Familie der Zobel-Dammüller in Jauschwitz
Erinnerungen von Max Zobel jun.
Gemeinde Jauschwitz














Hermann Zobel
(1857-1943),
Müllermeister
Kein Foto
vorhanden


Emma Zobel geb. Knappe
(1862-1930)

Familie Hermann Zobel
Hermann Zobel, Müllermeister und Landwirt, war der Älteste der drei Ziebendorfer Zobelbrüder. Er kaufte die Dammühle in Jauschwitz und heiratete die aus Groß Gaffron, Kreis Lüben, stammende Emma Knappe. Das Ehepaar hatte zwei Söhne, Max und Gustav. Max übernahm die Dammühle und die dazu gehörende Landwirtschaft. Gustav heiratete in die Höllmühle (gelegen zwischen Mlitsch und Alt-Raudten) ein.
Im 13. Jahrhundert war von Steinauer Mönchen durch ein sanftes, sumpfiges Tal ein Damm gezogen worden. Auf ihm verlief ein Fahrweg zwischen Jauschwitz und dem eben erst gegründeten Rinnersdorf. Südlich des Dammes war ein damals sechs Morgen großes Staubecken entstanden. Ein Höhenunterschied, Gefälle genannt, zwischen Oberwasserspiegel und Unterwasserspiegel von knapp 4 m lieferte zusammen mit der Durchflusswassermenge eine mittlere Jahresleistung von ca. 5 PS. Genug, um einen Mahlgang, in der Mühle hinter dem Damm, Dammühle genannt, dauerhaft anzutreiben. 1918 modernisierte unser Großvater Hermann Zobel die Dammühle, indem er eine Ascania Sichtmaschine und die erforderliche Fördertechnik einbaute.

Max Zobel sen.
(1894-1964)

Gustav Zobel
(1896-1969)

Familie Max Zobel sen.

Max Zobel sen.
(1894-1964)

Emma Zobel geb. Seidel
(1901-1985)

Die Kinder der Familie Max Zobel sen.

Herta Zobel
(1923-1989)

Annelies Zobel
(1928-1985)

Max Zobel
* 1931
sollte die Mühle
einst übernehmen

Irmgard Zobel
* 1934

Familie Max Zobel

Unsere Eltern gestalteten die Scheune und die unter dem gleichen Dach untergebrachten Ställe neu. Elf Jahre später bauten sie das neue Mühlengebäude auf den Grundmauern des alten und brachten die Innenausrüstung auf einen damals modernen Stand der Technik. Opa Hermann wurde nach dem Tode seiner Frau in unsere Familie integriert. Alle seine materiellen Bedürfnisse wurden von seinem Sohn Max sen. und seiner Schwiegertochter Emma erfüllt. Große Teile der landwirtschaftlichen Arbeiten, Ackern, Säen, aber auch Müllerarbeiten verrichtete Tochter Herta ebenso wie Tätigkeiten im Haushalt. Eine großartige Bäuerin wäre sie geworden. Annelies erlernte zu Hause die Feldwirtschaft, die Tierpflege und die Hauswirtschaft. Annelies und Herta waren unzertrennliche Schwestern und Freundinnen. Irmgard war 1940 in die Schule gekommen. Max - ich war inzwischen Max jun. - besuchte auf Anraten des Kantors Erwin Kranz die 1942 gegründete Hauptschule, die ursprünglich eine schulgeldfreie Mittelschule werden sollte. Neben der Schule erlernte ich spielend landwirtschaftliche Grundbegriffe sowie Tätigkeiten und alles, was mit der Bedienung der alten und neuen Mühle zu tun hatte. Ich sollte die Müllerschule besuchen, die Mühle übernehmen und es einmal besser haben als unsere Eltern. Aus all diesen Plänen wurde nichts. Jäh unterbrach die Kriegsfurie das Familienglück und den Stolz, ein blühendes Unternehmen geschaffen zu haben. 1946 wurde die Dammühle von einem dorthin deportierten Westukrainer wieder in Betrieb genommen. Der ukrainische Dammüller hat dort bis 1956 gemahlen, danach die Dammühle stillgelegt.

