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Im Frühjahr 2017 besuchte Marion Ziemann zum ersten Mal Stara Rudna, das ehemalige Alt Raudten, das Heimatdorf ihrer Großeltern und Urgroßeltern. Eine polnische Familie nahm sie und ihren Ehemann freundlich auf und zeigte ihnen, was aus deutscher Zeit geblieben ist und wie die heutigen Einwohner eine eigene Heimat aus dem Ort gemacht haben. Da ich mein Projekt auf die Zeit bis 1945 beschränken muss, kann ich die vielen aktuellen Fotos hier nicht zeigen. Bis auf eins! Zu meiner großen Überraschung existiert das alte Kriegerdenkmal für die 1914-1918 Gefallenen noch!
Gern veröffentliche ich jedoch die Bilder aus dem Fotoalbum der Familie Lehnert. Marion Ziemann hofft, dadurch Kontakt zu weiteren Familienmitgliedern zu finden und mehr über die Familie zu erfahren. Sie selbst weiß - wie so viele der jüngeren Generationen - kaum etwas über die abgebildeten Personen. Wer weiß mehr über sie?
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Herbert Lehnert und Anneliese geb. Linke, die Großeltern von Marion Ziemann, heirateten am 14. Mai 1938 in Neustadt i. Sa., woher die Braut stammte.
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Trau-Schein
Heinrich Ernst Herbert Lehnert,
Stellmachergehilfe in Alt-Raudten,
geboren am 5. Juni 1911
evang.-luth. Bek., ledigen Standes,
Sohn des Zimmermanns Karl Heinrich
Wilhelm Lehnert und der
Bertha Emma Ida geb. Hellmich,
beide in Altraudten und ev. luth.,
und
Hildegard Anneliese Linke
in Freital
geboren am 11. April 1911
evang.-luth. Bek., ledigen Standes,
Tochter des Korbmachers Bruno Eugen
Linke und der
Emilie Cäcilie geb. Mache, beide
in Polenz und ev.-luth.,
sind in der ev.luth. Kirche zu Neustadt in
Sachsen
am 14. Mai 1938 getraut worden.
Evang.-luth. Pfarramt
Zwergnert (?), Pf.
Trauspruch:
Befiehl dem Herrn deine Wege
und hoffe auf ihn; er wird's
wohl machen.
Psalm 37/5
Die Hochzeitsgesellschaft am 14. Mai 1938 in Neustadt i. Sa. Neben der Braut die Schwester des Bräutigams und neben ihm die Brauteltern, Korbmacher Bruno Eugen Linke und Emilie Cäcilie geb. Mache.
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Um 1940: Hilmar Lehnert mit seinen Eltern |
Zu Besuch bei den Lehnerts in Alt Raudten: Anneliese Lehnert mit Söhnchen Hilmar.
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Herbert und Anneliese Lehnert zu Besuch bei Verwandten in Alt Raudten. |
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Hilmar bei einem der letzten Besuche bei seinen Großeltern in Alt Raudten |
Als Herbert Lehnert am 14. Februar 1938 seinen Wehrpass entgegennahm, war er darin noch als "ledig" vermerkt. Wir erfahren, dass er am 5.6.1911 in Alt Raudten geboren wurde und von Beruf Stellmacher war. Kurze Zeit später wurde seine Eheschließung amtlich vermerkt, "verh." anstelle von "led."
Zwei Jahre später wurde er einberufen und musste an den verschiedensten Abschnitten der West- und Ostfront sein Leben für die Eroberung fremder Territorien einsetzen, bis er im Mai 1945 von den Alliierten zum Wiederaufbau an den Brenner geschickt wurde.
11.4.1940 bis 9.5.1940
Einsatz i. d. Luftverteidigung an der Westfront.
10.5.1940 bis 24.6.1940
Verwendung (!) an der Westfront im Kriege gegen Belgien und Frankreich.
Ab 26.6.1940 bis 13.4.1941
Einsatz im besetzten Gebiet, Kampf der Luftwaffe gegen England.
14.4.1941 bis 21.6.1941
Einsatz im Generalgouvernement
22.6.1941 bis 25.11.1942
Einsatz im Operationsgebiet der Ostfront
26.11.1942 - 3.7.1943
Einsatz im Operationsgebiet der Ostfront
10.7.1943 - 6.5.1944
Einsatz in Oberitalien
7-5-1944 - 20.7.1944
Stellungsbau in der HKL (Hauptkampflinie) im Bereich der 3. Flakbrigade
21.7.1944 - 24.8.1944
Bandeneinsatz in dem italienisch-französischen Alpengebiet
(d.h. die Vernichtung des Widerstands gegen Eroberung und Besatzung der Deutschen in Italien und Frankreich)
25.8.1944 - 23.4.1945
Fährenbau und Fährenbetrieb an Po und Etsch
24.4.1945 - 2.5.1945
Rückzugskämpfe in Oberitalien und Alpenvorland
3.5.1945 - …
Verwendung beim Wiederaufbau der Brennerstrecke im alliierten Auftrag
Nach fünf Jahren schrecklichster Erfahrungen kehrte Herbert zu seiner Familie zurück.
Wenn die Europäische Union keinen anderen Sinn hätte, als einen neuen Krieg zu verhindern, ich bin dafür! Heidi T.
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Zwei Nachkriegsbilder: Hilmar mit Vater Herbert.
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Herbert mit seiner Mutter.
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