Beyträge zur Beschreibung von Schlesien. Achter Band.
Albert Zimmermann, Brieg, bey Johann Ernst Tramp, 1789
Kreis Lüben














Beyträge

zur

Beschreibung

von
Schlesien.
____________
Achter Band,

mit einem Kupfer,

Brieg,

bey Johann Ernst Tramp 1789.





Nach der, dem siebenden Bande dieses
Buches vorgedruckten Erinnerung,
fehlte zur Vollendung dieses Werkes noch die
Beschreibung von den Fürstenthümern Liegniz,
Glogau, Breslau und der Grafschaft Glatz.
Ich liefere in gegenwärtigen achten Bande Nach-
richten vom Fürstenthum Liegniz, und zwar:

Im ersten Stücke: Vom Fürstenthum überhaupt.
I. Abtheilung. Von der Lage, Größe.
II. Abtheilung. Von der Geschichte der Herzoge.
III. Abtheilung. Von den Statuten.

Im zweiten Stücke: Von den Städten und Dörfern
    insbesondre:
I. Abtheilung. Vom Liegnizer Kreise überhaupt.
II. Abtheilung. Von den Städten.
A. Von Liegniz.
B. - Parchwiz.


III. Abtheilung. Von den Dörfern.
IV. Abtheilung. Vom Lübenschen Kreise.
V. Abtheilung. Von der Stadt Lüben.
VI. Abtheilung. Von den Dörfern.
VII. Abtheilung. Vom Goldberg- und Haynauischen Kreise, in zwei besondern Abtheilungen.
VIII. Abtheilung. Von den Städten.
A. Von Goldberg.
B. Haynau
IX. Abtheilung. Von den Dörfern.
A. des Goldbergschen
B. des Haynauschen Weichbildes.

Noch vielleicht zwey, höchstens drey Bände be-
endigen diese Beyträge. Wenn ich durch sie
einige Aufklärung in der Geschichte und
Kenntniß Schlesiens bewürkt, so wird mir
dies die angenehmen Stunden meines Lebens
vermehren; dann hätte ich nicht vergebens ge-
arbeitet.
Breslau, den 10. October 1788

Zimmermann.
Vierte Abtheilung.
Vom Lübenschen Kreise überhaupt.

§ 1
Lage, Gränzen und Größe

Der Lübensche Kreis ist erst in neuern Zeiten er-
richtet worden; er besteht aus dem ehemali-
gen dritten Liegnitzer Kreise und dem eigentlichen
Lübenschen Weichbilde, ist beynahe der Mittelpunkt
von Niederschlesien, und grenzt gegen Morgen mit
dem Steinau-Raudtenschen, gegen Mittag mit dem
Liegnizschen, wo die Katzbach und das Schwarzwas-
ser die Grenze macht, gegen Abend an den Bunz-
lauschen und Sprottauschen, gegen Mitternacht
aber an den Glogauschen Kreis. Seine größte
Länge vom Töpferberge bey Liegniz an bis Barschau
beträgt 5, und die gröste Breite von Neuhammer
bis Talbendorf ebenfalls 5 Meilen; doch ist er nicht
quadrat, sondern sehr winkelicht, an manchen Orten
kaum 1 Meile breit, und dessen Größe mag etwa 7
Quadratmeilen seyn.

Nicht nur der größte Postcours von Berlin nach
Breslau gehet durch den Kreis, sondern es durch-
kreuzen denselben auch noch andere Straßen, von
der polnischen Seite ins Gebürge und nach Sach-
sen mehr als einmal.
§ 2
Beschaffenheit des Bodens, Producte.

Der Boden ist sehr verschieden, und man trift
nicht nur im Kreise überhaupt, sondern fast auf je-
dem Guthe beynahe alle möglichen Arten von Erd-
reich an. Im Ganzen genommen ist es ein so ziem-
licher Kornboden, dem man aber doch wegen der
vielen leichten Erde durch tüchtige Bearbeitung und
guten Dünger sehr zu Hülfe kommen muß. Rog-
gen ist daher auch das gemeinste und vortheilhafte-
ste Product. Weizen wird nur wenig gesäet, weil
wenig gute Flecke dazu vorhanden sind, die etwa den
größten Theil vom Ganzen ausmachen. Haber und
Gerste gerathen ebenfalls nicht gut, und man pflegt
deswegen das Sommerfeld gemeiniglich mit Stop-
pel- oder Sommerkorn zu benutzen.
Die Aussaat im Kreise beträgt nach dem Catastro
zusammen 39073 Scheffel; davon haben die Do-
minia etwa 3/5, die Bauern aber 2/5. Pfarrwidmuths-
Aecker sind nur wenig, und machen 400 Scheffel
aus. Der Ertrag ist von 3 1/2 bis zu 5 Korn ange-
schlagen.
Die guten und mittelmäßigen Aecker werden mit
Stallmist, die leichten aber gewöhnlich mit Busch-
streue gedünget. Die Bearbeitung der Felder ge-
schiehet größtentheils mit Ochsen, wozu auch wohl
Pferde angespannt werden. Einige Gemeine mach-
ten zwar eine Probe, schaften die Ochsenzüge ab,
und wollten die Aeckerarbeit mit lauter Pferden be-
treiben; als man aber fand, daß die vermehrte Ko-
sten den davon gehoften Nutzen überstiegen, so wur-
de alles wieder auf den vorigen Fuß gesetzt.
Obgleich die Kreisbewohner ihr auskömmliches
Brodt erzielen, und noch etwas auf die benachbar-
ten Getreidemärkte zu Liegniz, Haynau, Bunzlau etc.
verführen, so fehlt es doch hin und wieder an andern
Körnerarten, deren Bedarf sie dort entweder kaufen,
oder für ihren Roggen umsetzen müssen.
Heu werden 6237 Fuder gewonnen.
Maulbeerbäume giebt es 14408 Stück.
Der Flachsbau kommt jetzt sehr ins Aufnehmen,
und findet einen starken Absatz ins Gebürge.

§ 3
Berge und Mineralien.

Eigentliche Berge mit Namen sind im ganzen
Kreise nicht anzutreffen, aber wohl Hügel und An-
höhen in verschiedenen Gegenden, wovon die schick-
lichsten zu Weinbergen eingerichtet sind, deren man
sieben zählt.
Bey Jauschwiz ist ein steiler etwas hoher Sand-
berg, der Venusberg genannt; auf demselben soll
einer Tradition zufolge in heidnischen Zeiten die
Göttin Venus verehret worden seyn; und das
1/2 Meile davon abliegende Pilgramsdorf von denen
hieher wallfahrenden Pilgrimmen den Namen erhal-
ten haben.
Unterirdische Schätze, Steinbrüche, oder andere
Mineralien hat der Kreis nicht.

§ 4
Gewässer, Fische.

Sogenannte Seen werden im Kreise nicht vorge-
funden, doch giebt es auf den herrschaftlichen Fluren
zusammen 17 große Teiche nebst mehreren kleinen,
welche Karpfen, Hechte und andere gewöhnliche Gat-
tungen von Speisefischen, wiewohl auch nicht mehr
in der Menge, enthalten.
Flüsse, die des Anführens werth wären, sind eben-
falls nicht vorhanden, und die wilden Fischereyen
schränken sich bloß auf die disseitigen Ufer der Katz-
bach und des Schwarzwassers ein, die zwischen dem
Liegnizschen und Lübenschen Kreise in einem nicht all-
zuweiten Striche die Grenze ausmachen. Das
Oberauer Wasser, so bey Oberau seinen Anfang
nimmt, bey Lüben vorbey fließt, daselbst verschiedene
Mühlen treibt, dann in das Steinausche tritt, und
dort den Namen Steinwasser führt, möchte etwa
das beträchtlichste seyn, indessen ist es weder groß
noch fischreich; doch hat der Kreis aus den Teich-
nutzungen seinen hinlänglichen Fischbedarf, und kan
auch wohl etwas auswärts verkaufen.

§ 5
Waldungen

Die Waldungen im Kreise sind sehr ansehnlich;
fast jedes Dominium hat Holznutzung, einige ihren
Bedarf, andere überflüßig. Unter die beträchtlich-
sten Wälder gehören der zu Brauchitschdorf, Buch-
wäldchen, Hummel, Kaltwasser, Krumlinde, Langen-
walde, Groß-Rinnersdorf, dann die Kozner Heide,
die Lübensche und die in diesem Kreise liegende Lieg-
nizsche große Stadtheide. Letztere allein enthält
6270 Morgen, 25 Quadratruthen und ist in 80
Haue eingeteilt. Die übrigen Waldungen machen
nach dem Catastro 245 Stallungen zusammen aus,
und bestehen durchgehends aus Kiefern und Fichten,
mit unter giebt es etwas Eichen, aber nur wenige.
Des großen Holzvorraths ohngeachtet ist doch der
Preiß desselben ziemlich hoch, aus der Ursache, weil
die Brände zu Liegniz und Lüben im siebenjährigen
Kriege das starke Holz etwas dünne gemacht, meist
aber weil wegen dem Holzmangel im Liegnizsche
Kreise die dortigen Einwohner ihren ganzen Bedarf
zum Brennen und Bauen entweder selbst aus dem
Lübenschen holen, oder die disseitigen Guthsbesitzer
ihr meistes eingeschlagenes Holz nach Liegniz zum
Markte führen, solches daselbst die Klafter zu 3 bis
4 Rthlr. verkaufen, und sich also auch hier nach die-
sem hohen Preise richten.
Die Jagden sind alle mittelmäßig gut zu betrach-
ten, aber das Wildprät ist theuer, indem die Herr-
schaften das, was sie nicht zur eignen Nothdurft brau-
chen, nach Liegniz zum Verkauf schicken, wo es we-
gen der starken Consumtion gut bezahlt wird.
§ 6
Hausthiere, Viehzucht

Die Viehzucht ist schlecht, so wohl Pferde als Kü-
he sind elend, besonders bey den Bauern. Die
Hauptsache ist unstreitig die schlechte Pflege und
Fütterung: denn da die Unterthanen ihres eignen
Brach- und Stoppelfeldes nicht mächtig seyn, son-
dern solches dem herrschaftlichen Schäfer zur Hüt-
tung überlassen, und sich blos mit der Sichelgräserey
auf den Feld-Reinen oder Graben-Rändern begnü-
gen müssen; da ferner keine Gemeinhüttung vor-
handen ist, außer zwischen Kozen, Sebniz, Brau-
nau und Hummeln, wo sich zwar die sogenannte
kahle oder blanke Heide befindet, welche aber auch
nur für das Schafvieh benutzt wird; wozu noch fer-
ner tritt, daß die Bauernpferde und Ochsen fast be-
ständig im Joche gehen müssen; daß sie nur auf der
Straße wenige Körner, zu Hause aber nur geringes
Futter, Siede mit etwas Kleien vermengt, erhalten;
daß das junge Vieh zu zeitig in die Arbeit genom-
men wird, verbuttet, und nie recht zu Kräften kom-
men kan: so ist es wohl kein Wunder, wenn der Bau-
ern Vieh von schlechter Beschaffenheit ist. Die
Kühe werden gemeiniglich verpachtet, und das Stück
nach Lage der Oerter zu 5, 6, 7 bis 8 Rthlr., wo
aber wegen Nachbarschaft der Städte guten Absatz
ist, auch zu 10 Rthlr. und mehr angeschlagen.
Der Viehbestand war 1787.
    Pferde.  Ochsen.  Kühe.  Schafe. 
Bey den Dominiis 439 1305 1674 36363.
  Bauern 682  806 3845  6485.

