Die Kirche zu Eisemost
Gemeinde Eisemost














Katholische Kirche in Eisemost

Katholische Kirche zu Eisemost, aus dem "Führer zu schlesischen Kirchen" von Hermann Hoffmann, Breslau 1936.
Danke Grzegorz Kardyś, für diese Abbildung einer niederschlesischen Steinkirche mit Schrotholzelementen!









Die Kirche in Eisemost

Aus: "Führer zu schlesischen Kirchen" von Hermann Hoffmann, Nr. 26, Breslau 1936

Aus dem Jahre 1376 besitzen wir eine Urkunde, die von der Pfarrkirche in Eisemost uns die erste Kunde gibt. Sie ist im 16. Jahrhundert evangelisch geworden und am 5. Februar 1654 dem katholischen Gottesdienst zurückgegeben worden. Der letzte Pastor, Melchior Sachner, der im Pfarrhaus die Kirchenschlüssel übergab und nun zum Wanderstabe greifen mußte, hatte 18 ganze Jahre nicht mehr gepredigt, wahrscheinlich, weil die Kirche einer Ruine glich. Im Jahre 1666 hat Andreas Franz Klobuczin von Klobuczinski, Herr auf Eisemost, die Kirche auf eigene Kosten aus Holz und Lehm, also als Fachwerkbau, neu errichtet. Im Jahre 1670 wurde die Kirche zum ersten Male visitiert. Dabei erfahren wir, daß die neue Kirche zum Pfarrer von Gläsersdorf gehörte. Sie hatte eine getäfelte Decke und Ziegelpflaster und war mit allem Notwendigen ausgestattet. Auf dem hölzernen Turme hingen drei Glocken, die größte war während des Krieges gestohlen worden. Das Pfarrhaus war baufällig. Merkwürdig ist, daß damals die neue Kirche der Rosenkranzkönigin geweiht war. Bei der Visitation im Jahre 1679 war die Kirche Maria Himmelfahrt geweiht und



bei der des Jahres 1687 der hl. Katharina; wann sie der hl. Barbara geweiht wurde, ist nicht festzustellen, wahrscheinlich war sie seit 1666 eine Barbara-Kirche und nur vorübergehend anderen Patronen geweiht; 1687 war sie jedenfalls wieder Barbarakirche. Die Kirche erhielt 1666 ihren noch benützten Taufstein, eine nicht mehr vorhandene Orgel und einen Hochaltar. Er war gemauert, auf den Unterbau war ein alter Altar von 1425 aufgestellt, der 1674 erneuert wurde; er war aus dem Preichauer Halt gekauft worden, wo Herr von Klobuczinski bischöflicher Landeshauptmann war. Das Bild stellte die Krönung Mariens dar. Vor dem Altar war eine Gruft. An der Epistelseite war ein zweiter Altar errichtet mit dem Bild der Rosenkranzkönigin. 1674 wurde der Preichauer Altar erworben und zum Hochaltar gemacht, die Kirche wurde Maria Himmelfahrtkirche, und der erste Hochaltar wurde Seitenaltar. Im 18. Jahrhundert erhielt die Kirche ihre Barockausstattung, die getäfelte Decke wurde mit Ornamenten bemalt, die 1891 noch vorhanden waren. Im Jahre 1935 ist die Kirche neu mit Schindeln gedeckt und außen erneuert worden, 1936 folgte die innere Erneuerung.

Die Kirche wird seit ihrer Erbauung vom Gläsersdorfer Pfarrer betreut. Gelegentlich hatte







die Herrschaft Schloßkapläne; von ihnen sind bekannt Kaplan Graf gegen Ende des 17. Jahrhunderts und Tobias Hipper 1764-1768 (geb. 1681 in Liegnitz, geweiht 1705, seit 1712 Pfarrer von Obsendorf). Besitzer von Eisemost waren Andreas Franz von Klobuczinski, Andreas Karl von Klobuczinski (vermählt mit Maria Juliana von Borwitz), Peter von Klobuczinski, Max von Klobuczinski (vermählt mit Franziska von Gersdorf), im 17. und 18. Jahrhundert die Familien Hanke und Neugebauer und Dr. Eichel in Dessau im 19. Jahrhundert und die Familie Gläsemer im 20. Jahrhundert. Jetzt ist Patron der Kirche das Restgut Eisemost und die Stadt Lüben (1936).

Die Kirche liegt malerisch auf einer Anhöhe über dem Dorfe. Von weitem verrät uns die Turmfahne 1666 als Jahr der Erbauung der Kirche. Von Westen her zeigt sich die Kirche am schönsten, schon deswegen, weil dort der Höhenunterschied zwischen dem Kirchberg und dem Standort des Beschauers am größten ist. Hier sieht man auf der Kirchhofmauer auch die zierliche Figur des hl. Johannes Nepomuk. Sie steht auf einem achtkantigen Sandsteinsockel und einem Zwischenstück mit hochgotischem Maßwerk: war das ein Baldachin, unter dem einst eine Heiligenfigur stand? Oder gehörte es zu einem Sakramentshäuschen? Und ist dieses Stück aus der Mitte oder der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ein Rest, und zwar der einzige, der vor 1666 hier vorhandenen und im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Kirche? An der



