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Lübens Wasserversorgung
Wasserwerk, Maschinenhaus, Beamtenhaus. Aktuelle Fotos weiter unten! |
Pastor Klose berichtet in seiner Lübener Chronik: "... und am 15. November 1906 sprudelte zum ersten Male das Wasser in den Häusern in überreicher Fülle und unerreichter Güte". In diesem Überschwang der Freude wurde in der Stadt die Inbetriebnahme der weitsichtig gelösten Wasserversorgung begrüßt. Als die Stadtväter in den Jahren 1875/76 die Planung für eine gesicherte Wasserversorgung beschlossen, wurde nur ein kleiner Teil der größer gewordenen Stadt aus den Brunnen an der Kotzenauer Straße gespeist. Die Brunnen lagen zu tief, um dem Wasser den erforderlichen Druck zu geben, damit auch die höher gelegenen Grundstücke versorgt werden konnten. Von nun an wurde das Rohrnetz für die Wasserversorgung ständig erweitert. Nachdem in der Wiesensenke nördlich der alten Oberauer Straße eine |
ergiebige Wasserader angebohrt wurde, konnten die Lübener Bürger den Bau eines Wasserturmes unmittelbar an dieser Straße beobachten. Als die Wasseranschlüsse hergestellt waren, drückte ein Pumpwerk das geförderte Grundwasser in die Behälter des Turmes, Von dort wurde das inzwischen auf über 13.000 Meter ausgebaute Rohrnetz gespeist und jeder Haushalt erfreute sich dieser fortschrittlichen Versorgung. Die Stadt mußte dafür tief ins Stadtsäckel greifen und 230.000 Mark ausgeben. Seitdem hatte die Stadt außer dem hohen Kirchturm noch ein zweites Wahrzeichen - den Wasserturm, der auf freiem Feld stand.
Heinz Boderke in LHB 10/1975 |
Das Bild vom Wasserturm ließ alte Erinnerungen wachwerden. Im Geiste sah ich meinen Mann den Weg am Wasserturm heraufkommen. Denn, wie war es denn? - "Er" und der "Turm" gehörten einfach zusammen. Er versorgte hier Tag für Tag die erforderlichen Arbeiten, die Pflege, auch an Sonn- und Festtagen mußten die Wasserleitungen für die Lübener Bürger in Ordnung sein. Als Gehilfe war Herr Renner als 2. Maschinist eingesetzt, der auch im Wasserwerk wohnte.
Der Dienst im Wasserwerk war in zwei Schichten eingeteilt. Die erste Schicht begann morgens um 3 Uhr und die zweite um 14 Uhr, sie war immer die längste. Der diensttuende Maschinist durfte sie nicht eher verlassen, bis der Turm voll war. In den Sommermonaten, wenn die Gärten gegossen wurden, war der Verbrauch hoch und dann konnte im Turm für den nächsten Morgen kein Vorrat gesammelt werden. Drei Pumpen bewältigten die Arbeit; fiel aber eine doch einmal aus, dann mußte diese sofort repariert werden und da durfte nicht nach vorgeschriebenem Dienstschluß gehandelt werden.
Mit dem Wasserturm ist ein Stück Familiengeschichte der "Roufflair" verbunden. Der Ackerbürger Roufflair, Steinauer Straße, war der Großvater meines Mannes Alfred Roufflair. Er hat damals alle Kiesfuhren, die zum Bau nötig waren, von der Stadtverwaltung übertragen bekommen. Der Maurerpolier, der den Bau des Turmes leitete, hat während dieser Zeit im Hause des Großvaters gewohnt. Und dann war mein Mann dort tätig, der sich eng mit dem Turm verbunden fühlte. 1937 haben wir unser Haus in der "Pflaumenallee" - Oberauer Weg 6 - direkt gegenüber dem lieben alten Wasserturm - erbaut und hatten ihn immer vor Augen.
Charlotte Roufflair geb. Förster in LHB 5/1986 |
Richard Beyer (1875-1961) seit 1907 Maschinenmeister des Wasserwerks Lüben
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