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Dominium Groß Reichen im März 1936
Mit einem herzlichen Dankeschön für das Bild an Adelheid Stülpner, die Enkelin des oben erwähnten "alten, treuen Hofegängers Julius Stülpner" .
11 Julius Stülpner
15 seine Ehefrau Auguste Stülpner,
14 Herr Hoffmann,
18 Frieda Hoffmann,
23 Emil Hartmann,
26 Ernst Stülpner,
28 Gustav Stülpner,
33 Ehefrau von Ernst Stülpner,
34 Elise Stülpner geb. Ibscher (Ehefrau von Gustav),
40 Richard Schwitall,
43 Verwalter Kabisch,
44/45 vermutlich Gutsherr Fritz Hensel mit Ehefrau,
48 Erwin Stülpner.
Wer kennt weitere Personen auf dem Foto?
Adelheid Stülpner meint, dass es sich bei dem Bild um das Abschiedsbild des Dominiums handelt. Danach wurde das Dominium "aufgeteilt". Dies erklärt vielleicht auch die eigenartige - vom Betrachter abgewandte - Haltung der Frau Nr. 44 (Gutsbesitzerin?) erklären. Eine Form von Protest? Das Schlesische Güteradressbuch von 1937 nennt als Besitzer schon die Schlesische Landgesellschaft. Im Schlesischen Güteradressbuch von 1921 ist als Besitzer Fritz Hensel eingetragen. Ist er der Gutsbesitzer (45) auf diesem Foto? Dank auch an die Urenkelin Barbara Schade, die das Bild und die Namen übermittelte. |
Schles. Güteradressbuch 1921
Schles. Güteradressbuch 1937 |
Konfirmanden der Jahrgänge 1919/1920 aus Groß Reichen
Elsbeth Schneider, Frieda Lorenz, Else Freitag, Willi Thiel (gefallen), Martin Sommer, Walter Wirtellok, Erwin Brucke (gefallen), Walter Winderlich (gefallen). Die Jungen waren 19 oder 20 Jahre alt, als der Krieg begann...
"Fallen" wird das erzwungene Sterben der jungen Männer im Krieg auf Deutsch beschönigend genannt...
Gesucht werden die Nachfahren von Reichenern, die weitere Fotos von damals bereitstellen.
Unsere neue Schule
"Die alte Schule war nicht mehr groß genug und nur unzureichend belichtet. Es war kein Lehrmittelraum und auch keine Kleiderablage vorhanden. Zu ihr gehörte weder ein Spiel- noch ein Sportplatz, und schließlich stand sie zwar in der Mitte des Dorfes, nicht aber der Gemeinde." So oder ähnlich begründeten wir in unseren Schulaufsätzen im Jahr 1938 die Notwendigkeit des Baues einer neuen Schule.
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Diese hatte dann in der Tat alle Vorzüge, welche jener ermangelten. Sie war geräumiger, mit großen, gen Süden gelegenen Fenstern. Nicht länger mehr mußten Landkarten, Bücher usw. im Klassenzimmer in einem Lehrmittelschrank aufbewahrt werden. Der Vorraum war angenehm groß, und für jedes Kind gab es einen Kleiderhaken. Die Pausen brauchten nicht mehr auf der Straße zugebracht zu werden; dafür gab es jetzt einen großen Schulhof, und für die Turnstunden stand der gleichzeitig angelegte Sportplatz zur Verfügung. Letztlich aber stand die neue Schule nicht mehr im Ort, sondern zwischen den die Gemeinde Reichen bildenden Dörfern Groß- und Klein-Reichen, so daß der Schulweg für alle Kinder annähernd gleich weit war. Ob wir wohl alle Ursachen aufgespürt hatten, welche das "Wunder" der neuen Schule bewirkten? War in dieser nicht auch die Lehrerwohnung größer und zeitgemäßer?
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Alte Schule von Groß Reichen |
Aber, wer hätte es wohl unserem Lehrer - für viele war er der Herr Kantor - verargen mögen, dem rastlosen Motor bei der Überwindung der vielfältigen Schwierigkeiten, daß er hierbei auch an sich selbst dachte. Nur eineinhalb Jahre hat er darin wirken können. Als der Krieg begann, war er vom ersten Tage an dabei; 1943 ist er als Hauptmann in Rußland gefallen.
Die alte Schule war Besitztum der Kirche. Zu ihr gehörten - ebenso wie zum Pfarrhause - umfangreiche Wirtschaftsgebäude, woraus gefolgert werden darf, daß in alter Zeit die Vermittler der geistigen und überirdischen Güter für ihre leiblichen, irdischen Bedürfnisse selbst sorgen mußten.
Solches war uns jedoch nur aus der Überlieferung bekannt. Als in den Jahren 1936/37 das Rittergut Groß-Reichen in zehn Bauernstellen aufgeteilt wurde, vermehrte sich durch entsprechenden Siedlerzuzug die Schülerzahl so, daß hierdurch der Schulneubau notwendig wurde. Begünstigt wiederum wurde das Unterfangen dadurch, daß die Gemeinde aus der Gutsaufteilung das erforderliche Gelände erhielt. Es handelte sich hierbei um Land am südlichen Ortsausgang, vor der Kiesgrube.
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Schließlich kam der Tag, der Sonntag im Frühjahr 1938, an dem die neue Schule eingeweiht wurde. Doch zuvor galt es Abschied zu nehmen von jener Stätte, die uns bisher beherbergte und künftig nur noch dem Konfirmandenunterricht bestimmt war. Die ganze Gemeinde war versammelt, als Lehrer Liehr an Pastor Haym symbolhaft den Schlüssel der alten Schule zurückgab. Und manches Auge füllte sich, denn hier wurde doch von etwas Ehrwürdigaltem Abschied genommen.
Doch der frische Frühlingswind machte die Augen bald wieder blank; inzwischen war auch die Szene gewechselt worden, und wir standen nun vor dem neuen Hause. Es war ja auch reine Lust, das schmucke Gebäude mit dem weißen Putz zu sehen. Dann folgten die üblichen Ansprachen. Wir erfuhren, daß die gesamten Baukosten 32 000 Mark (!) betragen haben, und Schulrat Martwig richtete an uns Schüler unter anderem die Mahnung, alles zu schonen. |
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Mit der neuen Schule erging es uns, wie es uns mit neuen Kleidern zu ergehen pflegt: wir mußten erst darin heimisch werden. Als wir uns an das Neue gewöhnt hatten, erfuhren wir, daß diese Schule dank ihrer Lage noch einen weiteren Vorzug hatte. Man konnte in etwa zehn Minuten jenen Punkt hinter der Kiesgrube in Richtung auf Krummlinde erreichen, von dem aus bei guter Sicht das Riesengebirge zu sehen war. Die große Sehnsucht aller, die in der Ebene lebten. Es waren lebensnahe Geographiestunden dort oben, und wenn wir dann die schlesischen Gebirge in Sand nachbildeten, wurde der Wunsch, Rübezahls Reich kennenzulernen, immer größer. Im Herbst desselben Jahres erfüllte er sich.
Oskar Sperling in LHB 18/1968
Zu den Personalkarten der Lehrer von Reichen
auf der Website der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung
des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung
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