  Summa 1121 2111 5519 42848.
923 Bienenstöcke.

§ 7
Wohnungen.

Unter den adelichen Wohnhäusern im Kreise giebt
es 31 maßiv erbaute und zum Theil recht gut ange-
legte; sie sind aber nicht groß, und nur zur ökono-
mischen Bequemlichkeit eingerichtet. Den Namen
eines Schlosses möchte etwa daszu Klein-Kotzen
und das zu Brauchitschdorf verdienen; doch wird letz-
teres aus Mangel der Reparaturen sehr baufällig.
Die Wohnungen der gemeinen Leute sind fast
durchgehends unansehnlich, von Holz und Lehm, und
man findet wenig gemauerte Vorwerke oder Bau-
ershöfe. Etwa einige Kretschams, und dann die
Gehöfte der Frey- und Amtsbauern zeichnen sich
durch eine bessere Bauart aus. Die übrigen ver-
rathen gemeiniglich die Armuth ihres Besitzers.
Im Kreise befinden sich gegenwärtig:
1 Stadt, Lüben; 1 Marktflecken, Kotzenau.
71 Dörfer mit Einschluß der 4 Kolonien.
In den Dörfern aber sind:
22 evangelische Mutterkirchen, 2 Filiale, 1 kathol.
Hauskapelle.
42 herrschaftliche Wohngebäude.
97 herrschaftliche Vorwerke.
91 herrschaftliche Beamtenhäuser.
18 herrschaftliche Brauer- und Brennereyen.
25 Pfarrhäuser.
34 Schulen.
38 Kretschame.
22 Freybauern.
353 dienstbare Bauern.
235 Freygärtner.
714 Dreschgärtner.
370 Freyhäusler.
244 Diensthäusler.
231 Angerhäusler.
367 Auszüglerhäuser.
47 Kolonistenhäuser.
81 Wind- und Wassermühlen.
4 Brett- und Lohmühlen.
37 Schmiedehäuser.
51 Hirten- und Schäferhäuser.
22 verschiedene andere Häuser.

Summa 3123 Feuerstellen.
Nebst diesen giebt es noch 2 Bleichen, 1 Pech-
ofen, 7 Weinberge mit kleinen Lusthäuschens.
Die 4 eigentlichen Koloniedörfer heissen Bohlen-
dorf, Friedrichshuld, Lübenwalde und Neurode. Die
übrigen 47 Kolonistenstellen sind einzeln in verschie-
denen Dörfern als Häusler ausgesetzt.
§ 8
Einwohner, deren Sitten.

Die Kreisbewohner sind so ziemlich gesittet, der
härtesten Arbeit, der schlechtesten Kost gewohnt, und
man hört wenig von Ausschweifungen unter ihnen.
Wahrscheinlich hält sie davon die drückendeste Armuth
zurück, in welcher die meisten leben. Diese aber
entspringt theils daher, weil die Unterthanen ge-
wöhnlich zu ungemessenen Hofediensten verpflichtet
seyn, fast täglich um einen sehr geringen oder auch
gar kelnen Lohn fur ihre Herrschaften arbeiten müs-
sen, folglich wenig für sich thun, und also nie zu et-
was kommen können. Theils trägt auch die immer
mehr zunehmende Popularität vieles dazu bey, die
eine Noth um das Unterkommen verursacht. Je-
der junge Mann sehnet sich, des Dienens überdrüs-
sig, nach einer eigenen Wirthschaft; da nun nicht
immer neue Stellen vorhanden sind, so werden den
alten, wiewohl noch ganz unbetagten Besitzern ihre
Stellen feil gemacht, sie so zu reden daraus verdrängt,
und ihnen, um sie desto eher zur Abtretung zu be-
wegen, nebst freyer Wohnung noch ein ansehnlicher
der Wirthschaft gar nicht angemessener Auszug des-
sen, was zum Lebens Unterhalt gehört, versprochen.
Ueberdies wird ein solcher Kauf gemeiniglich auf so
genannte jährliche Erbegelder geschlossen. Hat nun
der junge Wirth seinen Zweck erreicht, so findet er
bey seiner acquirirten Stelle mehr Sorgen als Nah-
rung; er soll die herrschaftlichen Obliegenheiten er-
füllen, soll die Gemeinabgaben betreiben, soll sich,
seiner Familie den Unterhalt verschaffen, soll seinen
Auszügler den Contractmäßigen Auszug reichen etc.
Und woher dies alles? - - Der Auszügler hat
gemeiniglich noch Weib und Kinder, welche zu er-
halten der bedungene Auszug nicht hinreichend ist;
er setzt daher nach und nach die jährlichen Termin-
gelder, die zum Erbguth für die Seinigen bestimmt
waren, mit zu, und die Folge davon ist, daß am En-
de Käufer und Verkäufer bis zum Bettelstabe her-
unterkommen, und die äußerste Dürftigkeit auf bey-
der Kinder gleichsam vererbt wird.
Die Sprache der Einwohner ist durchgängig
deutsch, die Religion in den meisten Dörfern entwe-
der ganz oder doch größtentheils luthrisch, nur in de-
nen unter das Kloster Wahlstadt gehörigen Dörfern
Kaltwasser, Lindhardt und Würtsch giebt es Katho-
licken.
Die Anzahl der sämmtlichen Kreisbewohner auf
dem Lande war laut der Populationstabelle im Jahr
1787
Männlichen Geschlechts:
Adeliche Väter und Söhne
Wirthe
Söhne und Famululiz etc.
Weiblichen Geschlechts:
Adeliche Frauen und Töchter
Wittwen, so Stellen besitzen
Weiber, Töchter, Gesinde
   41
2311
6615

   45
   80
8261

Summa aller Seelen 17353
1758 waren 10954, es sind also gegenwärtig
mehr 6399 Personen.
§ 9
Merkwürdigkeiten

Zu Groß-Kotzen ist ein altes Schloß, welches
1348 von einem Schwediger v. Bruno, oder Braun,
erbauet worden.
Zu Oßig in der Kirche siehet man das Grabmahl
des bekannten Schwärmers Kasper v. Schwenkfeld,
welches, ich weiß nicht aus was für einem Fond,
immer in gutem Bauzustand erhalten wird.
Auf dem Töpferberg bey Liegniz sind sonst Ur-
kunden gefunden worden.
Durch Kaltwasser fließt ein kleiner Bach, der in
dem Vorwerke Fuchshof seine Quelle hat, dessen
Wasser ist auch in den wärmsten Sommertagen so
kalt, daß, wenn Gänse oder Endten hineingehen,
solche sogleich erfrieren und getödtet werden. Im
härtesten Winter hingegen friert er nie zu. Wahr-
scheinlich hat das Dorf davon den Namen.
Auf den Feldern von Hummel, Panthen und Bie-
nowiz hat König Friedrich II. 1760 den 16. Aug.
den Sieg über das Laudonsche Korps erhalten.

§ 10
Politische Verfassung

Der Lübensche Kreis gehört unter den Kanton des
Infanterieregiments v. Wendessen.
In Landschaftsangelegenheiten macht er mit dem
Liegnizschen Fürstenthum ein System aus.
In Ansehung der Steuer gehört der Kreis zur
zweyten Klasse.
Die königl. Kreisbeamten sind: der Landrath,
Herr Heinrich Ferdinand Wilhelm v. Nickisch und
Roseneck auf Mühlrädliz; er bekleidet diese Stelle
schon 28 Jahr. Kreisdeputirter und Justizrath,
Herr Hans Karl v. Bock auf Oberau. Kreisde-
putirter und Marschkommissar, Herr Heinrich Sig-
fried v. Uechtriz auf Krumlinde. Steuereinneh-
mer, Herr Johann Wilhelm Ebeling, seit 1758.
Kreisphysikus, Herr D. Christ. Gottlieb Gerber.

Fünfte Abtheilung.
Von der Stadt Lüben.

Lüben wird beynahe mit der Stadt Liegniz in glei-
chem Alter gehen, wenigstens stand sie schon lan-
ge vor 1170, und hatte damals bereits Ringmau-
ern; denn Cureus berichtet, 1)daß Herzog Boles-
laus der Lange, und erste besondere Herzog in Schle-
sien, in diesem Jahr sowohl Lüben als Liegniz mit
ansehnlichen Gebäuden verschönert, und beyder Städ-
te Ringmauern um vieles erweitert.
Als Schlesien in der Folge in mehrere Fürsten-
thümer zergliedert wurde, gehörte dieser Ort zum
Fürstenthum Glogau, darauf zum Steinauschen Di-
strickt, und kam 1329 sodann mit demselben an den
König Johann zu Böhmen. Dieser war dem Her-


1) Cureus S. 57
zog Boleslaus III. zu Liegniz noch 4525 Mark von
denjenigen 8000 Mark Heyrathsgut schuldig, so er
dessen Gemahlin Margareth mitzugeben verheissen
hatte. Da nun Boleslaus auf die Bezahlung drang,
verpfändete der König ihm 1339 unterdessen die
Stadt und Weichbild Lüben, mit der Bedüngniß,
daß wenn er binnen 2 Jahren gedachte 4525 Mark
nicht zahlete, die Stadt nebst übrigen Pfandstück
alsdann dem Herzog verbleiben solte; dies gescha-
he nun, und Lüben ward solchergestalt mit dem Für-
stenthum Liegniz vereinbaret, bey welchem sie zwar
blieb, allein bey der brüderlichen Erbsonderung 1345
dem Herzog Wenzel zufiel, und also einen eigenen
besonderen Herrn erhielt, bis derselbe wieder würk-
lich regierender Herr im ganzen Fürstenthume wurde.

