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Raudtener Schützengilde mit dem Vorsitzenden Max Vetterlein um 1937
Mit einem herzlichen Dank an die Vetterlein-Enkel für das schöne Bild!
hintere Reihe von links: Gustav Preuß, Wilhelm Wiersing, Wilhelm Hönisch, Kurt Schulz, Georg Paeßler,
mittlere Reihe: Gustav Ilgner, Artur Hellmich, Paul Hoffmann, Georg Reimann, Gustav Kirchner, Wilhelm Bobe, Artur Reimann, Johannes Fiebig
vordere Reihe: Hermann Dartsch, Paul Petzold, Max Stock, Heinrich Brandt, Max Vetterlein, Max Laufer, Anton Heider, Erich Arnold
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Das jährliche Schützenfest in Raudten
Mit großer Spannung wurde von allen das Schützenfest erwartet, welches seit altersher am 3. Pfingstfeiertag von der Schützengilde als Pfingstschießen durchgeführt wurde. Wenn es endlich soweit war, waren mittags nicht nur die Schützen und ihre Angehörigen, sondern wir Raudtener alle und ein großer Teil der Bewohner der umliegenden Dörfer auf den Beinen. Freudig wurden die Schützen auf dem Marsch zum Schützenhaus begrüßt. Alles trug Festkleider, selbst die Häuser hatten Festschmuck angelegt. Vor jeder Tür standen rechts und links junge Birken.
An der Spitze des Zuges ging, seiner Wichtigkeit voll bewußt, der Hüter der Ordnung, der Ortspolizist. Ihm folgte gemessenen Abstandes die Kapelle. Dann kam im roten Kittel und mit der Schießscheibe der Zieler. Jahrelang verwaltete dieses Amt Herr Reinelt. Hinter ihm marschierte die Schützengilde mit ihren beiden schönen Fahnen, geführt von dem mit Schärpen und Orden geschmückten alten Schützenkönig, seinen beiden Rittern und dem Bürgermeister. Die Schützen waren bis nach dem I. Weltkrieg mit schwarzen Anzügen sowie Zylinderhüten, später mit Lodenuniformen und Filzhüten bekleidet. Umschwärmt wurde der Zug von der vor Freude erregten Jugend. Bald knallten im Schützenhaus die Schüsse, und wir alle waren begierig, zu erfahren, wer der beste Schütze sei. Geduld war aber notwendig, denn die Entscheidung fiel erst am Abend. Bis dahin vertrieben wir uns die Zeit bei Kaffee und Kuchen, beim Konzert mit Tanz oder auf dem Rummelplatz. Wer wollte, konnte, auch wenn er kein Schütze war, Zielwasser zu sich nehmen.
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Nach geschlagener Schlacht kehrte beim Dunkelwerden der Zug fröhlich ins Städtchen zurück. Mit Ansprachen und Feuerwerk wurde der schöne Tag vor dem Rathaus beendet. Unter dem Jubel der Unentwegten wurden noch anschließend der König sowie der erste und der zweite Ritter zu ihrem Haus begleitet.
Am folgenden Morgen brachte ab 6 Uhr die Kapelle jedem Schützenbruder ein Ständchen als Weckgruß, damit er nicht den Abschluß des Festes, das Königsfrühstück im Schützenhaus, versäumte, wo er auf Kosten des Schützenkönigs bewirtet wurde. Zum Ausgleich, obwohl es noch keine Gleichberechtigung gab, wurden die Schützenfrauen von der Schützenkönigin, der Frau des Schützenkönigs, zum Damenkaffee geladen.
Die Volkstümlichkeit des Schützenfestes beruhte auf alter Tradition. Im Mittelguter war es Pflicht der Bürger, ihre Stadt mit einer Waffe zu verteidigen. Um dazu im Ernstfall in der Lage sein zu können, mußten sie üben. Sie hatten allerdings keine Gewehre der heutigen Zeit, sondern Armbrüste, von denen sie Eisenbolzen oder Holzbolzen mit Eisenspitzen abschossen. Das Übungsgelände in Raudten befand sich hinter den Scheunen in der Nähe des Schützenhauses. Dort war die Vogelstange, wie wir aus einer Urkunde des Jahres 1542 wissen. Da die Lübener Schützengilde bis zuletzt nach dem Vogel, einem hölzernen Adler, schoß, können wir uns vorstellen, wie es unsere Vorfahren machten. An der Spitze einer sehr langen Stange war ein hölzerner Vogel mit Stricken befestigt. Die Schützen richteten einer nach dem anderen die Armbrust nach dem Ziel, ließen die Sehne der Armbrust schnellen und der Bolzen eilte dem Ziel entgegen. Traf er, splitterte ein Stück Holz ab. Zum Schluß hing nur noch ein kleiner Rest des Vogels an der Stange. Ihn herunterzuholen war sehr schwierig. Wer es schaffte, war der Sieger. Ich vermute, daß in damaliger Zelt bereits zum Pfingstfest oder am 3. Feiertag unter der Anteilnahme der gesamten Bevölkerung ein Wettschießen aller wehrpflichtigen Bürger durchgeführt und als Volksfest gefeiert wurde. Leopold Beyl in LHB 17/1962 |
Schützenhaus Raudten um 1927, Besitzer Gustav Preuss Es befand sich, wie sich Gerd Paeßler erinnert, unmittelbar vor dem Schießstand (siehe Stadtplan) |
Schützenfest in Raudten zur Kaiserszeit.
Schützenfest in Raudten 1911. Die Conditorei gehört Herrmann Knefeli.
Schützenverein Raudten in den 1920er Jahren
Herzlichen Dank für das Bild an Gerd Paeßler!
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Das Schützenhaus Raudten. Mit herzlichem Dank an die Vetterlein-Enkelin Irene Melde!
Gruß aus dem Schützenhaus Raudten aus dem Jahr 1903
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