Theodor Schröther (1873-1943)
Anna-Maria Strack (1867-1955)














Theodor Schröther

Theodor Schröther (1873-1943)

Theodor Schröther stammte aus Lattilitz. Er war das achte Kind des Kantors und Lehrers Schröther. Nach Absolvierung von Schule und Lehrerausbildung war er in Mlitsch tätig und kam 1919 nach Lüben-Altstadt, um die seit dem Tode seines Schwiegervaters Heinrich Neumann (1915) verwaiste Lehrer- und Kantorstelle zu übernehmen. Er war sehr bald mit der gesamten Gemeinde verbunden, und wohl alle merkten, wie sehr er seinen Beruf liebte und in ihm aufging.

Er gründete den Altstädter Kirchenchor, der sich großer Beliebtheit erfreute. Mit den Sängern wurde alljährlich eine Sommerfahrt durchgeführt, die bis in die schlesischen Berge führte. Wenn er seine Pflichten als Lehrer erfüllt hatte, so sah man ihn in seiner Freizeit auf seinem Felde, der Wiese, im Garten oder bei seinen Bienen beschäftigt. Ruhen konnte er nie. Durch seine Bienenzucht war er nicht nur im Lübener, sondern u. a. auch im Laubaner Kreis als erfahrener Imker bekannt und geschätzt. Er war jahrelang Vorsitzender des Imkervereins. Für diese Tätigkeit wurde ihm die "Goldene Ehrennadel" verliehen.

Zu seinem engeren Freundeskreis zählten Oberschullehrer Zingel, Lüben, Lehrer Fitzner, Koslitz, und Oberamtmann Lange, Altstadt. Nach der Eingemeindung von Altstadt nach Lüben unterrichtete er an der evangelischen Volksschule in Lüben bis zur Pensionierung im Jahre 1935. Daraufhin gab er die Dienstwohnung in Altstadt auf und siedelte nach Greiffenberg über, um im Anblick der von ihm besonders geliebten Berge die Jahre des Ruhestandes zu verleben.

Leider aber kannte er sich dieser erhofften Ruhe nicht lange erfreuen. Zu Kriegsbeginn wurde er zum Schuldienst in Greiffenberg geholt. Aber nebenbei blieb ihm auch hier wieder Zeit für seinen Garten und die Imkerei, insbesondere die Königinnenzucht. Aus dieser Tätigkeit für Schule und für seine Imkerei riß ihn im Jahre 1943 plötzlich der Tod. Er ruht auf dem Kirchhof in Altstadt an der Seite seiner Schwiegereltern und seines jüngsten Sohnes, in unmittelbarer Nähe der Kirche, an der er fast zwei Jahrzehnte Organist gewesen ist.

Theodor und seine Ehefrau Anna Schröther geb. Neumann hatten drei Söhne: Johannes 1905-1988, Rudolf 1909-1989 und Günter, gestorben am 29. April 1945 im Kessel von Halbe bei Berlin. Rudolf Schröther, der 1928 am Lübener Gymnasium das Abitur erworben hatte, schrieb im Lübener Heimatblatt Artikel über die Wasserläufe im Kreis Lüben und die Tierwelt der Umgebung Lübens.

Quelle: Lübener Heimatblatt 5/1963 S. 72

Altstadtschüler mit ihrem Kantor und Lehrer Theodor Schröther

Altstadtschüler mit ihrem Kantor und Lehrer Theodor Schröther Anfang der 1920er Jahre


Amüsante Erinnerungen an seine Schulzeit unter Kantor Schröther verfasste Arnold Weidner (1922-2009).
Hier ein paar Auszüge:

