Raudtener Wappen
Raudtener Rundbriefe 1951-1958
Raudten














Die Raudtener Rundbriefe von Georg Haase

Am 1. Oktober 1951 gab der Raudtener Georg Haase den ersten Raudtener Rundbrief heraus, dem im Laufe von sieben Jahren noch neunundzwanzig folgten. Mit den Rundbriefen verfolgte er das Ziel, die Zusammengehörigkeit der Raudtenern zu festigen. Durch die Bekanntgabe von Anschriften, Familienereignissen und kurzen Berichten über die alte Heimat und Reisen ins polnische Rudna fühlte sich jeder Leser bald der großen Raudtener Familie zugehörig. Viel Zeit und Mühe verwandte Georg Haase darauf, die in Westdeutschland wohnenden Raudtener zu verpflichten, die Rundbriefe an die Verwandten und Bekannten nach Ostdeutschland zu schicken. Die Herausgabe der Briefe wurde immer schwieriger, so dass schließlich das "Lübener Heimatblatt" auch zum Sprachrohr der Raudtener wurde. Am 1. März 1958 erschien deshalb der letzte Rundbrief.

Georg Haase wurde am 30. 9. 1910 in Raudten geboren. Er war der Sohn des Kolonialwarenkaufmanns Hermann Haase. Auf einem Schulbild ist er zu entdecken. Nach dem Tode des Vaters hatte er das Geschäft am Ring übernommen. Eine zweite Heimat fand er in Gunzenhausen. Georg Haase starb nach einem Autounfall am 17. Februar 1976.

Frieda Schneider geb. Apler aus Raudten und ihre Schwiegertochter Barbara Schneider waren die ersten, die mir zwei Seiten des ersten Raudtener Rundbriefes vom 1. Oktober 1951 zur Verfügung stellten. Anfangs wussten wir noch nicht sicher, ob es sich bei diesem maschinegeschriebenen Blatt im A4-Format wirklich um einen dieser Rundbriefe handelt. Gerd Paeßler stellte mir inzwischen leihweise seine Sammlung aller Rundbriefe zur Verfügung. Bewegende Dokumente einer unfassbaren Zeit mit unendlich vielen Informationen über die Schicksale der Raudtener im und nach dem Krieg.
Dr. phil. Helmhart Kanus-Credé hat die Briefe im Antigone-Verlag Allendorf/Eder 1993 unter dem Titel "Unser Raudten" noch einmal herausgegeben. Interessierte Familienforscher* können eine DVD mit den eingescannten Briefen und deren Abschrift in einer pdf-Datei bei mir erwerben. Heidi T.


Raudtener Rundbrief Nr. 1 vom 1.10.1951

S. 5

Dieses Bild stellte Frau Margarethe Dartsch zur Verfügung. Wer kennt nicht die Steinauerstrasse, die mit zu den belebtesten Straßen unseres Städtchens gehörte. Fast jedem Raudtener ist das Postamt vertraut, wie auch der spitze Turm der katholischen Kirche vielen Raudtenern alte liebe Erinnerungen wach rufen wird. Unsere katholische Kirche. Nach Aufzeichnungen von Pfarrer Josef Beyer, letzter katholischer Pfarrer in Raudten bis 1945. Wer sich mit Geschichtsschreibung befaßt, kennt die Schwierigkeiten, die sich oft entgegenstellen bei der historischen Erforschung von Völkern und ihren Ge- schicken. Die Überlieferung von geschichtlichen Quel- len ist zu einem erheblichen Teil von der Gunst oder Ungunst der Zeiten abhängig. Wir selbst haben ja nicht bloß den Umfang der Zerstörung der materiellen Güter beobachten können, sondern mußten feststellen, daß auch kulturelle Werte und namentlich unersetzliche Archivalien der Vernichtung anheimgefallen sind.

