Amtliches Schulblatt für den Regierungsbezirk Liegnitz 1940-1943
Kreis Lüben














Amtliches Schulblatt für den Regierungsbezirk Liegnitz


Diese und die folgenden Seiten verdanken wir Marcin Długosz aus Boleslawiec (ehem. Bunzlau). Sein Beruf bringt es mit sich, dass er auf Dachböden steigen muss. Dabei entdeckte er kürzlich einen Stapel des Amtlichen Schulblatts für den Regierungsbezirk Liegnitz der Jahrgänge 1940-1943. Sein großes Interesse für die deutsche Geschichte Schlesiens ließ sein Herz höher schlagen. Die neuen Besitzer wussten offenbar nichts mit diesem Zeitzeugnis anzufangen und überließen es gern Marcin Długosz, der mir den Hefter mit vergilbten Gesetzesblättern sandte, damit ich ihn nach Brauchbarem für lueben-damals durchsehen kann. Es handelt sich dabei um die Veröffentlichung von Gesetzen, Erlassen und Verfügungen der Regierung und anderer Behörden zur Kenntnis der Schulen.

Ein großartiger Fund für eine wissenschaftliche Aufarbeitung der NS-Schulpolitik! Er sprengt allerdings den Rahmen meiner Website. Ich habe Marcin Długosz deshalb vorgeschlagen, diese Sammlung von Zeitdokumenten der "Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung" anzubieten. Dort wäre sie in den richtigen Händen!

Ich kann leider nur einige wenige der dort festgehaltenen Anordnungen wiedergeben. Alle zeugen von der politischen Absicht, die NS-Ideologie mit aller Gewalt an den Schulen durchzusetzen, ein Klima der Angst zu erzeugen und jegliche Abweichungen unter Strafe zu stellen. Das beginnt bei Vorschriften zur Wortwahl, die "der Führer" angeordnet hat, dem "Führerbefehl", die alte Frakturschrift in den Schulbüchern und -zeugnissen durch die sogenannte "Normalschrift" zu ersetzen, geht über die Anweisungen, bestimmte Bücher aus dem Schulbuchbestand zu entfernen (darunter die russischen Klassiker wie Puschkin, Tolstoi, Tschechow und die norwegische Nobelpreisträgerin Sigrid Undset), das Verbot, jüdische und polnische Kinder in deutsche Schulen aufzunehmen, Kontakte zu Kriegsgefangenen herzustellen, Anweisungen zum Besuch von Propagandafilmen und dem gemeinsamen Anhören solcher Radiosendungen, genauesten Festlegungen über den Ablauf von Schulentlassungsfeiern, die mit einem Treueeid auf den Diktator zu enden haben u.v.a.m.

Auch wenn man das alles schon weiß, ist es doch jedesmal wieder erschütternd, diese Propaganda in Gesetzesform gegossen zu lesen. Welche Gewissenskonflikte muss vieles davon ausgelöst haben! Und noch schlimmer, wie vieles stieß gar nicht mehr auf Zweifel!

Für mein Lüben-Projekt muss ich mich leider auf das wenige beschränken, was einen direkten Bezug zu Lüben hat.
Dazu gehören Versetzungen von Lehrern, Stellenangebote und die Todesanzeigen gefallener Lehrer. Besonders berührt hat mich, dass der Lehrer Herbert Berndt, der am 10.10.1942 zum kommissarischen Rektor der Volksschule Lüben ernannt worden war, drei Tage später am 13.10.1942 "Für Führer, Volk und Vaterland" fiel...

Sind anfangs auf den Titelblättern nur vereinzelt Todesnachrichten enthalten, so häufen sich diese mit dem Kriegsverlauf zu ganzen Listen gefallener Lehrer aus dem Regierungsbezirk Liegnitz. Ich füge auf einer Sonderseite eine Liste dieser Lehrer an, um Nachfahren den Zugang zu einer solchen Anzeige zu ermöglichen.

Der Dank gebührt weniger mir, die ich das Material bearbeitet habe, als vielmehr dem Polen Marcin Długosz, der historisch interessiert und uneigennützig den Fund zur Veröffentlichung gebracht hat! Danke, Marcin! Heidi

Zu Auszügen aus Gesetzestexten Über Lehrer und Schulen des Kreises Lüben Todesanzeigen gefallener Lehrer