1348 muste Wenzeslaus die Stadt versetzen, des-
sen Bruder Herzog Ludwig aber lösete dieselbe an sich,
machte sie zu seiner Residenz, baute hier das Schloß,
bevestigte die Stadt noch mehr, da er sich zu seinem
Bruder Wenzel eben nichts Gutes versehen durfte,
und schrieb sich Herr zu Lüben; worauf endlich, als
er regierender Herzog zu Brieg ward, auch Lüben
nebst dem Weichbilde zum Briegschen Fürstenthum
gezogen wurde. Diesem Herzog Ludewig I. hatte
die Stadt verschiedene Privilegia zu danken, wie er
ihr denn auch unter andern 1349 den Montag vor
Stephani (21. Dec.) das Recht über die dortige
große Landstraße ertheilete, und 1369 stiftete er die
Schloßkapelle allhier. 1372 hatte Herzog Heinrich
mit der Schramme (Stigmatius) oder der VIII. und
älteste Prinz Ludwig I. zu Brieg, seine Residenz da-
selbst, verleibdingte die Stadt seiner zweyten Ge-
mahlin Margareth, und nannte sich Herzog zu Lü-
ben. Nach seinem Tode folgte ihm 1399 sein zwey-
ter Sohn Heinrich IX. im Besitz derselben, von wel-
chem sie 1407 d. Mittwoch vor 11000 Jungfrauen
die Zollgerechtigkeit erhielt. 1421 gehörte die Stadt
dessen Söhnen, Herzog Rupert II. und Ludwig III.
Herrn zu Lüben, die ihr d. 19. Januar das Privi-
legium über die Münze verliehen.
1428 1) bald Anfangs May, nachdem die Hus-
siten Haynau zerstöret hatten, kamen sie auch vor Lü-
ben. Weil aber Herzog Ludwig die Besatzung aus
ersterm Orte hieher gezogen hatte, fanden die Fein-
de hier mehr Widerstand als dort, bestürmten ver-
gebens die Stadt und das Schloß, und musten un-
verrichteter Sache abziehen; doch zündeten sie die
Stadt an, wodurch ein großer Theil derselben nie-
derbrannte.
1446 verpfändeteten die Herzöge Gebrüder Johann
und Heinrich die Stadt und Weichbild Lüben wie-
der an den Herzog Heinrich X. zu Glogau und Cros-
sen, welcher d. am Palmabend d. J. (1. April) der
Stadt alle vorige Gerechtsame bestättigte. Wenn
solche wieder eingelöset worden, finde ich nirgends
aufgezeichnet, doch muß es unter der Regierung Her-
zog Friedrich I. zu Liegniz geschehen seyn, denn 1496
nach dessen Tode kommt eine Urkunde von seiner Ge-
mahlin Ludmilla vor, worin sie die Stadt wegen der


1) Viele Geschichtsschreiber setzen diesen Hußitischen
Anfall auf Lüben irrig in das Jahr 1431, weil
sie Lauban für Lüben & vice versa verwechseln;
erstere wurde wohl 1431 den 16. März von ihnen
erobert.
ihrem Gemahl geleisteten guten Dienste und einiger
für ihn übernommener Schulden schadlos zu halten
verspricht, und bey der darauf 1505 erfolgten brü-
derlichen Theilung zwischen dessen hinterlassenen Söh-
nen fiel Lüben nebst dem Briegischen Fürstenthume
Herzog Georgen I. zu, nach dessen Tode seine Witt-
we Anna 1521 hier ihren Wittwensitz nahm, sol-
chen 29 Jahre bewohnte, und 1550 den 25. April
starb, da dann dieses Weichbild an den regierenden
Herzog Friedrich III. zu Liegniz gelangte, und nun
gänzlich mit diesem Fürstenthume vereiniget wurde.
Doch musten die Lübner so gut wie die Liegnitzer von
dem Eigensinne dieses Regenten mancherley Bedrü-
ckungen erdulden, bis 1551 die Revolution erfolgte,
und das Fürstenthum in Sequestration l6) genommen
wurde. (S. die Gesch. von Liegniz.)

1555 brannten hier 140 Häuser ab, und 1568
sind die meisten Einwohner an der Pest gestorben.
1640 nachdem sich die Schweden von der Stadt
Meister gemacht, belagerte solche der kayserliche Ge-
neral Göz und bombardirte sie heftig, zwang sie auch
zur Uebergabe. 1641 wurde die Stadt durch ein
ähnliches Bombardement von den Schweden unter
dem General Stalhans erobert; im December d. J.
aber besetzten solche die kayserlichen Trupen wieder.
1642 hatte der Erzherzog Leopold Wilhelm sein
Hauptquartier allhier. Durch disen Krieg litte die
Stadt sehr viel. Den 17. Nov. 1674 entstand ein
Feuer, wodurch 107 Häuser und die Mühlen ver-
zehrt wurden. Desgleichen wurden 1679 daselbst
90 Häuser ein Raub der Flammen.
Im siebenjährigen Kriege wechselten hier eben-
falls Freund und Feind mit einander ab, wobey
nicht nur öfters Scharmützel vorfielen, sondern die
Bürgerschaft muste gemeiniglich am meisten leiden,
und gegen 3000 Rthlr. Kriegsschulden machen.
Am unglücklichsten war für die Einwohner das
Jahr 1757, wo dieser Ort von den Kroaten ange-
zündet und völlig eingeäschert wurde.

Gegenwärtig, nachdem die Stadt völlig wieder
hergestellt worden, hat solche ein ganz hübsches An-
sehen; die ehemaligen Lauben sind abgeschaft, und
statt der sonst hölzernen Bürgerhäuser nun ganz mas-
sive erbauet worden, so daß man Lüben jetzt unter
die mittleren Städte Schlesiens rechnen kan. Ih-
re Entfernung ist von Breslau 10, von Glogau 4,
von Liegniz, Parchwiz 3, von Steinau, Polkwiz,
Rauden 2 Meilen, und ihre Lage etwas tief in san-
digen doch fruchtbaren Boden. Sie hat ziemlich
starke Ringmauern mit einigen Rondelen versehen,
auch einen Wallgraben, dem es aber an Wasser
fehlt, und die dermalen in Obst- und Kuchelgärte
verwandelten Wälle sind ein Beweis, daß sie vorhin,
wenigstens im dreyßigjährigen Kriege, ziemlich be-
vestigt gewesen. Der Ring ist regulär viereckigt,
und so wie alle 8 Gassen gut gepflastert. Thore
zählt man 3, nämlich das Glogausche gegen Abend,
das Liegnizsche gegen Morgen, durch welche beyde
die große Poststraße von Breslau nach Berlin ge-
het, und das Steinausche gegen Mitternacht; zu
jedem Thor führet eine gemauerte Brücke, und die
davor gelegenen Vorstädte haben davon den Namen
worunter die Glogausche ansehnlich, die Steinausche
aber die weitläufrigste ist, besonders, weil sich an sol-
che noch das königl. Cammeraldorf Mallmiz an-
schließt. Die angenehmsten Spatziergänge möch-
ten etwa zwischen dem Glogauschen und Liegnizschen
Thore über die sogenannten Fleischerwiesen um das
Schießhaus, und nach dem ohngefähr 1/6 Meile ab-
liegenden Stadtdorfe Altstadt, vor dem Steinau-
schen aber gegen die Niederwalke nach Mickendorf
zu, seyn, welche beyden Dörfer auch fleißig von den
städtschen Einwohnern besucht werden, ohngeachtet
es zu ihren Divertissement einige ganz gute Gärte
bey der Stadt giebt.
Zur Garnison steht hier der Staab und 1 Eska-
dron des v. Mahlenschen Dragonerregiments.
Die öffentlichen Gebäude sind:
1. Die evangelische Pfarrkirche, ein altes mas-
sives vestes und ziemlich großes Gebäude, worin aber
nichts sonderliches zu sehen ist, ausgenommen etwa
die neue Orgel, die erst vor 5 Jahren gebauet wor-
den. Die Kirche ist 1709 vermöge der Altrannstädt-
schen Convention völlig an die Evangelischen ge-
kommen.
Ein Pastor, jetzt Herr Gottfried Wilhelm Broun,
welcher zugleich Senior und Inspektor durch das
Lübensche Weichbild ist, nebst 2 Diaconis, Herr Eh-
renfried Ortlob und Herr Schirmer, wovon der letz-
tere auch Pastor zu Altstadt ist, versehen dabey die
geistlichen Geschäfte. Eingepfarrt sind außer der
Stadt und Vorstadt nur wenige Dörfer, weil die
meisten rings umher liegenden ihre eigene Kirchen
haben.
2./3. Zwey evangelische Begräbnißkirchen,
von Bindwerk, eine vorm Steinauschen, die andere
vor und zwischen dem Liegnitzer und Goldbergschen
Thore. Erstere dienet zur Beerdigung der gemei-
nen Leute, letztere der Honoratioren, beyde haben ei-
nen ummauerten Kirchhof.
4. Die katholische Schloßkapelle, stehet zwar
zum Theil innerhalb der Schloßmauer, mit dem
Schlosse selbst aber in keiner Verbindung, sondern
frey. Vor einigen Jahren ist solche theils von Kol-
lecten theils königl. Zuschußgeldern meistens neu und
maßiv gebauet worden. Ein Curatus besorgt dabey
die Parochialia und den Gottesdienst. Da in ei-
ner Entfernung von 1 1/2 Meile sonst keine katholische
Kirche ist, so halten sich die wenigen Katholicken von
den umliegenden Dörfern hieher.
Auch ist vor dem Liegnizschen Thore ein katholi-
scher Begräbnißkirchhof nebst einer Kapelle, die aber
mehr einen Schuppen ähnlich ist.
5. Das Schloß, (dessen Erbauung und Stif-
ter, so wie auch der Kapelle oben in der Geschichte
vorkommt) soll Anfangs sehr ansehnlich gewesen seyn,
nachdem es aber im dreyßigjährigen Kriege durch
die Belagerungen ruinirt worden, und endlich ein-
gegangen, wurde ein anderes Amthaus besser ein-
wärts in die Stadt aufgeführt; dies brannte 1757
mit nieder, und nun hat man es wieder auf die Stel-
le erbauet, wo sonst das alte Schloß gestanden, den
Platz desselben aber in einen Obstgarten verwandelt.
Es ist ringsum mit Wasser umgeben, wird von dem
Amtspächter bewohnet, und enthält die Kanzeley der
hiesigen königl. Domaine.
6. Das Rathhaus, stehet mitten am Ringe, ist
seit dem Brande von 1757 ganz maßiv erbauet, 2
Stockwerk hoch, und enthält im Obern nebst den
Seßions-Registratur-Kämmereystuben auch das
Acciseamt, im unterm hingegen die Hauptwacht und
den Rathskeller.
12. Sechs weitere städtsche Gebäude.
15. Die Pastorat- und 2 Diaconatwohnun-
gen.
18. Drey Schulhäuser.
19. Die katholische Curatialwohnung, so von
der Stadt, die Kapelle hingegen vom Domainen-
amt im Baustande erhalten wird.
21. Zwey Hospitäler, deren eines vor dem Glo-
gauschen Thore unter der Stadt, das andere vor dem
Steinauschen Thore unter dem königl. Amte stehet.
Ersteres ist vor einigen Jahren ganz maßiv erbauet
worden, sie sind aber nicht sonderlich dotirt.
22. Das Schießhaus vor dem Glogauschen
Thore, ist an sich selbst von keiner Bedeutung; al-
lein jährlich im Junio hält hier eine nur aus Hono-
ratioren und einer gewissen Anzahl Bürger beste-
hende Schützenbrüderschaft durch 8 Tage lang ein
feyerliches Königsschießen mit dem Armbrust nach
dem Vogel. Diesem folgt sodann das Mann-Kö-
nigsschießen, wobey zwar jedermann zugelassen wird,
doch nicht König werden kan, wenn er nicht schon
in die Schützenbrüderschaft aufgenommen ist, oder
sich sogleich aufnehmen läßt. Diese Brüderschaft
hatte ehedem die angesehensten Personen aus allen
Ständen zu Mitgliedern; jetzt aber kommt sie sehr
ins Abnehmen.
26. Vier königl. Accisegebäude.
Summa der öffentlichen Gebäude
Privathäuser sind in der Stadt
In der Vorstadt unter Magistratsjurisdiction
Amtsjurisdiction
  26
141
  71
143