S. 6 So sind auch sämtliche Kirchenbücher und Urkunden so- wohl der kath. wie auch der evgl. Kirchgemeinde von Raudten nach Mitteilung des jetzigen poln. Pfarrers ein Opfer des letzten Krieges geworden. Es wird kaum mehr möglich sein, eine lückenlose und erschöpfende Chronik schreiben zu können. Und doch sollte man alles zusammen tragen, was an geschichtlichen Nachrichten für die Nach- welt von Wert und Interesse sein könnte. Im Jahre 950 wurde das Bistum Breslau gegründet. Damit beginnt für Schlesien eine systematische Christianisierung und Kolonisation. Zu Beginn des 13. Jahrhunderts wird ein Ort Raudten erwähnt. 1366 wird eine Pfarrkirche in Raudten urkundlich nachgewiesen. Seit etwa 1530 ist es in protestantischen Besitz übergegangen. Sie war der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Infolge der Reformation ist die kath. Gemeinde sehr zusammenge- schmolzen und erhielt nach langen und schwierigen Ver- handlungen für gottesdienstliche Zwecke einen Raum im alten Rathaus zugewiesen. Auf Grund der durch Kaiser Joseph I. von Österreich vorgenommenen Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse in Schlesien wurde die Pfarr- gemeinde 1708 zur selbständigen Kuratie und dann 1855 zur selbständigen Pfarrei erhoben. Das jetzige Gottes- haus, das auf dem Grund des alten Rathauses steht, wurde 1859-60 erbaut. Der Staat als Patron gab seine pflichtgemäßen Zuschüsse, die Gemeindemitglieder mußten Hand- und Spanndienste leisten. Große Verdienste um die Entwicklung der Pfarrgemeinde hat sich Geistl. Rat Janski erworben, der ca. 30 Jahre dort als Pfarrer segensreich gewirkt hat. In den Jahren 1929-31 er- hielt die Kirche eine gründliche Innenrenovation und der Turm 3 neue Glocken, die 10 Jahre später vom Staat für Kriegszwecke beschlagnahmt wurden. Pfarrer Nalepa hatte die hierfür erforderlichen Gelder durch Bettel- predigten und -briefe zusammengebracht. Ein eigenes Pfarrhaus besaß die Gemeinde nicht. Die Stadt war auf Grund alter Verpflichtungen gehalten, dem jeweiligen Pfarrer eine Wohnung kostenlos zur Verfügung zu stellen. Es gab aber immer Schwierigkeiten bezügl. der Unter- haltspflicht. 1941 gelang es durch Verhandlungen mit der Stadt dieses Haus durch Vertrag bargeldlos für die Kirchengemeinde zu erwerben, wonach eine Renovation erfolgte. In der Kirche wird noch - wie mir amtlich mit- geteilt wurde - der kath. Gottesdienst abgehalten, wäh- rend der kath. Pfarrer in der geräumigeren Wohnung des evgl. Pfarrhauses Aufenthalt hat.

Raudtener Rundbrief Nr. 1 vom 1.10.1951 S. 5
Raudtener Rundbrief Nr. 1 vom 1.10.1951 S. 6

