R. no 2497. - Ng. 79 - Patron: Gutsherrschaft.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen: 1) ab-
getreten, vor dem Altar liegend: Anno domi(ni) M°ccccc
l2 (1512) ist gestorben der erbar und woltuchtiger' beilcze'
mol den montag nach he ... 2) für Margarete ge-
borene Lossin von Kniegnitz, Hausfrau Nickel Mohl's des
Älteren zu Mühlrädlitz, † 1544. 3) für diesen selbst,
† 1557, farbig behandelt. 4) eine Frau, † 1592.
5) Herrn Friedrich von Schweinitz, † 1598. 6) eine
Frau, † 1599. 7) Herrn David von Mohl auf Mühl-
rädlitz, † 1603 doppelt, einmal farbig behandelt. 8) Herrn
Melchior von Mohl auf Mühlrädlitz, † 1620. 9) Hedwig
von Mohl, geborene Schweinichen, † 1628. Fast alle
übertüncht. Hv. 27.
Kleines Epitaph aus Sandstein in roher Ausführung,
für Herrn Friedrich Mohle von Muelredlitz, † 1570 und
seine Frau Ludmilla, geborene Tschkuppin, † 15.., |
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früher bemalt, jetzt getüncht. Das Mittelfeld zeigt den
Gekreuzigten, darunter die Familie des Verstorbenen
kleinen Maßstabes.
Dgl. für Ursula geborene Mollin, Witwe Georgs
von Pannwitz zu Pohlschildern, † 1581. Dargestellt ist die
Verstorbene, vor dem Gekreuzigten kniend. Hv. 27.
Dgl. für einen Ritter, der mit seiner Familie vor
dem Gekreuzigten kniet, † 1569 (?). Ungefüge.
Dgl. in Tafelform, für Anna, geborene Niebelschütz,
Hausfrau Friedrichs von Schweintz zu Mühlredlitz, † 1589,
die Verstorbene nebst einem Wickelkinde vor dem Ge-
kreuzigten darstellend. Schadhaft. Hv. 27.
Glocke, 58 cm, O REX GLORIA VENI CUM PACE MDLXXV
(1575).
Kelch, silbervergoldet, tüchtige Arbeit nach dem
Renaissancetypus; der mittlere Teil der hohen, steifen
Cuppa ist mit getriebenem Ornament belegt. 1594.
Mehrere Portraits des XVII. Jahrhunderts, auf Kupfer
in Öl gemalt.
OBERAU, 5 km nordwestlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche, unbedeutendes Bauwerk des XVI. Jahr-
hunderts; ihr Pfarrer Johannes, Altarist der Lübener Schloss-
kapelle, wird in einem Zinskaufbriefe von 1361 erwähnt.
Z. VI 39. - Patron: Gutsherrschaft.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen für:
1) einen Ritter, † um 1600, bruchstückweise erhalten.
2) ein Mägdlein, † um 1600; übertüncht 3) Judith, ge-
borene Falkenhain, Hausfrau Christoph's von Rene,
† 1615, früher farbig.
** Bedeutendes Epitaph für Herrn Hieronymus von
Brauchitsch auf Ober-Gläsendorf, † 1605, und seine Haus-
frau Dorothea, geborene Bergin aus dem Hause Wichnitz,
† 16.. Der reiche Architekturaufbau urnfaßt die Grab-
steine mit den Figuren der Verstorbenen.
Bruchstücke von ornamentalen Malereien (Flachmuster
im Gepräge der Deutschrenaissance) auf den Seitenlehnen
der Bänke. XVI. Jahrhundert.
Kronleuchter aus Bronzeguss für 6 Kerzen. 1686.
OSSIG, 4,5 km südöstlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche, nach amtlicher Angabe erbaut 1610.
Der im Grundriss geviertförmige Chor und das zweijochige
Langhaus sind mit Renaissance-Kreuzgewölben überdeckt, von
denen die des Chors flach vorgeputzte Rippen haben; diese
stützen sich auf einfache Konsolen. Westturm, Langhaus |
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und Chor sind an den Ecken mit diagonal vorspringenden
Strebepfeilern besetzt. Die Fenster sind flachbogig geschlossen.
Baustoff: Lesesteine mit Putzbewurf. Patron: Gutsherrschaft.
Bruchstück eines Wappen-Grabsteins mit ausge-
gründeter und ausgepichter Minuskel-Inschrift.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen: 1) eines
Ehepaares (Nickel von Schwenckfeld zu Ossig - Hv. 29.