Zusammen  381
Wüste Stellen giebt es noch
Scheunen
  12
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In der Stadt sind die meisten Häuser mit Zie-
geln gedeckt. In der Glogauschen Vorstadt zeich-
net sich besonders das vom Prinzen Friedrich zu
Würtemberg-Mömpelgardt, als ehemaligen Chef des
Dragonerregiments, neuerbaute Palais aus, wel-
ches nach seinem Abzuge ein Graf v. Zedliz a. d. H.
Schwarzau, von diesem aber der v. Pomsdorf auf
Jacobskirch erkaufte. Es befindet sich dabey ein an-
sehnlicher Lustgarten, der aber sehr in Verfall geräth.
Einwohner waren im Jahr 1788 allhier 2032.
Das Consumo betrug 54 Stück Rindvieh, 734
St. Schweine, 1052 St. Hammel, 1070 St. Kälber,
513 Scheffel Weitzen, 2224 Scheffel Roggen, 9 Schfl.
Gerste, 86 Schfl. Haber, 1204 Schfl. Malz, 295
Schfl. Brandtweinschrot.
Die Nahrungszweige der Einwohner sind:
1. Der Ackerbau, wozu die Stadt 381 Scheffel
Aussat und einige Wiesen mit 68 Gärte besitzt.
2. Das Bierbrauen, womit 144 Stellen berech-
tiget sind, deren immer drey ein Gebräu machen und
den Schank ausüben. Unter dem Ausschrot-
zwang stehen die Dörfer Groß Krichen*, Ziemendorf,
Ober und Nieder-Oßig, Oberau, Schwarzau, Klapt-
kau, Kniegniz, Altstadt, Mallmiz, Mückendorf und
Lübenwalde.
3. Im Handel, welcher im Kleinen von 12 Krä-
mern mit Specerey und Zeugen, 2 Garnsamlern und
16 Bäudlern getrieben wird. Sonnabend ist Wo-
chenmarkt, aber nicht sonderlich. Jahrmärkte sind 4.
Die ansehnlichste Manufactur ist die Tuchmache-
rey, es werden hier jährlich von 111 Meistern, 25
Gesellen und auf 71 Stühlen über 5000 Stein Wol-
le verarbeitet.
4. Die verschiedenen Profeßionen, als 1 Apothe-
ker, 3 Bader und Barbier, 16 Bäcker mit 20 Ge-
rechtigkeiten
, 4 Büttner, 2 Brandtweinbrenner, 1
Brauer, 2 Buchbinder, 1 Büchsenmacher, 1 Drechs-
ler, 2 Färber, 15 Fleischer mit 28 Bänken, 9 Ger-
ber, als 2 Weis- und 7 Rothgerber; 2 Glaser, 1
Goldschmied, 2 Gürtler, 2 Handschumacher, 2 Huth-
macher, 1 Kammacher, 4 Kürschner, 1 Kupferschmied,
3 Leinweber und 7 Stühle, 2 Maurer, 3 Müller,
1 Perückenmacher, 1 Pfefferküchler, 1 Posamentir,
2 Rademacher, 3 Riemer, 3 Sattler, 2 Schlosser,
1 Nagelschmied, 3 Hufschmiede, 1 Schlosser, 17
Schneider, 1 Schornsteinfeger*, 22 Schuster mit 26
Bänken, 2 Seifensieder, 3 Seiler, 2 Stricker, 7
Tischler, 6 Töpfer, 111 Tuchmacher, 2 Tuchschee-
rer, 2 Walker, 1 Uhrmacher, 2 Ziergärtner, 1 Zim-

* Druckfehler im Original!

Das Stadtwappen ist ein Adler, zwischen dessen
beyden ausgebreiteten Flügeln statt des Kopfs und
Halses ein Marienbild mit dem Kinde befindlich.
Die Stadt gehört unter den Steuerrath zu Woh-
lau Glogauschen Cammerdepartements, und in Ap-
pellationssachen unter die dortige Oberamtsregierung.
Die Kämmerey besitzt eigenthümlich das Dorf
Altstadt, wo ein gutes Vorwerk ist, denn ein ande-
res Vorwerk zu Mallmiz, und das Koloniedorf Lü-
benwalde, auch einen beträchtlichen Wald, die Stadt-
heide genannt, und ihre sämmtlichen Einkünfte be-
tragen jährlich 3000 Rthlr., welche wieder zu den ge-
wöhnlichen Stadtbedürfnissen verwandt werden.
Im Magistratskollegio sind 1 Director, 1
Proconsul, 1 Cämmerer, 1 Syndicus, 4 Rathmän-
ner.
Andere königl. Aemter sind hier:
Das Accise- und Zollamt, bey welchem 1 Ein-
nehmer, 1 Controlleur und die nöthigen Unterbe-
diente.
Das Kreissteueramt versiehet der Steuer-
einnehmer Ebeling.
Das Domainenamt, ist an einen gewissen Bieß
verpachtet; die gerichtlichen Sachen aber werden durch
einen besondern Justitiarius versehen, der zugleich
Justitiarius des königl. Amtes Haynau ist.
Das Postamt, bey demselben kommen folgende
Posten vor:
Ankommende Posten:
Sonntags früh um 6 Uhr fahrende Post von
Breslau, Brieg, Neisse, Glaz.
Montags. Die fahrende Post von Berlin, Kros-
   sen, Grünberg, Polkwiz. Die reitende von Parch-
   wiz, Breslau, Oberschlesien, Italien, Glaz, Prag etc.
   Die reitende aus Polkwiz, Berlin etc.
Mittwochs. Die fahrende aus Liegniz, Schweidniz
   und dem Gebürge, auch aus Sachsen. Die Bo-
   tenpost von Wohlau, Winzig, Steinau etc.
Donnerstags. Die Berliner fahrende wie am Mon-
   tage, die Berliner reitende, die Breslauer reitende,
   und die Botenpost von Schweidniz.
Sonnabends. Die fahrende von Schweidniz, und
   die Botenpost von Wohlau etc.
Abgehende Posten:
Sonntags. Früh um 7 Uhr die fahrende nach Polk-
   wiz, Grünberg etc. Berlin und die übrigen Preuß.
   Staaten.
Montags. Die fahrende nach Parchwiz, Neumark,
   Breslau, Oberschlesien etc. Die fahrende nach
   Liegniz, dem Gebürge und Sachsen. Die reitende
   nach Polkwiz, Berlin, früh um 3 Uhr. Die rei-
   tende nach Parchwiz, Breslau etc. Die Botenpost
   nach Liegniz, Schweidniz etc.
Dienstags. Die Botenpost nach Köben, Steinau,
   Wohlau etc
Donnerstags. Die Breslauer fahrende wie Mon-
   tags. Die Schweidnitzer fahrende wie Montags.
   Die Berliner fahrende wie Sonntags. Die Bres-
   lauer reitende wie Montags. Die Liegnitzer Bo-
   tenpost wie Montags. Die Berliner reitende
   Nachmittags um 3 Uhr.
Freytags. Die Botenpost nach Köben, Steinau etc.
Sechste Abtheilung.
Vom Lübenschen Kreise insbesondre.

Namen der Dörfer.

1. Altstadt, ist ein Kämmereydorf von Lüben, liegt
ohnweit der Stadt enthält 1 evangelische Kirche,
deren Pastor zu Lüben wohnet und daselbst zugleich
Diaconus ist; 1 herrschaftlich Vorwerk mit 1 mas-
siven Pächterwohnung, 1 Kretscham. 9 Freybauern,
welche Mitbürger genannt werden. 8 Frey-, 7 Dresch-
gärtner, 2 Angerhäusler, 1 Hirtenhaus, zusammen
30 Feuerstellen, welche mit 170 Einwohner besetzt
sind.

2. Barschau liegt an der Gränze des Glogau-
schen Kreises, 2 Meilen von Lüben, hat 1 ganz hüb-
sches adeliches Wohngebäude, 1 Vorwerk, 3 dazu
gehörige Wohnhäuser, 1 Kretscham, welcher vom
Dorfe abwärts an der großen Straße von Lüben
nach Glogau liegt, und der Grünkretscham heißt;
10 Dreschgärtner, 1 Frey-, 7 Dienst-, 2 Angerhäus-
ler, 1 Mühle, 1 anderes Haus, in allem 28 Feuer-
stellen und 173 Einwohner, die nach Hochkirch im
Glogauschen eingepfarrt sind. Die jetzige Besitze-
rin, Frau Präsidentin Baronne v, Cocceji, hat ohn-
weit dem Dorfe auf einem ehemals wüsten Sand-
berge einen ansehnlichen Weinberg mit einem nied-
lichen Lustschlößchen angelegt.
3. Bienowiz, faßt 1 evangelische Kirche, 1
Pfarr-, 1 Schulhaus, 1 Brauerey, 19 Dienstbau-
ern, 14 Dreschgärtner, l0 Frey-, 10 Dienst-, 1 An-
gerhäusler, 19 Auszüglerhäuser, 1 Mühle, 1 Schmie-
de, 1 Hirtenhaus, und stehet unter dem königl. Amt
Liegniz, dem auch der hier befindliche große Teich ge-
hört.
Dann ist hier noch das sogenannte Stiftsvor-
werk von 1 Vorwerk nebst 1 Schäferhause, dessen
Eigenthümer die Ritterakademie zu Liegniz ist. Zu-
sammen sind im Dorfe 81 Feuerstllen, 403 Per-
sonen.

4. Birkfleck, begreift unter sich 1 herrschaftlich
Vorwerk, 4 Dreschgärtner, 1 Freyhäusler, 44 See-
len. Eigenthümer ist der Graf v. Dohna.
Birkmühle, gehört zu Klein Reichen No. 55.

5. Bohlendorf, ist ein seit 1770 neuerbautes
Koloniedörfchen von 6 Häuslerstellen und 34 Be-
wohnern; es gehört zum Fideikommiß Lerchenborn,
dem Generallieutenant v. Bohlen.
6. Brauchitschdorf, ist ein sehr ansehnliches
Dorf, und enthält 1 maßives herrschaftliches Wohn-
haus, 5 Vorwerke mit 6 dazu gehörigen Gebäuden,
und wovon 1 Vorwerk das Eichvorwerk genannt
wird; 1 evangelische Kirche1), so maßiv mit Thurm,
3 Glocken und einer Uhr; 2 Pfarrhäuser, 1

1) Man will zum Stifter dieser Kirche Bogislaus
v. Brauchitsch machen, welcher 1222 gestorben
ist; siehe Hensel Kirchengeschichte S. 476, allein
ich glaube, daß die Kirche erst mit Wiedererbau-
ung des Dorfes 1288 fundirt worden.

Schule, 1 Brauerey, 2 Kretschame, 1 Försterhaus,
5 Dienstbauern, 28 Dreschgärtner, 6 Frey-, 14
Dienst-, 9 Angerhäusler, 10 Auszüglerhäuser, 2
Mühlen, 2 Hirtenhäuser, zusammen 92 Feuerstel-
len, 541 Personen. - Anfangs hieß dieses Dorf
Krosteniz. 1259 schenkte solches Herzog Boleslaus
der Kahle eigenthümlich einem gewissen Velis (Wels
oder Fels), es brannte ab und wurde 1288 von Pe-
ter v. Brauchitsch wieder erbauet, von dem es so-
dann den Namen Brauchitschdorf bekommen hat.
Seither blieb es beynahe ununterbrochen in die-
ser Familie, bis um die Mitte des 15ten Jahrhun-
dert, wo 1441 noch Thime v. Brauchitsch, 1504
Thomas v. Brauchschdorf als Besitzer darauf vor-
kommt. 1678 hatte es Nikolaus v. Haugwiz, 1720
George Karl v. Haugwiz, gegenwärtig aber Sr.
Königl. Hoheit Prinz Ferdinand v. Preussen. Es
wird insgemein Bräuersdorf genannt, hat einen
Teich und beträchtliche Waldung.

