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Buchwald [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben, 21 km, Post Buchwald über Haynau Schlesien, mit Kolonie Dammhäuser 239 Einwohner, 59 Haushalte, Flurgröße 469 ha, 4 Gemeinderäte, Bürgermeister Richard Käßler, Fernsprecher 12 (öffentlich), Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt, Gendarmeriebezirk Kaltwasser / Schulgemeinde Buchwald / nächster Personen-, Güterbahnhof Arnsdorf 8 km
Vorhanden: Elektrisches Stromleitungsnetz, Volksschule, NN 140 m
Dammhäuser [1939]
Kolonie, Gemeinde Buchwald, Kreis Lüben, Post Buchwald über Haynau Schlesien / 20 Einwohner, 4 Haushalte, nächster Personen-, Güterbahnhof Arnsdorf bei Liegnitz 10 km / NN 140 m
aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939 |
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Buchwald [1927]
Dorf Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 135 Einwohner Gemeindevorsteher Käßler Post Bärsdorf-Trach Eisenbahnstation Güterladestelle Arnsdorf Entfernung 8 km Amtsgericht Lüben Landgericht Liegnitz Kreissparkasse Lüben Fernsprecher 10 und 23 Postscheckkontonummer 12665 Elektrizitätswerk Liegnitz Finanzamt Gewerbeamt Lüben evangelische Volksschule Fortbildungsschule
Leuschner, Fritz, Schmiedemeister
Schröter, Anna, Gemischtwaren
Schutzmann, Karl Gasthaus
aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927
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Buchwald in einem Nachschlagewerk von 1845 |
Buchwald [1913]
Dorf + Rittergut: Kreis Amtsgericht Lüben 17 km; Post evangelisches Kirchspiel Bärsdorf-Trach 3 km; Eisenbahnstation Göllschau 6 km; Amtsbezirk Standesamtsbezirk Fuchsmühl; katholisches Kirchspiel Kaltwasser; 156 + 102 Einwohner
aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913
In Schlesien gab es mindestens 10 verschiedene Orte "Buchwald". Nicht zu reden von den übrigen Buchwald in Deutschland. Wichtig ist deshalb immer der Zusatz wie z. B. Buchwald im Kreis Lüben.
Buchwald - Bunzlau
Buchwald - Freystadt
Buchwald - Glogau
Buchwald - Hirschberg
Buchwald - Landeshut
Buchwald - Lüben
Buchwald - Neumarkt
Buchwald - Oels
Buchwald - Sprottau
Buchwald - Trebnitz
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Buchwald/Kreis Lüben: Schloss-Vorderseite, Schloss vom Park aus, Kriegerdenkmal, Schröters Besitzung
Erinnerungen an Buchwald
Im Südwesten des Kreises Lüben senken sich die bewaldeten Heidhügel der Niederschlesischen Heide und gehen in ein etwa 2 km breites Urstromtal über. Hier durchfließt auf etwa 5 km Länge das Schwarzwasser den Kreis Lüben. In diesem Zipfel des Kreises liegen Dorf und Feldmark Buchwald.
Wer auf den Heidhügeln etwas verweilt und nach Süden ins Tal schaut, sieht dort hinter kleinen Laubwäldchen und Baumreihen einige weiße Giebel und rote Ziegeldächer hervorragen. Da liegt Buchwald, das kleine, etwas von der Straße zur Kreisstadt abseits gelegene Schwarzwasser-Dörflein, Heimat einst für 250 schaffensfrohe Schlesier.
Der Weg ins Dorf führt aus dem Nachbardorf Fuchsmühl heraus südlich, und bald ist man mitten im Wiesengrün.
Zur linken Hand durchbrechen und beleben ein Eichenhain und an dem Entwässerungsgraben Erlenreihen das Grün der Wiesen. Zur rechten wird der Blick begrenzt durch den Gutspark und Ausläufer des Heidewaldes im sogenannten Kälberwinkel.
Im Frühjahr taumeln die Kiebitze rufend über den Wiesenflächen, und im Sommer ruft die Wachtel aus hohem Gras. |
Bald überqueren wir die Brücke über den alten Flußlauf, und schon nach 100 m führt unser Weg über die neue Betonbrücke ins Dorf. Die Dorfstraße folgt in ihrer Richtung dem Lauf des Flusses von Westen nach Osten. Etwa 1,2 km ist die Dorfstraße lang. Das Dorfbild selbst ist geprägt durch Anlage des Rittergutes mit seinen zwei Gutshöfen. Im Westen beginnt das Dorf mit dem Oberhof mit Gutshaus, Stärkefabrik, Wirtschafts- und Wohngebäuden, eingerahmt vom schattigen Gutspark mit seinen schönen, alten Baumgruppen. Am Ostende des Dorfes liegt der zweite Gutshof, der Niederhof, mit der alten Wasserburg, Scheunen und Viehställen.
