Gemeinde Sabitz
Gemeinde Schwarzau














Sabitz in: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien 1939

Sabitz [1939]
Gemeinde, Kreis Lüben Schlesien, 13 km, Post Sabitz über Lüben, 305 Einwohner, 86 Haushalte, Flurgröße 1058 ha, 4 Gemeinderäte, Bürgermeister Hoffmann, Fernsprecher Seebnitz 47, Landratsamt, Finanzamt, Amtsgericht, Versicherungsamt, Landkrankenkasse, AOK Lüben / Regierungsbezirk, Landgericht, Arbeitsgericht, Versorgungsamt Liegnitz / Arbeitsamt Liegnitz, Nebenstelle Lüben / Standesamt Braunau / Schulgemeinde Sabitz / Gendarmeriebezirk Seebnitz / nächster Personen-, Güterbahnhof Seebnitz 5 km / nächste Kraftposthaltestelle Seebnitz 4 km.
Vorhanden: Elektrisches Stromverteilungsnetz, Volksschule / NN 258 m

Aus: Alphabetisches Verzeichnis der Stadt- und Landgemeinden im Gau Niederschlesien mit den dazugehörigen Ortsteilen, Kolonien, Siedlungen usw., Kurt-Gruber-Verlag Wirtschaft Recht, Dresden, 1939

Sabitz in: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien 1927

Sabitz [1927]
Dorf Kreis Lüben Regierungsbezirk Liegnitz 263 Einwohner Gemeindevorsteher Hoferichter Postamt Eisenbahnstation Güterladestelle Seebnitz Amtsgericht Finanzamt Gewerbeamt Lüben Landgericht Elektrizitätswerk Liegnitz evangelische Volksschule Fortbildungsschule landwirtsch.
Feige, Emil, Tischler
Frenzel, Richard, Gasthofbesitzer
Frieße, Richard, Schmiedemeister
Fritsch, Paul, Stellmacher
Hoffmann, Hermann, Schneidermeister
Karsch, Heinrich, Kolonialwarenhandlung
Köhler, Robert, Schuhmacher

aus: Amtliches Landes-Adressbuch der Provinz Niederschlesien für Industrie, Handel, Gewerbe, Verlag August Scherl, Breslau, 1927

Sabitz in: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien 1913

Sabitz [1913]
Dorf + Rittergut (mit Vorwerk): Kreis Amtsgericht Lüben 14 km; Post evangelisches Kirchspiel Seebnitz (Bezirk Liegnitz) 2 km; Eisenbahnstation Göllschau 10 km; Amtsbezirk Standesamtsbezirk Sabitz; katholisches Kirchspiel Kaltwasser; 282 + 69 Einwohner

aus: Alphabetisches Verzeichnis sämtlicher Ortschaften der Provinz Schlesien, Verlag Wilhelm Gottlieb Korn, Breslau 1913

Sabitz auf der Kreiskarte Lüben 1935

Sabitz in Nachschlagewerken von 1789 und 1845






Robert George

Zur Personalkarte des Sabitzer Lehrers Robert George

auf der Website der Bibliothek
für Bildungsgeschichtliche Forschung
des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung


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Dorfpartie mit Kriegerdenkmal, Evangelische Schule, Warenhandlung Hoffmann

Gruß aus Sabitz 1930er: Dorfpartie mit Kriegerdenkmal, Evangelische Schule, Warenhandlung Hoffmann
Mit einem herzlichen Dank an Kristin Grundmann.



Heimatdorf Sabitz
Gotthard Frh. v. d. Recke

Sabitz war ein typisches schlesisches Straßendorf mit dem Gut in der Mitte. Die Felder lagen in Handtuchform an den einzelnen Bauernhöfen. Seine Gründung dürfte also vor etwa 700 Jahren erfolgt sein, damals, als die deutschen Siedler nach Schlesien kamen. Nach alten Urkunden hat Sabitz etwa im 14. Jahrhundert der Liebfrauenkirche in Liegnitz gehört, danach viele Jahrzehnte der Familie von Rothkirch. Später ging das Dorf in den Besitz der Familie von Zedlitz über, die es 1717 dem Freiherrn von Liedlau verkaufte.

Die Letzte aus dem Hause von Liedlau aus Sabitz heiratete 1758 Herrn von Schweinitz auf Klein Krichen, und somit wurde Sabitz Besitz der Familie von Schweinitz. Im Jahre 1783 heiratete die Tochter von Schweinitz Herrn von Czettritz aus Seitendorf bei Waldenburg und bekam Sabitz. Das junge Paar zog in das Dorf. Als im Jahre 1796 die junge Frau starb, zog der Witwer von hier fort. Der Sohn Karl aus dieser Ehe erbte 1820 Sabitz, und wiederum der Sohn von diesem, Gotthard von Czettritz, übernahm 1854 diesen Besitz. Bekannt ist, daß damals Sabitz einen trostlosen Anblick bot, wenn man von der Bahn von Haynau kam, der Wagen durch den Sand mahlend die Höhe des Micheldorfer Berges erreicht hatte und die Strohhütten von Sabitz sichtbar wurden.