7. Braunau, ist ebenfalls ein sehr ansehnliches
Dorf, welches mit Einschluß des hieher gehörigen
sogenannten Straßkretscham, aus 1 herrschaftlichen
Wohngebäude, 3 Vorwerken, 5 dazu gehörigen
Wohnhäusern, 1 evangelischen Kirche, 1 Pfarr-, 1
Schulhaus, 1 Brauerey, 1 Kretscham, 20 Dienst-
bauern, 20 Dreschgärtnern, 6 Frey-, 6 Dienst-, 9
Angerhäuslern, 27 Auszüglerhäusern, 2 Mühlen,
1 Schmiede, 1 Hirtenhaus, überhaupt 105 Feuer-
stellen und 586 Einwohnern bestehet. Das Guth
hat Teiche und gute Waldnutzung. Besitzer dessen
ist Gottfried Wilhelm Kretschmer, ehehin gehörte es
der Familie von Rothkirch.
Briese, ist mit Mittel-Rüstern verbunden,
s. No. 58.
8. Buchwäldchen, hieß vor Alters Buchwald
und hat 1 adeliches Wohnhaus, 1 Vorwerk mit 2
dazu gehörigen Wohngebäuden, 1 Schule, 1 Kret-
scham, 9 Dreschgärtner, 5 Frey-, 4 Diensthäusler,
5 Auszugshäuser, 1 Mühle, 1 Schmiede, 1 Hirten-
haus, in allem 32 Feuerstellen mit 169 Bewohnern.
Auch hier ist beträchtliche Teich- und Waldnutzung.
1403 war Hertel v. Busowey Besitzer darauf. 1512
kaufte es Ladislaus v. Hohberg und blieb bis 1591
in dessen Familie, 1596 gehörte es dem Sigmund
v. Haugwiz, 1720 dem v. Niebelschüz, 1772 dem
v. Poser, und gegenwärtig dem Lieutenant v. Seidl.
Carlsgnaden, heißt ein zu Hummel No. 20
gehöriges Vorwerk.
Damm-Mühle gehört zu Jauschwiz No. 21.
9. Dittersbach, daselbst befinden sich 1 herr-
schaftliches Wohngebäude, 2 Vorwerke, 4 dazu ge-
hörige Bedientenhäuser, 1 evangelische Kirche, bey
welcher 1 Hube Wiedmuth, und in dem hier einge-
pfarrten Dorfe Herzogswaldau, l/2 Hube Pfarracker
befindlich ist, welche letztere noch vor der Reforma-
tion durch einen Bauern dazu legirt worden; 1
Pfarrhaus, 1 Schule, 1 Brauerey, 11 Dienstbau-
ern, 1 Frey-, 16 Dreschgärtner, 19 Frey-, 5 Anger-
häusler, 5 Auszugshäusler, 1 Schmiede, 1 Hirten-
haus. Nebst dem ist mit dem Dorfe die sogenann-
te Rodemühle verbunden, so aus 1 Mühlhause und
5 Freyhäuslern bestehet. Zusammen sind 75 Feu-
erstellen und 397 Bewohner. 1558 besaß das
Guth Hans v. Bock, 1772 der Prinz Ferdinand
v. Braunschweig, dermalen der Baron v. Richthofen.

10. Eichvorwerk, ist zwar ein besonders lie-
gendes Dörfchen, macht aber mit Brauchitschdorf
eine Dorfgemeine aus, mit dem es einerley Besitzer
hat, und wo sowohl die Besitzungen als Einwohner
mit berechnet sind. No. 6.
Erlich-Vorwerk gehört zu Groß-Krichen, s. No. 31.

11. Fauljuppe, hat ein herrschaftlich Wohn-
haus, 1 Vorwerk, 1 Kretscham, 8 Dreschgärtner, 4
Frey-, 4 Diensthäusler, 1 Hirtenhaus, 20 Feuerstel-
len, 119 Einwohner. 1461 gehörte es dem Hans
v. Axleben-Magnus, 1772 dem v. Wehner, und
nun dem Graf v. Posadowsky-Wehner genannt.

12. Fridrichshuld, ist ein seit 1770 neuerbau-
tes Koloniedorf von 10 Freystellen mit Acker, 4
dergleichen ohne Acker und 1 andern Hause, 15 Feu-
erstellen mit 50 Personen. Eigenthümer ist
der Rittmeister v. Schmettow, vor ihm war es der
Hauptmann v. Grumbkow.
Furth-Mühle kommt bey Pohlschildern vor,
s. No. 27.
Grenz-Vorwerk s. Kotzen Groß, No. 26
bis 27.

13. Grünthal, wird sonst auch Warmbad ge-
nannt, hat nur 1 herrschaftlich Wohnhaus mit 1
Vorwerk und 2 Dreschgärtner, 4 Feuerstellen, 13
Personen. 1772 gehörte es dem Freyherrn v. Hahn,
jetzt dem Lieutenant v. Düsterlohe; es liegt ohn-
weit Liegniz.
Grün-Kretscham ist ein einzelner an der
Landstraße nach Glogau liegender Feld-
kretscham nach Barschau gehörig, No. 2.
14. Gugelwitz, brannt 1634 ab; allhier sind 1
herrschaftlich Wohnhaus, 2 Vorwerke, 1 Bedien-
tenhaus, 1 Pfarrwohnung, 1 Schule, 1 evangeli-
sche Kirche, 1 Försterhaus, 1 Kretscham, 5 Dienst-
bauern, 10 Dreschgärtner, 8 Frey-, 3 Dienst-, 4 An-
gerhäusler, 1 Mühle, 1 Hirtenhaus, zusammen 44
Feuerstellen, 226 Einwohner. Es gehörte 1653 dem
Ernst v. Niebelschüz, jetzt dem Graf v. Schweiniz.
15. Guhlau, enthält mit Einschluß des neuen
Dorfes 2 herrschaftliche Wohnhäuser, 1 Vorwerk,
6 Dreschgärtner, 2 Frey-, 4 Angerhäusler, 10 Ko-
lonistenhäuser, 1 Mühle, 1 Hirtenhaus, 27 Feuer-
stellen, 112 Personen. Eigenthümer ist der Lieute-
nant v. Grumbkow; hier sind Weinberge.
16. Hammer-Vorwerk, von 1 herrschaftlichen
Vorwerk nebst 2 dazu gehörigen Gebäuden, 6 Dresch-
gärtnern, 1 Mühle, 10 Feuerstellen und 51 Ein-
wohnern; ist das Eigenthum des Grafen v. Dohna.
Hasenmühle gehört zu Sabiz No. 59
17. Herzogswaldau, man zählt darinn 1 herr-
schaftlich Wohngebäude, 2 Vorwerke nebst 4 Be-
dientenhäusern, 1 Brauerey, 14 Dienstbauern, 17
Dreschgärtner, 7 Frey-, 8 Diensthäusler, 3 Anger-
häusler, 7 Auszüglerhäuser, 2 Mühlen, 1 Schmie-
de, 1 Hirtenhaus, 1 anderes Haus, 96 Feuerstellen
mit 411 Einwohnern besetzt. 1571 besaß es Chri-
stoph v. Axleben-Magnus, 1650 Anna v. Meuse-
bach geb. v. Borwiz, nun der Baron v. Nostiz; es
hat Viehnutzung.

18. Hinterecke, ist ein Dorf für sich, aber zu
Krebsberg No. 30 geschlagen, und macht mit jenem
eine Gemeine aus, wo auch die Feuerstellen und
Personenzahl mit eingerechnet sind.

19. Hummel, nebst den Vorwerken Carlsgna-
den und Johannen-Vorwerk begreift unter sich
3 Vorwerke, 1 evangelische Kirche, welche 1659 von
Hans Christoph v. Hake, Besitzer des Dorfs, erbauet
und fundirt worden; 1 Pfarr-, 1 Schulhaus, 1
Försterhaus, 3 Dreschgärtner, 8 Frey-, 4
Angerhäusler, 4 Auszugshäusler, 1 Mühle, 1
Schmiede, 3 andere Häuser, 33 Feuerstellen, 187
Seelen. Besitzer: 1720 einer v. Niebelschüz,
1722 der Graf v. Nostiz, und nun der v. Stößel.
Hölle-Vorwerk, gehört zu Würtsch No. 70

20. Hummel bey Liegniz, ist ein anderes Dorf
dieses Namens, es faßt 1 herrschaftliches Wohn-
haus, 1 Vorwerk, 2 Försterhäuser, 4 Dreschgärt-
ner, 2 Frey-, 3 Dienst-, 2 Angerhäusler, 15 Feuer-
stellen, 98 Einwohner. Es ist Eigenthum der
Kämmerey zu Liegniz, und hat beträchtliche Waldung.

21. Jauschwiz, dazu gehört die sogenannte
Damm-Mühle und hat zusammen 1 herrschaftlich
Wohnhaus, 1 Vorwerk, 3 Bedientenhäuser, 7
Dreschgärtner, 3 Freyhäusler, 2 Mühlen, 1 Hirten-
haus, 18 Feuerstellen mit 128 Seelen. Besitzer
davon ist der v. Sommersfeld.
Johannen-Vorwerk, kommt beym Dorfe
Hummel No. 19 vor.
Ischerey, ist mit Mühlrädlitz verbunden No. 44.
Kaltenborn, mit Krummlinde No. 35.

22. Kaltwasser, begreift unter sich 1 herrschaft-
lich Wohnhaus, 2 Vorwerke, 3 Beamtenhäuser, 1
evangelische Kirche, 1 Pfarr-, 1 Schulhaus, 6 Dienst-
bauern, 12 Dreschgärtner, 4 Frey-, 10 Dienst-, 4
Angerhäusler, 3 Kolonistenhäuser, 14 Auszugs-
häusler, 1 Mühle, 2 Hirtenhäuser, 2 andere Häu-
ser, 66 Feuerstellen mit 355 Einwohnern. Dies
Guth gehört zum Kloster Wahlstadt und nach Brau-
nau in Böhmen. In dem Schlosse, in welchem ei-
ne katholische Curatial- oder vielmehr Hauskapelle
ist, wohnen daher 2 Ordensgeistliche von Wahlstadt,
deren einer, als Administrator die Wirthschaftsan-
gelegenheiten, der andere, als Curator, die geistlichen
Geschäfte besorgt. Beim Guthe ist beträchtliche
Waldung auch Teichnutzung. 1507 hatte es Ni-
kolaus v. Axleben, und 1649 besaß es der Graf Pom-
peji, nachher der Graf v. Gözze.
Käfer-Mühle gehört zu Würtsch No. 70

23. Klaptkau, darinn sind 1 herrschaftlich Vor-
werk, 1 Beamtenhaus, 6 Dienstbauern, 1 Frey-, 6
Dreschgärtner, 5 Frey-, 1 Angerhäusler, 3 Auszugs-
häuser, 1 Mühle, 25 Feuerstellen und 123 Einwoh-
ner befindlich. Besitzer dessen ist die Frau Gräfin
v. Zedliz auf Schwarzau.

