Otto Rust - katholischer Pfarrer (1871-1945)
Hugo Schoen (1841-1918)














Als ich eines Tages nach dem Einmarsch der Russen in unser katholisches Pfarrhaus kam, fand ich dieses Foto (rechts). Es lag schmutzig zertreten auf dem Fußboden. Ich nahm das Bild mit und trug es bei mir bis heute, für immer!
Elisabeth Arlt (1905-2000), LHB 10/1963


Otto Rust wurde am 24. April 1871 in Duderstadt geboren. Im März 1896 wurde er zum Priester geweiht. Am 26.11.1925 war seine Amtseinführung in Lüben. Ab 1926 war ich Ministrant und verkaufte von 1930 bis 1932 die Kirchenzeitungen vor dem Gotteshaus, Sonntag für Sonntag. Nach den Haupt-Gottesdiensten mußte ich immer den Erlös für die verkauften Blätter beim Pfarrer abrechnen. Ehe ich den "Obolus" für diese Tätigkeit bekam - 1,50 Reichsmark - haben wir uns oft unterhalten. Einige Fotos von seiner Amtseinführung zeige ich Ihnen hier. Über unsere katholische Jugendgruppe Quickborn berichte ich gesondert.

Mit 74 Jahren mußte auch Otto Rust im Januar 1945 Lüben verlassen. Bei sehr großer Kälte und mit übermenschlichen Anstrengungen und Entbehrungen erreichte der Treck im Februar 1945 die Stadt Naumburg (Queis). Im Luftschutzkeller eines Klosters fand er mit vielen anderen Unterschlupf. Am 13. Februar 1945 wurde die Stadt von russischen Streitkräften eingenommen. Nach schrecklichen Ereignissen soll Pfarrer Otto Rust am 3. März 1945 erschossen worden sein, um den Widerstand der Deutschen zu brechen. Später bestattete man ihn in einem Massengrab auf dem evangelischen Friedhof in Naumburg am Queis. Damit endete das Leben unseres hochverehrten letzten Lübener Stadtpfarrers, der nahezu 20 Jahre hindurch als eifriger und beliebter Seelenhirt im großen Umkreis der Pfarrei mit ganzer Hingabe gewirkt hat.

Josef Marek (* 1916), LHB 2/1988

Otto Rust - katholischer Pfarrer in Lüben (1871-1945)

Pfarrer Otto Rust um 1930
am katholischen Pfarrhaus

Die folgenden vier Bilder von Josef Marek und Konrad Feige zeigen die Amtseinführung von Stadtpfarrer Otto Rust am 16.11.1925 vor dem Haupteingang der Katholischen Kirche. Die Honoratioren mit Zylinderhüten sind u. a. Bürgermeister Hugo Feige, Stadtrat Georg Geisler, Studienrat Heinrich Munderloh. Auf den Bildern der zweiten Reihe ist im Hintergrund eine Abordnung des R. R. 7 zu sehen.

Zu den beiden unteren Fotos schrieb Josef Marek, dass darauf Kardinal Bertram aus Breslau und Pfarrer Otto Rust anläßlich einer Firmung in Lüben abgebildet sind. Die Baldachin-Träger vorn sind Pfleger Neumann (links) und der Vater von Josef Marek, der Pfleger Franz Marek (1885-1966). Unbekannt ist, ob das rechte Foto in Lüben aufgenommen wurde. Über dem Eingangstor ist die Hausnummer 2 gut zu erkennen.

Vielleicht handelt es sich um das katholische Pfarrhaus, von dem ich leider nur das Bild rechts aus den 1990er Jahren zeigen kann. Zu der Zeit war das schön restaurierte Gebäude Kulturhaus mit Ausstellungen und Galerien und einem Café in den Kellerräumen. Die Frage ist, ob das Foto darüber vor diesem Pfarrhaus aufgenommen wurde und ob sich irgendwo noch ein altes Foto davon findet.