Lüben in Nachschlagewerken seit 1845
Das Lübener Stadtwappen














Alphabetisch-statistisch-topographische Übersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den Bezirken der drei Königlichen Regierungsbezirken, den darin enthaltenen Fürstenthümern und Kreisen, mit Angabe des Flächeninhaltes, der mittlern Erhebung über die Meeresfläche, der Bewohner, Gebäude, des Viehstandes u.s.w., verfaßt von J. G. Knie, Oberlehrer der schlesischen Blinden-Unterrichts-Anstalt, Inhaber der großherzoglich Weimarischen Verdienst-Medaille und wirklichem Mitgliede der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage, Breslau 1845, Druck und Verlag von Graß, Barth und Comp.

Lüben, vor Alters Lieba, Lobyn, auch Loben und 1310 Lubyin, auch Lubin genannt, königliche Kreisstadt des Fürstenthums und der Regierung Liegnitz, Nord 2 7/8 Meilen; Oberlandesgericht Glogau; von Breslau im West-Nord-West 10 1/2 Meilen, an der großen Straße nach Berlin, an der die Glogauer und Steinauer Vorstadt durchfließenden kalten Bache; durch einen Graben, Gärten und eine Mauer mit einigen Basteien, 3 Thor-Eingangen, dem Glogauer, Liegnitzer und Steinauer, und 1 Pforte umschlos-sen; zählt 142 Wohnhäuser in der Stadt, 73 in der Glogauer Vorstadt nebst zugehörigem Töpferdamm, 141 in der Liegnitzer und weitläuftigen Steinauer Vorstadt, in Allem 356 Wohnhäuser, 242 Ställe, Scheuern und Schoppen; 3376 Einwohner, worunter evangelisch 3016, katholisch 296, jüdisch 64, in 534 bürgerlichen und 160 schutzverwandten Hausständen. An Militair: Staab und 2te Escadron des 4. Cürassier-Regiments; an königlichen Zivil-behörden: 1 landräthliches, 1 Kreis-Steuer-Amt, verbunden mit 1 Unter-Steuer-Amt des Haupt-Steuer-Amtes Liegnitz, mit Chaussee-Zollstätte, 1 Domainen-Administration, welche mit dem Amte Parchwitz verbunden ist, 1 Postamt, 1 Land- und Stadt-gericht 2ter Klasse und der die Polizei verwaltende Magistrat.
Das schon 1170 erbaute herzogliche, später königliche Domainen-Amtsschloß, dicht an der Stadt und nur durch die umgebenden Wallgraben geschieden, gehört jetzt zu dem angrenzenden Dorfe Malmitz und der Frau Regierungs-Räthin Terpitz, geb. Hellwing zu Breslau, doch mit dem Dorfe unter die Jurisdiction des Land- und Stadtgerichts hierselbst. Das durch Prinz Friedrich von Würtemberg-Mömpelgardt, als Chef des hier gestandenen preußischen Dragoner-Regiments, in der Glogauer Vorstadt im vorigen Jahrhundert erbaute Palais ist jetzt Privatbesitz, in ihm aber 1781 den 27. September Wilhelm I., gegenwärtiger König von Würtemberg, geboren. In Beziehung hierauf erfreut sich die Stadt seit dem Jahre 1838 eines Gnadengeschenks auf Höhe von 1200 Reichsthalern, woraus eine bleibende Stiftung zu Armen-Zwecken, unter der Benennung: Königlich Würtembergische Armenstiftung begründet worden ist. (Auch der durch seine Karten rühmlichst bekannte Ingenieur-Geograph Reymann ist aus Lüben.)
In der Stadt sind: 1 Rathaus mit einem Thurme, welches in neuerer Zeit durch einen zum Besten des königlichen Land- und Stadtgerichts auf Staatskosten ausgeführten Anbau erweitert worden ist, und der Hauptwache. 1 evangelische Pfarrkirche (der abstehende Thurm mit ihr durch einen Bogen mit bedecktem Gange verbunden), mit 4 Wohnhäusern für Pastor primarius, Archidiakon, Diakon und Glöckner, und ist der Diakon zugleich Pastor in Altstadt; die Archidiakonatsstelle ist z. Z. unbesetzt, und wird das dazu vorhandene Gebäude jetzt zu Schulzwecken und als Lehrerwohnung genutzt. Die Pfarrkirche ist wahrschein-lich so alt wie die Stadt. Der erste protestantische Pfarrer war Franz Rosentritt. 1701 ward die Kirche den Evangelischen entzogen; 1707 zurückgewährt. Wiedemuth und Decem sind nicht. Eingepfarrt pro oneribus Lüben Stadt, Guhlau, Klaptau, Kniegnitz, Malmitz, Muckendorf, Samitz (schickt auch Schul-gäste), und Ziebendorf. 1 katholische Kuratial-Pfarrkirche mit Kuratial-Wohnhaus (dies von der Stadt unterhalten); die katholische Kirche ward 1349 durch Herzog Ludwig als Haus- und Hof-Kirche erbaut. Die Stelle ohne Wiedmuth dotirt; eingepfarrt sind: Lüben Stadt, Altstadt, Friedrichshuld, Guhlau, Klaptau, Kniegnitz, Malmitz, Muckendorf, Samitz und Ziebendorf; gastweise ohne Belastung gehören zur Parochiale: Brauchitzdorf, Dittersbach und Fauljuppe, Nieder-Herzogswaldau, Koßlitz, Groß- und

