Einwohner von Klein Krichen
Gemeinde Kleinkrichen














Kriegerverein Klein Krichen-Lerchenborn um 1920, Bild von Wilhelm Weidner

Der Kriegerverein Klein Krichen-Lerchenborn 1920.


Familienbesitz Weidner - Hof Klein-Krichen Nr. 22
von Wilhelm Weidner (1901-1973)

Nun lebt man schon so viele Jahre fern der Heimat und nur die Erinnerung ist geblieben, besonders an meinen verlorenen Bauernhof. Es war der Hof Klein-Krichen Nr. 22, der als ersten Besitzer einen Bauern mit Namen Giersch oder Gierschner hatte. Dieser übergab im Jahre 1734 den Besitz seinem Schwager und ab hier wurde er in meiner Linie Familienbesitz. Hier war eine Tochter auf dem Hof geblieben, und davon gab ein in einer alten Truhe gefundener Übergabevertrag von 1734 Kunde. Der Schwager war Karl Preuß, der Kaufpreis betrug 300 Silbertaler. Gleichzeitig waren die Verpflichtungen, die der Besitzer an die Grundherrschaft zu leisten hatte, zu übernehmen. Die Bauern waren ja noch leibeigen. Der Hof war 180 Morgen groß. Die Leistungen für den Grundherren waren: den Jagdhund zu füttern und mehrere Tage Flachs zu jäten. Hinzu kamen noch Spanndienste, also Arbeit mit Pferden.

Der Name Preuß war nun in vier Generationen auf dem Hof, der letzte war wieder ein Karl Preuß, er ist im Jahre 1903 in Klein Krichen verstorben, angeblich im 90. Lebensjahr. In der Zeit, da Freiherr vom Stein (also gegen 1812) die Bauernbefreiung anstrebte und Renten für die Grundherrschaft gezahlt werden mußten, hat der damalige Besitzer als Ablösung für die Rente fast ein Drittel seines Landes hingegeben, um damit sofort frei zu sein. Der Hof hatte dann noch 132 Morgen. Der letzte Preuß hatte zwei Töchter, von denen eine meinen Großvater Weidner heiratete, als er aus dem Kriege 1866 heimkehrte, das war dann etwa 1868; er stand bei den Bredow-Dragonern. Mein Großvater kam von Groß Krichen. 1870 mußte er nochmals in den Krieg gegen Frankreich und machte diesen Feldzug bei den 4. Dragonern mit.

Er erwarb diesen Hof von seinem Schwiegervater sehr preiswert für nur 6000 M. Die Schwägerin wurde von den Eltern ausgezahlt. Er selbst bekam von seinen Eltern 12 000 M mit. Er fing nun gleich an zu bauen, und zwar ein Wohnhaus, einen großen Stall, einen Maschinenschuppen und ein Auszugshaus für sich. Die Felder wurden drainiert. Ich hatte die Drainagekarten von 1874 bis 1888 noch in meinem Besitz.

Mein Vater wurde 1869 geboren. Sein jüngerer Bruder sollte eigentlich den Hof bekommen, und aus diesem Grunde kaufte er meinem Vater in Lampersdorf bei Steinau (1897) einen Hof. Da aber der Bruder nach Groß Krichen heiratete, mußte mein Vater im Jahre 1907 den elterlichen Hof übernehmen. Mein Vater hatte 1903 einen schweren Unfall und war bis an sein Lebensende ein Invalide. Sein schweres Leiden, das steife und offene Bein, bereitete auch beim Laufen große Beschwerden, und so war er froh, daß er mir 1929 den Hof übergeben konnte, der in einem sehr guten Zustande war.

Zwei Tage nach Einbringung der Ernte schlug am 14. August 1932 der Blitz in die Scheune ein und verbrannte mir die gesamte Ernte. Landsmann Fritz Breiler, Mallmitz, trug das gleiche Schicksal nur eine halbe Stunde später, wo ebenfalls durch einen Blitz die väterliche Scheune eingeäschert wurde. Im Frühjahr 1933 baute der Bauunternehmer Emil Tscharntke aus Braunau alles wieder auf. Die Zimmerarbeiten verrichtete der Sägewerksbesitzer Robert Kaul aus Braunau. Das passierte alles gerade in der Zeit des wirtschaftlichen Niederganges, der schlimmsten Zeit, die ich erlebte. Damals kaufte ich 1000 Mauersteine von der städtischen Ziegelei für 22,50 RM. Maurerlohn war damals 0,58 RM pro Stunde, der Zimmermeister verlangte 63 Pfg. Dafür wurde aber unendlich viel geleistet. Als der letzte Giebel hochgezogen wurde, ging ich zu Mittag aufs Feld und meinte zu den Maurern, daß sie wohl, wenn ich zurückkäme, fertig sein würden, was sie für unmöglich hielten. Ich versprach ein zweites Richtfest und tatsächlich, als ich vom Feld kam, war der Giebel hoch und dem folgte natürlich auch die entsprechende Feier.

Und dann kam 1939 der Krieg mit seinen Grausamkeiten und dem furchtbaren Ende - unserer Vertreibung von daheim, von unserer Scholle, dem Boden, mit dem wir verwachsen waren. Unser Boden, der von unseren Vorfahren kultiviert worden war - noch bevor Amerika entdeckt wurde!

Wilhelm Weidner, LHB 1970

Eine Fahrt in den Pfingstmorgen
Als wir noch Kinder waren, unternahmen meine Eltern jedes Jahr zu Pfingsten eine Fahrt in die Wälder, denn meine Mutter liebte es, durch den Fichtenwald zu wandern, wo die frischen Triebe sprossen. Wir Kinder waren natürlich immer dabei. Und als ich den Hof übernahm, wurde auch diese schöne Gewohnheit beibehalten.

