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Lehrer Ernst Schroeckh im Jahr 1931 mit den Kindern seiner "Einklassigen"
Dieses und das folgende Foto verdanken wir Günter Lindners Beziehungen zu alten Barschauern! Bisher bekannt: 14 Manfred Jobke
Barschauer Volksschüler im Jahr 1941
1 Erika Sobotta, 2 Elisabeth Schroeckh, 3 Bernhard Jänsch, 4 Hildegard Dittrich, 5 Karl-Heinz Wilke, 7 Günter Lindner, 8 Irma Jobke, 9 Walter Reinsch, 10 Waltraud Gubisch, 11 Werner Saabsch, 12 Erika Gubisch, 13 Helmut Jänsch, 14 Bärbel Schroeckh, 15 Christoph Jobke, 16 Helmut Gubisch, 17 Georg Wilke, 18 Karl Pfitzner, 19 Georg Herbusch, 20 Gisela Schroeckh, 21 Anneliese Pfitzner, 22 Elisabeth Schaffors, 25 Oskar Wilke.
Dank an Karl-Heinz Wilke für das Foto der Barschauer Schüler von ca. 1941.
1 Georg Wilke, 2 Werner Saabsch, 3 Günter Lindner, 4 Helmut Gubisch, 5 Bernhard Jänsch, 6 Walter Reinsch, 7 Karl-Heinz Wilke 8 Hans Herbusch, 9 Christoph Jobke, 10 Heinz Herbusch, 11 Oskar Wilke, 12 Karl Pfitzner, 13 Ernst Pfitzner, 14 Georg Herbusch
Es gibt sie tatsächlich noch, die Fotos aus Barschau!
Ein Dankeschön an Thomas Jobke, der diesen Schatz ausgegraben hat und ihn der Allgemeinheit zugänglich macht! Die Namen dazu wussten Günter Lindner und Karl-Heinz Wilke. Sie erinnerten sich auch, dass die Aufnahme im Sommer 1942 nach einem Einsatz zum "Getreidestoppeln" auf dem Sportplatz (im Barschauer Sprachgebrauch - Turnplatz -) gemacht wurde. Das schon arg mitgenommene Haus im Hintergrund gehörte zum Gehöft der Familie Pfitzner und wurde zu diesem Zeitpunkt noch von der "Pfitzner-Großmutter" bewohnt.
1 Karl-Heinz Wilke, 2 Georg Wilke, 4 Helmut Gubisch, 5 Werner Saabsch, 6 Bernhard Jänsch, 7 Günter Lindner, 8 Hildegard Dittrich, 10 Karl Pfitzner, 12 Irma Jobke, 13 Anneliese Pfitzner, 14 Georg Herbusch, 16 Gisela Schroeckh, 17 Hansi Herbusch, 18 Elisabeth Schroeckh, 19 Erika Gubisch, 20 Herbusch, 22 Bärbel Schroeckh, 23 Gretel Rumpelt, 26 Waltraut Gubisch, 28 Ernst Pfitzner.
Das Foto aus dem Besitz von Thomas Jobke ist anläßlich einer Riesengebirgswanderung Barschauer Schüler im Jahr 1937 entstanden. Vorn links Günter Lindner. Dahinter Anita Jobke. Links neben ihr Wilhelm Trenner, ein Junge vom Dominium, und links hinten Manfred Jobke. Rechts neben dem Pfeiler die Ehefrau des Lehrers Ernst Schroeckh. Weitere Namen sind willkommen.
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Meine Dorfschulmeisterjahre an der Einklassigen in Barschau
Zur Geschichte der Schule sei nun berichtet: Bis zu Anfang der 20er Jahre bildete Barschau mit Polach einen Gesamt-schulverband, nach Auflösung desselben einen Eigenschulverband mit einer einklassigen evangelischen Volksschule. Seit 1797 haben die Barschauer eine eigene Schule unterhalten. Bis dahin gingen die Kinder nach dem Kirchdorf Pilgramsdorf, was ich der Pilgramsdorfer Schulchronik entnahm. Der seinerzeit dort amtierende Lehrer vermerkt darin, daß er eine Beschwerde bei der Regierung eingereicht habe, sie möge die Barschauer Kinder zwingen, weiter nach Pilgramsdorf zu kommen, da ihm sonst der "Schulgroschen" dieser Kinder fehlen würde. Doch die Barschauer siegten in diesem Streit. Der Lehrer von Barschau war auch zugleich in diesem Amt in Polach tätig und wohnte auch dort.
