Erinnerungen von Ruth Kambach geb. Pankotsch
Gemeinde Seebnitz














In der Chronik von Annemarie Busch geb. Keil über den Nikischhof befinden sich auch Aufzeichnungen der Tochter des Seebnitzer Lehrers und Kantors Max Pankotsch, Ruth Kambach geb. Pankotsch, aus dem Jahr 1986. Die folgende Abbildung zeigt Ruth um 1933 neben ihrem Vater auf der Terrasse der Volksschule Seebnitz. Inzwischen übermittelte Annemarie Busch ein Bild aus ihrer Schulzeit in Seebnitz, auf dem auch Ruth Kambach geb. Pankotsch zu sehen ist! Herzlichen Dank dafür!

Schule in Seebnitz mit den Lehrern Fritz Tschöpel und Kurt Moll, Kantor Max Pankotsch und Tochter; Frau und Fräulein Strauß.

Schule Seebnitz um 1933 mit den Lehrern Fritz Tschöpel, Kurt Moll, Kantor Max Pankotsch und Tochter Ruth, sowie Frau und Fräulein Strauß.

Besonders interessant für die Nachfahren von Seebnitzern sind diese Aufzeichnungen aufgrund der vielen Hinweise auf ehemalige Bewohner des Dorfes, ihre Berufe und sonstigen Tätigkeiten. Wie es in Schlesien üblich war, wird zuerst der Familienname genannt und danach zur Unterscheidung der Vorname. Ich habe das übernommen, weil es so typisch war und immer noch so anheimelnd klingt.


Seebnitz bis 1945
von Ruth Kambach geb. Pankotsch, geschrieben im Februar 1986

Seebnitz Kreis Lüben liegt an der Abzweigung nach Kotzenau, an der ehem. Reichsstraße 117, die von Lüben nach Haynau führt. Es ist ein 3 km langes Reihendorf mit 2 Marktplätzen. Dem "Gänsemarkt", an der Post mit Kriegerdenkmal (eingeweiht ca. 1923 ) und dem "Schweinemarkt", der von einem Teil der Kirchhofmauer, der Schule, der Bäcker- und Konditorei Gutsche, dem Kaufhaus Pritsche (vormals Hammerschmidt), sowie von Senftlebens Tanzsaal und Märgel Pauls Gastwirtschaft eingerahmt war. Das Dorf hatte 1945 etwa 1.000 Einwohner. Mittelpunkt war der Ring, (wie der Schweinemarkt auch genannt wurde.) Er stellte die Grenze zwischen dem Oberdorf und dem Niederdorf dar.

Zu unserem Dorfe gehörten 3 Dominien, Besitzer war Graf von Rittberg aus Groß-Kotzenau. Zwei davon, Marienhof und Blankenheide, lagen etwas außerhalb des Dorfes (das erste in Richtung Michelsdorf, und das zweite in Richtung Hummel). Das dritte, der Rothkirchhof, bildete einen Teil des Oberdorfes und wurde als erstes in Siedlungen aufgeteilt und an westpreußi-sche, zwangsausgesiedelte Bauern übergeben. Mitte der 1930er Jahre wurden auch die anderen beiden Dominien von einer Siedlungsgesellschaft in 30 und 70 Morgen große "Erbhöfe" mit den dazu gehörigen Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aufgeteilt. Der ehemalige, auch dem Grafen Rittberg gehörende Nickischhof, wurde von der Siedlungsgesellschaft 1927 an den Gutsinspektor Erwin Keil verkauft.