Klein-Krichen, Lerchenborn, Mühlrädlitz, Oberau, Ossig, Petschkendorf, Reichen, Groß-Reichen mit Käfermühle, Schwarzau, Sperlingsmühle und Talbendorf.
Eingeschult zu der 1707 errichteten katholischen Schule sind die Eingepfarrten bis Ziebendorf ohne Friedrichshuld. 2 evangelische Begräbnißkirchen auf dem alten und neuen Kirchhofe, 1 kath. Kirchhof. Patronat aller königlichen (Superintendentur Lüben II, verwaltet vom Pastor zu Kaltwasser; Archipresbyterat und katholische Schul-Inspektion Liegnitz) 6 evangelische Schulklassen mit 6 Lehrern (die 6te seit 1841), Collator Magistrat; 200 Reichs-thaler jährliche Zinsen von Schullegaten. 1 katholische Schule, 1 Lehrer, Collator königlich. Für die Stadtschulen einschließlich der katholischen Schule ist im Jahre 1828 ein neues Schulhaus mit 6 Lehrzimmern und 4 geräumigen Wohnungen erbaut. Für die Bildung einer Sonntagsschule sind Einleitungen getroffen. 1 concession. Privat-Elementarschule giebt auch Unterricht in fremden Sprachen. 1 Stadthospital für 12 Männer und Frauen in der Glogauer Vorstadt, 1 Domainen-Hospital für 5 Personen in der Steinauer Vorstadt, 1 Kreis-Verein zur Besserung von Straf-gefangenen, gebildet 1831; 1 Garnison-Lazareth, 1 königliche Reitbahn, 1 Fourage-Scheuer, städtisch, beide erbaut 1824; 1 Pulverhaus. Ferner: 1 Stockhaus, Privat-besitz, 3 Spritzenhäuser, 1 Schießhaus. Gewerblich: 1 Apotheke,

1 Stadt-Brau- und Malzhaus, 6 Gasthöfe, 17 Schenken, 1 Privat-Brennerei, 1 Buchdruckerei, 2 Färber, 3 Getreide-Wassermühlen (mit 4 Gängen), 2 Tuchwalken, 2 Windmühlen: a) holländisch, b) deutsch, 1 städtische Ziegelei, 71 Tuchmacher mit 85 Stühlen und circa 99,000 Reichsthalern Absatz. Überhaupt 250 Hand-werker Wollgarnspinnerei: die Vorspinnmaschine mit 1260 Spindeln auf 43 Gängen; die Feinspinnmaschine mit 3710 Spindeln auf 63 Gängen. Landbau auf 340 Morgen (Pferde werden 73, Rinder nur 70 gehalten.) Einiger Handel durch 32 Kaufleute und 32 Krämer. 4 Kram- und Viehmärkte, 1 Wochenmarkt am Sonnabend und Getreidemarkt am Mittwoch seit dem 14. Oktober 1840. Die Stadt wird nächtlich erleuchtet. Der Kämmerei gehören: das Dominium Altstadt, 2 Forsten, die große und kleine Haide genannt, und 1 Vorwerk, die Jänkerei genannt, dies in Malmitz bei der Steinauer Vorstadt. Von den 3 Wassermühlen heißt eine die Hospital- oder Arme-Leute-Mühle, die andere die Breiter-Mühle, und die dritte die kleine Mühle. Lüben war schon 1170 vorhanden, wo es Herzog Boleslaus altus erweiterte und zur Stadt erhob. Von 1345 an war es durch Erbtheilungen öfters Sitz eigner Herzoge. 1428, Hussiten von den Bürgern abgewehrt, verbrannten aber die Vorstädte. 1524 Reformation. 1640, eingenommen durch die Schweden, dann mittelst Belagerung durch den kaiserlichen General Götz, der brennen und plündern ließ; ebenso 1641 der Schwede Stahl-hantsch, und 1642 vollendete das Lager der Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold Wilhelm die Verarmung der Stadt. 1674 verlor sie durch Brand 109, 1679 noch 90 Häuser. 1757 den 17. November Plünderung und Brand durch Kroaten.

