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So feierte Lüben im Jahr 1745 das Ende des II. Schlesischen Krieges, die Einverleibung Schlesiens durch Preußen und den bevorstehenden 34. Geburtstag Friedrichs II. Aus der "Sammlung öffentlicher Freudenbekundungen" der Abschnitt Lüben!
Über die engen Beziehungen Friedrichs zu Lüben berichtet Konrad Klose in seiner Lüben-Chronik in Kapitel IX und Theo Dames in einem Aufsatz über das Krockowhaus im Lübener Heimatblatt im Jahr 1972.
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Sammlung
der öffentlichen
Freudens-
Bezeugungen
welche
wegen des den 25sten December 1745
zu Dreßden
glücklich geschlossenen
Friedens
und wegen
des höchsten Geburts-Festes Sr. Majestät des Königs
in den Königl. Preußischen Provintzen und Landen
sind angestellt worden.
Berlin,
bey A. Haude und Johann Carl Spener,
Königl. und der Academie der Wissenschaften privilegirten Buchhändlern.
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Lüben in Schlesien.
Am 24. Jan. als an einem doppelten Fest-Tage, ließ sich diese Stadt
gantz besonders angelegen seyn, die unterthänigste Devotion gegen den
allergnädigsten Stifter desselben an den Tag zu legen. Die Eröfnung der
Solennitäten1 geschahe des Morgens um 8 Uhr durch Leutung der Glocken,
worauf der Magistrat von dem Hrn. Directore Zimmermann in Corpore zur
Stadt-Kirche geführet wurde, woselbst der Hr. Pastor Krügel eine auf diese
Umstände geschickte und recht erbaulich ausgearbeitete Predigt hielt. Nach
Endigung des Gottes-Dienstes verfügte sich das Corpus Magistratus wieder auf das Rathaus, von dessen Bühne Mittags gegen 2 Uhr eine geistreiche Cantata abgesungen wurde. Während der Zeit hatte sich die gesamte Bürgerschaft, unter ihren Fahnen, aus der Stadt gezogen, und auf die Wälle postiret,
um nach geendigter Music eine dreyfache Salve zu geben, wozu ihnen das Zeichen durch etliche auf dem Marckt gepflantzte Stücke gegeben wurde. Darauf wartete man, daß die Nacht denen durch den heftigsten Affect
der Freude erfundenen Illuminationen einen völligen Glantz geben möchte.
Die sinnreiche Erfindung gerühmten Herrn Directors hatte bey einer prächtigen Ehren-Pforte am Rathhause gewiß ein Meisterstück bewiesen. Oben
zeigte sich die Fama mit ihrem Rohre über dem Brust-Bilde Sr. Majestät, welches
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welches zur Rechten von dem Mercurio, zur Lincken von der Minerva, umgeben
war. Die Unterschrift hieß: Fridericus Magnus, Rex Borussiae, Augustus Invincibilis1. Weiter unten zeigten sich in Vereinigung das Preußische, Sächsische und Oesterreichische Wapen, davon das erstere in der Mitten
und etwas erhaben stand, mit Ueberschrift: Pace Unita2. Auf dem rechten
Flügel des Portals war eine unter der Plünderung im Feuer auffliegende
Stadt, mit dem Beysatz: Nulla Salus Bello3. Gegen über zur Lincken präsentirte sich eine mit angebauten Feldern, und einer Bleiche umgebene Stadt,
darüber die Worte zu lesen: Post Nubilda Phoebus4. Hinter derselben liessen
sich die Oesterreichischen und Sächsischen Gesandten mit einem Oelzweige
bittend sehen, und ihre Losung war: Pacem te poscimus omnes5. Die 2te
Devise des rechten Flügels zeigte die bey Wilsdruf hinter den Gebirgen hervor
sehende Armee der Oesterreicher, die aber durch die Flucht der Sachsen erschracken und zurück kehrten, mit der Beyschrift: Visu fugati6. Das letzte
Stück des lincken Flügels hatte zur Devise die Schlacht bey Wilsdruf, darüber stand: Venit, Vidit, Vicit7. Unten zur Rechten befand sich Bellona,
zur Lincken Mars.
Nachdem dieser Triumph-Bogen bis 10 Uhr mit unzehlichen Lampen im Feuer gestanden, erschien im finstern Raum zwischen den Flügeln eine
nach vorhergegangenem Donner-Wetter, dessen niederfallender Blitz das entzündete Kriegs-Feuer vorstellte, aufgehende Sonne. Und indem diese ihren grösten Glantz erreichte, kam aus ihrem Feuer ein Adler, welcher das
Wort Friede mit brennenden Buchstaben auf die Erde brachte. Unvermuthet öffnete sich weiter unten ein grünes illuminirtes Feld, in welchem die Worte
standen:
Fünf Siege Die haben in höherer Kraft
Uns wieder erwünschten Frieden verschaft.
Den Beschluß machte der Bürgermeister und Doct. Med. Herr Thieme,
als kluger Executor dieser Anstalten, mit einer ausbündigen Rede von der
Ursache und Wichtigkeit dieses Festes. Das Ende aber erfolgte unter einem
frohen Vivat, bey künstlicher Abbrennung der Worte, Vivat Fridericus,
Rex Borussiae XXXIV.8 Jahr alt; welche in 6 Theile getheilet, und
von so viel wilden Männern getragen wurden, ingleichen bey Werfung unzehliger Feuer-Kugeln, und Lösung der Stücke, wieder das Verlangen der
höchst vergnügten Zuschauer und für vollkommen beschäftigte und belustigte
Augen, nur allzu bald. Die
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Die Bürgerschaft machte ihre Häuser durch vielfältige Sinnbilder
nicht weniger ansehnlich, und Marckt und Gassen standen überall im Feuer.
Von den Vornehmsten einige anzuführen, so war sehenswürdig ein Adler
mit einem Oelzweige und der Beyschrift: Ante tulit laurum, qui nunce fert
pacis oliuam. Ingleichen ein helles Auge im duncklen Gesichte, nebst dem
Umlauf der Planeten, und den Worten:
Meine Augen sahen drein,
Da es sollte Friede sein.
Ein Fleischhauer zeigte sein patriotisches Hertz, indem er über ein abgestochenes Kalb die großmüthige Entschliessung gesetzet:
Wer mir die Preussen will verachten
Den will ich wie dis Kalb abschlachten.
Mit einem Wort, diese Stadt hat bewiesen, daß die Grösse eines Orts zur
Pracht und Devotion nicht eben unumgänglich nöthig sey; und daß Schlesien
keine Kosten scheue, seine Zufriedenheit unter den Flügeln des Preußischen
Adlers an den Tag zu legen.
Übersetzung der lateinischen Sprüche:
1 Friedrich der Große, König von Preußen, unbesiegbarer Erhabener
2 Frieden Einheit
3 Kein Heil gibt es durch Krieg.
4 (Sinngemäß:) Auf Regen folgt Sonnenschein.
5 Um Frieden bitten wir dich alle.
6 Anblick der Flüchtigen.
7 Kam, sah und siegte.
8 Es lebe Friedrich, Preußischer König, 34 Jahre alt.
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