Totalansicht, Kirche, Gasthof zum deutschen Kaiser von Gustav Heumann

Totalansicht, Kirche, Gasthof zum deutschen Kaiser von Gustav Heumann

Zum Kirchspiel Seebnitz (Kirchenpatron Graf Rittberg, später Baron v. d. Recke Sabitz) gehörten die Dörfer Groß-Kotzenau, Krebsberg, Sabitz, Michelsdorf, Hintereck, Spröttchen und Plätscherdorf. Außer den größeren und kleineren bäuerlichen Betrieben (siehe Dorfplan) sind zu nennen:
Pastoren: Neumann (Lorenz, Harder, Michael bis 1913)
Kantoren und Schulleiter: Max Pankotsch (Karl Schwertner bis 1913)
Lehrer: Kambach, Tschöpel, Roatsch, Hirte, (Büttner, Moll, Häsner)
Handarbeitslehrkräfte: Ilse Hartmann (Fräulein Strauß )
Handarbeitshilfskräfte: Frau Miebs, Frau Purz
Kindergärtnerinnen: Frau Thamm, (Magda Gutsche, Ilse Wessig, Hilde Jena)
Ärzte: Dr. Müller (Dr. Hauffe, Dr. Richter praktizierte 1921-22 in der späteren Wohnung Nöldner)
Zahnarzt: Dentist Hoffmann
Bürgermeister: Alfred Schiller (Karl Cebulka bis 1933, Julius Scholz bis 1918, Eduard Rothe bis 1914)
Bäcker:Bartsch Martin (gleichzeitig Pferdehändler)
Bäcker und Konditor:Gutsche Erwin
Bademeister:Volkmann Martin, Scholz Julius, Metner Hermann
Böttcher:Mattner Adolf, Vater Karl
Briefträger:Kluge Karl (Schmittchen Hermann; Gutsche Gerhard)
Brunnenbauer:Helmich Reinhold
Büglerin:Frau Richter (Haus-Nr, 49)
Chausseewärter:Williger Oskar
Dachdecker:Richter Paul und Sohn Alfred
Elektriker:Tillmann Fritz
Fahrradschlosser:Stanelle
Fleischer:Brandt Kurt, Krismanski, (vormals Jäkel Karl), Medrian Paul, Scheibe Bruno
Fleischbeschauer:Siebert (Cebulka)
Frisöre:Krücke Walter, Renner Gustav, Urbe Bruno
Fuhrleute:Helbig Paul, Kühn
Gärtnerei:Bock Karl
Gasthäuser:Hahnelt, (Heumann, Drews), Hanke Bruno, (Gambke, Teubner), Märgel Paul. Hoffmann Willi, Senftleben Hans, (früher Brauerei)
Getreidehändler:Gebrüder Hoffmann aus Lüben
Hebamme:Frau Sowart
Imker:Gutsche Stellmacher, Hanke Gustav, Hanke Richard, Pankotsch Max, Schiller Alfred, Schmittchen Hermann, Warmuth Wilhelm, Helmich Reinhold.
Karussellbesitzer:Enkelmann, Warmuth Wilhelm (beide verkauften die Karussells um 1918)
Kaufleute:Lehmann Franz, Fritzsche, (Hammerschmidt, Wolf Guido), Michel August, Urbe Bruno, Frau Tilgner
Kirchendiener/Glockenläuter:Mattner Adolf (Vater Karl), Tscharnke Karl
Korbmacher.:Finster, Rottert Gustav
Krankenschwester:Nolde Elisabeth, Frau Obst
Landjäger (Gendarm):Michler (Ermlich)
Maler:Neugebauer Karl
Mattenflechter:Weiß
Maurer:Hanuschke Richard, Paruschke Willi, Peschel Arnold, Rönsch August, Schmidt Otto
Milchfahrer:Geppert Gustav Haus Nr.76 (Thamm Rudi)
Milchkontrolleur:Hahn Gustav
Molkerei:Meier Fritz
Motormüller:Tschirschwitz Gustav
Nachtwächter:Seidel (Pilz Friedrich)
Ofensetzer:Böhm Oskar
Post:Scholz Eise, ( Scholz Julius)
Putzmacherin:Geppert Mariechen
Samen- u. Düngerhandlung:Volkmann Martin
Sattler:Reilich Oskar, Cebulka Karl
Schlosser u. Mechaniker:Glufke Arthur (oder Bruno?)
Schmiede:Höfig Willi, Raffel Richard, Schindler Richard
Schneider:Tilgner Gustav, Tschirschwitz Gustav, Dünnbier
Schneiderinnen:Frau Szur, Hahn Frieda, Höfig Lina, Rothe Ella, Schalm Herta, Frau Stephan
Schuhmacher:Kallaus Richard, Weidner Schuster (am Gänsemarkt), vorher Müller Karl, Purz Ernst
Schulreinigung:Frau Seifert
Schweinehändler:Geppert Karl, Geppert Max, Geppert Richard, Geppert Willi
Stellmacher:Hainke Robert, Warmuth Wilhelm
Tischler:Rothe Hermann (Haus-Nr.74) RothePaul (Haus-Nr.47), Seidel Paul ( am Ring) Zobel, (bis 1916 )
Totengräber:Mattner Adolf
Treckerfahrer:Scholz Gustav
Uhrmacher:Haberstroh Wilhelm, (bis ca. 1920)
Weißnäherin:Frl. Langnickel (bei Michel Kaufmann)
Windmüller:Dörfer Paul, Tänzer, Tschierske (Mühle abgebrannt)
Bäuerliche Bezugs - und Absatzgenossenschaft
(Aus Getreidehandlung Hoffmann hervorgegangen): Nöldner Kurt, (Wolf Guido), Raiffeisen, genannt Kasse
Kyffhäuser Verein, Leiter Scholz Stellmacher (gegenüber Stanelle)
Turnverein, Leiter Lehrer Haessner
Kirchenchor, Leiter Pankotsch Kantor
Blaskapelle für Beerdigungen, Leiter Talke Michelsdorf, Richter Paul, Tiesler Willi
Tanzkapelle, Leiter Tiesler Willi, Richter Paul, Tschierske Arthur, Wolf Oswald. Die Musiker wurden bei Bedarf von Musikern aus den umliegenden Orten ergänzt, wie auch Seebnitzer Musiker von Fall zu Fall in den benachbarten Ortschaften aushalfen. Zu besonderen Anlässen wurde die Kotzenauer Marienhütten-Kapelle nach Seebnitz geholt.

Ruth Kambach geb. Pankotsch, 1986