Allerlei Zeitdokumente - 1915
Feldpost an Lazarettinspektor Auguste Andress im Festungslazarett Strassburg-Krutenau
Feldpost 1915














Diese Ansichtskarte mit der Abbildung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals in Lüben stellte Marcus Jahn zur Verfügung. Er ist der Urenkel des Schöpfers des Denkmals, Adolf Jahn. Er hat intensiv Leben und Schaffen seines Urgroßvaters erforscht und darüber eine interessante Website gestaltet. Für meine Sammlung von Zeitdokumenten aus Lüben ist auch die Rückseite aufschlussreich. Am 5.5.1915 schrieb ein Soldat aus Lüben, vermutlich selbst aus einem Lazarett an:

Herrn
Lazarettinspector Auguste Andress
Strassburg
Festungslazarett
Krutenau

Mein lieber Auguste!
Meinen besten Dank für die feinen Cigarren, eine gute Idee vom Schiller hattest Du da gehabt, denn ich hatte nichts mehr, und nun so feine. Hier ist alles furchtbar teuer und man hat nichts fürs Geld. Wie geht es Dir immer, habt ihr viele Kranke? Schreibe mir mal wieder. Hoffentlich kommen doch bald andere Zeiten. Heute wurde wieder ein grosser Sieg gemeldet, 160.000 Russen und viele Munition und Pferde, und nun ist wieder leider alles gelogen.

Seitlich: Hier hatte jedes Haus etliche Fahnen raus
und Schule frei, Glocken läuteten.

Feldpostkarte 1915

Feldpostkarte an Auguste Andress


Eine weitere Feldpostkarte vom 9.5.1915 mit einem Bild der Schulpromenade vom gleichen Absender an den gleichen Empfänger übermittelte Tomasz Mastalski!
Herzlichen Dank dafür!



Herrn
August Andress
Lazarettinspektor
Festungslazarett I
Strassburg - Elsass

Mein lieber Auguste
Meinen besten Dank für Deine lieben Zeilen. Leider habe ich nicht viel Zeit mehr um so grosse Briefe zu schreiben, und hat man Zeit, so ist man müde und nicht gelaunt zu schreiben. Hauptsache ist, dass es mir gut geht, ich befinde mich wieder wohl, hoffentlich bleibt es, ich denke nicht, dass es zurückschlägt, man ist viel zu wenig mit diesen Krankheiten vertraut und bekannt. Drum hast du das verlangte Buch abgeschickt. Wenn noch nicht, so besorge es mir umgehend, ich bin immer noch ganz unruhig, kennt man doch die Folgen dieser Krankheiten absolut nicht, obwohl man auch an später denken muss. Also besorge es mir. Sage Mathilde deutlich, sie sollen sich nur nicht so grämen, und alles gehen lassen.
Wenn wir zu Hause wieder sind, werden schon andere Zeiten kommen. Sie sollen es uns zu Gefallen tun und wenn es sein muss 2 Augen zudrücken.
Liesel hat mir noch keine Karte noch anderes geschrieben.
Besten Gruss dein treuer Hans