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Wie im Adressbuch Lüben von 1927 zu sehen ist, war Dr. med. Friedrich Meyer als Assistenzarzt in der Heil- und Pflegeanstalt Lüben tätig. Weder über die Anstalt noch über einzelne Mitarbeiter gibt es umfassende Informationen. Es gilt als sicher, dass in der NS-Zeit auch aus dieser psychiatrischen Einrichtung die geistig und körperlich behinderten Patienten mit Sammeltransporten in Tötungsanstalten "verlegt" wurden. Heute wissen wir, dass diese Aktion T4 die psychologische Vorbereitung der Deutschen auf den Holocaust war. Was die Mitarbeiter der Anstalt darüber wussten, wie sie darüber dachten, bleibt im Dunkel der Geschichte. Es ist deshalb auch nicht bekannt, ob einzelne Ärzte und Pfleger/innen für ihre Rolle in diesem System zur Rechenschaft gezogen oder als unschuldig beurteilt worden sind. Diese Einleitung halte ich für notwendig, wenn ich einem mir unbekannten Lübener Arzt und seiner Familie hier eine Seite widme.
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Heinz Linke, ebenfalls in Lüben geboren, war mit Barbara geb. Meyer, der Tochter des Arztes, befreundet. Ihre Kinder ließen ihn nach ihrem Tod Einblick in das Fotoalbum der Familie aus Lüben nehmen. Darin finden sich viele schöne Aufnahmen des weitläufigen Anstaltsgeländes und seiner schönen alten Gebäude, ebenso wie Fotos der Kollegen und der Familie.
Leider gibt es bis auf die Jahreszahlen 1927-1929 und den Namen des Arztes und seiner Tochter keinerlei Informationen zu den Fotos. Fast 90 Jahre später kann nur ein glücklicher Zufall noch helfen, einiges dazu zu erfahren. Wer immer etwas dazu beitragen kann, möge das bitte tun!
Dank an Heinz Linke für seine Unterstützung des Projekts Lüben-damals!
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Eine Aufnahme von 1927. Ganz rechts Assistenzarzt Dr. med. Friedrich Meyer. Daraus ist zu schließen, dass es sich hier um das Ärztekollegium der Heilanstalt handelt. Es sind zwar noch einige Namen bekannt, aber keiner kann einer der abgebildeten Personen zugeordnet werden. Von 1927 bis zum Ende war Dr. med. Guido Kunze (1875-1953) Stellvertreter, später Leiter der Anstalt. Vermutlich ist er auf dem Foto abgebildet. Von ihm stammen die beiden folgenden Ansichtskarten.
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Lüben, 26.8.1927: Sehr geehrter Herr Postminister! Ihre freundliche Einladung zwecks Denkmaleinweihung ist mir nach Lüben, wohin ich am 15. Mai unter Ernennung zum Direktor-Stellvertreter versetzt wurde, nachgeschickt worden. Ich danke Ihnen herzlich dafür, werde aber leider nicht kommen können, weil ich zu der Zeit dienstlich zu sehr gebunden bin. Sollten Sie die Gugali besuchen, machen Sie doch bitte einen Abstecher zu uns. Mit den herzlichsten Grüßen von Haus zu Haus Ihr ergebener Kunze (Angekreuzt: Meine Wohnung! Genauer, seine Etage im sog. Verwaltungsgebäude.)
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Lüben, 11.9.1936: Sehr geehrter Herr Postminister! Zu Haus wieder glücklich gelandet, gedenke ich des netten Sonntagsnachmittags, an dem Sie mich freundlicherweise ins Schießhaus mitnahmen. Ich hoffe sehr, daß Ihre Erkältung derzeit gelindere Form angenommen hat. Meine Frau würde sich mit mir freuen, wenn Sie uns mal aufsuchten. Meine Ferien habe ich bis zum 1. Oktober verlängern lassen, da ich erst am 11. Oktober ins Schulungslager muß. Beste Grüße auch von meiner Frau. Heil Hitler! Ihr ergebener Kunze
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Dr. med. Meyer 1927 vor einem Gebäude der Heilanstalt. Es könnte sich um die Aufnahmestation gehandelt haben. |
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Im Fotoalbum sind auch mehrere Bilder seiner hübschen jungen Frau. Leider auch hier kein Name, sondern nur "die Ehefrau von Dr. med. Meyer" 1927. Einmal in der bürgerlich schönen Wohnung, einmal wohl in der Lübener Heide. |
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Diese letzten Aufnahmen zeigen die junge Familie mit Töchterchen Barbara, die im Jahr 2016 als 87jährige verstorben ist. Ob das ältere Paar auf dem mittleren Foto Eltern des einen Ehepartners sind oder Kollegen aus der Heilanstalt ist auch nicht bekannt. Rechts noch einmal Frau Meyer 1929. Ein herzliches Dankeschön an ihre Nachfahren für ihr Einverständnis mit einer Veröffentlichung dieser Bilder aus dem Fotoalbum der Eheleute Meyer auf lueben-damals.de. |
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