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Konrad Klose, Geschichte der Stadt Lüben, Verlag Kühn Lüben, 1924, S. 274/275
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Ab Lüben:   5.08 Uhr - 10.15 Uhr - 5.11 Uhr
an Liegnitz: 5.45 Uhr - 11.06 Uhr - 6.04 Uhr
Am 9. Januar 1871 wurde die Gesamtstrecke Liegnitz-Glogau
dem Verkehr übergeben. Mit Rücksicht auf den Krieg geschah es
ohne Sang und Klang. So hatte Lüben den Anschluß an den
Weltverkehr erlangt, es gab aber noch um 1880, wie das Stadt-
blatt gelegentlich bemerkt, viele Lübener, welche meinten, die
Stadt habe durch die Eisenbahn keine Vorteile erlangt. Eine
andere Bahnverbindung zu gewinnen, wollte bisher nicht gelingen.
Polkwitz suchte und fand Anschluß nach Raudten, Steinau nach
Liegnitz. So blieb nur die Möglichkeit einer Bahnverbindung
mit Kotzenau
offen. Aber der Minister lehnte den Bau einer
Staatsbahn zwischen beiden Städten 1906 ab und überließ die
Ausführung des Projekts den Privatgesellschaften. Viele Schwie-
rigkeiten waren zu überwinden. Der Minister hatte starke Be-
denken bezgl. der Finanzierung erhoben; aber Anfang Juni 1914
traf die frohe Botschaft ein, daß die Genehmigung erteilt sei. Trotz
der Kriegszeit wurde der Bau so gefördert, daß im Februar 1916
der Güterverkehr und am 1. Oktober 1917 der Personenverkehr
beginnen konnte. Der Lübener Bahnhof hat naturgemäß manche
Umgestaltung erfahren, die durchgreifendste im Jahre 1909. Für
das Jahr 1913 ergab sich für die Station folgende Verkehrsüber-
sicht: 109 438 abgegangene Personen, 125 227 Tonnen (à 1000
Kilogramm) angekommene und abgegangene Güter, darunter:
26 032 Tonnen Kohlen, 3002 Tonnen Kalk, 7512 Tonnen Getreide,
2414 Tonnen Zuckerrüben, 38 476 Tonnen anderweitige landwirt-
schaftliche Erzeugnisse.
Blieb hinsichtlich der Bahnverbindungen mancher Wunsch un-
erfüllt, so gestaltete sich das Chausseenetz umso vorteilhafter für die
Stadt. Zu den alten Kunststraßen nach Breslau, Liegnitz und
Steinau traten in den Jahren 1879-1883 die nach Kotzenau,
Parchau und Raudten. Den Pflasterweg nach der Ziegelei mußte
sich die Stadt 1860 auf eigene Kosten bauen; er fand 1898 bei dem
Bau der Chaussee nach Pilgramsdorf Verwendung, zu dem die
Stadt einen Beitrag von 16 500 Mark leistete. Im Jahre 1902
beschloß der Kreistag die Pflasterung des Weges an der Zucker-
fabrik nach Altstadt, die im folgenden Jahre ausgeführt wurde,
und gleichzeitig den Bau der Chaussee nach Petschkendorf. So
bildete Lüben den Mittelpunkt von 8 nach allen Himmelsrichtungen
führenden Chausseen und steht durch Zweig-Chausseen mit einer
Reihe anderer Dörfer: Rinnersdorf, Pilgramsdorf, Ziebendorf,
Schwarzau, Gühlichen, Eisemost in Verbindung. Die Abzweigung
nach Kniegnitz ist 1916 vollendet worden.
Ein voller Erfolg war der Stadt bezüglich der Garnison
beschieden. Seit 1860 beherbergte sie 2 Schwadronen der 4. Dra-
goner in ihren Mauern. Sie waren nach damaligem Brauche
in Bürgerquartieren untergebracht. Daß dieser Zustand nicht von
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Dauer sein konnte, war nach dem Kriege 1870/71 jedem Einsich-
tigen klar. In den Jahren 1872/73 wurde die kleine Kaserne als
Privatbau errichtet und vom Militärfiskus gemietet. Aber die
Ausbildung der Truppen forderte nicht bloß die Konzentration
der Mannschaften in der Kaserne, sondern nicht minder die des
Regiments in einem Standort. Bisher lagen die 4. Dragoner in
Lüben, Haynau, Beuthen a. O. und Polkwitz verteilt. Welche der
vier Städte sollte Garnisonort für das ganze Regiment werden?
Ein lebhafter Wettstreit entbrannte: Lüben blieb Sieger, dank
der energischen Hilfe des damaligen Regimentskommandeurs
Hann von Weyhern, dem die Stadt am 25. Januar 1885 mit Fug
und Recht das Ehrenbürgerrecht verlieh. Die Verhandlungen
mit dem Militärfiskus wegen des Kasernenbaus begannen 1878.
Am 20. Februar bezw. 24. Juni 1879 wurde mit der Intendantur
des V. Armeekorps der Vertrag abgeschlossen, kraft dessen die
Stadt ein Areal von 6 Hektar an der Mallmitzer Grenze unent-
geltlich zur Verfügung stellte, die Herstellung der nötigen Zu-
fahrtswege und der Gasleitung übernahm, 400 000 Stück Ziegeln
zum Selbstkostenpreise und sämtliches Bauholz 10 Prozent unter
dem Taxwerte zu liefern versprach. Der Beginn des Kasernen-
baus verzögerte sich indes, da vorerst der Reichstag die Mittel
bewilligen mußte. Das geschah 1881/82. Nun wurde der Bau
rasch gefördert und am 1. Oktober 1884 von drei Schwadronen
bezogen, die letzte rückte am 1. Oktober 1886 in Lüben ein. Die
Vereinigung des Regiments in Lüben bedingte freilich noch manche
andere Ausgabe. Eine zweite Magazinscheune wurde 1889, die
dritte 1893, die vierte 1914, das Körnermagazin 1898 errichtet.
1906 begann der Bau des Proviantamts-Dienstgebäudes und des
neuen Garnisonslazaretts; letzteres wurde 1908 in Brauch ge-
nommen. Bei all diesen Bauten hatte die Stadt mehr oder minder
hohe Barmittel aufzuwenden, die freilich vom Fiskus angemessen
verzinst wurden.
Der Gang durch die verschiedenen Zweige des kommunalen
Arbeitsbetriebes führt immer wieder zu der ordnenden und gestal-
tenden Persönlichkeit, die der Geschichte der Stadt seit der Jahr-
hundertwende ihr Gepräge aufgedrückt hat, dem Bürgermeister
Otto Faulhaber. (1.3.-30.9.1916 kaiserl. 1. Bürgermeister
von Pultusk, Russ.-Polen; 11.2.-28.6.1917 kaiserl. Bürger-
meister von Zdunska-Wola, Russ.-Polen; gestorben am 24.3.
1919.) Am 22. Dezember 1898 gewählt und am 6. Februar 1899
in sein Amt eingeführt, hat er eine wahrhaft großzügige Kommu-
nalpolitik eröffnet, welche die Stadt zu einer Entwicklung führte,
die die kühnsten Erwartungen übertraf. Es sei in knappem
Rahmen - selbst auf die Gefahr hin, daß bereits Berichtetes
wiederholt wird - das zusammengefaßt, was die Stadt ihm
verdankt.
Als der Provinziallandtag im März 1901 den Bau einer