Die Schule in Altstadt lag ziemlich in der Mitte des Dorfes nahe der Kirche, des Gasthofes Urban und des Dominiums, 550 Morgen groß. Der Schulhof grenzte an die Kreuzung Dorfstraße und die Großkrichener Chaussee, die in die Kotzenauer Straße in Richtung Lüben mündete. In der Mitte des Schulhofes stand ein Lindenbaum. Den Mädchen war der Teil an der Straße nach Großkrichen vorbehalten, die Jungen durften sich an der Dorfstraße tummeln. Unser Lehrer war der Herr Kantor Schröther. Zum Schulhaus gehörte ein schöner Obstgarten und etwas Schulland. Frau Kantor, eine tatkräftige Frau, versorgte nicht nur den Haushalt - sie kümmerte sich um den Schulgarten und ihre Ziegen, was sie nicht unter der Würde der Frau eines Kantors hielt.

Während so mancher Turnstunde wurde die interessante Übung Holzeinstapeln angesetzt. Der "Turnplatz" für die Kinder der evangelischen Dorfschule in Altstadt befand sich auf dem vier bis fünf Meter schmalen Streifen hinter dem Kirchhof. Gingen wir zum "Turnplatz", war links eine etwa zwei Meter hohe Böschung mit der Kirchhofsmauer und rechts ein Abhang von zwei bis drei Metern.

Die Altstädter Sportanlage erschöpfte sich in einer mäßig großen Sprunggrube und zwei Pfählen, in die in verschiedener Höhe eine Reckstange eingehängt werden konnte. Viele Altstädter Eltern hielten sowieso die Mithilfe auf den Bauernhöfen - zum Beispiel Kartoffellesen - für sinnvoller als irgendwelche Verrenkungen auf dem Turnplatz. Manchmal wurde aus der Turnstunde ein kleiner Spaziergang in Richtung Großkrichen. Bei jedem Halt erklang die bekannte und gefürchtete Frage: Was hast du gesehen? Gemeint waren Gräser, Blumen, Vögel oder Leute bei der Feldarbeit. Für die ersten Kandidaten war es leicht etwas "zu sehen". Da Wiederholungen nicht erlaubt waren, gab es eben für die Letzen kaum noch etwas "zu sehen". Und das waren, da wir nach der Größe antreten mußten, halt immer die "Kleinen"; und dazu gehörte damals leider auch ich.

Herr Kantor Schröther war in seiner Gestik und Sprache sehr gemessen. Dafür rutschte seine Hand leicht aus. Gutes Benehmen, Zucht und Ordnung, wie er sie verstand, waren für ihn oberstes Gebot. In der Kirche galt striktes Lachverbot. An seinem Geburtstag wurde der Herr Kantor regelmäßig von den Mädchen für einige Tage "wehrlos" gemacht. Der große Zeigestock und die kleine Sente aus dünnem Bambusrohr umwickelten die größeren Mädchen liebevoll mit Blumengirlanden. Wenn der Herr Kantor die beiden für Erziehungszwecke so unentbehrlichen Gegenstände benutzen wollte, brachen alle Mädchen in ein jämmerliches Geheul aus. Nach einigen Tagen wurden die Blumengirlanden vom Herrn Kantor ohne Rücksicht auf die Verletzlichkeit zarter Mädchenseelen radikal entfernt. Denn die Schulordnung und des Herrn Kantors Rechtssinn verlangten es so.

Sehr fleißig wurden in Altstadt das Schönschreiben nach der Sütterlinschrift und das Kopfrechnen geübt, für viele Schüler ein Greuel. Zweimal führte uns der Herr Kantor in seine Wohnung und wir Schüler mußten uns vor dem Klavier aufstellen und wir sangen mit Geigen- oder Klavierbegleitung das Lied von Eichendorff: "O Täler weit, o Höhen", eines der Lieblingslieder vom Herrn Kantor. Die ungewohnte Umgebung hatte uns alle recht brav gemacht. Weniger feierlich waren die Singstunden im Klassenzimmer. Jeder Schüler mußte einen Vers solo vorsingen, eine von den meisten Schülern ungeliebte Einrichtung.

Mehr in den Erinnerungen von Arnold Weidner.