24. Kniegniz, bestehet aus 2 Antheilen, deren
jeder einen eigenen Besitzer hat.
Der erste Antheil, in welchem 1 herrschaftliches
Wohngebäude, 3 Vorwerke, 1 Schulhaus, 1 Kret-
scham, 5 Dienstbauern, 17 Dreschgärtner, 2 Frey-,
3 Dienst-, 1 Angerhäusler, 2 Auszüglerhäuser, 1
Mühle, 1 Schmiede und 206 Einwohner befindlich,
gehört dem v. Falkenhain.
Der zweyte Antheil von 5 Freybauern, 2 Hirten-
häusern, 41 Seelen, gehört unter das königl. Amt
Lüben. Feuerstellen sind zusammen 45.

25. Kosliz, enthält mit Einschluß des Gehege-
Vorwerks und der Weinberghäuser, die etwas ab-
wärts liegen, 1 herrschaftlich Wohnhaus, 3 Vor-
werke, 1 Brauerey, 1 Kretscham, 1 Schulhaus, 6
Dienstbauern, 6 Dreschgärtner, 1 Dienst-, 3 Anger-
häusler, 2 Mühlen, 1 Schmiede, 1 Hirtenhaus, 27
Feuerstellen und 134 Seelen. Es gehörte vorher
dem v. Grumbkow, nun dem Rittmeister v. Schmet-
tow, und hat einen ziemlichen Weinberg.

26. Groß-Kotzen, in diesem großen Dorfe wer-
den gezählt 1 herrschaftlich Wohngebäude, 1 Vor-
werk, 4 dazu gehörige Beamtenhäuser, 1 Schul-
haus, 1 Brauerey, 17 Dienstbauern, 16 Dresch-
gärtner, 4 Frey-, 14 Dienst-, 13 Angerhäusler, 24
Auszugshäuser, 2 Mühlen, 1 Bleiche, 2 Schmie-
den, 1 anderes Haus, 102 Feuerstellen, mit 484
Einwohnern.
Dann ist noch damit verbunden das folgende:

27. Grenz-Vorwerk, welches aus 1 herrschaft-
lichen Vorwerk, 3 Dienstbauern, 6 Dreschgärtnern,
1 Frey-, 2 Angerhäuslern, 15 Feuerstellen, 80 Ein-
wohnern bestehet. Beydes ist des Herrn Grafen
von Dohna Eigenthum; 1348 gehörte es der Fami-
lie von Brun oder Braun, wo auch Schwediger v.
Bruno das Schloß erbauete, so jetzt sehr verfallen
ist; 1588 besaß es Friedrich v. Skopp, und 1634
Sigmund v. Skopp.
28. Kotzen, eben demselben gehörig, enthält 1
herrschaftlich Wohngebäude, 1 Vorwerk, 1 Kret-
scham, 9 Dreschgärtner, 16 Frey-, 19 Dienst-, 3 An-
gerhäusler, 2 Auszüglerhäuser, 2 Mühlen, 54 Feu-
erstellen, 471 Einwohner. In ältern Zeiten, und
zwar 1561 besaß es Sigmund v. Nostiz, 1581 bis
1590 Jakob von Schönaich; es giebt viel Wald-
und Teichnutzung dabey.

29. Kotzenau, eben demselben gehörig, ist ein
offenes Städtchen oder Marktflecken, und begreift
unter sich 1 evangelische Kirche; diese Kirche war
anfänglich Filia von Sabniz, erhielt aber 1596 das
Recht der Parochie und einen eignen Pfarr; 1
Pfarr-, 1 Schulhaus, 3 herrschaftliche Offizianten-
wohnungen, 40 Freyhäusler, 4 Kolonistenhäuser, 1
Auszugshaus, 50 Feuerstellen, 157 Personen. 1348
besaß dies Guth Peter Busold, 1390 Rampold v.
Bron (Braun).

30. Krebsberg und Hinterecke, eben desselben
Eigenthum, fassen zusammen 2 herrschaftliche Vor-
werke, 3 Beamtenhäuser, 1 Försterhaus, 9 Dienst-
bauern, 19 Dreschgärtnern, 6 Frey-, 23 Dienst-, 15
Angerhäusler, 16 Auszüglerhäuser, 2 Mühlen, 1
Schmiede, 1 Hirtenhaus, 98 Feuerstellen, 434 See-
len.

31. Groß-Krichen, bestehet mit Einschluß des
Erlich-Vorwerks aus 1 herrschaftlichen Wohngebäu-
de, 3 Vorwerken, 3 Bedientenhäusern, 1 evangeli-
schen Kirche, 1 Pfarrhaus, 1 Schule, 1 Kretscham,
22 Dienstbauern, 21 Dreschgärtnern, 2 Frey-, 2
Diensthäuslern, 2 Kolonisten-, 10 Auszüglerhäusern,
4 Mühlen, 1 Schmiede, 1 anderem Hause, 75 Feu-
erstellen, 395 Personen. Besitzer ist der v. Tscham-
mer; das Guth hat etwas Teichnutzung und Wald.

32. Klein-Krichen, allhier giebt es 1 adeliches
Wohnhaus, 2 Vorwerke, 1 Brauerey, 1 Kretscham,
5 Dienstbauern, 10 Dreschgärtner, 10 Diensthäus-
ler, 3 Auszugshäuser, 1 Mühle, 1 Hirtenhaus, 35
Feuerstellen, 192 Einwohner. Eigenthümer ist die
Frau geheimde Räthin v. Schweiniz.

33. Kriegheide, und
34. Tirliz, sind 2 besondere Dörfer, machen
aber zusammen eine Gemeine aus, in welcher sich 1
evangelische Kirche, welche 1656 von den Gebrü-
dern v. Stosch, weil im Glogauschen die evangeli-
schen Kirchen weggenommen worden, erbauet ist.
Dies Dorf war vor der Erbauung der Kirche nach
Kotzenau eingepfarrt, daher der Pfarr daselbst noch
den Decem erhält; 1 Pfarr-, 1 Schulhaus, 1 Kret-
scham, 4 Dienstbauern, 13 Freygärtner, 14 Frey-,
4 Angerhäusler, 5 Auszüglerhäuser, 1 Mühle, 1
Schmiede, 1 Hirtenhaus, 1 anderes Haus, 47 Feu-
erstellen und 247 Einwohner befinden; dem Graf
v. Dohna gehörig.

35. Krumlinde, hat mit Einschluß Kaltenborn
1 herrschaftlich Wohngebäude nebst 1 Vorwerk, 1
Kretscham, 4 Frey-, 8 Dreschgärtner, 4 Frey-, 4
Diensthäusler, 1 Auszugshaus, 3 Kolonistenhäuser,
1 Mühle, 25 Feuerstellen; es giebt beim Guthe
Wald- und Teichnutzung. 1461 besaß dasselbe Hans
Axleben-Magnus, jetzt der Marschkommissarius v.
Uechtriz.

36. Kuchelberg, begreift unter sich 1 herrschaft-
lich Wohngebäude, 2 Vorwerke, 1 Brauerey, 1
Kretscham, 1 Frey-, 3 Dreschgärtner, 11 Frey-, 4
Angerhäusler, 3 Kolonistenhäuser, 1 Mühle, 34
Feuerstellen, 167 Seelen. Eigenthümer ist der
Herr Landrat des Kreises v. Nickisch; es befindet
sich hier 1 Weinberg.
Kynast, ein Vorwerk, gehört zu Persel No. 51

37. Langenwalde, ist das größte Dorf im Krei-
se und bestehet aus 3 verschiedenen Dominiis, als:
  a) Ober-Langenwalde, worinn 1 Vorwerk und
Beamtengebäude, 1 Försterhaus, 2 Kretschame, 37
Frey-, 18 Dreschgärtner, 10 Freyhäusler, 20 Aus-
züglerhäuser, 1 Mühle, 1 Schmiede, 2 andere Häu-
ser, 385 Personen, gehört unter das königl. Amt
Liegniz.
  b) Nieder-Langenwalde hat 1 herrschaftlich
Wohnhaus, 1 Vorwerk, 3 Bedientenhäuser, 1 evan-
gelische Kirche, 1 Pfarr-, 1 Schulhaus, 1 Braue-
rey, 1 Kretscham, 14 Frey-, 12 Dreschgärtner, 3
Diensthäusler, 12 Auszüglerhäusler, 1 Mühle, 1
Schmiede, 1 Hirtenhaus, 238 Einwohner, und ist
des v. Packisch Eigenthum.
  c) Langenwälder Sechshuben, bestehen aus 5
Dienstbauern, 1 Dreschgärtner, 1 Kretscham, 7
Freyhäuslern, 2 Auszüglerhäusern, 74 Personen und
gehören dem Jungfernstift in Liegniz. Zusammen
sind im Dorf 163 Feuerstellen.

38. Lerchenborn, daselbst sind 2 herrschaftliche
Wohnhäuser, 2 Vorwerke nebst 2 dazu gehörigen
Bedientenhäusern, 1 evangelische Kirche, welche
schon 1495 gestanden hat; 1 Pfarrhaus, 1 Schule,
1 Brauerey, 1 Kretscham, 9 Bauern, 4 Frey-, 14
Dreschgärtner, 11 Dienst-, 5 Angerhäusler, 9 Aus-
zugshäuser, 3 Mühlen, 65 Feuerstellen, 377 See-
len. 1720 besaß dies Guth die Familie v. Bock,
dann kam es an die v. Köhlichen, von welchem sol-
ches 1772 dem Obrist Balzer Ernst v. Bohlen an
sich erkaufte. Dieser stammte aus dem Hause Wa-
stewiz auf der Insel Rügen her, war daselbst 1701
den 11. Nov. gebohren, trat 1721 in schwedische
Kriegsdienste, wohnte 1733 den polnischen Konfö-
derationsunruhen bey, wurde 1736 bey dem Leib-
Trabantenkorps angestellt, gieng 1740 in königliche
Preuß. Dienste, und erhielt als Rittmeister eine
Eskadron unter dem Bronikowskischen Husarenre-
giment, bey welchem er 1756 zum Major, und 1759
zum Obristlieutenant avancirte. 1761 wurde er
zum Obristen und Kommandeur des v. Kleistschen
Husarenregiments ernannt, 1762 den 16. Nov. aber
zu einem Chef erhoben. 1770 den 15. Sept. erhielt
er seinen nachgesuchten Abschied nebst einer jährli-
chen Pension von 1200 Rthlr. und trat 1772 das
Guth Lerchenborn an, worauf er die Kolonie Boh-
lendorf erbauete; 1777 stiftete er hier ein Majo-
rat oder Fidei-Kommiß, für die v. Bohlensche Fa-
milie, überging dabey seinen nächsten Agnaten und
Neffen, und bestimmt statt dessen seinen Vetter,
den damaligen Königl. Preuß. Generallieutenant,
Chef eines Küraßierregiments, Philipp Christian v.
Bohlen, zu seinem Nachfolger; der dann auch wirk-
lich 1786 noch bey Lebzeiten des Stifters als erster
Majoratsbesitzer eingewiesen wurde, und solches noch
gegenwärtig hat.