Herders Conversations-Lexikon, 1854,
Freiburg im Breisgau, Band 4, S. 42:
Lüben, preußisch-schlesische Stadt im Regierungs-Bezirk Liegnitz, mit 4900 Einwohnern, Tuchfabrikation.
Pierer's Universal-Lexikon, 1860,
Altenburg, Band 10, S. 559:
Lüben, 1) Kreis des Regierungsbezirks Liegnitz (preußische Provinz Schlesien); 11,65 km2, mit
32.300 Einwohnern, ist meist eben und stark bewaldet, von der Sprottau, dem Lübener Wasser und dem Kaltenbach durchflossen und bringt Roggen, Holz, Wild und Fische; die Einwohner treiben Schaf- u. Bienenzucht, Wollenzeug-, Tuch- u. Lederfabrikation; 2) Kreisstadt darin, am Kaltenbach, 1 evangelische und 3 katholische Kirchen, Schloß, Mittelschule, Maschinenstreich-garnspinnerei, Wollen- und Leinenweberei, Bierbrauerei; 4430 Einwohner. Lüben wurde 1175 vom Herzog Boleslaw von Schlesien ummauert und 1400 Sitz des Herzogthums Lüben, bis diese Linie 1441 aufhörte, siehe Schlesien (Geschichte). Das Residenzschloß bei Lüben wurde im Dreißigjährigen Kriege zerstört.
Meyers Großes Konversations-Lexikon, 1905,
Leipzig, Band 12, S. 760:
Lüben (Lüben in Schlesien), Kreisstadt im preußischen Regierungsbezirk Liegnitz, an der Staatsbahnlinie Ziegenhals-Raudten, 128 m ü. M., hat eine evangelische und eine katholische Kirche, Synagoge, Schloß, Denkmäler
Kaiser Wilhelms I. und Bismarcks, Amtsgericht, Provinzial-Irrenanstalt, Zuckerfabrik, Klaviaturen- und Sattelfabriken, Molkerei, 3 Dampfsägemühlen, Dampfziegelei und (1900) mit der Garnison (ein Dragonerregiment Nr. 4) 6112 meist evangelische Einwohner.
Brockhaus' Kl. Konversations-Lexikon, 1911,
Leipzig, Band 2, S. 84:
Lüben, Kreisstadt im preußischen Regierungs-Bezirk Liegnitz, am Kalten Bach, (1905) 6568 Einwohner, Amtsgericht; Tuchfabrikation.
Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien, 1939,
Kurt-Gruber-Verlag Dresden, S. 131:
Lüben, Stadt, Kreis Lüben, Post Lüben, mit Ortsteilen Guhlau, Gühlichen, Buchengrund. 10816 Einwohner, 2672 Haushalte, Flurgröße der Stadt 3353 ha, 4 Ratsherren, 8 Gemeinderäte, hauptamtlicher Bürgermeister Trenk, Tel. 516, NSDAP: Ortsgruppen Lüben-West, Lüben-Ost, Lüben-Guhlau, Kreisleitung Lüben; Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Standesamt, Schulgemeinde, Gendarmerie-Bezirk, Landes-krankenkasse, AOK Lüben, Regierungsbezirk: Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Personen- und Güterbahnhof Lüben 0,9 km vom Stadtzentrum, Kraftposthaltestelle Lüben-Kotzenau, Ortsmitte. Vorhanden: Elektrisches Stromverteilungsnetz,
2 Volksschulen, Oberschule für Jungen, Verbandsberufsschule Lüben, Landes-Heil- und Pflegeanstalt / Höhenlage NN 122 m, Ortsklasse B
Der Neue Brockhaus, 1939,
Leipzig, Band 3, S. 115:
Lüben, Kreisstadt im Regierungs-Bezirk Liegnitz, Schlesien, mit 10200 Einwohnern, im Osten des niederschlesischen Heidegebietes, 128 m über Meeresspiegel, hat Amtsgericht, höhere Schule, Fachschulen; Zucker-, Kartoffelflocken-, Maschinenindustrie, Holz- und Metallwerke.
Der Große Brockhaus, 1955,
Wiesbaden, Band 7, S. 341:
Lüben, Kreisstadt in Niederschlesien, 128 über Meeresspiegel, am Ostrand der niederschlesischen Heide, mit (1939) 10800 meist evangelischen Einwohnern, hat Kreisbehörden, höhere und Fachschulen, Pianofortefabrik; katholische Burgkapelle aus dem 14. Jahrhundert und evangelische spätgotische Hallenkirche aus dem 15. Jahrhundert. Nach schweren Kriegszerstörungen der Innenstadt kam Lüben 1945 unter polnische Verwaltung (Lubin, Woiwodschaft Wrocław).
Konrad Klose: Geschichte der Stadt Lüben (1924)
Meyers Neues Lexikon, 1974,
Leipzig (DDR), Band 8, S. 655:
Lubin: Kreisstadt in der südwestpolnischen Wojewodschaft Wrocław, nördlich von Legnica; (1970) 28 800 Einwohner; Abbauzentrum in einem neu entdeckten Kupfererzrevier (bis Polkowice und Rudno im N); Erzanreicherungsanlage, Hüttenkombinat; spätgotische Kirche (14./16. Jahrhundert); zahlreiche Neubauviertel.
Abb. Hauptmarkt in Lubin