Zwischen den beiden Gutshöfen liegen zu beiden Seiten zwölf Altbauernstellen, der Gerichtskretscham, zwei Kaufläden, die Schmiede, einige Häuslerstellen und die Schule. Nach der Siedlung in den Jahren von 1934 bis 1936 entstanden am Oberhof, auf dem Niederhof und an der Dorfstraße elf Neubauernstellen, die sich recht gut in das alte gewohnte Dorfbild einfügten und doch auch andererseits den Wandel zum reinen Bauerndorf vollzogen. Etwa 1,8 km nordöstlich des Dorfes liegt die Kolonie "Bruckhäuser" mit zwei Bauern und einer Häuslerstelle.
Die Landwirtschaft war fast ausschließlich Ernährungsquelle aller Dorfbewohner. Die Lage der Bodenflächen im Urstromtal bedingte einen verhältnismäßig großen Anteil von Wiesenflächen, die den Landwirten eine reiche Rinderhaltung ermöglichten. Der Boden begünstigte auch von jeher den feldmäßigen Gemüsebau. Besonders aber dem Gurkenanbau wurde großes Interesse zugewandt. Und dies hatte seinen guten Grund. Eine oft in Buchwald geäußerte Redensart war: "Zu Pfingsten, da haben die Bauern am wingsten" (am wenigsten). Das zeigte, welche Rolle eine frühe und gute Gurkenernte a1s Einnahmequelle spielte; sie brachte als erste Ernte im Jahr auch das erste Geld. Daneben aber spielte in den letzten Jahren auch der Anbau von Zwiebeln, Möhren, Kürbis und Kraut neben Kartoffeln und Getreide eine nicht unbedeutende Rolle. Für die Kartoffelverwertung sorgte neben der Schweinehaltung bis zum Jahre 1934 die Stärkefabrik auf dem Rittergut.
Die großen Sorgen des Dorfes begannen mit "W", Wasser und Wege. Wer das bescheidene Flüßchen, unser Schwarzwasser, im Sommer kennenlernte, konnte kaum glauben, daß dieses winzige Rinnsal zum gewaltigen Strom werden könnte, der das breite Tal mit reißenden braunschwarzen Wassermassen füllte.
Die Zeit der Schneeschmelze, aber auch Regengüsse im Juni brachten oft die verheerenden Hochwasser.
Nicht selten führte es das fast schon trockene Heu der weiten Wiesenflächen hinweg oder verschlammte und verdarb das Grub auf den Wiesen.
Auf den Feldern stieg dann das Grundwasser so hoch, daß Feldfrüchte und die Hoffnung auf Ertrag zunichte wurden.
Buchwald lag in solchen Zeiten an weiten Wasserflächen. Ein Verbindungsweg von der Brücke zum Oberhof trug daher den Namen "Seekante". Die letzte Generation unseres Dorfes suchte dieses Übel abzustellen und regulierte in Zusammenarbeit mit den Nachbar-Wassergenossenschaften Göllschau und Langenwaldau den Flußlauf, um einen rascheren Abfluß des Hochwassers zu ermöglichen. Gemindert wurde diese Not zwar, aber gebannt konnte sie auch hierdurch nicht werden. Trockene Jahre waren daher in Buchwald immer ertragreicher als nasse.
Das zweite "W", eine nicht minder große Sorge, waren die moorigen Wege, die bei Regenzeiten und bei der Schneeschmelze oft wirklich grundlos waren. Sie waren dann ein wahres Kreuz für die Menschen, die hier lebten, aber auch für die Zugtiere. In solchen Zeiten war es schwer, nach Buchwald zu kommen. Auch hier wurde versucht, Abhilfe zu schaffen. Nach jahrzehntelangen vergeblichen Bemühungen konnten wir endlich 1937 einen trockenen Dammweg schütten und 1937/1938 endlich durch eine Chaussee an das Straßennetz des Kreises angeschlossen werden. Gleichzeitig wurde auch die Dorfstraße befestigt. Der Krieg verhinderte den vom Wegebauzweckverband geplanten Anschluß an den Nachbarkreis und den Ausbau weiterer Verbindungswege. |
Gasthof, Kriegerdenkmal, Schwarzbrücke. Gottschalk, Penkert, George grüßen am 15.12.1905 vom Schweineschlachten in Buchwald.
Buchwald - Dorfstraße
Buchwald - Niederhof
Dammweg zwischen Buchwald und Fuchsmühl
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Die Neubauern, die nach 1935 zu uns ins Dorf gekommen waren, hatten sich sehr schnell mit der Gunst und der Mißgunst unseres Heimatbodens vertraut gemacht und wuchsen in kurzer Zeit mit den erfahrenen Altbauern zu einer vorbildlichen Dorfgemeinschaft zusammen, und so war auch ihnen Buchwald Heimat geworden.
Gedacht sei an dieser Stelle des letzten Bürgermeisters, Richard Käßler, der nach der Flucht wieder als Landwirt in Thüringen tätig ist. Seiner ruhigen und gesetzten Art verdankt die Dorfgemeinschaft viel.
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Fr. R. in LHB 16/1957
Der Artikel ist wahrscheinlich vom letzten Lehrer von Buchwald, Fritz Roeder, geschrieben.
Ein Klick auf die Abbildung rechts führt zu seiner Personalkarte auf der Website der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung. Das Copyright liegt bei BBF/DIPF-Archivdatenbank. |
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