Allerlei Zeitdokumente - 1849
Flaschenpost aus dem Jahr 1849 von J. F. Adler aus Lüben-Altstadt
Post zwischen 1872 und 1935














Diese baufällige Scheune in Lüben-Altstadt sollte im Jahr 2020 einem Eigenheim Platz machen. Beim Abriss wurde eine überraschende Entdeckung gemacht! Gefunden wurde eine Flasche, in der sich ein Brief von 1849 an die Nachwelt befand. Eine Kopie dieses Briefes stellten Herr Łukasz und Mariusz Toporowski zur Veröffentlichung auf lueben-damals.de zur Verfügung! Lesen Sie, was sie uns zu sagen haben!

Herr Łukasz schrieb Folgendes:
"Mein Vater, der sich damals um das Land und die alte Scheune darauf kümmerte, interessierte sich schon lange für die in der Sonne schimmernde Flasche über dem Tor. Eines Tages beschloss er, nachzusehen, was da war. Er zerschlug den Boden der Flasche und fand zu seiner Überraschung eine sehr gut erhaltene Papierrolle darin. Nachdem er das Papier entfaltet hatte, stellte sich heraus, dass es sich um einen Brief aus alter Zeit handelte!
Herr Łukas erhielt den Brief mit der Bitte, ihn zu übersetzen. Als er ihn in die Hand nahm, empfand er ihn als ein sehr wertvolles historisches Andenken. Gemeinsam mit seiner Frau Ewelina versuchte er, den Brief zu übersetzen, leider vergeblich, denn er war in einem altertümlichen Deutsch geschrieben. Sie übergaben den Brief einer vereidigten Übersetzerin des Übersetzungsbüros DAG-MAR in Lubin, die sie bereits von früher kannten. Ein solcher Fund ist wie ein Lottogewinn, den man mit viel Glück und nur einmal im Leben macht. Der Brief wurde übersetzt und dann auch Mariusz Toporowski gezeigt, der vorschlug, dieses Zeitdokument der Welt bekanntzumachen."
So kam lueben-damals.de zu diesem wertvollen Zeitzeugnis von 1849! Danke an alle! Bedenken Sie beim Lesen des Dokuments Folgendes: Die Abschrift musste dem heutigen Sprachgebrauch angepasst werden, um überhaupt verständlich zu sein. Einige Wörter sind heute ungebräuchlich. Grammatische Strukturen haben sich verändert und Johann Friedrich Adler war vermutlich ein guter Bauer und Bauherr, aber ungeübt im Schreiben. Wenn wir auch manches wie z. B. die Preise nicht mehr entziffern können, so berührt doch die Tatsache, dass sich ein Mensch an die Nachgeborenen gewandt hat!
Damit dieses Schreiben als Urkunde dieses Baues der Scheune Nachricht geben kann: Ich Johann Friedrich Adler derzeit Geschäfts-Besitzer in Altstadt, geboren in Panthenau bei Haynau. Meine Frau Johanna Rosina Adler geborene Raths, geboren ind Ober-Dammer bei Steinau. Mein Alter war am 6. Juni 1849 - 59 Jahre. Meine Frau war am 4. August 1849 - 49 Jahre. Ich kaufte diese Wirtschaft im Jahre 1837, ich habe sie am 1. Januar 1838 übernommen und bin eingezogen. Es verunglückte im Jahre 1848 den 8. Oktober morgens halb 6 Uhr wahrscheinlich durch Vernachlässigung der Dienstleute. Das Feuer entstand inmitten der Scheune im Stroh. Die sämtliche Ernte noch 10 Schocken gekauftes Stroh, 94 Schock Mohrrüben viel Abfutter Stroh, 70 Zentner, sehr viel Branntwein und Biergefäße und sämtliche Ackergeräte. Ein Schaden, den ich auf 900 Reichsthaler rechnen konnte, war mit 500 Reichsthalern in der Colonia versichert und bekam bloß 261 Reichsthaler. Der Abzug war auf die noch stehengebliebenen Mauern des Stallgebäudes und des Kegelbahn-Laufes. Noch zur Nachricht. Im Lande waren so wie in allen angrenzenden Ländern große Unruhen, der König verkündete die Verfassung, welche in Frankfurt am Main abgefaßt und berathen war, auf das Wohl des Landes gerichtet. Die Preußen standen in Schleswig-Holstein und fochten gegen die Dänen, auch marschierten viel Militärs nach Sachsen wegen der dortigen Unruhen. Der Preußische Scheffel Korn galt ... die Gerste 27 der Scheffel Kartoffel... Der Guthsbesitzer in Altstadt war dazumalen Herr Lieutnant Beifert, der Gerichts-Scholze Herr W. B. Kabitz. Zu Lueben war Bürgermeister Herr P. Krause, Landrath Herr Bies aus Ossig junior.
Der Maurermeister dieses Baues war Herr Hoffmann und Zimmermeister Herr Mohaupt aus Lueben, der Männer-Polier Liebich aus Ziebendorf, die anderen Männer Fellenberg, Hoffmann, Liebich, Alsleben und Weick. Die Zimmerleuthe Friedland und Habicht aus Lueben, der Bau der Scheune wurde im März beendet. Meine Hausgenossen oder Verwandten waren Emielie Adler Henriette Marquart Hermann Adler Annegret Marquart August Ihm Sollte mit der Zeit dieses Gebäude durch Feuer oder sonstige Verhältnisse zerstört werden und diese Urkunde in dieser Flasche nicht durch die Länge der Zeit vernichtet sein, so wird vielleicht manchen es interessieren, diese einstweilige Nachricht der damaligen Zeit zu erhalten. Altstadt Lueben am 18. May, am Tage nach Himmelfahrt geschrieben
J. F. Adler und Frau J. R. Adler