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An Frl. Minna Wiemer - Chocoladengeschäft - Zittau
22.4.1911 - Liebes Fräulein! Zu St. Georg meine herzlichste Gratulation und alles Gute für das neue Lebensjahr. Sie haben es sich ja fein eingerichtet, am Sonntag, da wird wohl eine Partie unternommen. Besten Dank für Ihre liebe Karte. Hoffentlich sind Sie hübsch munter, ich habe seit 3 Tagen gräßliche Kopfschmerzen. Herzliche Grüße auch von meiner Schwester. Ihre Emma Jeschke |
Aus dem Adressbuch erfahren wir, dass im Jahr 1927 im Eckladen Ring Nr. 8 der Nachfolger von Carl Wiemer, Albert Eckart, Glaswaren verkaufte. Später übernahm »Zigarren-Thomas« den Laden. Zwei Häuser weiter hatte mein Großvater seine Eisenwarenhandlung.
Die Postkarte wurde im September 1902 verschickt. Da war Carl Wiemer, Nachfolger von Alfred Scholtz, der Inhaber des Ladens. Die vertrauliche Anrede Lieber Carl lässt vermuten, dass Frau Wiemer ihm den Brief geschrieben hat.
Die Abbildung zeigt die Ecke, wo der Ring auf Steinauer Straße und Liegnitzer Straße trifft. Der Laden befand sich im Haus rechts, vor dem zwei Dragoner mit einem Zivilisten im Gespräch sind, mit dem Balkon über Eck.
Lieber Carl! Bitte sende uns doch noch ein paar gewöhnliche Brenner mit, und auch ein paar bessere, bei Sch. wollen wir jetzt nicht bestellen. Wir können jetzt weiter keine billigen Lampen zusammenstellen, es fehlt an Brennern. Haben heut wieder eine billige Lampe verkauft. Besten Gruß.
Nebenstehendes Bild ist ein Ausschnitt aus einer Dragoner-Parade auf dem Ring. Im Schaufenster des Eckladens sind sehr deutlich die Petroleumlampen zu sehen, für die Brenner benötigt wurden.
Es folgen zwei Karten an Carl Wiemers Tochter Minna, die ihr Freundinnen noch Jahrzehnte später aus Lüben geschrieben haben. Die Karte links ist für Minna Wiemer in Zittau, Innere Weberstraße 4 bestimmt. Der Hinweis auf das Schokoladengeschäft könnte heißen, dass die Wiemers derzeit dort ein solches führten.
20.12.1924 - Liebe Minna! Von einem dir wohlbekannten Fleckchen Erde sende ich dir herzliche Weihnachtsgrüße! Ich habe meine Schwester, die im hiesigen Krankenhaus liegt, besucht, um ihr eine kleine Weihnachtsfreude zu machen. Hoffentlich geht dir's gesundheitlich gut. Sei recht herzlich gegrüßte von deiner Schulfreundin Martha Oelschig
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Auf dieser Karte der Eltern aus Lüben an die Tochter Minna in Zittau fehlt leider ein Datum oder Stempel. Allerdings ist die Karte wie die von 1911 in die Innere Weberstraße gesandt worden, nicht wie 1902 und 1924 in die Frauenstraße. Entsprechend können wir sie wohl zeitlich einordnen.
Liebe Minna, wollten dir gern gestern deine Sachen schicken, damit du Sonnabend im Besitz derselben bist, konnte aber des Spediteurs nicht habhaft werden und so wirst du wohl die Sachen erst Montag oder Dienstag erhalten.
Nimm dir nur wenigstens für Sonnabend eine Aushilfe, sonst machst du dich ganz zuschanden. Dein Fräulein war bis jetzt nicht bei uns. Ich habe in dem Brief in der Liste für Carl einiges aufgeschrieben, wenn er etwas Obst sähe bitte könnte er etwas mitsenden. Wenn er mit der erlebten Geschichte zu thun, hat, soll er nur recht vorsichtig sein, es geschehen so oft Unglücke. Wir sind Gott sei Dank so weit wohl. Es grüßen dich herzlich deine dich liebenden Eltern
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Als mein Großvater seinen Laden eröffnete, war Albert Eckart Inhaber des Eckladens Ring Nr. 8. Er verkaufte dort ein breites Sortiment: Glas, Porzellan, Steingut, Kristalle, Nickelwaren, Musikalien, Geschenkartikel. Albert Eckart bestellte am 22.3.1926 bei Herrn G. A. Pfretzschner in Markneukirchen ein Pfeif-Instrument für eine Jazz-Band! |
Diese Musikalien-Firma existiert noch heute! Den Eckladen Nr. 8 übernahm Zigarren-Thomas. |
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