Heiligenfigur lesen wir E. F. V. K. ex voto curavi fieri Anno 1776, also ein Herr von Klobuczinski hat 1776 die Figur machen lassen, zu der er sich durch ein Gelübde verpflichtet hatte. Sie stand bis 1931 am Park der Herrschaft und war arg mitgenommen. Sie wurde dann erneuert und an der jetzigen Stelle aufgestellt. Die Kirche ist aus Fachwerk gebaut und fast ganz mit Holz verkleidet. Der Altarraum ist niedriger und schmaler als das Langhaus und mit drei Seiten eines Fünfecks geschlossen. An der Südseite steht der Turm, er ist dreistöckig und von einer vierseitigen Pyramide gekrönt. Auf dem Turme hängen drei Glocken, eine ganz kleine, die Josef- und die Barbaraglocke. Auf der Barbaraglocke steht unter einem Bilde der Gottesmutter mit dem Jesuskind Gloria in ex-celsis Deo (Ehre sei Gott in der Höhe). Unter dem Bilder der hl. Barbara steht: Sanctae Barbarae Patronae Ecclesiae me dedicaverunt (Der hl. Barbara, der Patronin der Kirche, haben sie mich geweiht). Weiter heißt es: 1687 tunc temporis Patrono Rev. Dom. v. Klobutin primum fusa (1687, als Herr von Klobutin Patron war, zum ersten Male gegossen). 1865 sumptibus Rev. Patroni Centurionis Dom. Jos. Hanke et Communis renovata (auf Kosten des Patrons Hauptmann Jos. Hanke und der Gemeinde 1865 erneuert). Auf der Josefsglocke steht: Sursum corda. Josephus mihi nomen. Cum sorore mea Barbara iisdem sumptibus sum renovata 1865 (Empor die Herzen. Ich heiße Josef. Mit meiner Schwester






Barbara bin ich mit denselben Kosten 1865 erneuert worden).

An der Nordseite der Kirche ist eine Leichenkammer und eine Sakristei angebaut und durch Strebepfeiler vor dem Hinabgleiten in die Tiefe geschützt.
Der Eingang zur Kirche erfolgt von Süden her durch den Turm. Am Südeingang zum Kirchhof steht ein Feldkreuz mit der Inschrift: "Mission 1920. Mission 1930".
Der Hochaltar zeigt ein großes hölzernes Kreuz, Engel fangen das Blut der heiligen Wunden auf, darunter ist das Fegfeuer dargestellt. Am Kreuze stehen Maria und Josef, daneben der heilige Andreas und die heilige Barbara. Im Antependium sehen wir das Wappen des Herrn von Klobuczinski und seiner Frau geb. Borwitz. Der Taufstein aus Sandstein entstammt dem Jahre 1666, er ist in einfachen Formen gehalten. Auf dem Deckel ist die Taufe Jesu dargestellt. An der Epistelseite steht ein Altar der hl. Familie, im Antependium sieht man, wie am Hochaltar, die Wappen des Stifters und seiner Gattin. Auf dem Altar bilden die nebeneinander stehenden Figuren der hl. Maria, des Jesuskindes und des hl. Josef die Gruppe der heiligen Familie, Jesus mit Gottvater darüber und der Taube des hl. Geistes eine Darstellung der hl. Dreifaltigkeit. Der Altar zeigt aber außerdem Figuren des hl. Franziskus von Assisi und des hl. Antonius von Padua, des hl. Augustinus und des hl. Nikolaus, außerdem im Flachbilde die hl. Katharina und die hl. Apollonia.




Zur Seite findet sich noch eine Figur des hl. Petrus.

Am Kanzelkorb sehen wir in seinen vier Flächen Engelköpfe: Ein Engel mit einem Totenkopfe weint, der zweite weist zum Himmel, ein dritter senkt sein Köpfchen, der vierte Engel weist wieder zum Himmel. Vielleicht ist dem Stifter der Kanzel, Herrn von Klobuczinski, ein Kind in frühen Jahren gestorben und die Engel stellen Trauer und Trost dar. Oder haben die Engel Bezug auf die Predigt? Umkehr und Buße verlangend, einladend, zum Himmel weisend? Auf dem Schalldeckel sehen wir Christus von Engeln umgeben, an der Unterseite des Schalldeckels die Taube des hl. Geistes. Am Sockel sitzen vier Engelsköpfe auf, die die Kanzel zu tragen scheinen. Der Kreuzweg gibt Fugels bekannte Bilder wieder. Über dem Beichtstuhl steht eine barocke Figur des hl. Johannes Nepomuk. Die Kirche besitzt eine schön bewegte Auferstehungsfigur aus der Barockzeit.

Das schönste Bild der Kirche ist ein Ecce homo, über dem Engel die Leidenswerkzeuge halten. Das Bild Christus am Ölberg zeigt uns in einer Inschrift der Rückseite seinen Ursprung: "Um mit dem königlichen Propheten sagen zu können: Herr, ich habe die Zierde deines Hauses und den Ort deiner Wohnung geliebt, habe Johann Samuel Heppler, Ratssenior und Bildhauer von Raudten, zu Ehren dem blutschwitzenden Jesu dieses Bildnis in dieses Gotteshaus zur Zierath verehret Anno 1749 den 9. Juli" Auf einem


Barbarabilde lesen wir: "In honorem S. Barbarae Patronae huius ecclesiae donavit Carolus Franciscus Schubertus 1666" (Zu Ehren der hl. Barbara, der Patronin dieser Kirche, geschenkt von Karl Franz Schubert 1666).