Ich fuhr dann mit meinem Rade früh gegen 5 Uhr allein los über Lerchenborn, an der Schule vorbei, dann am Dominium bis zum Fiebigsberg. Das dürfte der höchste Aussichtsberg in unserer Ecke gewesen sein. Von hier aus war eine schöne Aussicht über die nähere Umgebung: Lerchenborn, Klein-Krichen, Groß-Krichen, Altstadt bis nach Lüben. Die Fahrt führte mich weiter hinunter zum Brauchitschdorfer Forst, am Anfang kam eine große Waldwiese, wo es immer Wild zu beobachten gab. Und wenn man besonderes Glück hatte, so begegneten einem hier Hirsche und Wildschweine. Hier zu verweilen war allein die Fahrt wert, die Stille in der Natur, die langsam über den Wald kommende Sonne und in 150 m Entfernung äsendes Wild!

Hatte man sich dann von diesem herrlichen Fleckchen losgerissen, ging die Fahrt weiter bis zur Försterei, die zwischen Bohlendorf und Kaltwasser lag. Wenn ich mich recht erinnere, war dies Hinterheide. Hinter der Försterei ging es rechts ab, Kaltwasser blieb links liegen, man kam dann auf den Weg nach Neuspröttchen. Wenn das Dorf durchfahren war (es waren eigentlich nur einige Häuser), war Spröttchen nicht mehr weit. Im Gasthaus Köhler wurde die erste Raststunde gehalten, um diese Zeit war man noch mit dem Wirt allein und es wurde ein "gemütlicher Schoppen" daraus.

Die Fahrt ging weiter, gegen Mittag war das Gasthaus "Zur Birke" erreicht. Hier kam man doch eigentlich schwer vorbei und meine Frau sagte einmal: "Bei der Birke hält der liebe Gott den Arm raus und läßt niemanden vorbei!" Fast war es so, denn hier fand man immer Bekannte und es war immer gemütlich! Das Heimkommen von hier aus wurde etwas verschoben, und man fand sich eben etwas spät daheim ein, aber dabei war schon die Freude auf das kommende Jahr, um Pfingsten wieder diesen Ausflug zu unternehmen.

Je länger man in der Fremde leben muß, desto mehr kommt es einem zum Bewußtsein, was man verloren hat und man kann heute nur noch in Gedanken alle diese alten, schönen Wege gehen. Es war einmal!

Wilhelm Weidner (1901-1973), LHB 1965

Hochzeit von Max und Ella Weidner

Hochzeit von Max und Ella Weidner am 14. Juli 1919 in Klein Krichen

Obere Reihe von links: Reinhold Weidner und Frau, Großkrichen, Wilhelm Grosser und Frau Martha geb. Weidner, Herr Hiller und Frau, Gölschau bei Haynau, Selma Weidner aus Sabitz mit Artur Weidner aus Großkrichen, Herr Bartsch und Frau, Krebsberb bei Haynau, Kurt Lehmann und Frau Marta geb. Weidner aus Lüben, Paul Weidner aus Sabitz
Nächste Reihe: Musiker Kränzel aus Lüben, Hermann Walter und Frau aus Gramschütz bei Glogau, Oswald Kühn und Frau aus Lampersdorf bei Steinau, Gustav Peukert und Frau geb. Weidner aus Oberau, Wilhelm Müller aus Bielwiese Kreis Steinau und Selma Wilcke aus Barschau, Brautpaar Max Weidner und Frau Ella geb. Weidner, Lüben, Alfred Scholz und Meta Weidner (später verh. Freude, Schwester der Braut), Kleinkrichen , Louis Kutzner und Frau, Haynau, Otto Hütter und Frau geb. Weidner aus Lerchenborn, Willi Scholz aus Kleinkrichen, Jörg Thier aus Lüben (Musiker)
Nächste Reihe: -, Ewald Scholz, Kleinkrichen, August Müller, Bielwiese, Wilhelm Kühn und Frau aus Berlin, Paul Weidner und Frau Emma geb. Kühn, (Brauteltern) aus Kleinkrichen, Marie Weidner geb. Kutzner, Lüben (Mutter des Bräutigams), August Weidner, Kleinkrichen (Großvater der Braut), Gustav Kühn und Frau, Lampersdorf, Karl Weidner unf Frau, Großkrichen
Unten: Martha Weidner (Schwester der Braut), Kleinkrichen und Ewald Kühn, Lampersdorf, Klara Weidner (Schwester der Braut), Kleinkrichen, Erich Kühn, Berlin, Wilhelm Kühn, Lampersdorf, Karl Weidner, Lüben (Bruder des Bräutigams), Richard Kühn, Frieda Weidner, Großkrichen, Arnold Kühn, Berlin, Elli Peukert, Oberau, Wilhelm Weidner (Bruder der Braut), Kleinkrichen

Mit einem herzlichen Dank an Sigrid Lisner geb. Freude!

Tanzstunde in Klein Krichen im Jahr 1918

Tanzstunde in Klein Krichen im Jahr 1918
Leider sind keine Namen bekannt.

Die Ehrenjungfrauen des Kriegervereins Lerchenborn-Klein Krichen im Jahr 1911, Bild von Wilhelm Weidner

Ehrenjungfrauen des Kriegervereins 1911 aus Lerchenborn und Klein Krichen. Kennt jemand Namen der Abgebildeten?