39. Lindhardt, begreift unter sich 1 Vorwerk,
1 Kretscham, 2 Frey-, 11 Dreschgärtner, 3 Dienst-,
1 Angerhäusler, 9 Auszugshäuser, 1 Hirtenhaus,
29 Feuerstellen mit 143 Einwohnern besetzt, und
gehört zum Kloster Wahlstadt.

40. Lübenwalde, ein Koloniedorf mit 12 Frey-
stellen mit Acker, in welchem 50 Seelen befindlich,
gehört der Kämmerey zu Lüben.

41. Mallmitz, stößt an Lüben, gehört unter das
königl. Amt daselbst, und enthält 2 Vorwerke, wo-
von eines jedoch der hiesigen Kämmerey gehört, 1
Schulhaus, 1 Kretscham, 3 Freigüther, 15 Dienst-
bauern, 5 Dreschgärtner, 6 Frey-, 19 Angerhäusler,
5 Auszüglerhäuser, 3 Mühlen, 1 Schmiede, 5 Hir-
tenhäuser, 65 Feuerstellen und 365 Personen. 1520
gehörte es noch der Familie v. Kittliz.

42. Michelsdorf, hat 1 Schulhaus, 13 Dienst-
bauern, 16 Freygärtner, 8 Frey-, 6 Angerhäusler,
12 Auszugshäuser, 4 Mühlen, 1 Schmiede, 61 Feu-
erstellen, 290 Seelen, und ist des Grafen v. Dohna
Eigenthum.

43. Mickendorf, hier befindet sich 1 herrschaft-
lich Wohnhaus, 1 Vorwerk, 1 Kretscham, 2 Frey-,
10 Dreschgärtner, 1 Angerhäusler, 1 anderes Haus,
1 Mühle, 1 Hirtenhaus, 19 Feuerstellen, 145 Seelen.
Besitzerin ist die Frau v. Frankenberg.
Modlauer Neuhammer heißt ein einzelnes
zu No. 45 gehöriges Vorwerk.

44. Mühlrädliz, faßt mit Einschluß Ischerey
1 herrschaftlich Wohngebäude, 3 Vorwerke, 1 Braue-
rey, 1 Kretscham, 1 Schule, 10 Dienstbauern, 13
Frey-, 15 Dreschgärtner, 10 Dienst-, 3 Angerhäus-
ler, 2 Auszüglerhäuser, 3 Mühlen, 2 Hirtenhäuser,
65 Feuerstellen, 375 Einwohner. Besitzer waren
1500 ein George v. Schwenz, 1506 Balzer v.
Mohl, 1518 Christoph, 1551 Nicolaus, 1563 Frie-
drich, 1584 David, 1620 Friedrich und 1699 Ni-
colaus, alle v. Mohl; gegenwärtig hat es der Herr
Landrath des Kreises v. Nickisch. Auch ist hier eine
evangelische Kirche, welche mit Groß-Reichen ver-
bunden ist.

45. Neuhammer, bestehet aus 2 Dreschgärt-
nern, 15 Frey-, 2 Angerhäuslern, 1 Mühle, 22 Feu-
erstellen, 138 Seelen, dem Graf v. Dohna gehörig.
Das damit verbunden seyn sollende Vorwerk Mod-
lauer Neuhammer aber gehört dem Baron v. Bibra.

46. Neurode, ein Koloniedorf von 17 Freystel-
len mit Acker und 78 Einwohnern, liegt in der Lieg-
nitzer Heide und gehört der Kämmerey zu Liegniz.

47. Oberau, hat 3 Antheile, jedoch nur 2 Be-
sitzer. Ober- und Mittel-Oberau nämlich, worinn
1 evangelische Kirche, 1 Pfarr-, 1 Schulhaus, 1
herrschaftlich Wohngebäude, 2 Vorwerke, 1 Beam-
tenhaus, 11 Dienstbauern, 19 Dreschgärtner, 1
Frey-, 3 Dienst-, 4 Angerhäusler, 2 Mühlen, 1
Schmiede, 1 Hirtenhaus, 390 Seelen befindlich,
gehört dem Justizrath v. Bock.
Nieder-Oberau, von 1 herrschaftlichen Wohn-
hause, 1 Vorwerk, 4 Dienstbauern, 1 Frey-, 9 Dresch-
gärtnern, 2 Dienst-, 3 Angerhäuslern, 1 Mühle, 1
Hirtenhaus, 160 Seelen, besitzt der Baron von Kott-
wiz. Feuerstellen sind im Dorf überhaupt 71.

48. Oßig, bestehet aus einer steinernen Kirche
und Thurm, welche beyde 1609 renovirt worden;
l Pfarr- und Schulhaus; ohngeachtet der Pfarr ei-
ne Wiedemuth hat, so darf er solche nicht zurichten,
sondern die Bauern müssen sie beackern; 1 herr-
schaftlich Wohngebäude, 1 Vorwerk, 18 Dienstbau-
ern, 12 Dreschgärtnern, 12 Diensthäuslern, 11 Aus-
züglerhäuslern, 1 Mühle, 2 Schmieden, 1 Hirten-
haus, 62 Feuerstellen, 324 Einwohnern. In ältern
Zeiten war dies Guth in der Familie derer v. Schwenk-
feld, und der Geburtsort des bekannten Schwär-
mers Kasper v. Schwenkfeld, der auch da begraben
liegt. Dermalen gehört es dem v. Jonston.

49. Panthen, enthält 1 Vorwerk, 1 Förster-
haus, 1 Schule, 4 Frey-, 22 Dreschgärtner, 3 Frey-,
1 Dienst-, 1 Angerhäusler, 5 Auszugshäusler, 1
Schmiede, 40 Feuerstellen und 192 Einwohner;
es stehet unter dem königl. Amt Liegniz. Dies Dorf
soll das Stammhaus der Familie v. Rothkirch seyn.
Parchauer Teiche nebst 4 dabey befindli-
chen Wohnhäusern und 16 Personen.

50. Petschkendorf, begreift unter sich 1 herr-
schaftlich Wohnhaus, 3 Vorwerke, 1 evangelische
Kirche, 1 Pfarr-, 1 Schulhaus, 1 Brauerey, 1 Kret-
scham, 13 Dienstbauern, 7 Frey-,12 Dreschgärtner,
4 Angerhäusler, 11 Auszüglerhäuser, 2 Mühlen, 1
Schmiede, 2 Hirtenhäuser, 6 Feuerstellen, 383 Ein-
wohner. Besitzer ist der Graf v. Posadowski-
Wehner, vor ihm der v. Wehner, ehemals besaß es
die Familie v. Hund.

51. Persel, allhier zählt man mit Einschluß des
Vorwerks Kynast 1 Vorwerk, 8 Dreschgärtner, 4
Frey-, 4 Dienst-, 3 Angerhäusler, 20 Feuerstellen
mit 135 Personen besetzt; Eigenthümer davon ist
der Graf v. Dohna.

52. Pilgramsdorf, hier befinden sich 1 herr-
schaftlich Wohnhaus, 2 Vorwerke, 3 dazu gehörige
Beamtenhäuser, 1 evangelische Kirche mit einem
Thurm und 2 Glocken, 1 Pfarrwohnung, 1 Schu-
le, 1 Brauerey, 1 Kretscham, 3 Dienstbauern, 14
Dreschgärtner, 13 Frey-, 2 Angerhäusler, 1 Aus-
züglerhaus, 1 Schmiede, 1 Hirtenhaus, 45 Feuer-
stellen, 270 Einwohner. Im Jahr 1577 bis 1596
besaß dies Guth Hans Wenzel v. Bock, 1596 er-
kaufte es Wolfgang v. Zedliz, Herzoglicher Hofjun-
ker, in dessen Familie es sodann bis zu Anfang die-
ses 18ten Jahrhundert geblieben ist. Jetzt gehört
es dem General und Baron v. Posadowski.

53. Pfaffendorf, hat 1 Schulhaus, 1 Frey-
guth, 11 Dienstbauern, 7 Dreschgärtner, 19 Frey-,
2 Angerhäusler, 6 Auszüglerhäuser, 1 Schmiede,
48 Feuerstellen, 240 Einwohner. Usufructuarius
davon ist der jedesmalige Archidiaconus zu Liegniz.
54. Groß-Reichen, faßt mit Einschluß der
Käfermühle 1 herrschaftlich Wohnhaus, 1 Vorwerk,
2 dazugehörige Bedientenhäuser, 1 evangelische
Filialkirche, welche mit Mühlrädliz verbunden; 1
Pfarr-, 1 Schulhaus, 4 Frey-, 12 Dreschgärtner,
wovon einer seit 1656 zur Pfarrthey gehört; 6
Dienst-, 6 Angerhäusler, 1 Mühle, 1 Schmiede, 1
Hirtenhaus, 37 Feuerstellen, 227 Einwohner.
1772 besaß das Guth der Freyherr v. Hock, nun
der General v. Roel. Das Dominium hieselbst
hat 3, und Kaltenbrunn bey den Kirchsachen eine
Stimme. Eben demselben gehört auch das folgen-
de Dorf.

55. Klein-Reichen, mit welchem die Birkmüh-
le verbunden ist, enthält 1 Vorwerk, 5 Dreschgärt-
ner, 2 Freyhäusler, 1 Auszugshaus, 2 Kolonisten-
häuser, 1 Mühle, 12 Feuerstellen, 63 Bewohner.
Es giebt Teichnutzung dabey.

56. Groß-Rinnersdorf, begreift 1 herrschaft-
lich Wohngebäude, 1 Vorwerk, 2 Bedientenhäuser,
1 evangelische Kirche mit 2 Glocken, 1 Pfarrhaus,
1 Schule, 1 Brauerey, 1 Kretscham, 11 Dreschgärt-
ner, 7 Frey-, 1 Angerhäusler, 2 Mühlen, 1 Schmie-
de, 30 Feuerstellen, 174 Einwohner. Es gehört
dem Landrath v. Nikisch, vor ihm dem v. Reder;
es hat einen beträchtlichen Wald.

57. Klein-Rinnersdorf, faßt 1 herrschaftlich
Wohnhaus, 1 Vorwerk, 3 Bedientenhäuser, 1 Braue-
rey, 1 Kretscham, 5 Dreschgärtner, 3 Freyhäusler,
3 Kolonistenhäuser, 2 Mühlen, 20 Feuerstellen, 114
Einwohner. Gehört der Frau v. Roy, vor ihr dem
v. Speer; hier ist ein Weinberg.
Rodemühle kommt bey Dittersbach No. 9 vor.