Da Barschau damals noch kein eigenes Schulhaus hatte, fand der Unterricht in der großen Küche des Bauern Pfitzner statt. Das strohgedeckte Haus ist erst in den Kämpfen 1945 abgebrannt. Der erste Barschauer Lehrer hieß Benjamin Kuttich und stammte aus dem Kreise Wohlau. Da seine Wohnung in Polach sehr schlecht und klein war, stellte die Stiftsverwaltung in der Barschauer Schäferei ein Haus zur Verfügung. In unseren Tagen waren dort der Garten des Revierförsters und ein Pflanzgarten. 1826 siedelte der Lehrer von Polach nach Barschau über und unterrichtete vormittags in Barschau, nachmittags in Polach. In späteren Jahren war es dann so, daß die Polacher Kinder im Sommer nach Barschau und im Winter aber der Lehrer nach Polach ging.
Da das Haus im Vorwerk allmählich auch baufällig wurde, ging man an einen Neubau, der am 7. November 1846 unter Beteiligung der zuständigen kirchlichen und weltlichen Vertreter eingeweiht wurde. Das Grundstück und die Baumaterialien stellte die Stiftsverwaltung, Handdienste leistete die Gemeinde und 600 Taler zum Bau und zur Lehrerbesoldung stiftete ein Herr von Prittwitz und Gaffron. |
Die Schenkungsurkunden waren noch vorhanden. Dieses alte Schulhaus diente zuletzt nach gründlicher Renovierung als Lehrerdienstwohnung. Es hat auch den Beschuß von 1945 überstanden.
Bis zum Jahre 1900 haben die Lehrer recht lange in Barschau ausgehalten. Ein Lehrer Bleicher sogar 28 Jahre, von 1872 bis 1900. Die Barschauer Stelle war wegen der Dotationen der Stiftsverwaltung und der reichlichen Naturalbezüge eine der bestbezahlten im Regierungsbezirk. Wir wissen, daß nur der Sohn des ersten Barschauer Lehrers, der seinem Vater im Amt folgte, schon nach einem Jahr an eine Höhere Schule ging. Von 1900 bis 1917 war auch der Zug der Lehrer nach der Stadt spürbar und daher blieb keiner länger als zwei Jahre. Der 1914 amtierende Lehrer Huld fiel als Soldat im 1. Weltkrieg. |
Die alte evangelische Volksschule Barschau. Sie hat bis 1937 so existiert. Danach erfolgte der Anbau. Das alte Gebäude blieb erhalten. Beide Teile erhielten nach der Fertigstellung des Anbaus einen einheitlichen Anstrich. |
Von 1914 bis 1917 wurde der Unterricht notdürftig durch den Pilgramsdorfer Pastor Breither aufrecht-erhalten. 1917 übernahm dann der aus dem Heeres-dienst entlassene Lehrer Timpel diese Stelle bis 1924. Ihm folgte von 1924 bis 1929 Lehrer Wilhelm Dreslaer, gebürtig aus Greiffenberg (Isergebirge). Er übernahm 1929 die Lehrer- und Kantorstelle in unserem Kirchdorf Pilgramsdorf. Von 1929 bis 1931 finden wir den Liegnitzer Lehrer Penkalla in Barschau, und am 1. April 1931 übernahm ich die Stelle als letzter von 27 Lehrern, die von 1797 bis 1945 in Barschau amtierten.
Die Schülerzahl war großen Schwankungen unter-worfen, sie richtete sich nach der Alters-zusammensetzung der Dorfbewohner. In den 1920er Jahren war sie einmal so gering, daß die Regierung die Lehrerstelle kassieren wollte. Dies scheiterte aber am Widerstand der Barschauer.
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Die neue Volksschule um 1938. Mit Dank an Elisabeth geb. Schroeckh!
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Einer der eifrigsten Kämpfer für die Erhaltung der eigenen Schule war der damalige Gemeinde-vorsteher Karl Warmuth, der nicht einmal eigene Kinder zur Schule zu schicken hatte. Seine überlieferten Worte waren: "Und wenn wir auch nur ein Kind zur Schule schicken sollten, unseren Lehrer behalten wir!"