† 1553) vor dem Gekreuzigten knieend. 2) des Ritters
Caspar von Schwenckfeld zu Ossig, † 1575. Hv. 29.
Epitaph in Rococoformen, unbedeutend.
Altarschrein, dreiflüglig, Mittelfeld: Barbara und
Katharina auf sich duckenden Gestalten, in der Mitte
Maria mit dem Kinde, auf einem Löwen stehend. Die
Innenseiten der Flügel enthalten wie das Mittelfeld
Schnitzfiguren, rechts Elisabeth mit einem Bettelkinde,
auf einem Bauern stehend, links Margarethe auf ihrem
Drachen. Realistische Zeichnung. Die Rückseiten der
Flügel stellen in verblasster Zeichnung die Verkündigung
dar. Um 1500.
Rohes Triumphkreuz mit Johannes und Maria, wohl
aus der Zeit der Erbauung der Kirche.
Epitaph aus Holz, in verblasster Malerei Christus von
Maria Magdalena beim Gastmahl Simons gesalbt.
XVI. Jahrhundert, Ende.
Brüstung einer Empore in einfacher Renaissance-
Architektur mit Wappenmalerei.
Glocke 96 cm, von 1665, mit zierlichem Rankenfriese,
Meister Johann Schrötter in Liegnitz.
* Vortreffliches Schlüsselschild der Turmthür. Um 1600.
* Schmiedeeiserne Gitterthür am Eingange zu einer
im XVIII. Jahrhundert angebauten, jetzt verfallenen Gruft-
kapelle, durchgesteckte Arbeit.
PETSCHKENDORF, 7 km südöstlich von Lüben.
Ev. Pfarrkirche. Ng. 94. - Patron: Gutsherrschaft Mittel-Petschkendorf.
Altardecke und Velum aus grünem Atlasstoff mit
farbiger Plattstickerei. XVIII. Jahrhundert.
Weinkännchen, weißsilbern und vergoldet, mit ge-
triebenem, an das Rococo anklingenden Ornament. Schadhaft.
Kurfürsten-Bibel (Nürnberg 1641) in einem Einband
einfacher Lederpressung mit dem Breslauer Wappen.
PILGRAMSDORF, 6 km südwestlich von Bahnhof Raudten
(Breslau - Glogau, Raudten - Liegnitz).
Ev. Pfarrkirche. Ng. 95. - Patron: Gutsherrschaft. |
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Grabstein mit der Figur der Verstorbenen, † 1606.
Übertüncht.
Mehrere Grabsteine mit Umrahmung in Barock-
formen.
Ofen in Barockform mit Landschaftsgruppen in
Relief auf blauem Grunde. XVIII. Jahrhundert.
Brüstung von Bänken; einfache Renaissance-Gliede-
rungen.
Pokal, 36 cm hoch, silbervergoldet mit Deckel. Das
zierliche Ornament zeigt Anfänge des Rococo, XVIII. Jahrh.
Oblatendose mit eingravirtem Wappen, XVIII. Jahrh.
An der von Säulen eingefassten Friedhofsthür steht die
Jahreszahl 1588.
Herrenhaus, zum Rittergute des Lieutnants Wellé ge-
hörig. Vor demselben liegen zwei Löwen als Wappenhalter, in
etwa Lebensgröße aus Sandstein gehauen, heroisch gezeichnet.
An den Pfeilern am Thore sind ebenfalls zwei Wappen von
1696 eingelassen.
Wedgewood-Vase, blauer Grund. Gezeichnet Adams.
Mehrere Öl- und Pastell-Portraits, XVIII. Jahrhundert.
Geschliffenes Glas mit Deckel. Um 1800.
Groß-REICHEN, 4 km östlich von Vorderheide (Liegnitz-Raudten).
Ev. Pfarrkirche. Ng. 104.- Patron: Gutsherrschaft Groß-Reichen und
Krummlinde.
Grabsteine mit den Figuren der Verstorbenen in
Lebensgröße für 1) eine Frau, † 1616, farbig behandelt.
2) den Knaben Heinrich von Rechenberg, † 1617, farbig
behandelt 3) Helene Rechenbergin, Hausfrau von Herrn
Hans von Rechenberg auf Schlawa, † 1625, farbig be-
handelt. 4) einen Knaben, † nach 1600. Hv. 27.
Grabdenkmal für Herrn Johann Georg von Lüttichau
auf Reichen, † 1725, aus grauem Marmor mit eingravirtem
Ornament und seinem Bildnis, in Öl auf Kupfer gemalt.
