Holzschnitte von Elfriede Springer (1886-1959)
Evangelische Kirche














Holzschnitte von Elfriede Springer mit Motiven der Evangelischen Kirche zu Lüben

Elfriede Springer wurde am 5. April 1886 in Sagan geboren. Die spätere Malerin berichtete über sich u.a. folgendes: "Die Kunstbetätigung äußerte sich erstmalig darin, daß ich die Deckel meiner Bilderbücher bekritzelte und bemalte, was nicht immer das Wohlwollen meiner Erziehungsberechtigten auslöste. In den weiteren Schuljahren zeichnete ich mit viel Liebe Ranken, Sterne, Ornamente und Vorlagen, wie es damals üblich war, was mir ein Lob eintrug. Nach der Konfirmation bekam ich Ölfarben sowie Staffelei und durfte mich zum Malkursus anmelden. Die dortige Tätigkeit und private Zeichenvorbereitung waren das Vorspiel zur Kunstakademie".

Nach Schulabschluss und dem endgültigen Erkennen ihrer zeichnerischen Begabung erhielt sie an der Akademie für Kunst und Kunstgewerbe in Breslau eine entsprechend gute und künstlerische akademische Ausbildung. Sie schloss ihr Studium mit dem Examen für eine Lehrbefähigung an Höheren Schulen ab, hatte aber zusätzlich die Handarbeits- und Turn-Prüfung abgelegt. Weitere Prüfungen als Fachlehrerin in den genannten Fächern folgten. 1913 fand Elfriede Springer in Liegnitz eine Anstellung als Lehrkraft am Lyceum (Oberlyceum, Studienanstalt), der späteren Auguste-Viktoria-Schule.

Ihre Freizeit verbrachte sie nach wie vor weiter mit ihrer Lieblingsbeschäftigung, der künstlerischen Tätigkeit des Zeichnens. Ihr Fortbewegungsmittel war ein Damenfahrrad, auf dem sie sowohl in der Stadt als auch im Landkreis Liegnitz schnell zu den von ihr auserkorenen architektonischen Besonderheiten gelangte. Elfriede Springer hatte ein geschultes Auge dafür und hinterließ der Nachwelt ein Stück unserer Heimat. Während ihrer Liegnitzer Zeit veröffentlichte Elfriede Springer u.a. insgesamt vier Buchbände, davon:

  • "Niederschles. Kunstdenkmäler des deutschen Ostens", 1932, Band I, 96 Seiten, Selbstverlag,
  • "Schlesische Kunstdenkmäler - in Fortsetzung der Niederschles. Kunstdenkmäler", 1933, Band II, 96 Seiten, Selbstverlag,
  • "Niederschles. Kunstdenkmäler des deutschen Ostens", 1937, Band III, 96 Seiten, Selbstverlag.
  • "Kunstdenkmäler des deutschen Ostens (Sechsstädtebundgebiet)" -Lauban, Görlitz, Zittau, Löbau, Bautzen, Kamenz -, 1939, Band IV, 160 Seiten, Verlag Dr. Fritz Bokämper, Görlitz.
Die Buchbände galten, wie sie selbst geschrieben hatte, ihrer schlesischen Heimat, und jede einzelne Zeichnung war darin kommentiert. Als stets sehr bescheidene Künstlerin bezeichnete sie diese Buchbände ganz schlicht als "Kleine Werke". Außerdem waren ihre Federzeichnungen in vielen Buchausgaben und auf Postkarten-Serien zu finden. Im "Niederschlesischen Sonntagsboten", einer Beilage zum "Liegnitzer Tageblatt" (LiTa), erschienen fast jedes Wochenende bis Ende 1944 ihre Federzeichnungen. Der Dr. Krumbhaar Verlag stellte Elfriede Springer die angefertigten Klischees ihrer Zeichnungen aus den Wochenendbeilagen für weitere Abdrucke kostenlos zur Verfügung, damit war der größte Teil des finanziellen Aufwandes abgedeckt.

In Leipzig fand die Künstlerin nach der Vertreibung im Jahr 1947 eine Ersatzheimat. In dieser Stadt setzte sie ihre zeichnerischen Tätigkeiten mit großem Erfolg fort. 1952 brachte Elfriede Springer im Ernst Günter Gaebler Verlag, Hamburg-Fuhlsbüttel, 60 schlesische Motive heraus, die großes Interesse bei den vertriebenen Schlesiern fanden. Ihr Tätigkeitsfeld reichte 1954 noch bis Schwäbisch Hall mit seinen vielen Fachwerkhäusern, gotischen und barocken Bauten. Auch das Mörike- und Schiller-Haus dieser Stadt waren unter anderem ihre Motive. Vom April 1956 bis Februar 1958 brachte sie ihre persönlichen Erinnerungen an kunsthistorische Schlösser im "Liegnitzer Heimatbrief" zu Papier, und der damalige G. Weber Verlag hatte von ihr einige gerettete Druckstöcke erhalten, um Liegnitzer Erinnerungen als Postkartenmotive nachzudrucken. Damit bereitete sowohl Elfriede Springer als auch der Verlag den Liegnitzern aus Stadt und Land eine große Freude. Wie sie selbst berichtete, stimmt es nicht, dass ihr Lebenswerk größtenteils vernichtet worden sei. Nach ihrer Aussage existieren noch ca. 5.000 Motive und Hunderte Dias ihrer Zeichnungen

Elfriede Springer verstarb am 29. November 1959 in Leipzig im Alter von 73 Jahren und wurde auf dem dortigen Südfriedhof beigesetzt.

Elfriede Springer (links mit Hut) beim Zeichenunterricht einer Klasse der Auguste-Viktoria-Schule an den Parkanlagen am Glogauer Torturm in Liegnitz um 1920. Neben ihr das obligatorische Fahrrad! (Foto P. Dittmann)

Quelle der Textauszüge und der Abbildung:
H.-J. Henske, "E. Springer - Th. Blätterbauer - Zwei bedeutende niederschlesische Künstler", Henske-Neumann-Verlagsges. bR., Hofheim/T., 1999, Jahresgabe für die Mitglieder der Historischen Gesellschaft Liegnitz e. V.