Es wäre nie mit unserem uns bekannten Dorf zu vergleichen gewesen, mit den stattlichen Gebäuden des Gutes, den großen schönen Bauernhöfen und den sauberen kleinen Besitzungen. Die meisten Besitzungen waren seit vielen Jahrzehnten in der gleichen Familie geblieben; Strebsamkeit und Fleiß hatten einen gewissen Wohlstand geschaffen.

Als Gotthard von Czettritz nach Sabitz kam, war das Gutshaus im Bau. Er hat später den größten Teil des Hofes mit neuen Gebäuden bebaut und durch Ankauf von Häusern aus dem Dorf für bessere Arbeiterwohnungen gesorgt. Große Teile des Ackerlandes hat er drainiert und die Wiesen planiert. Bei seiner Übernahme waren im Walde große Kahlflächen, die er aufforsten ließ. Bei der Bewirtschaftung von Sabitz wurde er durch Inspektor Otte und Förster Müller unterstützt.

1902 starb Gotthard von Czettritz und hinterließ drei Töchter.

Sabitz 1916: Schloss, Dorfstraße, Warenhaus von Heinrich Karsch, Schule

Sabitz 1916: Schloss, Dorfstraße, Warenhaus von Heinrich Karsch, Schule

Schloss Sabitz, Teichpartie, Gasthof zum Frieden von Reinhard Frenzel

Schloss, Straßenansicht, Heinrich Karsch Warenhandlung

Schloss Sabitz 1929

Schloss Sabitz 1929

Eine dieser Töchter, Charlotte, heiratete 1903 Freiherrn von der Recke. Dieser kaufte Sabitz den drei Schwestern ab. Mit viel Liebe und Erfolg widmete er sich der Bewirtschaftung von Sabitz und war bald als tüchtiger Landwirt bekannt. Für die Nöte und Sorgen seiner Arbeiter hatte er stets ein offenes Herz. 1912 wurden Arbeiterwohnungen gebaut, die noch 20 Jahre später als besonders gut anerkannt waren.

Freiherr von der Recke bekleidete eine große Anzahl von Ehrenämtern. Ab 1906 war er Amtsvorsteher und Landesältester. Von 1916 bis 1926 gehörte er dem Kreistag an. In vielen Berufsorganisationen stand er an führender Stelle. Er half und riet, wo er konnte. Während des 1. Weltkrieges setzte er sich helfend für die Kriegerfrauen ein. Als Freiherr von der Recke krankheitshalber die meisten Ehrenämter niederlegen mußte, wurde er Ehrenlandesältester und Ehrenvorsitzender des Landbundes.

Im Jahre 1930 verstarb er. Damit erbte die Witwe, Charlotte Freifrau von der Recke, Sabitz, und 1938 übernahm ihr Sohn Gotthard den Besitz. Freifrau von der Recke hatte sich, schon wie ihre Mutter, stets um die Kranken und Alten des Dorfes gekümmert. Sie leitete die Sonntagsschule und die Frauenhilfe.

1945 ging Frau Charlotte nicht aus Sabitz heraus, sie hat die schwere Zeit bis zur Vertreibung 1946 miterlebt und war oft genug der Mittelpunkt der Deutschen. Sie kamen alle mit ihren Sorgen und Nöten zu ihr. Sie hat in dieser schweren Zeit Gottesdienst gehalten und die deutschen Kinder unterrichtet.

An dieser Stelle soll noch des letzten Bürgermeisters von Sabitz, Emil Hofmanns, gedacht werden, dessen Spur sich seit dem Ende des Krieges verliert. Wir Sabitzer werden seiner stets in Dankbarkeit gedenken, denn er hat gerecht seines Amtes gewaltet und war immer bemüht, jenen zu helfen, die ihn um Rat aufsuchten.

Gotthard Freiherr von der Recke in LHB 1/1957

Portal des Sabitzer Schlosses


Die folgende Karte schrieb seine Mutter Charlotte am 20. Oktober 1905 an Freiin Jenny von der Borch in Westfalen.

20. Oktober 1905
Liebe Jenny!
Du schriebst uns auch freundlicher Weise zur Geburt unseres Söhnchens. Wir danken dir herzlich dafür. Der kleine Mann sowohl als sein Schwesterlein machen uns große Freude. Tante Lili war auch zur Taufe hier. Wilhelm und Ellinor finden sich beide jetzt etwas wohler. Mit vielen Grüßen von Wilhelm, deine Charlotte Recke.


Das erwähnte "Söhnchen" war der Autor des vorstehenden Artikels im Lübener Heimatblatt 1/1957. Er war am 2.9.1905 geboren. Das "Schwesterchen" war die 1904 geborene Anna. Mutter Charlotte muss eine bescheidene Frau gewesen sein. In der Unterschrift erwähnt sie ihren Adelstitel nicht ausdrücklich. Nur unter das Bild vom Schloss schreibt sie: Der Besitz von Freifrau von der Recke.