Kelch, silbervergoldet, der Knoten mit getriebenem
Ornament und Engelköpfchen in reicherer Fassung;
Stiftung um 1615.
Groß-RINNERSDORF, 2 km von Koslitz (Liegnitz-Raudten).
Ev. Pfarrkirche St. Martini. Ng. 106. - Patron: Gutsherrschaft.
Doppel-Grabstein mit den Figuren Friedrichs Busewei,
† 1567 und seiner Hausfrau, geborenen Zischwitz von
Gebendorf.
Grabstein mit Wappen für Georg von Lemberg † 1593. |
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Klappaltar mittlerer Größe, fünfflüglig. Das Mittelfeld
zeigt einen Diakon, Maria mit dem Kinde und St. Martin
als Schnitzfiguren. Die Innenseiten des inneren Flügel-
paars stellen dar die Verkündigung, Geburt Christi,
Heimsuchung, Anbetung der Weisen. Die Flügel links
(vom Beschauer) sind jetzt nicht klappfähig; die rechts
zeigen herumgeklappt a) Maria mit dem
Kinde, oben drei Männer der h. Sippe; b) Maria mit
Christus und Johannes, oben drei Personen der h. Sippe;
Goldgrund. Die Rückseite des Flügels zeigt Maria (wohl
als Gegenstück zum Ecce homo). Die Predella zeigt die
Brustbilder der 4 Evangelisten. Der aus Fialen und
Maßwerk gebildete obere Aufbau umrahmt das Monogramm
Christi ihs, das Monogramm AB und ein Relief des
Patrons der Kirche, des h. Martin. Die nach M.Z.III 40
angeschriebene Jahreszahl 1494 ließ sich nicht auffinden.
Kleine Wappentafeln für Francze Basiwoy † 1536
und Herrn Georg von Stosch auf Mondschütz † 1615.
Totenfahne, Totenschild, Helm und Degen, XVIII. Jahrh.
Mehrere Portraits des XVIII. Jahrhunderts.
Schmiedeisernes Grabkreuz, schöne durchgesteckte
Arbeit, XVIII. Jahrhundert.
SEEBNITZ, 14 km westlich von Lüben.
Um eins der alten Herrenhäuser (in Nähe der Kirche)
zieht sich noch der Wassergraben. |
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A. S.
B. S.
C. d. B.
C. S.
D. B.
E. P.
Grünhagen
H. B.
K. S.
M. P.
Mus. schles. A.
M. Z.
Ng.
R.
S. G.
S. R.
St. R. V.
Z.
Z. f. B.
|
Abkürzungen bei Litteraturangaben.
Vgl. Seite 6.
Anders. Historische Statistik der evangelischen (ev.) Kirche in Schlesien. 1867.
v. Montbach. Schematismus des exempten Bistums Breslau. Jahrgang 1857.
Centralblatt der Bauverwaltung. Seit 1883.
Codex diplomaticus Silesiae. Seit 1857.
Deutsche Bauzeitung. Seit 1867.
Erhard. Prexbytereologie des evangelischen Schlesiens. 1780-1789.
Grünhagen, Geschichte Schlesiens. 1884
Heyne. Documentirte Geschichte des Bistums Breslau. 1860-1868.
Knie. Statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer und Städte
Schlesiens. 1845.
Theiner. Vetera monumenta Poloniae... Romae 1860.
Museum schlesischer Altertümer.
Schlesiens Vorzeit, Zeitschrift des Museums-Vereins zu Breslau.
Seit 1859.
Neuling, Schlesiens ältere Kirchen. Breslau 1884.
Rübezahl oder neue Schlesische Provinzialblätter. 1862-1874.
Abhandlungen der schlesischen Gesellschaft für vaterländische
Cultur; philosophisch-historische Abteilung.
Grünhagen. Regesten zur schlesischen Geschichte.
Stenzel. Registrum villarum, allod. et iurium ducatus Wratisl. et
districtus Nampslav. Jahresbericht der vaterländischen Gesell-
schaft. 1842.
Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Altertum Schlesiens.
Seit 1855.
Zeitschrift für Bauwesen. Berlin seit 1851.
Die fett gedruckten Signaturen folgen der Bezeichnunsweise von Neulings Regesten. Die Bände sind mit römischen, die Seiten mit arabischen Ziffern, die Urkunden ohne Seitenzahl nach der Nummer (no) bezeichnet. Die direct benutzen Werks sind mit einem vorgesetzten † bezeichnet.
[Hds. = vermutlich Handschrift, handschriftlich]
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