Die Höchstzahl an Schülern brachte das Jahr 1936 mit 35 Kindern. Sie sank aber bald durch den Arbeiterwechsel auf dem Rittergut und hielt sich dann zwischen 25 und 30 Kindern. Etwa 40 Prozent davon waren katholisch, da auf dem Rittergut sehr viele Oberschlesier zugezogen waren. An sich gehörten diese Kinder zu dem Gesamtschulverband Katholisch-Hochkirch. Da aber die Oberschlesier nur christliche Gemeinschaftsschulen kannten, in denen getrennter Religionsunterricht gegeben wurde,
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Die 1937 erbaute Schule im Jahr 1964, bevor sie für immer versank. Foto von Günter Lindner.
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ersparten sie ihren Kindern den Schulweg ins Nachbardorf. Wir haben uns jedenfalls gut miteinander vertragen. Im Jahre 1937 konnte die Gemeinde ein neues Klassenhaus mit Badeeinrichtung, Lehrmittelzimmer und Luftschutzkeller bauen und das alte und neue Haus mit automatischer Wasserversorgung versehen. Das aber war nur durchführbar, da sich alle Behördenstellen helfend einschalteten. Die eigene Finanzkraft hätte dazu nie ausgereicht.
An das Schulgrundstück grenzten ein ca. 2 Morgen großer Sportplatz mit tadelloser Rasendecke und ein 750 qm großer Schulgarten. Beides wurde 1935 von der Stiftsverwaltung gekauft, war aber eigentlich ein Geschenk unseres Schulrats Martwig, denn nur seinem Bemühen war es zu verdanken gewesen, daß die Gemeinde nichts dazuzahlen mußte.
Gern wurden die Elternabende - besser gesagt Dorfabende - im Schulhaus besucht. Jede Familie war dann vertreten, auch wenn sie selbst keine Kinder zur Schule schickte. |
Dabei möchte ich an die letzte Äbtissin, Frau Baronin von Marschall, erinnern, gerade auch deshalb, weil sie oft verkannt wurde. Sie fehlte nie, und ihr verdanke ich manches Geldgeschenk für die ärmsten meiner Schulkinder. Willkommenen Anlaß gaben zu solchen Abenden immer die am Vormittag gezeigten Schulfilme.
Wenn schon die Vergangenheit lebendig wird, dann sehen wir vor uns: das Waldfest am Muttertag, an dem wir in der alten Sandgrube auf selbstgebauter Freilichtbühne ein kleines Spiel boten, zu dem sogar nicht nur unsere Barschauer erschienen waren. Ferner seien genannt: die vielen Lehrwanderungen in der Gemarkung im Interesse eines Unterrichtsfaches, die Wandertage in die Nachbardörfer, die großen Ausflüge nach Lüben, Liegnitz, Glogau, Breslau und ins Riesengebirge.
Das schönste aller Schulfeste aber war doch immer die Adventsfeier im festlich geschmückten Klassenzimmer. Alle Mütter hatten etwas dazu beigetragen, und so hatten unsere liebe "Tante Klara", die uns das ganze Jahr hindurch die Schule sauber hielt und im Winter schon um fünf Uhr, wenn wir noch alle in den Federn lagen, durch den Schnee stapfte, um die Klasse zu heizen, und die immer hilfsbereite Frau Lindner alle Hände voll zu tun. In Lehrers Küche wurde Kakao gekocht, und dann bedienten die drei Frauen die kleinen Gäste, für die der Nikolaus auch etwas auf den geschmückten Platz gelegt hatte, zumeist Schulbedarf und ein Buch. Das war möglich, da die Gemeinde für alle Kinder Lehr- und Lernmittel stellte.
Ich selbst verließ die Heimat im tiefsten Frieden und kehrte nicht mehr nach Hause zurück. Die Kriegsfurie ist 1945 über das friedliche Tal dahingebraust; ein Teil des Dorfes ist zerstört, große Teile des Waldes, durch den ich so manchesmal gedankenversunken allein oder mit meinem Freunde Heymann, dem letzten Lehrer von Polach ging, sind verbrannt. Soldaten- und Flüchtlingsgräber, deren stille Schläfer niemand kennt, liegen verstreut in den Gärten und Feldern. Die letzten Deutschen, darunter meine Frau und meine Kinder, wurden im Juli 1947 ausgewiesen.
Ernst Schroeckh, in verschiedenen Ausgaben des Lübener Heimatblattes 1956-1958 |
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