|
18.7.1881 Postkarte von Johann Gustav Droysen an seinen Sohn, den Herrn Privatdocenten Dr. Droysen in Lüben
Lüben war so klein, dass die Post jeden Briefempfänger kannte und Dr. Droysen aus Berlin war so bekannt, dass er auch ohne genaue Anschrift gefunden wurde!
|
An Herrn Privatdocenten Dr. Droysen
in Lüben
Wenigstens einen Gruß muß ich dir und deiner Frau nach Lüben
senden. Wie schön daß ihr euch da erfreut und erholt. Wie es hier
geht hast du aus Annas Brief von vorgestern gesehen. Es bleibt in
demselben langsamen Niedergang. Ich freue mich jedes Tages, der
mir so noch geschenkt wird, und werde, wenn diese letzten guten Tage
zu Ende sind, der besseren gedenken, die ich lange und länger
als ich hoffen konnte, dankbar genossen habe. - Im Uebrigen halte
ich meine Vorlesungen und arbeite fleißig und mit ruhigem Sinn wie
sonst. Ich freue mich auf euer Kind sehr; du kannst Dir denken, was
es mir werth ist, daß Henri uns Anna hergeschickt hat; jeden Tag von
Neuem hat Mama ihre Freude an ihr; wenn sie ruhig vor ihrem Bett
sitzt; ist ihr sichtlich die Seele ruhiger und das Leiden erträglicher.
Gottbefohlen Droysen Berlin, 18. Juli 1881
Frau Dr. Christiane Hackel von der Humboldt-Universität zu
Berlin, die Leben und Werk von Johann Gustav Droysen (1808-1884) erforscht hat, teilte mir zum besseren Verständnis Folgendes mit:
Der Kontext zu diesem Brief ist der, dass Emma Droysen (1829-1881), die Mutter ("Mama") von Hans
Droysen am 10. August 1881 gestorben ist. Die Karte ist also kurz vor
ihrem Tod geschrieben. (Anna ist Droysens drittes Kind, sie war mit
Henri Jordan verheiratet, beide wohnten in Königsberg).
Und Emma Droysen jr. (1.9.1881-8.3.1945), die älteste Tochter von Hans
Droysen und seiner Frau kommt am 1. September 1881 auf die Welt. Sie ist die ältere Schwester von Zoe Droysen.
|
|