* Folgende Namen aus Raudten und Umgebung werden in den Briefen genannt:
Ackermann, Albrecht, Anders, Arend, Arnold, Ast, Aurach, Aust, Babucke, Bahl, Bahlmann, Bartsch, Baßler, Baumann, Baumgart, Baumunk, Beblo, Becker, Bergander, Berndt, Bernhardt, Berthold, Beyer, Beyl, Biallas, Biniasch, Bischoff, Bittner, Blaik, Blasius, Blei, Bleul, Blischke, Bobe, Böde, Böhmer, Bollinger, Bonk, Born, Brache, Brandt, Brauner, Bredag, Breitmann, Brendel, Brimmer, Brüger, Brüssow, Buch, Buchelt, Burghardt, Bury, Busse, Butz, Christoph, Claus, Dartsch, Deckert, Deinert, Dethleff, Dierker, Dietrich, Distelhorst, Dittrich, Doliboy, Dörfer, Drescher, Dunkel, Eckert, Eistermann, Englert, Engmann, Enlert, Erbe, Ernesti, Exner, Fabian, Falkenberg, Faulhaber, Fechner, Feder, Fiebig, Finster, Fischer, Fleischer, Förster, Franke, Franz, Frau, Freund, Friedrich, Friedrichson, Fürderer, Füssel, Funke, Gäbel, Gantke, Gebel, Gehrke, Geisler, Gerlach, Germ, Gertig, Geßner, Götze, Goy, Grandke, Grauch, Graupe, Greczmiel, Grieger, Großmann, Gruber, Grubert, Grucza, Gründel, Grundmann, Guder, Gürich, Gumprich, Gurtschke, Haase, Hahn, Hamfler, Hampel, Hanke, Harte, Harthun, Haupt, Hegwer, Heider, Heidrich, Hein, Heinrich, Heinze, Heisig, Heller, Henke, Henze, Herden, Herrmann, Hilker, Hirsch, Hirschberg, Hoch, Hoffmann, Höhne, Hönisch, Horn, Hühner, Hurst, Ilgner, Jacob, Jaeschke, Jahns, Jakob, Jänsch, Jaschke, Jeschke, John, Jung, Kainath, Kaltenbach, Kamienski, Karew, Karow, Karwacki, Kaschke, Kastner, Katscher, Kellert, Kempf, Kerl, Kernke, Kienast, Kirchner, Klein, Knefeli, Knödler, Kober, Koch, Köhler, Konrad, Körner, Koschir, Koster, Krause, Krenkel, Kretschmer, Krippahl, Krüger, Kuche, Kühn, Künert, Kulawik, Kuntz, Kunz, Kurzke, Kussy, Lange, Langer, Langner, Laßler, Laufer, Leppmann, Lesch, Leschhorn, Leske, Lessoing, Leuchsenring, Leuschner, Liebich, Liebig, Liepelt, Linke, Lips, Lischke, Löhnig, Lömker, Lossoing, Lüdke, Lux, Machoi, Madel, Maffert, Mai, Maluche, Mancke, Mantke, Marsch, Marx, Matheus, Matzel, Mayne, Mehl, Meirch, Meirich, Meißner, Menzel, Methner, Mieschke, Mischereit, Mommert, Mortensen, Mottschal, Mottscholl, Müller, Müller-Hester, Muh, Munck, Nalepa, Nawroth, Neißer, Neufert, Neumann, Nickels, Nicklaus, Niegisch, Niesmak, Nowak, Obst, Oesterwinter, Offhaus, Ogrisek, Oltersdorf, Opitz, Ortmann, Otterstädter, Pachur, Paeßler, Paetz, Palaske, Paul, Pauli, Perltz, Petrak, Petzka, Petzoldt, Peukert, Pfarr, Pfeiffer, Pfitzner, Piesnack, Pietz, Pilarski, Pischke, Pletschke, Pohl, Poppinga, Porschke, Prasser, Preuß, Primker, Rabe, Rachfahl, Raffelt, Rauch, Reich, Reiche, Reichel, Reimann, Reinelt, Reiner, Reschke, Richard, Richter, Riedel, Riese, Ristau, Rodewald, Rohrmann, Rohwedder, Römisch, Ronneburger, Rosemann, Rösner, Rosseck, Rother, Rudolph, Rüger, Ruehs, Ruf, Rumpelt, Saath, Salisch, Salomo, Samieske, Sander, Sauer, Schaak, Scharte, Schinselor, Schirmer, Schlaffke, Schlinsog, Schlüter, Schmechtig, Schmidt, Schneckenburger, Schneider, Scholz, Schomburgk, Schöneich, Schorsch, Schorschke, Schröder, Schroeckh, Schubert, Schütze, Schulz, Schupke, Schurzmann, Schuster, Schwabe, Schwarz, Seidel, Seifert, Seiffert, Seipolt, Senft, Seupel, Siems, Simon, Skobel, Söhnel, Spittel, Splawski, Springer, Stahlschmidt, Stanelle, Stark, Stefan, Steicke, Steinert, Steinhardt, Stenzel, Stephan, Stock, Stöckel, Streubel, Strobel, Strömer, Struzyna, Sturm, Suhr, Swora, Sykor, Tanzmann, Teichmann, Tharra, Thiel, Thomas, Tiessler, Tilgner, Tinz, Tomanek, Tomczik, Tschäche, Tschäpe, Tscharniel, Tschirschwitz, Tyrock, Ulbrich, Ullmann, Utzke, Vahldieck, Vater, Vetter, Vetterlein, Vogt, Volkmer, Volpert, von Kleist, von Reden, von Thauer, von Wechmar, Waechter, Wallström, Walter, Wandelt, Warlich, Weber, Wehner, Weigmann, Weirau, Weirauch, Weiß, Weist, Welz, Welzer, Weniger, Wenninger, Wichmann, Wicke, Wiersing, Wiesegart, Wiesner, Wilke, Winter, Wischnewski, Wittig, Woide, Wuttke, Zander, Zaske, Zibik, Ziegert, Zimmer, Zischkale, Zosgornick, Zwicker