Allerlei Zeitdokumente - 1914
Klara und Robert Heidrich
Ausflug von Lübenern in die Oberförsterei 1914














Danke, Jacek Hayder, für dieses Zeitzeugnis des 1. Weltkrieges, hinter dem sich eine der Millionen Tragödien dieses Krieges offenbart. Nach Irrwegen der Feldpost wurde ein Brief, den Klara Heidrich ihrem Mann "im Felde" zugedacht hatte, zurückgeschickt. Dabei lag die Mitteilung, ihr Ehemann sei vermisst, sie möge mit seinem Tod fürs Vaterland rechnen...

Briefkuvert Vorderseite, 17.8.1914 von Görlitz nach Lüben

Rückseite, 10.11.1914 von Ostrowo zurück nach Görlitz

Am 17.8.1914 hat Klara Heidrich aus Görlitz einen Feldbrief an ihren Ehemann, den Gefreiten Robert Heidrich, an das Dragoner-Regiment Lüben mit der Hoffnung auf Weiterleitung geschickt. Sie schreibt "Zur Zeit im Felde (Sobotka)". Da war der Krieg, der später der erste Weltkrieg genannt wurde, keine zwei Wochen alt.

Auf dem vorderen Briefumschlag befindet sich oben rechts der Stempel ZURÜCK und der handschriftliche Vermerk "Im Lazarett Schieratz". Außerdem steht dort mit Bleistift "VII unbekannt". Unklar, was das bedeutet. Auf der Rückseite des Kuverts heißt es "Nach der Heimat entlassen, Ostrowo, den 10.11.14", was dem Inhalt des inliegenden Briefes vom 2.9.1914 völlig widerspricht! In diesen Tagen muss dort das Chaos geherrscht haben! Es ging ums Erobern und Überleben! Ordentliche "Verlustlisten" konnten nicht geführt werden! Zuletzt hat jemand mit schwarzer Tusche auf das Kuvert geschrieben: in Görlitz nicht. Man hatte wohl den Brief der Frau Heidrich an ihren Mann wieder an sie zurückgeschickt. Möglicherweise war auch sie nicht mehr auffindbar! Soviel zu den Nachweisen einer chaotischen Kriegszeit! Nun zum eigentlichen Brief!

Im Kuvert liegt die traurige Nachricht vom 3. Landsturm Eskadron Lüben, in Tynietz/Tyniec, Kalisch/Kalisz (südöstlich), vom 2.9.1914 an Frau Klara Heidrich, Görlitz: Nachstehend muß ich die traurige Pflicht erfüllen, Ihnen mitzuteilen, daß Ihr Mann, der Gefreite Robert Heidrich seit dem 30.8.1914 vermißt wird. Er ist von einer Patrouille auf Blasky, südöstlich Kalisch, bisher nicht zurückgekehrt. Gebe Gott, daß Ihr Gatte noch heimkehre. Gott aber tröste Sie in Ihrem Leid, wenn ich gezwungen bin, Ihnen endgültig sein Fehlen, sein Lebensopfer für das Wohl des Vaterlandes und den Sieg des Vaterlandes und des Heeres anzuzeigen. (Oberst Graf von) Schweinitz Rittmeister und Eskadronsführer

Bei Google-maps habe ich alle genannten Orte gefunden: Den Regimentsstandort Lüben und die zeitweilig eroberten Orte.