Lehrer Otto Fiebig, Sabitz

Am 8. Februar 1846 zu Nieder-Leschen (Kr. Sprottau) geboren, wo sein Vater Lehrer und Kantor war, besuchte er von 1856 bis 1860 die Königliche Schulanstalt zu Bunzlau, danach die Präparandie des Kantors Baumgart zu Primkenau.

Da er dort täglich nur eine Stunde Unterricht zu erteilen hatte, blieb ihm viel Zeit übrig für Fischfang, Krebsen, Suchen nach Beeren und Vogelnestern und dgl., so daß diese Jahre dem goldenen Zeitalter des Perikles glichen. Am 17. Januar 1906 verschied der seit 1880 in Sabitz tätige Lehrer Otto Fiebig, dessen Aufzeichnungen aus seinem Leben uns noch heute erhalten sind. Wir wollen einmal den Lebensweg eines alten Schulmannes hören, der eine Zeit durchschritt, da mit Besinnlichkeit das Leben gelebt wurde. Theateraufführungen brachten den Präparanden zeitweise einen nicht zu unterschätzenden Nebenverdienst.

Schule in Sabitz

Schule in Sabitz

Während des zweiten Präparandenjahres wurde er in verschiedenen Stellen zur Lehrervertretung eingesetzt. So kam er u. a. 1863 für ein halbes Jahr nach Poppschütz bei Freystadt, die Schule hatte damals 170 Schüler. Darüber lesen wir in seinen Aufzeichnungen: "Während dieser Zeit revidierte der Schulrat Stolzenburg, mein früherer Direktor. Der sonst so Gestrenge muß damals mit seinem ehemaligen Schüler große Nachsicht gehabt haben, denn trotz des fabelhaften Blechs, das ich ihm vormachte, schied er mit anerkennenden Worten."

1864 besuchte Otto Fiebig das Seminar und am 2. November 1866 zog er als "wohlbestallter Adjuvant" in Bilawa (Kr. Freystadt) ein. Hier erlebte er einen Schulbetrieb, den er nie vergessen konnte. So schreibt er: "Die Herrlichkeit des Amtes eines Volksschullehrers wurde mir hier zum vollkommenen Bewußtsein gebracht, denn ich fand hier eine total verrottete Schule, Kinder, die aus selbstgefertigten Tabakspfeifen tollkühn Kartoffelkraut und ähnliche Surrogate rauchten, vor." Später kam er noch an so manche Schule.

Am 12. Mai 1874 heiratete Otto Fiebig. So manches Erlebnis in diesen Jahren des jungen Lehrers wäre es wert, festgehalten zu werden, wir gehen aber weiter und hören von der Übersiedlung (1880) nach Sabitz. Hier wurden ihm seine Kinder geboren. Reichlich Arbeit gab es auch hier. So hatte Otto Fiebig 90 Schüler in der Oberklasse und außerdem beteiligte er sich noch am Unterricht in der Seebnitzer Präparandenanstalt. Mit der Gemeinde selbst fand er keinen engeren Kontakt. Etwas, was aus seinen Aufzeichnungen mehr zwischen den Zeilen zu lesen ist. Was ihn aber schmerzlich berührt haben mag.

Hier erfährt man (was wir alle nach 1945 sehr oft selbst erlebten!), daß man auch damals, vor mehr als einem halben Jahrhundert, Ortsfremde nur ungern sah. So traten für unseren Lehrer Fiebig oft genug Schwierigkeiten auf, sei es bei der Genehmigung einer Gehaltserhöhung oder der Realisierung irgendwelcher Pläne. Eine herzliche Freundschaft hatten er und seine Familie mit dem Gutsherrn Fuchs aus Spröttchen geschlossen.

Am 5. November 1891 feierte er ohne Sang und Klang sein 25jähriges Dienstjubiläum. Im Herbst 1891 traf ihn ein harter Schlag durch die Flucht des Bankiers Scholz aus Lüben, dem er sein gesamtes erspartes Geld anvertraut hatte. Kurz vor seinem 60. Geburtstag verschied er durch Schlaganfall, seine Ruhestätte fand er auf dem Friedhof zu Seebnitz. Seine Frau verließ Sabitz und lebte bis zu ihrem Tode am 4. März 1929 in Kotzenau.

Sabitz 1915, Schule und Posthülfsstelle

Sabitz 1915, Schule und Posthülfsstelle

Vielleicht sind unter den Lesern Landsleute, die einst zu diesem Lehrer noch zur Schule gingen, die vielleicht sich seiner erinnern und wissen, daß er mit seinem ganzen Wesen Lehrer war, der in seinem Beruf aufging. Das ist aus seinen Aufzeichnungen zu entnehmen.

Erika Hoffmann-Rehmie, Schriftleiterin des LHB, in 6/1956