Das Mahlen in der alten Mühle war eine körperlich sehr harte und wegen der fehlenden Aspiration auch noch gesundheitsschädigende Arbeit. Da die Wasserkraft genutzt werden musste, wenn sie wetterbedingt vorhanden war, wurde vielfach nachts gemahlen. Etwas leichter war das Schroten und Quetschen für die Bauern und die Rittergüter. Ungebrochen, von der schweren Arbeit in der alten Mühle, war der Wille meiner Eltern, die Mühle zu modernisieren. Wir sprachen vom "Mühle-bauen", was im Jahre 1942 auch geschah. Die technische Ausrüstung der alten Dammühle, vor der ersten Modernisierung durch meinen Großvater im Jahre 1918 entsprach dem Stand Mitte des 18. Jhs. Es war ein im Betriebszustand befindliches, in jeder Phase romantisches Museum in idyllischer Umgebung. Schon der Aufenthalt in der Nähe des laufenden Wasserrades und die dabei auf alle Sinnesorgane wirkenden Eindrücke sind mir unvergesslich geblieben. Für diese Romantik taten meine Eltern bewusst alles, was in ihren Kräften stand. So erinnere ich mich an den Umbau der Wasserradstube. Die Wände wurden massiv aus hartgebrannten Klinkern gemauert, der Abfluss tiefer gelegt, so dass später eine Turbine eingebaut werden könnte. Aber beiderseits des Einganges zum Wasserrad und an den südlichen Stirnseiten ließ unser Vater im Mauerwerk Hohlräume, mit Zugängen von außen, als Nistgelegenheiten für vier Meisenpaare, die darin jedes Jahr Jungvögel aufzogen. Wo immer sich Gelegenheiten boten, im Hof, in den Ställen, den Gebäuden, im Garten, auf den Feldern oder in den Wäldern begünstigten wir bewusst die Vermehrung der Vögel und anderer Tiere in unserer Umgebung. Sie hielten die so genannten Schädlinge, die sie als Nahrung aufnahmen so in Grenzen, dass sich unsere hochgezüchteten Kulturpflanzen im Feld und im Garten ungehindert entwickeln konnten. Unser "Pflanzenschutz" beschränkte sich auf das gründliche Reinigen und das Beizen des Saatgetreides. Damit bekämpften wir die Unkrautvermehrung durch ungewollte Unkrautaussaat und die gefürchteten Schmarotzer Mutterkorn und Brandweizen.

Wir sind aufgewachsen in einer herrlichen, natürlichen Umgebung, nicht nur mit unseren Haustieren, sondern gleichermaßen mit den Tieren des Waldes, der Wiesen und der Felder. Für den Umgang mit Tieren galt der Satz: "Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es fühlt wie du den Schmerz". Auch zu den Pflanzen und Bäumen hatten wir ein freundschaftliches Verhältnis. Niemals durfte ein Ast abgebrochen werden, das war Baumfrevel. Brauchte man einen Stock, z.B. als Hütestock, so musste dieser glatt abgeschnitten werden. Der zurückbleibende Stumpf durfte nicht aufsplittern, damit "Schädlinge", Trockenheit oder Fäulnis "keine" Angriffsflächen bekamen. Bewegten wir uns im Walde und davon gab es sehr viel, hatte absolute Ruhe zu herrschen, denn die zahlreichen, wild lebenden Tiere durften nicht gestört werden. Durch Getreidefelder wurde nicht gelaufen. Taten es dennoch irgendwelche Fremde, rief man ihnen zu: "Da siehst du Korn du Ochsenhorn, willst du es wohl genießen, dann tritt es nicht mit Füßen".


Familie Zobel um 1935
1 Max Zobel sen., 2 Gustav Zobel, Höll-Müller, 3 Tante Kuttig, 4 Hermann Zobel, 5 Oma Martha Zobel, 6 Gustav Zobel, 7 Kantor Erwin Kranz, 8 August Zobel, 9 Hilde Henne, 10 Tante Frieda, 11 Herta Zobel, 12 Emma Zobel, 13 Eleonore Zobel, 14 Irmgard Zobel, 15 Annelies Zobel, 16 Max Zobel jun.


80. Geburtstag von Hermann Zobel im Jahr 1937 mit seiner Familie
Von links: Hermann Zobel, Gustav Zobel, Annelies, Emma und Max Zobel sen., Irmgard, Oma Martha Zobel, die beiden Höllmüllerinnen Selma und Eleonore Zobel


Die älteste Tochter Herta betreute die Landwirtschaft mit den familieneigenen Pferden Grete und Bubi und Hund Prinz

Müllermeister Max Zobel sen. um 1942 mit seiner Frau und den Kindern Herta, Max und Annelies

Das Werk der Familie Zobel

Die verbliebenen Ruinen fotografierte im Jahr 2015 Marcin Owczarek.