58. Rüstern, bestehet aus 4 Antheilen, näm-
lich Ober-Rüstern, woselbst 1 herrschaftliches Wohn-
haus, 1 Vorwerk, 1 evangelische Kirche, 1 Pfarr-,
1 Schulhaus, 1 Kretscham, 9 Dreschgärtner, 15
Angerhäusler, 4 Auszugshäuser, 1 Mühle, 1 Schmie-
de, 191 Personen; und
Mittel-Rüstern, von 1 Vorwerk, 1 Försterhaus,
1 Kretscham, 4 Bauern, 3 Frey-, 16 Dreschgärtner,
7 Frey-, 3 Angerhäusler, 1 Auszugshaus, 216 Ein-
wohnern; gehören beyde dem Jungfernstift zu Lieg-
niz. 1506 besaß es einer v. Keuschberg, und 1531
war Margaretha v. Keuschberg Aebtißin zu Liegniz,
unter welcher diese Antheile wahrscheinlich an das
Kloster gekommen sind.
Nieder-Rüstern, welches 1 herrschaftliches Wohn-
haus, 1 Vorwerk, 6 Dreschgärtner, 2 Angerhäus-
ler, 1 Auszugshaus, 1 Schmiede, 90 Einwohner
hat; gehörte 1424 dem Heinrich v. Abschaz, 1589
dem Friedrich v. Biedau, 1597 dem Friedrich v.
Hohberg, 1772 dem v. Schweiniz, und nun dem
Lieutenant v. Düsterlohe.
Der vierte Antheil von 1 Vorwerk, 1 Hirtenhaus,
5 Personen, ist Eigenthum der Fleischerzunft in
Liegniz. Feuerstellen sind überhaupt 86.

59. Sabiz, Saubiz, nebst der Hasenmühle, faßt
1 herrschaftlich Wohngebäude, 1 Vorwerk, 3 dazu
gehörige Bedientenhäuser, 1 Schule, 15 Bauern,
11 Dreschgärtner, 10 Frey-, 2 Angerhäusler, 2 Müh-
len, 1 Schmiede, 1 Hirtenhaus, 48 Feuerstellen, 362
Einwohner. Besitzerin ist die Frau v. Czettriz, vor
ihr 1772 der Baron v. Liedlau.

60. Samiz, stößt an die Liegnitzer Vorstadt zu
Lüben, hat 3 Freygüther, 4 Freyhäusler, 1 Anger-
häusler, 1 Schäferhaus, 37 Einwohner, und gehört
unter das königl. Amt Lüben. 1283 bis 1306 be-
saß es Promsla v. Busowey.

61. Pohl-Schildern, zählt mit dem Einschluß der
Furtmühle 1 herrschaftlich Wohnhaus, 2 Vorwer-
ke, 1 Försterhaus, 1 Schule, 1 Kretscham, 4 Bau-
ern, 19 Frey-, 12 Dreschgärtner, 4 Dienst-, 2 An-
gerhäusler, 4 Auszugshäuser, 2 Mühlen, 1 Schmie-
de, 1 Hirtenhaus, 1 anderes Haus, 56 Feuerstellen,
357 Einwohner. Es ist des Baron v. Czettriz Ei-
genthum.

62. Schönborn, damit ist das Nieder Vor-
werk verbunden, und hat mit Inbegriff dessen 1 Vor-
werk, 1 evangelische Kirche, 1 Pfarrhaus, 1 Schu-
le, 18 Dienstbauern, 4 Frey-, 9 Dreschgärtner, 24
Frey-, 4 Angerhäusler, 32 Auszüglerhäuser, 1 Schmie-
dehaus, 95 Feuerstellen, 422 Seelen und stehet un-
ter dem königl. Amt Liegniz.

63. Schwarzau, hier giebt es 1 herrschaftlich
Wohngebäude, 2 Vorwerke, 2 Beamtenhäuser, 1
evangelische Kirche, 2 Pfarrhäuser, 1 Schule, 8
Dienstbauern, 2 Frey-, 15 Dreschgärtner, 9
Dienst-, 3 Angerhäusler, 5 Auszugshäuser, 1 Mühle, 1
Schmiede, 3 Hirtenhäuser, 56 Feuerstellen, 307
Personen. Besitzerin ist die Frau Gräfin v. Zedliz.
1587 gehörte es dem Siegmund v. Gersdorf, ehe-
hin besaß es der Freyherr v. Zaradeck.

64. Schwarz-Vorwerk, ist mit dem Töpfer-
berge bey Liegniz vermengt, macht aber eine Gemei-
ne für sich aus, und besteht in 13 Freygärtnern, 4
Angerhäuslern, 1 Auszüglerhause, 18 Feuerstellen,
59 Personen; ist eigentlich ein unter Consorten erb-
lich ausgesetztes Vorwerk, welches ehedem dem Bür-
germeister zu Liegniz, Ambrosius Bitschen, der ent-
hauptet wurde, gehörte; aber zur Kämmerey erkauft
worden.

65. Sebniz,
a) Ober-Sebniz hat 1 Vorwerk, 1 Beamten-
haus, 4 Dienstbauern, 2 Frey-, 7 Dreschgärtner, 4
Frey-, 1 Angerhäusler, 6 Auszüglerhäuser, 1 Müh-
le, 1 Schmiede, 177 Personen.
b) Mittel-Sebniz besteht aus 1 Vorwerk, 1
Diensthause, 7 Bauern, 8 Dreschgärtnern, 9 Frey-,
8 Angerhäuslern, 2 Auszüglerhäusern, 2 Hirtenhäu-
sern, 232 Einwohnern.
c) Nieder-Sebniz begreift in sich 1 Vorwerk,
1 Beamtenhaus, 1 Dienstbauer, 8 Frey-, 8 Dresch-
gärtner, 4 Dienst-, 3 Angerhäusler, 3 Auszughäu-
ser, 2 Mühlen, 1 Schmiede, 218 Seelen.
d) Nickisch- und Glaubiz-Antheile enthalten 2
Vorwerke, 2 Beamtenhäuser, 1 evangelische Kirche,
2 Pfarrhäuser, 1 Schule, 4 Dienstbauern, 8 Frey-,
9 Dreschgärtner, 1 Frey-, 8 Dienst-,13 Angerhäus-
ler, 5 Auszüglerhäuser, 2 Mühlen und 279 Perso-
nen. Alle 5 Antheile sind das Eigenthum des Gra-
fen v. Dohna; überhaupt sind im Dorfe 906 Per-
sonen. In dieser Kirche ist nach Pastor Hensels
Kirchengeschichte ein alter Gebrauch eingeführt, daß
nehmlich ein Brodt-Altar errichtet, auf welchem die
Sechswöchnerinnen bey ihren Kirchgängen Brodt,
Flachs etc. darbringen, welches dann unter die Armen
vertheilt wird.
Sperlingsmühle ist eine einzelne Feldmüh-
le ohnweit Lüben, mit 8 Seelen.

66. Spröttchen, enthält 1 herrschaftlich Wohn-
gebäude nebst 1 Vorwerk, 6 Dienstbauern, 12 Dresch-
gärtner, 4 Dienst-, 3 Angerhäusler, 4 Kolonistenhäu-
ser, 1 Mühle, 1 Schmiede, 2 Hirtenhäuser, 35 Feu-
erstellen und 200 Einwohner. Besitzer ist der Graf
v. Dohna, vor ihm 1772 der Graf v. Schönaich.
Straßkretscham, kommt bey Braunau No. 7 vor.
67. Talbendorf, daselbst befinden sich 1 herr-
schaftlich Wohnhaus, 2 Vorwerke, 1 Brauerey, 5
Frey-, 10 Dreschgärtner, 2 Frey-, 4 Angerhäusler, 1
Mühle, 1 Schmiede, 27 Feuerstellen, 154 Personen.
Eigenthümer ist der v. Kreckwiz.

68. Thiergarten, faßt 1 Vorwerk, 1 Kretscham,
4 Dreschgärtner, 2 Freyhäusler, 4 Auszüglerhäu-
ser, 2 Kolonistenhäuser, 1 Mühle, 1 anderes Haus,
16 Feuerstellen, 88 Seelen. Gehört dem Jungfern-
stift zu Liegniz, hat Wald, Teichnutzung und einen
Weinberg.

Tirliz s. Kriegheide No. 33.
69. Töpferberg; stößt an die Vorstadt zu
Liegniz, enthält 2 Kretschame, 22 Dreschgärtner, 7
Auszüglerhäuser, 150 Einwohner und gehört unter
das königliche Amt Liegniz.

Warmbad s. Grünthal No. 13

Weinberghäuser s. Kosliz No. 25

70. Würtsch; dazu gehört Höllevorwerk, und
hat zusammen 1 Vorwerk nebst 3 Beamtenhäusern,
9 Bauern, 3 Frey-, 14 Dreschgärtner, 4 Freyhäus-
ler, 13 Auszüglerhäuser, 1 Mühle, 273 Einwohner.
1476 besaß es Franz Schwenz, (Schweiniz) 1492
Luther v. Kautschberg, 1554 Melcher Schwenz, der
es 1564 an den Siegmund Axleben-Magnus ver-
kaufte; nun gehört es zum Kloster Wahlstadt und
hat einen Weinberg.

71. Ziebendorf, begreift in sich 1 adeliches
Wohnhaus, 1 Vorwerk, 3 Bedientenhäuser, 1 Schu-
le, 1 Kretscham, 4 Bauern, 9 Dreschgärtner, 12
Dienst-, 4 Angerhäusler, 4 Auszughäuser, 1 Müh-
le, 1 Schmiede, 1 Hirtenhaus, 43 Feuerstellen, 271
Seelen. Besitzer ist der v. Jonston, 1543 hatte es
Hans v. Abschaz, Gohr genannt; 1568 Kasper und
Otto Gebrüder v. Nostiz, und 1653 Friedrich v.
Abschaz.

Verfasser dieser Beiträge ist Friedrich Albert Zimmermann, Sohn des 1749 verstorbenen Bürgermeisters Albert Zimmermann. Beim Tode seines Vaters war Friedrich Albert vier Jahre alt. Seine Mutter zog nach dem Ableben ihres Mannes nach Strehlen. Als 13jähriger schon wurde Zimmermann dort auf dem Steueramt beschäftigt. 1771 fiel er wegen seiner Fähigkeiten dem Minister auf und erhielt eine Stelle als Kalkulator bei der Kammer in Breslau. 1804 war er Geheimsekretär beim Minister Graf Hoym und 1809 erhielt er seine Ernennung zum Regierungsrat und Chef des gesamten Rechnungswesens. Er starb am 27. März 1815.

Friedrich Albert Zimmermann (1745-1815) hat in seinen "Beyträgen zur Beschreibung von Schlesien (1783-1796)" Städte und Dörfer der folgenden Fürstentümer und Standesherrschaften Preußisch-Schlesiens in insgesamt 13 Bänden ausführlich beschrieben:
Band 1: Fürstentum Brieg,
Band 2: Oberschlesien I,
Band 3: Oberschlesien II,
Band 4: Fürstentum Münsterberg,
Band 5: Fürstentum Schweidnitz,
Band 6: Fürstentum Jauer,
Band 7: die Fürstentümer Sagan und Wohlau sowie die Standesherrschaften Militsch und Wartenberg,
Band 8: Fürstentum Liegniz,
Band 9: Grafschaft Glatz,
Band 10: Fürstentum Glogau,
Band 11: die Stadt Breslau,
Band 12: das Fürstentum Breslau,
Band 13: Gesamtorts- und Sachverzeichnis sowie eine Geschichte der Stadt Oberglogau.

Alle Bände sind von der Bibliothek der Universität Wrocław digitalisiert worden und können auf der Website der Universität heruntergeladen werden. (Geben Sie in das Suchfeld ein "Friedrich Albert Zimmermann".) Um diese djvu-Dateien öffnen zu können, muss zunächst das djvu-Browser-Plugin installiert werden.